Was Lehrer aus eigener Tasche zahlen

  • Ist das echt bei euch so? Warum soll ich als Eltern Kopiergeld zahlen. Arbeitet gefälligst mit den Schulbüchern...

    Wie soll das in der Grundschule gehen? Die Kinder müssen doch nachspuren usw. die Bücher sind Leihausgaben, wie soll das klappen?


    Die Lehrer sollen es nicht zahlen, die Eltern auch nicht, wie also soll das funktionieren?

  • Ich finde, dass wir in unserem Bundesland noch ganz gut dran sind, was die Elternausgaben betrifft. In vielen anderen Bundesländern müssen die Eltern sogar die Schulbücher finanzieren. Das ist viel teurer als das Kopiergeld.
    Übrigens arbeiten wir mit Schulbüchern. Kopien sind notwendiges Ergänzungsmaterial. Nicht nur an den Grundschulen wird in Bayern Kopiergeld eingesammelt. Kopiergeld ist in Bayern in den Schulen üblich, dafür bekommen die Schüler die Schulbücher kostenlos als Leihgabe zur Verfügung gestellt.
    Bei uns scheint das Kopiergeld bezuschusst zu sein bzw. hat unser Schulträger wohl mit der Firma, die die Kopierer zur Verfügung stellt, gute Vertragsbedingungen ausgehandelt. Die Kopie kostet nämlich um einiges weniger als im Kopiershop.

    • Offizieller Beitrag

    1. Mathematik/Stochastik: Hier sollen ja einfache Wahrscheinlichkeitsexperimente thematisiert werden, z.B. Münzwurf, Kugel ziehen, Glücksrad drehen, etc. Lagern diese Experimente dann im Lager und man kann sie ausleihen, oder wie? Im Geometriebereich dürfte es ja auch ähnliche Beispiele geben (z.B. Körpermodelle o.ä.).

    Die Fachkonferenzen haben eine bestimmte Menge Geld. Wie viel das ist wurde an meiner Schule trotz vielfachen Wunsches noch nie gesagt. Aber es gibt was. Man schreibt eine Wunschliste und dort waren dann eben auch mal Körper drauf, Geobretter und ich glaube sogar, dass es von Cornelsen einen Koffer zum Thema Wahrscheinlichkeitsrechnung in der Schule gibt. (Bin immer froh, wenn ich mit der Arithmetik und einem kleinen Teil Geometrie und Größen halbwegs durchkomme.)

  • Wieso nur im Zweifelsfall? Wieso mal? Wenn ein Kind regelmäßig ohne Essen/Trinken in die Schule kommt, hören die Eltern definitiv von mir...Ansonsten würde mich schon interessieren, was genau du in dem Moment tun würdest, wenn da ein 7jähriges Kind vor dir steht und über akuten Hunger klagt? Würdest du da allen Enstes sagen: "Tja, tut mir leid, dafür bin ich nicht zuständig, aber ich werde mal das Jugendamt verständigen." ???


    Ich habe für den Fall zwar auch keine Vorräte im Schrank (höchstens mal einen Rest Salzstangen von der letzten Faschingsparty oder so, die habe ich dann auch schon mal verteilt...), hatte so einen drastischen Fall aber auch noch nicht. Wenn mal ein Kind Hunger hatte, haben sich in der Regel genug Mitschüler gefunden, die freiwillig was abgegen haben. Ich habe aber auch schon mal vom Büro aus zu Hause anrufen lassen, mit der Aufforderung dem Kind bitte schnellstmöglich was zu essen vorbeizubringen. Was ich immer da habe sind Trinkbecher, damit sich Kinder ohne Getränke zumindest Leitungswasser holen können.


    Aber einem Kind in der Situation nicht irgendwie unmittelbar zu helfen (und sei es, indem man mal in die Klasse fragt, ob jemand zu viel Essen dabei hat) wäre für mich unterlassene Hilfeleistung.

    Was würde ich tun, wenn ein 7jähriges Kind vor mir steht und sagt "Hunger"? Tja, vielleicht nicht Pech gehabt sondern "Komm, wir rufen mal zu Hause an und machen Dampf das deine Eltern hier fix was rumbringen.".
    Und wenn die lieben Elterchen das nicht einsehen, tja...dann kommt die Info an die nächst höhere Stelle und die Frage an die Mitschüler. Einmal, vielleicht auch noch ein zweites Mal. Und dann gibts den unfreundlicheren Anruf bei den Eltern.


