Erfahrungen Aufhebung Handyverbot

  • Bei uns (Gym) herrscht ein Handyverbot, die Umsetzung klappt aber nicht gut. Aus verschiedenen Gründen wird jetzt überlegt, das Verbot für eine Probezeit abzuschaffen und auf Basis der dann gemachten Erfahrungen zu entscheiden, ob das Verbot endgültig fällt.


    Meine Frage an alle, die in einer vergleichbaren Situation waren: Wir gehen davon aus, dass die Schüler mindestens am Anfang sehr intensiv (also evtl. mehr als sowieso im privaten Bereich) mit ihren Handys beschäftigt sein werden, dass das aber durch den Gewöhnungseffekt irgendwann abebbt. Kann das jemand bestätigen? Wie lange hat es ungefähr gedauert, bis es weniger wurde?


    Bitte hier nicht über Für und Wider von Handys im Schulgebrauch oder Fragen der Umsetzbarkeit eines Verbotes diskutieren, das kann an anderer Stelle gemacht werden. Mir geht es ausschließlich um Erfahrungswerte nach einer Verbotsaufhebung.

  • Bei uns (Gym) herrscht ein Handyverbot,

    Geht es dabei um ein Verbot der Daddelei im Unterricht oder ein generelles Mitführungsverbot?

    Wir gehen davon aus, dass die Schüler mindestens am Anfang sehr intensiv (also evtl. mehr als sowieso im privaten Bereich) mit ihren Handys beschäftigt sein werden, dass das aber durch den Gewöhnungseffekt irgendwann abebbt.

    Davon ginge ich nicht aus. Der durchschnittliche junge Mensch tippt und wischt 25 von 24 Stunden am Tag inhalts- und kognitionsbefreit auf seinem Smartie-Fön herum. Warum sollte sich gerade in der Schule ein Gewöhnungseffekt einstellen?

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

  • Es geht um ein Nutzungsverbot. In der Tasche haben dürfen die Schüler es.
    Ob die Nutzung weniger wird, werden wir ggf. sehen. Da möchte ich vorab aber nicht drüber spekulieren. Mir geht es um Erfahrungswerte IN der Schule.

  • Weiß nicht, ob mein Beitrag deine Frage beantwortet, da die Umstände etwas anders sind:
    In meinen Oberstufenkursen behandle ich Handys wie jede andere Störung im Unterricht. D.h., dass ich nicht jedesmal sofort darauf anspringe, wenn mal ein Schüler einen kurzen Blick aufs Handy wirft. Ähnlich halt, wie wenn ein Schüler mal kurz mit seinem Nachbarn tuschelt oder wie wenn ein Schüler plötzlich ohne Grund in der Schultasche kramt oder so. Nur wenn es häufiger vorkommt oder die Beschäftigung mit dem Handy länger andauert, schreite ich ein. Ich habe damit gute Erfahrungen gemacht, denn dadurch muss ich meinen Unterricht nicht ständig wegen Ermahnungen unterbrechen und auch (der Versuch der) Diskussionen bleibt aus.
    Ebenso erlaube ich im Unterrichtsalltag auch den Gebrauch des Handys, um in Englisch mal ein Wort nachzuschlagen oder so. Ob dann jemand in der aktuellen Arbeitsphase wirklich gerade ein Wort nachschlägt oder eben doch eine Nachricht schreibt, ist mir dann auch egal. Eben wieser solagen, bis ich das Gefühl habe, dass es eine echte, anhaltende Ablenkung ist.
    Ich halte das für einen realistischen Umgang. Wenn ich mich in Lehrerkonferenzen umsehe oder mein eigenes Verhalten beobachte, dann funktioniert das bei mir und den Kollegen ebenso. Ich gehe auch davon aus, dass es an der Uni mittlerweile ganz normal ist, dass Studenten ihr Handy auf dem Tisch liegen haben und gelegentlich mal drauf schauen. Warum sollte ich dann in der Schule - in der Oberstufe wohlgemerkt - hier andere Maßstäbe anwenden?

  • Ich persönlich habe ja überhaupt kein Problem mit Handynutzung. Die betreffenden Personen stören wenigstens nur sich selbst, statt alle anderen mit.


    (Das eigentliche Verbot bezieht sich soweit ich weiß ja eher auf Foto- und Videoaufnahmen, die heimlich gemacht werden könnten.)

  • wir haben vor einem Jahr das Verbot teilweise abgeschafft (Handynutzung ist in der Pausenhalle und auf dem Schulhof erlaubt, nicht aber in den Klassenräumen).
    Klar gibt es jetzt Schüler, die in den Pausen nur am Smartphone hängen (allerdings variiert die Nutzung von Zocken über Wochenendvideo zeigen bis Lernvideo auf Youtube sehen oder mit Vokabelprogramm üben).
    Der überwiegende Teil unserer ca 1000 Schüler nutzt die Pausen aber für anderes (rumhängen und quatschen, essen, Fußball oder Volleyball spielen).
    Allerdings ist da eine klare Wetterabhängigkeit erkennbar. Wenn es regnet nimmt die Handynutzung zu.


