Promotion oder Drittfach Latein

  • Ich würde überhaupt nicht auf die Idee "Französisch" kommen - die entsprechenden Kollegen mögen mir das jetzt verzeihen, aber Französisch ist mittlerweile außerhalb Frankreichs sowas von unbedeutend geworden - nach Englisch kommst du mit Spanisch, Russisch und Deutsch heutzutage weiter. Die ehemaligen frazösischen Kolonien sind zwar viele, aber selbst die haben mittlerweile gemerkt, wie viel bekannter Englisch ist.


    Latein hingegen wird für viele Studien vorausgesetzt, und ist zudem die Basis für jegliche romanische Sprachen. Ich hatte es noch als erste Fremdsprache, und sehe das auch heute noch als sinnvoll an. Es ist logisch, strukturiert, hat nur wenige Ausnahmen... und wer danach irgendwelche weitere romanische Sprachen lernen will hat es deutlich einfacher.


    Über kurz oder lang gehe ich davon aus, Spanisch wird den Platz, den Französisch vielleicht noch in den Köpfen hat, einnehmen. Latein und verschwinden? Glaube ich nicht. Nur eben nicht überall unterrichtet.

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

    2 Mal editiert, zuletzt von Miss Jones ()

  • Wofür braucht man denn noch Latein? Ist bei uns für kein Studienfach mehr Voraussetzung. Bzgl. Spanisch stimme ich dir zu.

  • Keine Ahnung, wo der Spanischhype herkommt, aber jedem Tierchen sein Plaisierchen. Den Sinn von Latein im schulischen Kontext hat Miss Jones bereits charakterisiert, außerdem spielt hier auch die Geschichte des Gymnasiums eine maßgebliche Rolle. Latein gilt als die Sprache der Wissenschaft und galt als Symbol für und Zugang zu höherer Bildung. Inzwischen hat sich natürlich viel geändert, aber nach wie vor hat das Gymnasium nicht die primäre Aufgabe der Zweckmäßigkeit und praktischen Anwendung, sondern dient der Vermittlung von Allgemeinbildung und bestimmten Arbeitstechniken mit Perspektive auf dem Erwerb der allgemeinen Hochschulreife - daher erübrigt sich auch die typische Schülerfrage "Wofür brauche ich Latein? Man spricht es ja nirgendwo.". Ansonsten muss man auch ehrlich sein... Es gibt die Art von Schülern, die in den MINT-Fächern brillieren, aber froh sind, wenn sie in Englisch (bzw. teilweise auch in Deutsch) ihre Gnaden-4 erhalten. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie dann in Französisch oder meinetwegen auch in Spanisch zu Höchstleistungen auflaufen werden.

  • "Hype"?
    Übe dich mal in Geographie...
    Südlich der USA quatscht alles (außer Brasilien) Spanisch... und selbst auf den Philippinen versteht man das.
    Wo außerhalb Frankreichs findest du noch die Notwendigkeit, Französisch zu können, weil keine andere Sprache (bspw. Englisch) beherrscht wird...? Da suchst du aber lange...

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
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  • Naja, Französisch wird schon in einigen Ländern als Erst-, Zweit- oder Fremdsprache gesprochen. Aber davon mal abgesehen, schrieb ich bereits zuvor, dass es bei der Fächerwahl im Gymnasium nicht darum geht, dass man die erworbenen Kompetenzen direkt im Alltag praktisch anwenden kann, auch wenn dies im Einzelfall ein netter Nebeneffekt ist. Die Sprachenwunder, die es in jeder Klasse gibt, sollen meinetwegen Französisch oder auch Spanisch wählen dürfen, aber auch wenn man das als Fremdsprachenlehrer ungerne zugibt, es gibt Schüler, die können alles - nur nicht Fremdsprachen. Die sprechen nach 10 Jahren teilweise immer noch radebrechendes Englisch, da fragst du dich, was die während ihrer gesamten Schulzeit eigentlich lernten. Und ob die ihr Spanisch auf ein Niveau bekämen, dass sie auf den Philippinen verhandlungssicher kommunizieren könnten... Puh, dann vlt. doch lieber Latein. Und das sage ich als Nicht-Lateiner ;) .


    @kleiner gruener frosch: Von mir aus kannst du auch den Exkurs abtrennen und einen eigenen Thread daraus machen, wenn es zu sehr ins OT gehen sollte.

  • Lateiner waren bei uns diejenigen, die in der Oberstufe die einzigen waren, die wussten, was Konjunktionen, Adverbien etc. waren. Kein schlechter Vorteil wie ich finde. Im Allgemeinen hilft Latein verdammt viel, seine grammatischen Kompetenzen zu erweitern, was heute enorm vielen Leuten nicht schaden würde.

  • Latein würde an meiner letzten Schule vorwiegend von Schülern angewählt, für die Deutsch die erste Fremdsprache war. Englisch dann die zweite.
    Latein hatte den Vorteil, dass die deutsche Grammatik direkt deutlich verbessert wurde und dass es eben ein komplett anderer Unterricht ist als eine moderne Sprache. Eine vierte Sprache hätte sie sicher überfordert.

