Vergleich zur freien Wirtschaft

  • " Das ist in der freien Wirtschaft auch so", war die Begründung unseres Schulleiters auf die Frage, warum er seine unangekündigten Unterrichtsbesuche zur Beurteilungen permanent, ohne zeitliche Pausen , durchführen will.
    Trotz eindringlicher Bitten des Kollegiums bzw des PR will er keinerlei freie Zeiträume gönnen, in denen man nicht mit Besuchen rechnen muss.
    Dieses Vorgehen hatte ich bereits in einem früheren Thread zur Diskussion gestellt. Jetzt interessiert mich lediglich eure Meinung zu seiner anfänglichen Begründung.

    • Abgesehen davon, dass wir eben nicht in dieser freien Wirtschaft tätig sind, fallen mir viele Stellungnahmen ein. Euch auch?
  • "Das ist in der freien Wirtschaft auch so": Dann ist er doch sicher gerne bereit, auch folgende Punkte sicherzustellen.


    --> vollständige Stellung benötigter Arbeitsmittel, auch digitaler Werkzeuge
    --> vollständige Kostenübernahme und Zeitberücksichtigung von Dienstreisen
    --> Stellung von Dienstfahrzeugen für Dienstreisen
    --> vollständige Anrechnung von Dienstberatungen u.ä. innerhalb des normalen Wochenarbeitszeitkontingents
    --> keine Minusstunden bei Ausfällen, Hitzefrei u.ä., da AN seine Arbeitskraft dennoch anbietet (--> AG-Risiko)
    --> vollständige Anrechnung von Bereitschaftszeiten....
    ......
    (Liste beliebig verlängerbar)


    In Teilen werden sich die Punkte bereits umgesetzt finden, und auch in der freien Wirtschaft ist bei weitem nicht alles so, wie es gesetzlich vorgesehen ist...das sollte beim Vergleich auch klar sein.

  • Da muss man gar nichts begründen. Derartige Analogieschlüsse sind überhaupt nie Argumente, wenn man nicht begründen kann, dass analoge Vorausetzungen vorliegen. Und das hat dein Chef nicht. Eigentlich hat er erklärt, dass er keine Argumente hat.


    Du kannst ihm entgegnen, dass es auf dem Mond gar keine Unterrichtsbesuche gibt.


    PS: "Die freie Wirtschaft" gibt es in der Einheitlichkeit nicht. Solche Dinge sind je nach Branche, Betrieb etc. unterschiedlich geregelt.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

    Einmal editiert, zuletzt von O. Meier ()

  • " Das ist in der freien Wirtschaft auch so", war die Begründung unseres Schulleiters auf die Frage, warum er seine unangekündigten Unterrichtsbesuche zur Beurteilungen permanent, ohne zeitliche Pausen , durchführen will.

    Ich war in den 90er technischer Trainer im Telekommunikations-Bereich und da war da keinesfalls so.

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :_o_P


    8_o_) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

  • Auch in der freien Wirtschaft gibt es gute und schlechte Chefs. Zu einem guten Führungsstil gehört es auch, seinen MItarbeitern etwas zuzutrauen. Ständige Kontrolle mindert die Produktivität.


    Logisch folgt, zu welcher Gruppe Chefs Deiner gehört, wenn man den Vergleich zur freien Wirtschaft zulassen möchte!

  • Vorweg gesagt ich bin keine Lehrerin. Ich arbeite in einer Behörde als Wissenschaftlerin und muss jederzeit, wenn mein Vorgesetzter es wünscht, ihm Einblick gewähren in alles was ich mache. Manchmal kommt er sehr spontan und erkundigt sich, damit muss man eben rechnen und damit dann entsprechend umgehen. Da wir ein gutes Vertrauen haben kommt das eher selten vor. Ich finde es aber sehr gut, wenn er sich erkundigt, wie es läuft und was ich so mache. Das bleibt ja intern und er kann mir einen Rat geben, wenn ich irgendwo nicht weiterkomme oder einen Hinweis, falls ich etwas nicht bedacht habe. Einmal im Jahr werde ich ja auch für meine Arbeit bewertet. Wie sollte mein Vorgesetzter mich bewerten, wenn er nicht auch schauen würde wie ich etwas mache? Werden LehrerInnen nicht bewertet intern?