    Wir werden die jetzige Regelung noch 1 Jahr beibehalten und dann wieder beraten (Probezeit von 2 Jahren).

  • @ O.Meier: Ja, war widersprüchlich von mir formuliert, stimmt.
    Es bleibt dabei: Ich bin an Rückmeldungen wie von Zirkuskind interessiert. Also an praktischen Erfahrungen nach einer Verbotsaufhebung. Nicht an dem, was außerhalb der Schule oder in der Schule bei bestehendem Verbot passiert. Und ich bin, das wollte ich ausdrücken, auch nicht an Spekulationen oder Bewertungen interessiert.

    • Offizieller Beitrag

    Bei uns ist Handy nur im Unterricht verboten, außer, die Lehrerin fordert explizit zur Nutzung auf. Verhalten der Schüler exakt wie bei Zirkuskind.

    WE are the music-makers, and we are the dreamers of dreams,
    World-losers and world-forsakers on whom the pale moon gleams
    yet we are the movers and shakers of the world for ever, it seems.

  • Wir hatten nie ein Handyverbot. Bezüglich Schülerverhalten: genau wie bei Zirkuskind. Besonders herzig finde ich unsere Grossen immer im Winter, wenn es geschneit hat. Dann rennen sie sogar in der 5-min-Pause zwischen zwei Stunden raus um schnell ein paar Schneebälle zu werfen. Das geht mit dem Handy natürlich nicht ;)


    Über inflationäres am-Handy-Daddeln-während-des-Unterrichts klagen bei uns auch nur wenige Kollegen, von denen man ansonsten auch weiss, dass sie's mit der Disziplin nicht allzu gut im Griff haben. Abwechslungsreicher und fordernder Unterricht löst dieses "Problem" eigentlich am besten.

  • Bei uns ebenfalls Erfahrungen wie bei Zirkuskind. Funktioniert also.


    (Und die Aufhebung beseitigt so manchen Konflikt innerhalb des Kollegiums, denn der eine sammelte vorher ganz gewissenhaft jedes zu viel benutzte Handy ein während ein anderer geflissentlich drüber hinwegsah - und der eine dem anderen Vorwürfe machte, dass er nicht die Umsetzung der Hausordnung einforderte.
    Außerdem stellt sich so deutlich seltener die Frage nach der theoretischen Haftung, sollte ein Schülerhandy einen Kratzer bekommen.)

    • Offizieller Beitrag

    Muss aber ergänzend auch erwähnen, dass wir, WENN wir hardcore Mobbing-Fälle hatten (sehr selten, aber so alle 2 Jahre kommt mal einer auf), dann waren sie IMMER in Verbindung mit Handy(fotos/filmen -> Instagram/Youtube) und in ihrer Dimension und Größe kaum einzufangen. The other side of the coin. Erhebliche Verletzung und Bloßstellung bei den Opfern. Mal Schüler, mal Lehrer.

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  • Abwechslungsreicher und fordernder Unterricht löst dieses "Problem" eigentlich am besten.

    Mit anderen Worten, der Lehrer ist mal wieder schuld.
    In Deinem Unterricht sind die Schüler natürlich alle so gebannt, dass das Handy gar nicht interessant ist für die. Was stinkt hier eigentlich so?!

  • Wir haben auch ein Handyverbot und das klappt erstaunlich gut. In den wenigen Fällen, in denen sich Schüler nicht dran halten, wird das Handy eingezogen und kann nach der Schule im Sekretariat abgeholt werden. Bei Wiederholungstätern informieren wir die Eltern. Dass Kollegen sich nicht an die Hausordnung halten, sollte meiner Meinung nicht dazu führen, die Hausordnung in Frage zu stellen, sondern mal ein Wort von Seiten der Schulleitung mit den Kollegen zu reden.

  • Mit anderen Worten, der Lehrer ist mal wieder schuld.

    Na wenn Du das so interpretierst ... Nö, ich bin eigentlich an gar nichts schuld. Wenn SuS in meinem Unterricht meinen am Handy spielen zu müssen, verpassen sie garantiert irgendwas Wichtiges. Ich meine nicht das mal eben kurz einen Blick drauf werfen, wenn man sowieso gerade mit den Übungsaufgaben fertigt ist. Das machen meine SuS durchaus und das dürfen sie auch. Ich meine SuS, die bewusst nicht zuhören oder am Handy spielen während sie eigentlich Aufgaben machen sollen. In der Tat habe ich von der Sorte im Moment keinen einzigen in meinen Klassen. Ich glaube auch nicht, dass alle so gebannt und interessiert sind, einige haben schlichtweg Schiss, sie könnten die nächste Prüfung verkacken und sie lernen recht schnell, dass sie echt tief fallen, wenn sie mal abhängen.

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