Habe die Ehre mit der Sprachbarriere

  • Aber es deswegen aus Prinzip abzulehnen? "Aus Prinzip" sollte es meiner Meinung nach in der Schule nicht geben.

    Jupp, in der Tat würde ich es aus Prinzip ablehnen und gleichzeitig nach einer adäquaten Lösung für das Mädchen suchen. Extrawürste darf es nämlich an einer Schule erst recht nicht geben. Wenn ich *einem* Schüler irgendetwas anbiete, muss ich es *allen* anbieten. So wird es zumindest bei uns *immer* gehandhabt bzw. sobald es um Noten geht (extra Prüfungen, Vorträge oder sowas) steht das so sogar explizit im Schulgesetz.


    OK ... was Lemon28 hier so über "Integrationsklassen" schreibt, scheint mir wirklich ziemlich unpassend für das Mädchen zu sein. Irgendwie hatte ich natürlich *unsere* Sprachförderkurse im Kopf, da werden einfach alle hingeschickt, die kein oder wenig Deutsch können, also auch Austauschschüler und sowas. In jedem Fall geht es bei diesem Mädchen primär um die Sprache und nicht allgemein um "Integration".


    Wenn der Schulleiter bereit ist, Stunden für die Party locker zu machen, dann würde ich wohl mal schauen, ob ich von extern jemanden organisieren kann, der Deutsch wirklich als Fremdsprache unterrichten kann. Alles andere wäre ja eh nur eine Notlösung, denn Spanisch und Englisch sind halt nun mal kein Deutsch wenn man es unterrichten soll. Gerade wenn das Mädchen ansonsten schlau ist, wird es wohl recht schnell über ein paar einfache Sätze hinaus in Richtung "wie sagt man das jetzt grammatikalisch richtig?" gehen.

  • Ich glaube nicht, dass der explizite Wunsch komisch ist. Sondern der einzig logische. Zumindest wenn alle anderen Lehrer, die sie kennt (und sie kennt ja wohl kaum alle ~100 Lehrer der Schule, sondern eben nur "ihre" ~10 Leher), mit ihr bisher kein Spanisch gesprochen haben. (Angenommen das hat echt noch einer der anderen 10 Leher gemacht, dann vielleicht nicht oft genug, zu schlecht gesprochen, oder einfach nicht ganz so sympatisch. Warum sollte man den Kollegen nennen, der immer X macht/hat, wenn man den anderen nennen kann? Wenn Schüler Gruppen bilden sollen, dann würden die ja auch erstmal andere Schüler nennen, die nicht X haben/machen, sondern den "sympatischeren" wählen. Aber deshalb wollen die den anderen Schüler nicht gleich heiraten oder best friends werden.)
    Chef soll einfach DaZ Stunden zur Verfügung stellen und fertig.

  • Die "Extrawürste" in Form von Sprach-Einzelintegration sind aber in NRW explizit vorgesehen.

    ... und auf expliziten Wunsch des Schülers direkt auch noch beim Lieblingslehrer, oder wie? *Das* wäre ja die Extrawurst. Wenn ich so einen Einzelunterricht anbiete, dann muss der für *alle* Schüler zugänglich sein die Bedarf haben und ich bin mir ziemlich sicher, dass das auch das Schulgesetz NRW so meint.

  • Wenn es aus Sicht des Schulleiters auch die sinnvollste Lösung ist, sollte er sie ablehnen, nur weil die Schülerin diese Lösung ebenfalls vorgeschlagen hat?