    Mir kann es aber passieren, dass Parteien oder Journalisten genau wissen wollen, was ich zu einem bestimmten Sachverhalt mache, davor fürchte ich mich dann schon eher, denn das geht dann ja nach außen.


    Also ich würde es nicht problematisch finden, wenn ein Kollege/Vorgesetzter sich unangemeldet mit in den Unterrichts setzt. Er schafft sich so einen Überblick und kann ja auch Rückmeldung geben ob noch etwas verbessert werden kann. Warum ist diese Transparenz ein Problem?


    Viele Grüße
    Riccba

  • Ich bin sehr dafür, dass dein SL einmal längere Zeit in einen Betrieb abgeordnet wird ;) Natürlich erkundigt sich der Chef nach dem Vorankommen der Projekte, es gibt wöchentliche Meetings (in der Arbeitszeit) und die allseits verhassten Teamgespräche/Mitarbeitergespräche und am Ende entscheidet der Erfolg eines Projekts über das weitere Vorankommen.
    An einer Schule sind es die Examensnoten. Schon das verdeutlicht in etwa, was von Beurteilungen zu halten ist.


    Die Unterrichtsbesuche, die du schilderst, wären in etwa vergleichbar mit einem Chef, der sich spontan mit einem Zettel neben einen Ingenieur/Arzt... stellt und fachliche Fehler notiert. Wann immer ich dieses Vorgehen an Schulen schildere, brechen Freunde in der freien Wirtschaft in Gelächter aus.


    Aber als Lehrer weißt du, worauf du dich einlässt. Und so schlimm ist das doch auch nicht. Wenn dein Chef das so machen will, dann muss er eben auch damit leben, dass er sich in Stunden wiederfindet, die Brot und Butter Stunden sind. Wenn er selbst unterrichtet, dann weiß er auch, dass diese Stunden Alltag sind.


    Irgendwie kann ich deinen Chef sogar verstehen. Mich würde es nerven, wenn mein Kollegium im Beurteilungszeitraum nur noch nervös herumläuft und nächtelang vorbereitet, weil sich jeder ausrechnen kann, wann ungefähr der Chef kommt. Bei uns an der Schule ist es echt human, aber selbst hier war die Nervosität spürbar und bei vielen lagen die fertigen Glanzstunden vorbereitet in den Mappen. Vielleicht will er einfach, dass die UBs so nebenbei ohne großes Trara laufen. Oder er ist ein Machtwichtel, der seine private Unzufriedenheit an seinen Mitarbeitern auslassen muss. Das kannst du besser beurteilen.

    Einmal editiert, zuletzt von anjawill ()

  • Ich hätte nichts dagegen, wenn meine SL jederzeit meine Schreibtischarbeit, meine Korrekturen und Vorbereitungen sehen wollte. Was MICH stresst, vllt. ist das bei anderen anders, sind unabsehbare Schülerreaktionen und - verhalten. Du musst nur die Theorie zeigen sozusagen. Die kann bei uns ja auch völlig in Ordnung sein. Wie an dem Tag der Unterricht läuft, hängt aber auch noch von vielen anderen Faktoren ab, die wir nicht immer so schnell beeinflussen können.

  • " Das ist in der freien Wirtschaft auch so", war die Begründung unseres Schulleiters auf die Frage, warum er seine unangekündigten Unterrichtsbesuche zur Beurteilungen permanent, ohne zeitliche Pausen , durchführen will.

