Lehrprobe in Geschichte, Einstieg zum Thema "Brot und Spiele"

  • Hallo ihr Lieben,


    am Freitag habe ich die Ankündigung für meine letzte Lehrprobe erhalten. Sie findet diese Woche Freitag in Geschichte in einer starken sechsten Klasse Realschule statt, das Thema wird "Brot und Spiele" sein.
    Ich habe das Material für die Gruppenarbeit und ein Tafelbild zur Sicherung bereits erstellt, mir fehlt jedoch ein passender Einstieg. Die Leitfrage soll "Brot und Spiele - Events zur Unterhaltung des römischen Volkes?" sein.
    Ziel ist es, dass die Schüler Gründe für die Ausrichtung der "Spiele" nennen können (ein Kaiser, der sich beliebt machen will und Missstände mit Unterhaltung und Geschenken übertünchen, statt sie verbessern will).
    In der Gruppenarbeit beschäftigen sich die Schüler zuerst jeweils alleine entweder mit der exemplarischen Sicht des Kaisers (A), mit Gladiatorenkämpfen (B), Wagenrennen (C) oder der Sicht eines Zuschauers (D). Sie tauschen sich dann gegenseitig darüber aus, beantworten die Frage zum "Was" und "Warum" und bilden sich ein Werturteil über die "Spiele" aus heutiger Sicht und der Sicht damals (Sprechblasen ausfüllen).
    Am Ende der Stunde soll außerdem eine Reflektion darüber stattfinden, wie die Schüler die "Spiele" aus ihrer heutigen Sicht beurteilen und ob es in unserer heutigen Gesellschaft vielleicht ähnliches gibt.
    Die Leitfrage wird dann beantwortet (Ergebnis: Ja, sie dienten der Unterhaltung, jedoch nicht ausschließlich, denn sie hatten vor allem auch einen politischen Hintergrund).
    So weit so gut. An den Ecken und Kanten muss noch gefeilt werden, das Material ist aber denke ich ganz gut und ansprechend geworden. Ich habe soetwas ähnlich zu einem anderen Thema schon einmal in einem UB gemacht und das kam echt gut an.


    Leider fehlt mir ein toller Einstieg, der zum Problem hinführt. Bisher kamen meine Fantasiereisen bei Lehrbeauftragten immer gut an, nur fällt mir da diesmal keine schlüssige Geschichte ein, die in diese Fantasiereise hineinpassen könnte und zur Leitfrage hinführt. Über Bilder von Gladiatoren oder Wagenlenkern einzusteigen wäre auch eine Möglichkeit, das wirft aber auch nicht wirklich ein Problem auf...


    Hat jemand eine zündende Idee und kann mir vielleicht Tipps geben?
    Ich hoffe, ich bin hier in diesem Forum richtig, wenn nicht dann entschuldigt bitte.


    Liebe Grüße :)

  • ...wenn du die Option, das Fazit als Schuss vor den Bug (und somit Einstieg) zu verwenden, erwägst, könntest du diverse niveaulose TV-Shows (Dschungelcamp usw) als Einstieg wählen.


    Dann eine Überleitung a la "wieso funktioniert sowas? Hat es damals schon, weil..."

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

  • Vielleicht könntest du irgendwie über die Finanzierung/unermesslichen Kosten einsteigen? Dann fragen, ob Reiche nur aus Gutherzigkeit so viel ausgeben.

  • Gegenüberstellung eines Stadionfotos mit dem Bild/Zeichnung eines Colosseum

    • Nicht, wer zuerst die Waffen ergreift, ist Anstifter des Unheils, sondern wer dazu nötigt. -Machiavelli-
    • Zwei Mächte gehen durch die Welt, Geist und Degen, aber der Geist ist der mächtigere. -Napoleon-
    • In dir muss brennen, was du in anderen entzünden willst! -Augustinus-
  • Die Leitfrage finde ich nicht gut formuliert.
    "Brot und Spiele - Events zur Unterhaltung des römischen Volkes?"
    Was ist hier die Frage? Ich erkenne sie nicht.


    Die schon genannten Ideen, als Einstieg ein Bild der Spiele zu zeigen und dies mit etwas anderem zu kontrastieren finde auch ich gut.
    Ein Fußball-Star, den die Kinder mögen, würde motivieren, aber das würde den politischen Charakter eher verschwinden lassen und die Frage nach Werten bzgl. Gewalt in den Vordergrund rücken.
    Dschungelcamp fände ich da besser, vielleicht sogar ein Bild-Zeitungs-Titelblatt oder Screenshot, auf dem das Dschungelcamp neben politischen Inhalt steht (u. diese womöglich sogar verdrängt).