    Der Einzelunterricht ist auch für alle Schüler, die eine Sprach-Einzelintegration brauchen, zugänglich. Sollten allerdings mehrere Schüler an der Schule eine entsprechende Förderung brauchen, wäre es keine Einzelintegration mehr. Sondern dann würde man Gruppen bilden.


    kl. gr. frosch

  • a) Man müsste mal gucken wie das Gespräch gelaufen ist. Ist das Mädchen wirklich sofort zum Chef gelaufen und hat gesagt "Ich möchte xxx". Oder wurde Sie von einem Lehrer vorher angesprochen "Du kannst kein Deutsch? Wie könnten wir das lösen?". In beiden Fällen hat sie das gleiche gesagt, aber die Situation ist doch schon ziemlich anders.
    b) "Extrawurst" ist es nur, wenn sich das andere Schüler auch Wünschen, aber nicht bekommen.
    c) Schüler fragen ofters mal Kollegen, ob sie nicht mal wieder eine X-AG machen können (die nur vom Chef gestrichen wurde, weil die UV es in dem Jahr nicht hergab). Wenn die Kollegen diese AG dann wieder auf den Wunschzettel geschrieben haben, haben die Schüler dann auch eine Extrawurst bekommen? Muss man aus Prinzip einen anderen Lehrer die AG leiten lassen sobald ein Schüler einen Kollegen angesprochen hat, damit die nicht ihre Extrawurst bekommen?
    d) Nein, DaZ muss ich nicht für *alle* Schüler zugänglich machen.

  • Nein, DaZ muss ich nicht für *alle* Schüler zugänglich machen.

    Habe ich auch nicht geschrieben, sondern ...



    Wenn ich so einen Einzelunterricht anbiete, dann muss der für *alle* Schüler zugänglich sein die Bedarf haben

    ... und offenbar habe ich mit meiner Vermutung, dass das auch bei euch so geregelt ist, auch recht, denn ...



    Der Einzelunterricht ist auch für alle Schüler, die eine Sprach-Einzelintegration brauchen, zugänglich.

    Im Übrigen ...



    Schüler fragen ofters mal Kollegen, ob sie nicht mal wieder eine X-AG machen können

    Schüler ... Plural. Grosser Unterschied in diesem Fall!

  • zu 1. - ja, kann sein.
    zu 2. - nein, heißt es nicht.


    Danke für die diversen Kommentare, v.a. für die Hinweise von Frosch und chili, das hilft durchaus.

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

  • Manche Empfehlungen klingen fast so, als wäre es schlau, wenn Schüler sagen würden "Nee, bei der Miss Jones auf keinen Fall Förderung!" - Dann haben sie große Chancen, bei ihr gefördert zu werden, weil sie dann sehen, wer "am längeren Hebel sitzt". Wenn es stundenplantechnisch machbar, vom Schulleiter gewünscht und umsetzbar und für Miss Jones denkbar ist, warum nicht? Manchmal dient auch Sympathie zum schnelle(re)n Lernen. Abneigungen und Sich-Nicht-Angenommen-Fühlen können große Blockaden sein.

  • Wenn die Schüler "fit" sind, dann kann man mit einer kleinen Gruppe schnell bei euch/dir seinen Wunsch bekommen.
    Beispiel:
    Ein Schüler geht zum Chef und sagt: nächstes Jahr möchte ich X in Mathe haben.
    Der Nächste geht zum Chef und sagt: nächstes Jahr möchte ich Y in Mathe haben.
    ...
    Da müsste sich bei uns nur etwa 10 Schüler absprechen.
    Und schon hätte 10 Leute ihren Wunschlehrer Z gewählt, da der Chef ja keine Extrawurste für einzelne macht. Wo kämen wir denn da hin, wenn sich einzelne Schüler etwas Wünschen dürfen. Das wird aus Prinzip nicht gemacht :-)

  • Ich sehe da keine Probleme, da du schreibst, dass sie eine fitte, alphabetisierte Schülerin ist, die schon 2 Sprachen kann.
    In der Regel gehen solche Schüler bei uns spätestens nach 6 Monaten mit dem Sprachniveau B1 in die Regelklasse über.
    Wichtig ist dabei, dass sie spätestens dann Strategien und Selbstarbeitsmaterial hat, um selbstständig an der Sprache weiter zu arbeiten und dass in der Regelklasse differenziert unterrichtet wird. (Leider immer noch nicht selbstverständlich für jeden Lehrer.)


    Der SL sollte allerdings vorher die Rahmenbedingungen verbindlich festlegen:
    1. Entlastung für dich
    2. Zeitliche Begrenzung der Fördermaßnahme
    3. Kostenübernahme für Fördermaterial (..also dass du nix zahlst.)