    Weder war das in den Unternehmen der "freien Wirtschaft", für die ich gearbeitet habe, so, noch habe ich je von Unternehmen gehört, die das so machen. Aus gutem Grund: permanente Kontrollen der Mitarbeiter sind eine sichere Methode, die Produktivität in den Boden zu fahren. Wer sich Sorgen um seinen Job macht, wird seine Energie in die Sicherung seiner Arbeitsstelle investieren und nicht in die Verwirklichung von Unternehmenszielen. Einem guten Manager ist das bewusst.

  • Vorweg gesagt ich bin keine Lehrerin.

    Deine Profilangaben sagen etwas anderes. Aber danke für deinen wertvollen Beitrag.


    Bevor dieser Thread jetzt wieder in die Frage abgleitet, ob und wie man Lehrer kontrollieren muss, damit sie das, was sie tun, auch ordentlich tun, sei gesagt, dass es darum mal gerade nicht geht, sondern darum, wie dämlich man als Schulleiter doch sein kann, seinen Mitarbeitern mit völlig sinnlosen Begründungen daher zu kommen.


    Nicht, dass sich die Diskussion wirklich lohnte ...

  • Eure Antworten bestätigen auch meine Sichtweise. Schlichtweg ein absurder Vergleich, den man aber spontan und schlagfertig mitunter gar nicht so einfach entlarven kann. Mir ist natürlich bewusst, dass diese Begründung nur vorgeschoben wurde, weil weitere plausible konnte der Chef nicht nennen. Die wahren Beweggründe sind eher niedere, wie Gefallen an der Macht etc.
    Traurig aber wahr

  • Die wahren Beweggründe sind eher niedere, wie Gefallen an der Macht etc.

    Wenn man das weiß, kann man entsprechend reagieren. Lass' ihn seine Besuche machen und gebe ihm zu verstehen, wie ernst du das nimmst. Fäddsch.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

  • Deine Profilangaben sagen etwas anderes.

    Das habe ich eingetragen, nachdem ich im Bereich Seiteneinsteiger gebeten wurde es genauer einzutragen, daher sorry das ist das was ich machen könnte.



    Ich hätte nichts dagegen, wenn meine SL jederzeit meine Schreibtischarbeit, meine Korrekturen und Vorbereitungen sehen wollte. Was MICH stresst, vllt. ist das bei anderen anders, sind unabsehbare Schülerreaktionen und - verhalten. Du musst nur die Theorie zeigen sozusagen. Die kann bei uns ja auch völlig in Ordnung sein. Wie an dem Tag der Unterricht läuft, hängt aber auch noch von vielen anderen Faktoren ab, die wir nicht immer so schnell beeinflussen können.

    Es gibt bei mir Situationen, da komme ich mit Forschern zusammen, die ich nicht kenne und ich soll dann die Sitzung leiten. Da kommt dann mein Vorgesetzter hin und dazu. Ich kann vorher auch gar nicht abschätzen wie das laufen wird. Teilweise sind das sehr zähe Verhandlungen und Diskussionen. Das ist eben nicht planbar. Man kann sich nur so gut es eben geht vorbereiten.


    Der Schulleiter wird doch auch wissen, dass man sich zwar gut vorbereiten kann, dann aber der Plan nicht umgesetzt werden kann. So oder so ist es eben das Leben und das was bei der Interaktion von Menschen passiert.

  • Das habe ich eingetragen, nachdem ich im Bereich Seiteneinsteiger gebeten wurde es genauer einzutragen, daher sorry das ist das was ich machen könnte.

    Ich mag mich irren, aber ich kann mich nicht entsinnen, dass das "evtl." stand, als ich die Bemerlung zu den Profilangaben schrieb. Aber schön zu wissen, dass du - falls du mal in den Schuldienst kommst - keine Probleme mit unangekündigten Unterrichtsbesuchen haben wirst. Dadurch wird alles erheblich entspannter.


    Der Schulleiter wird doch auch wissen, dass man sich zwar gut vorbereiten kann, dann aber der Plan nicht umgesetzt werden kann.