    Ob man mit Sechstklässlern die politische Dimension so gut beleuchten kann, scheint mir fraglich, aber man könnte das Thema Olympia oder Fußball-WM aufgreifen. Dazu gibt es ja einige Artikel in denen angemahnt wird, dass z.B. die andere Nation das Großereignis ja nur für ihre Propaganda nutzen wolle etc.


    Es handelt sich um eine Doppelstunde nehme ich an?

  • Gibt es vielleicht zur WM in Katar passende Karikaturen? Da treten politische Probleme ja ebenfalls in den Hintergrund und werden durch das Event verdeckt bzw. nicht mehr so beachtet. Auch Russland sagt man ja nach, dass es ein Ziel ist, den Ruf des Landes zu bessern. Eben nicht durch politische Änderungen, sondern durch einen Marketing-Imagewandel durch den Sport. In Deutschland gab es den Fall, dass wichtige Gesetze zu WM-Spielen verabschiedet wurden, sodass sie nicht die normale mediale Aufmerksamkeit erhalten (sollten). Also ich sehe da schon Potenzial in der Richtung, die Morse auch genannt hat.


    Das Dschungelcamp passt dafür mMn weniger. In erster Linie, weil es in keinster Weise vom Staat organisiert, ausgerichtet oder ausgestrahlt wird, sondern sogar auf einem privaten Sender. Ich verbinde damit außerdem weniger das "Brot und Spiele"-Problem als andere Probleme.

    Am I out of touch? :/ No, it's the children who are wrong. :musik:

  • Noch eine Möglichkeit: Idole.
    Nimm einfach die modernen Pendants zum Gladiatorenkampf und zum Wagenrennen (also Wrestling, weil Show, und Motorsport, insbesondere Formel 1, weil auch viel Show), und schau mal, welche SuS vielleicht von einigen prominenten "Teilnehmern" dabei "Fans" sind. Da hast du deinen Aufhänger - frag sie einfach warum...

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

  • Erst mal vielen Dank für eure Antworten :)


    Dschungelcamp fand ich auch nicht so passend, weil es eben nicht vom Staat organisiert wird... an die WM in Russland und Katar dachte ich auch, allerdings habe ich so meine Zweifel, dass meine Sechser da schon den Durchblick haben und Hintergründe kennen. Das schaffen vielleicht maximal ein bis zwei Schüler in der Klasse, wenn überhaupt. Also an der Reflektion hänge ich noch ein bisschen. Auf die moralische Schiene ("Könnt ihr verstehen, warum die Menschen damals so begeistert waren und wie bewertet ihr die Spiele heute?") könnte ich natürlich auch gehen, aber der Gegenwartsbezug fehlt mir da noch ein bisschen... Die Klasse ist super fit ansonsten, aber da mache ich mir schon so meine Gedanken.


    Ich werde jetzt mit einer Fantasiereise einsteigen, in der sie in die "Stadionatmosphäre" im Circus Maximus abtauchen. Das ganze ist eine (zugegeben, recht voll gepackte) Einzelstunde. Das Tafelbild am Ende muss nicht abgeschrieben werden, unsere Fachleiter meinten immer, dass man das auch einfach abfotografieren und beim nächsten Mal austeilen kann, deswegen werde ich das auch wieder so machen. Erstellt wird es ja gemeinsam und die Schüler setzen sich davor intensiv mit allem auseinander.
    Ich habe das ja so ähnlich (und auch im ähnlichen Umfang) schon einmal zu einem anderen Thema gemacht und da lief das wirklich gut. Die Texte sind natürlich dementsprechend nicht extrem umfangreich, so dass die Einzel- und Gruppenarbeit in maximal 20 Minuten zu bewältigen sein sollte.


    Bei der Leitfrage bin ich mittlerweile bei "Brot und Spiele - dienten die "Spiele" nur zur Unterhaltung des Volkes?" angekommen. Es ist ja schon wichtig, dass die Kinder begreifen, dass der Kaiser die "Spiele" nicht ausgerichtet hat, weil er so nett war, sondern weil er sich damit beliebt machen und die Macht sichern wollte. Weil er über Missstände "hinwegtäuschen" wollte. Ich denke auf dem Niveau können sie das auch begreifen.


    Wo ich halt wirklich noch hänge, ist eine gescheite Reflexion am Ende. Ich werde morgen meinen Mentor sehen und hoffe, dass er mir nicht alles in der Luft zerreißt, aber wenn er das machen sollte ist es eigentlich eh zu spät, noch mal alles zu ändern.
    Was bin ich froh, wenn der ganze Mist endlich ein Ende hat...

Werbung