  • Okay, kleines Update von mir...
    habe vorhin ihre Klassenlehrerin telefonisch erreicht und mal ein paar Dinge nachgefragt, vor allem ob sie weiß, wo genau das Problem mit dem Deutschunterricht liegt.
    Meine Vermutungen/Befürchtungen scheinen sich zu bewahrheiten. Der Kurs, den sie besucht (oder sagen wir mal eher "besuchen soll") ist wohl ein solcher, in den viele Kinder (oft wohl Flüchtlinge) einfach mal "reingestopft" werden. Möglicherweise (ich weiß es nicht, aber es würde mich nicht wundern) ist der Kollege, der den leitet, überfordert/frustriert/genervt/alles zusammen, und von der Schülerin kam wohl ein Statement a la "da lerne ich doch nichts" und "da werde ich auch noch belästigt"... dann wundert mich das "Bocken" eher wenig.


    Kurzum, ich habe mit ihr auch einen kleinen Stundenplanabgleich gemacht, denn das, was Frosch geschrieben hat klingt für mich sinnvoll. So kann ich mich Montag noch mal mit ihr persönlich unterhalten, und wenn sie mir die Antworten gibt, die ich hören will, gehe ich danach mit der Klassenlehrerin zum SL und dann basteln wir was. Zwei meiner Freistunden fallen auf Deutschstunden ihrer Klasse (die sie dann für Sprachförderung freigestellt würde), eine dritte auf eine Religionsstunde (das hat sie beim Chef, der weiß noch nix von seinem Glück).


    Und - so wie kodi geschrieben hat, denke ich, kann es dann laufen. Ob das halbe Jahr reicht - ich weiß es nicht, aber meinetwegen auch ein Jahr, da wird was machbar sein. Ich werde euch mal auf dem Laufenden halten...


    Danke noch mal für die Hinweise, Ideen und auch kritischen Kommentare. Wenn euch noch mehr einfällt - gerne posten, dafür ist dieses Forum ja da (und ich freue mich gerade echt, es zu haben).
    ...keine Angst. Einfach so "zusätzlich für lau" läuft das bei mir nicht. Und "privat" auch nicht, aus genau den Gründen die ihr auch oben genannt habt.
    Und - irgendwie freu ich mich sogar drauf. Ich denke nämlich nicht, hier großartig Stress zu bekommen - bei uns an der Schule verhält sie sich nämlich ordentlich.

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  • @Wollsocken80: Kommt darauf welchen Absatz du falsch verstanden hast. In den einem Absatz ging es um AGs, nicht um Fächer/Kurse. Wenn du da noch nie von Schülern angesprochen wurdest, dann wird das wahrscheinlich einen Grund haben. (Aber selbst bei den Kursen fragen die Schüler oft nach wer den Kurs macht (was wir nicht beantworten; aber wer nicht gerade auf den Kopf gefallen ist, kann sich das selbst leicht ausrechnen); und sie fragen auch oft nach, wer den Kurs noch wählt; und/oder fragen ältere Schüler wie der Lehrer in dem Kurs war/ist (Die Kurslehrer sind bei uns "vorhersehbar", da muss man nicht besonders schlau für sein. Es gibt oft nur 2-3 mögliche Kollegen und derjenige, der gerade den 10er Kurs hat wird wohl mit extrem großer Wahrscheinlichkeit im kommenden Jahr wieder den 7er Kurs bekommen. Ich behaupte mal, das bei unseren Kurswahlen (am Ende Klasse 6!) mindestens 10% der Schüler nicht ihr "Lieblingsfach" gewählt haben, weil ihre Freunde etwas anderes gewählt haben, ...).
    In dem anderen Absatz ging es verkürzt um "Wenn ein Schüler was will, dann grundsätzlich nicht.". Darfst meine gleiche Fabulierung auch gerne am Beispiel Ausflug, Klassenfahrt, ... u.ä. machen. Das würde das die gleiche Absurdität zeigen.