  • Ich meinte mit "brauchen" dass Latein zumindest hier für kein Studienfach mehr Voraussetzung ist. Die Mediziner lernen an der Uni einfach nur noch ihre "Wörtli" und ehrlich - mehr Latein "brauchen" die auch nicht. Ob es "nützlich" ist, ist eine andere Sache. Mag sein. Aber auch da kenne ich viel zu viele Leute, die gleich mehrere Sprachen wirklich beherrschen ... halt nur kein Latein ;)

  • Wenn man sinnvolle Sprachen in Bezug auf die Anzahl der Sprecher unterrichten will, müssten noch Hindi, Mandarin (Nordchina) und Kantonesich (Südchina) aufgenommen werden. Arabisch könnte auch noch hinzukommen. Dafür fehlen natürlich die Lehrkräfte, aber bei den beiden chinesischen Sprachen wäre das auch beinharter Unterricht, weil es eine für uns ungewohnte tonale Sprache und die Schrift natürlich von der Schwierigkeit kaum zu toppen ist. Sinnhaft wäre es wirklich, denn die Chinesen sind mittlerweile geschäftsmäßig auf der gesamten Welt unterwegs. Englischkenntnisse sind in Ostasien nicht gerade breit gestreut, obwohl da ordentlich gebüffelt wird. Schriftlich geht's ja ganz gut, aber die direkte Kommunikation ist zum Teil unterirdisch - auch bei den Jüngeren!

  • Wo außerhalb Frankreichs findest du noch die Notwendigkeit, Französisch zu können, weil keine andere Sprache (bspw. Englisch) beherrscht wird...? Da suchst du aber lange...

    :rofl: Ich sag Dir wo ... und ernsthaft: mit Englisch kannst Du da einpacken und selbst wenn theoretisch alle an der Schule mal Deutsch gelernt haben, Schweizer können da aber *verdammt* stur sein!

  • Ich würde mir wirklich überlegen, ob du nicht z.B. zumindest Bio dazunehmen könntest. Da hält sich das Mathematische denke ich auch in Grenzen, d.h. es sollte machbar sein (Biologen: please correct me if I'm wrong)

    Hängt von der Schwerpunktsetzung im Studium ab, aber typischerweise braucht man in Bio deutlich weniger Mathe als in Wirtschaft. ;)

  • Französisch ist mittlerweile außerhalb Frankreichs sowas von unbedeutend geworden - nach Englisch kommst du mit Spanisch, Russisch und Deutsch heutzutage weiter. Die ehemaligen frazösischen Kolonien sind zwar viele, aber selbst die haben mittlerweile gemerkt, wie viel bekannter Englisch ist.

    Wenn man den Handel mit spanischsprachigen und französischsprachigen Ländern vergleicht, ist Französisch weit bedeutender als Spanisch. Von den Statistiken sind auch die Eltern auf den Elternabenden überrascht:
    https://www.destatis.de/DE/Zah…df?__blob=publicationFile
    Erst kommt Frankreich (gleich nach den USA), dann die Schweiz und Belgien, und erst dann Spanien, sowohl bei den Exporten als auch bei den Importen. Das Einzige, was Schüler Spanisch wählen lässt, ist im Urlaub in der Landessprache Essen zu bestellen.


    Wenn man allerdings noch Chinesisch und Russisch kann, ist man natürlich weiter vorn dabei.


    À+

  • Eben, das dachte ich auch ... man soll diese fiesen, kleinen Winz-Länder nicht unterschätzen und vor allem nicht die Sturheit derer, deren Erstsprache Französisch ist ;) Ich stand auch schon in der luxemburgischen Wallapampa und hatte in der Apotheke nur noch die Wahl zwischen Luxemburgisch und Französisch.

  • Ich berate angehende Lehramtsstudenten schon etwas länger und da wird grundsätzlich gesagt, dass man MINT-Fächer nicht könne und für musisch-ästhetische Fächer kein Talent besitze. Problem: So denkt jeder, weswegen ja auch alle in die scheinbar "einfachen" Fachrichtungen wie Geschichte, Deutsch oder Ethik stürmen. Daher: Probiere es doch einfach mal mit Physik und wenn es wirklich gar nicht klappt, kannst du wenigstens sagen, dass du es versucht hast!

    Mit der Einstellung überlebt man keine zwei Semester an der Uni.

    wer das heute noch wählt?


    Jeder, der was Sinnvolles (also nicht BWL) studieren will und keine Lust auf irrsinnige Uni-Pflicht-Lateinkurse hat...

    Die meisten Unis fordern für Jura, Medizin, Zahnmedizin und Pharmazie kein Latinum mehr.

  • Ich meinte mit "brauchen" dass Latein zumindest hier für kein Studienfach mehr Voraussetzung ist.

    Doch, für ziemlich viele Fächer sogar: Geschichte, Archäologie, Theologie, Philosophie, romanische Sprachen ... Da unterscheiden sich Deutschland und die Schweiz wenig, die Kataloge der Fächer mit Lateinobligatorium sind sich sehr ähnlich. Hier z. B. Uni Zürich:


    https://www.phil.uzh.ch/de/stu…h/lateinobligatorium.html

  • Mit der Einstellung überlebt man keine zwei Semester an der Uni.

    Die meisten Unis fordern für Jura, Medizin, Zahnmedizin und Pharmazie kein Latinum mehr.


    Ja, ganz genau das. Wie kann man den Tip geben "einfach mal Physik versuchen". Das ist das bescheuertste, was ich je gehört habe. In dem Studium geben viele auf, die wirklich mit Interesse angefangen haben.


    Zum Thema Latein: Dort, wo ich Abi gemacht (nahe Luxemburg) war die "Lateinklasse" die eine Orchideenklasse und als cool galt das nicht. Nur als sinnlos. Wer in dieser Region gerne bleiben will und auf ein luxemburgisches Gehalt schielt, kommt nicht um französisch herum.


    Ich bin ein Fan von lebendigen Sprachen, mit Latein kann man nie die Erfahrung machen tatsächlich in der Sprache zu kommunizieren. Das finde ich nicht attraktiv.

  • Es wollen doch so viele Geschichtslehrer am Gymnasium werden. DIE brauchen das große Latinum! :P

  • Wenn du später in Geschichte promovieren willst, wirst du Latein höchstwahrscheinlich brauchen.

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