    Schulleiter wissen vieles nicht. Insbesondere wissen sie sieben Minuten nach der Ernennung nichts mehr von den Sorgen und Nöten, die ein normales Lehrera******** so umtreiben. Und wenn das eine echte Krampe ist, die Spaß daran hat, seinen Mitarbeiten vors Reisegepäck zu defäktieren, ist es ohnehin besser, wenn er nicht allzuviel weiß.

  • Liebe Riccba, Dein Vergleich hinkt etwas. Ein Vorgesetzter, der mal vorbeischaut, um sich zu informieren oder aus Interesse an meiner Arbeit mich aufsucht, dagegen habe ich überhaupt nichts.
    Ein Chef, der innerhalb 4 Jahren irgendwann dreimal für 45 min meinen Unterricht besucht, nur um aufzuschreiben was gut und vor allem schlecht ist, damit er mir nach Ablauf der 4 Jahre genau dieses vorhalten kann, ist nicht gut zu heißen.
    Das gibt es in der sog. freien Wirtschaft auch so nicht.

  • Schulleiter wissen vieles nicht. Insbesondere wissen sie sieben Minuten nach der Ernennung nichts mehr von den Sorgen und Nöten, die ein normales Lehrera******** so umtreiben. Und wenn das eine echte Krampe ist, die Spaß daran hat, seinen Mitarbeiten vors Reisegepäck zu defäktieren, ist es ohnehin besser, wenn er nicht allzuviel weiß.

    SO etwas in diese Richtung wollte ich auch schreiben, aber treffender kann man es nicht fassen. Danke!

    Ich bin Grundschullehrer, ich muss nicht die Welt retten!!!

  • Ich wurde von der Moderation informiert, dass ich kein Schreibrecht hier habe und darum lasse ich euch mal unter euch weiter diskutieren. Ich versuche noch alles zu löschen, was ich nicht hätte schreiben dürfen.


    Also viel Erfolg
    Grüße
    Riccba

    • Offizieller Beitrag

    Nicht notwendig. Der thread kann trotzdem weiter diskutiert werden. Deine Beiträge bleiben ja interessant. Leserechte hast du ja noch.

    WE are the music-makers, and we are the dreamers of dreams,
    World-losers and world-forsakers on whom the pale moon gleams
    yet we are the movers and shakers of the world for ever, it seems.

  • Der Vergleich mit der freien Wirtschaft hinkt vor allem dahingehend, weil die offiziellen Erwartungen und die Arbeitsrealität an der Schule deutlich weiter auseinanderklaffen als in der freien Wirtschaft. In einer Ausbildung schaut man dem Lehrling natürlich viel auf die Finger, aber wenn eben eine Rechnung geschrieben wird, dann reicht es, wenn diese korrekt und vollständig ist. Niemand verlangt da irgendetwas aufgehübschtes. Klar, gibt es da auch andere Territorien, wo man seine Angestellten drangsalieren kann, aber es ist in der Gestaltung häufig nicht so offen wie bei uns bzw. die Vorgaben sind genauer.
    Normaler Unterricht bei unserem Pensum und die Unterrichtsbesuche und Prüfungsstunden könnten kaum weiter voneinander entfernt sein. Schaut der Chef zufällig rein und sieht eine alltägliche Brot-und-Butter-Stunde und sagt: "Solider Unterricht, zielführend, angemessen für die verfügbare Zeit und übrige Verpflichtungen!" oder legt er die gleichen Maßstäbe wie für die Show-Stunden an? Da kann man dann so richtig in die Pfanne gehauen werden. Klar, dass man da keine Lust drauf hat.


  • Schulleiter wissen vieles nicht. Insbesondere wissen sie sieben Minuten nach der Ernennung nichts mehr von den Sorgen und Nöten, die ein normales Lehrera******** so umtreiben. Und wenn das eine echte Krampe ist, die Spaß daran hat, seinen Mitarbeiten vors Reisegepäck zu defäktieren, ist es ohnehin besser, wenn er nicht allzuviel weiß.

    Jup. Klischeees und Vorurteile helfen immer. Aus eigener Erfahrung: Bullshit.

Werbung