    Noch mal einfach erklärt:
    WIR sind nicht dafür verantwortlich und nicht zuständig, wenn Eltern grundlegend einfachen Dingen nicht nachkommen.
    In meiner Schulzeit hatte ich auch einen Mitschüler, wo die Eltern es darauf angelegt haben, dass er immer bei uns schnorren kann. Da haben wir dann irgendwann auch nicht mehr geteilt, weil unsere Eltern auch nicht die Wohlfahrt sind.
    Und wie hier auch schon mehrfach von verschiedenen Seiten aus benannt: WIR als Lehrer können immer wieder einspringen und alles schön aus der privaten Tasche zahlen um den lieben Kleinen Dinge zu besorgen, für deren Beschaffung die Eltern oder aber der Schulträger verantwortlich ist. Nur ist das in dem Falle kein Kampf gegen das System sondern die Unterstützung des Problems, denn ....wenn das Problem durch unseren persönlichen Finanzzuschuss abgeholfen wurde, wozu sollten dann noch Arbeitgeber oder Eltern sich in der Pflicht sehen?


    Verschönerung des Klassenraumes geht ohne eigene Gelder (siehe Schülerplakate etc.).
    Und ja, es schmerzt zu sehen, dass manche Eltern nicht die Notwendigkeit erkennen, ihr Kind vernünftig auszustatten (bei Arbeitsmaterial und Essen + Trinken). Und ja, mir tun solche Kinder leid. Ich änder aber nichts daran, wenn ich mein eigenes Geld da ständig reinbutter. Ich ändere erst was daran, wenn ich ohne zuschustern den dementsprechenden Stellen (Eltern, Schulträger, Jugendamt ...) auf die Füße trete.


    Edit:
    Ich habe mir ab der 2. Klasse mein Essen auch alleine gemacht (mit Bento-Box!) und als ich alleine Kochen konnte sogar was Gekochtes immer bei gehabt. Ab einem gewissen Alter sind Kinder auch alleine dazu fähig, für sich zu sorgen oder zumindest grundlegende Bedürfnisse zu stillen. Und wenn Muttern und Vattern dem im Wege stehen, indem sie nicht für ausreichend Material dafür sorgen: Kann und sollte ich als LEhrer schon nochmal mit dem Eltern darüber reden und die Eltern dazu anhalten, eine Besserung der Situation zu erarbeiten.

    • Nicht, wer zuerst die Waffen ergreift, ist Anstifter des Unheils, sondern wer dazu nötigt. -Machiavelli-
    • Zwei Mächte gehen durch die Welt, Geist und Degen, aber der Geist ist der mächtigere. -Napoleon-
    • In dir muss brennen, was du in anderen entzünden willst! -Augustinus-

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  • Wie soll denn der ganze Differenzierungswahnsinn ohne Arbeitsblätter funktionieren?

    oder Einbeziehung aktueller Themen/ neuer Themen im Fach-/ Zentralabitur, Arbeitsblätter zur Lektüre, oder einfach der Fall, dass es für so einige Bildungsgänge man Berufskolleg keine passenden Schulbücher gibt, da sie so selten sind, dass kein Verlag dafür etwas publiziert.

    Only Robinson Crusoe had everything done by Friday.

  • Geht Differenzieren nicht sogar mit Päckchenrechnen :grimmig: ? Jeder muss a-c machen; wer damit fertig ist, d und e; und die ganz Flotten machen die rote Aufgabe f...

  • Korrigiert ihr mit Rotstiften? Kauft ihr die selber?

    Nicht mehr (weil ich gar nicht mehr korrigiere), aber ja, als ich das noch musste, habe ich mir die Rotstifte selbstverständlich im Sekretariat geholt.

    Die Mutter der Dummen ist immer schwanger.

  • Doch, du nimmst sie genauso. Klar ist der Schulträger auch mit dran schuld, aber du genauso und immer nur sagen, die anderen hätten aber, ist zumindest in Deutschland schon mal deutlich schief gegangen.

    Habe ich Dich da richtig verstanden? Deiner Meinung nach ist also der Lehrer PERSÖNLICH dafür verantwortlich, dass die Schulen materiell gut genug ausgestattet sind? Wow.

  • Nicht umsonst wird immer mehr verpflichtendes Essen in Kitas und Schulen mittags eingeführt, weil eben ganz viele Kinder sonst nicht mal ein warmes essen am Tag hätten, einige eben sogar mal gleich gar keines.

    Und wenn es das an Deiner Schule nicht gäbe, würdest Du Dich höchstselbst an den Herd stellen, stimmt's?

  • Wie ich das immer liebe, wenn dann plötzlich alles durcheinandergeworfen wird.

    Ahso, deshalb. Ja, jetzt wird vieles klarer... danke dafür!

    Die Mutter der Dummen ist immer schwanger.

    • Offizieller Beitrag

    Wir sehen hier drei verschiedene Grundhaltungen zu der Problematik.