  • Der Grund ist, dass unsere Schüler das wählen müssen was ausgeschrieben ist und nicht gefragt werden, was sie davon halten. Sie können dann immer noch überlegen, ob sie Lehrer xy gut finden (es ist bekannt, wer den Kurs leitet, da muss niemand raten oder nachfragen), das interessiert aber niemanden. Wir sind eine reine Oberstufe und kein Kindergarten. Auch bei einer Schulreise entscheidet primär der Klassenlehrer welchen Kollegen er als Begleitung mitnimmt.

  • Ernsthaft?
    Wir haben uns bei unserer Studienfahrt (12. Klasse) geweigert, einen bestimmten Lehrer mitzunehmen - Unterschriftenliste mit 45 von 48 Unterschriften "wenn der fährt, fahren wir nicht"... dem wurde dann auch entsprochen.


    Aber - bei manchen Fächern können sie durchaus "nach Nase" wählen, bestes Beispiel Sport. Musst du in der Oberstufe belegen, aber welcher Kurs ist eben wählbar... und du kannst es keinem Wahlzettel ansehen ob da nach Sportarten, Lehrkraft oder Mitschülern (oder vielleicht sogar Unterrichtszeit) gewählt wurde...

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
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    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
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  • Bei uns müssen die Schüler auch wählen (zumindest bei den Kursen; nicht bei den AGs) und wir fragen die Schüler auch nicht welchen Lehrer sie gerne hätten. Die Schüler fragen aber uns. Und ich habe öfters Gespräche mit Schülern wo ich mich fragen warum die den Kurs gewählt haben; (weil die schon vorher in dem Fach 4 bis 5 standen und das trotzdem wählen; oder im ersten Halbjahr zwar eine knappe 3 aber in den anderen Fächern nur 2 und besser; ...) Meine 10% Schätzung habe ich extra sehr niedrig angegeben, sodass ich meine "Wette" auch gewinnen könnte. Den realen Wert schätze ich auf über 20%.). Und wenn ich da an die vielen Gespräche innerhalb des ersten Halbjahres denke, wenn die Schüler ankommen und noch in einen anderen Kurs wechseln möchten; was ich da so immer höre ...)


    Wen das bei euch schon vorher klar ist, dann ist doch auch logisch warum sie nicht fragen. Das bedeutet aber nicht, dass die Schüler diese Info dann nicht verwerten.
    Ich selbst habe im Studium zum Beispiel Kryptographie gewählt. Hatte auch eine 2 in dem Kurs. Habe mich im Semester darauf aber extra noch mal bei einem anderen Prof eingetragen, damit ich diesen dann als Prüfer angeben konnte. Das war ja kein extra Arbeit. Einfach nur einmal Unterschreiben. Hat sich gelohnt! (Nicht falsch verstehen, dass hatte keinen "menschlichen" Grund. Ich wusste einfach nur, dass der eine Prof auf jeden Fall eine Frage zu einem bestimmten Thema stellen wird (von dem ich zwar die Definition damals sagen konnte, ich es aber den Sinn nicht verstanden hatte). Und ich wusste, dass der Andere diese Frage nicht stellen wird (weil es in seiner Vorlesung nicht vorkam.).

  • @ Miss Jones:


    Warte erst mal ab, was Dir als Entlohnung/Ausgleich angeboten wird - ansonsten ist das doch eh müßig.


    Es ist schön, dass ein gesagter Satz einer Schülerin so ernst genommen wird, aber man muss auch nicht gleich die Pferde scheu machen.
    Wenn es am Ende mehr oder weniger auf "Engagement" Deinerseits hinauslaufen wird ("Ok Frau Jones, nächstes Jahr dann müssen Sie dann nicht blabla") ist es doch eh nichts.


    Ich würde mich darüber freuen, dass die Schülerin einen Bezug zu Dir hat, und ansonsten abwarten was die SL Dir vorschlägt.


    Keine Ahnung wie das in NRW geregelt ist, aber evt. könnte Dich die Schule dafür via Nebentätigkeit bezahlen.

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