    1) Die Hardliner wollen gar nichts kaufen und hoffen, dass der Schulträger das irgendwann kapiert, da sie sich selbst nicht als Retter der Welt ansehen. Gleichzeitig ärgern sie sich über die Idealisten und die Pragmatiker, die ihnen die Preise verderben.


    2) Die Idealisten können nicht damit leben, dass Kinder ohne Stifte, Essen oder ein schön eingerichtetes Klassenzimmer lernen. Sie ärgern sich über die scheinbar herzlosen Hardliner und die Pragmatiker, die die Missstände nicht mit eigenen Mitteln zum Wohle der Schüler bekämpfen.


    3) Die Pragmatiker zahlen das, was aus ihrer Sicht für ihre Arbeit effizienzsteigernd ist, selbst. Sie ärgern sich über die zu harten Hardliner und die zu soften Idealisten, die ihnen jeweils zu extrem erscheinen.


    Für jede der drei Grundpositionen gibt es aus unterschiedlichen Bereichen gute Gründe dafür - und eben auch dagegen. Letztlich wird jeder für sich entsprechende Gründe haben, warum er/sie sich nun für eine der drei Wege entscheidet. Das ist im Grunde auch gut so, solange es einem selbst dabei gut geht.
    Problematisch wird es dann, wenn diese Haltungen in der Schule aufeinanderprallen bzw. gegeneinander ausgespielt werden - so wie es hier in diesem Thread auch erfolgt.


    Fakt ist, dass der Schulträger niemals alle Voraussetzungen für materiell optimal ausgestattetes Lernen erfüllen kann, will und wird. Dafür fehlen letztlich die finanziellen Mittel, was auch daran liegt, dass die Länderhoheit über die Bildung eben auch deren Finanzierung bedingt. Diese wird dann vom Land gerne auf die Kommunen abgeschoben. Eine Stadt, die pleite ist, wird dann nur das Nötigste an Reparaturen und Renovierungen vornehmen können.


    Entsprechend sind die Situationen vor Ort so unterschiedlich, dass jeder von uns sehen muss, wie er damit umgeht, um seinen eigenen Arbeitsalltag für sich selbst erträglich zu gestalten. Das schließt keine der drei Grundhaltungen per se aus.

  • Warum soll ich die 500 Euro irgendwem geben?

    Warum nicht? Du würdest mir damit eine Freude bereiten. Wäre es nicht schön für dich zu wissen, dass ich mit deinem Geld etwas Sinnvolles oder Schönes mache?

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

  • Ich zahl auch Sachen selber. Leider gibt es einen Punkt, wo es für die eigene Gesundheit und Arbeitszufriedenheit besser ist das zu tun.


    Ich freu mich über jeden, dessen Schulträger die Schule entsprechend ausstattet oder der kein Material braucht.


    Dennoch schadet es nicht, über den eigenen Tellerrand zu gucken.
    Kommunen haben extrem unterschiedlich viel Geld für ihre Schulen zur Verfügung. Die unterschiedlichen Schulformen bekommen ein sehr unterschiedliches Budget. Das mißt sich auch in keiner Weise am realen Bedarf vor Ort, sonder nur an der Lobbymacht der jeweiligen Schulform oder Schule. Natürlich ist das nicht Aufgabe der Lehrkraft das auszugleichen. Aber ich denke so einige Kollegen haben keine Vorstellung, wie es jenseits der eigenen Schule/Schulform/Kommune aussieht.

  • Gut zusammengefasst, Bolzbold.


    Bei einem muss ich dir widersprechen: Ich ärgere mich über die anderen Einstellungen nicht, ich kann sie so stehen lassen, denn das ist tatsächlich Einstellungs- und Typsache und wir Menschen sind verschieden.


    Vielleicht gibt es noch einen weiteren 4., etwas modifizierten Grund:
    Ich schaffe das gerne an, woran ich selbst Freude habe bzw. durch das mir dieses Thema dann wesentlich mehr Spaß macht zu unterrichten. Ich ziehe dabei ganz egoistisch für mich einen Nutzen daraus (denn so ein Gutmensch bin ich nicht, dass ich das alles nur für andere tue ohne mich selbst in diesem Zusammenhang zu sehen), der sich dann wiederum auf die Schüler spiegelt. Denn Schülern sind motivierter, wenn sie merken, dass der Lehrer bzw. die Lehrerin selbst Freude an dem hat, was er/sie macht und wie er/sie es macht.

  • Warum nicht? Du würdest mir damit eine Freude bereiten. Wäre es nicht schön für dich zu wissen, dass ich mit deinem Geld etwas Sinnvolles oder Schönes mache?

    Ne, da ich annehme, dass deine Gehaltsstufe deutlich höher und es für mich keinerlei Nutzen hätte, lehne ich ab. ;)

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