Inklusion ein (politisches) Missverständnis?

  • ...und auch noch der Hauptgrund, warum Eltern ihr Kind "bloß nicht auf die Hauptschule" schicken wollen, weil die ja zur Aufbewahrungsanstalt für "sowas" mutiert ist (ich hoffe die Anführungszeichen sind angekommen).


    Nur - damit eine solche Aufteilung möglich ist, braucht es vermutlich wirklich einige Änderungen bei der Gesetzgebung.
    Gesetze die es den Schulen erlauben, weit drastischer zu "sieben" als es derzeit der Fall ist.
    Und eben ein Auffangbecken "unter" der Hauptschule, damit diese eben nicht mehr als solches fungiert. Damit auch dort wieder Unterricht möglich ist, wie die Schulform ihn vorsieht. Praxisorientiert. Damit die HS auch wieder potentielle Azubis "produzieren" kann, und nicht nur Dauerabstellgleisbesetzer.


    @Hannelotti - ich glaube dir das sofort. Viele dieser Kinder können überhaupt nichts dafür, meist ist deren Umfeld (insbesondere Eltern) "schuld" an deren Störungen. Aber darunter dürfen andere SuS eben nicht leiden, Inklusion hin oder her. Entweder werden die irgendwie (per entsprchender psychiatrischer Behandlung) sozialisiert, oder, schlimmstenfalls, wirklich dauerhaft weggesperrt. Der Fall, der hier vor nicht allzu langer Zeit Schlagzeilen gemacht hat (und der die Frage aufwarf, ob es "unbeschulbare" Kinder gibt), wo ein ehemaliger Schüler einfach einen anderen absticht... sowas darf sich nicht wiederholen. Solche sind nicht nur "unbeschulbar", die sind "gesellschaftsunfähig". Leider.

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

  • ...und auch noch der Hauptgrund, warum Eltern ihr Kind "bloß nicht auf die Hauptschule" schicken wollen, weil die ja zur Aufbewahrungsanstalt für "sowas" mutiert ist (ich hoffe die Anführungszeichen sind angekommen).


    Nur - damit eine solche Aufteilung möglich ist, braucht es vermutlich wirklich einige Änderungen bei der Gesetzgebung.
    Gesetze die es den Schulen erlauben, weit drastischer zu "sieben" als es derzeit der Fall ist.
    Und eben ein Auffangbecken "unter" der Hauptschule, damit diese eben nicht mehr als solches fungiert. Damit auch dort wieder Unterricht möglich ist, wie die Schulform ihn vorsieht. Praxisorientiert. Damit die HS auch wieder potentielle Azubis "produzieren" kann, und nicht nur Dauerabstellgleisbesetzer.


    @Hannelotti - ich glaube dir das sofort. Viele dieser Kinder können überhaupt nichts dafür, meist ist deren Umfeld (insbesondere Eltern) "schuld" an deren Störungen. Aber darunter dürfen andere SuS eben nicht leiden, Inklusion hin oder her. Entweder werden die irgendwie (per entsprchender psychiatrischer Behandlung) sozialisiert, oder, schlimmstenfalls, wirklich dauerhaft weggesperrt. Der Fall, der hier vor nicht allzu langer Zeit Schlagzeilen gemacht hat (und der die Frage aufwarf, ob es "unbeschulbare" Kinder gibt), wo ein ehemaliger Schüler einfach einen anderen absticht... sowas darf sich nicht wiederholen. Solche sind nicht nur "unbeschulbar", die sind "gesellschaftsunfähig". Leider.

    Richtig, unter den "Störungen" mancher SuS dürfen andere nicht leiden. Es ist schlimm genug, dass Emsoz Kinder selbst einen Leidensdruck haben. Und da braucht es geschultes Personal und vernünftige Ausstattung, um solche Kinder in die Gesellschaft zu inkludieren. Inklusion kann auch heißen, diese sus in besonderen Einrichtungen zu beschulen, in denen sie fit gemacht werden für gesellschaftliche Teilhabe. Man kann nicht nach Inklusion schreien und das Projekt schulterklopfend abhaken, indem man solche sus einfach in einen Sack mit anderen wirft und hofft, dass dabei irgendwas gutes rauskommt. Das ist für mich keine Inklusion. Inklusion bedeutet, dass man Teil der Gesellschaft ist oder wird. Und wenn eine Sondereinrichtung das leisten kann (oder es zumindest nach Kräften versucht), dann ist hier Inklusion doch wesentlich besser erfüllt, als an der 0815 Regelschule von nebenan, in der das Personal weder die entsprechende Ausbildung hat, noch die große Motivation hat, sich mit verhaltensauffälligen sus auseinanderzusetzen. Und das ist jetzt nicht wertend gemeint. Wie gesagt- ich kann wirklich jeden verstehen, der das nicht möchte und deshalb ein Regelschullehramt studiert hat. Für mich wäre z.B Grundschule die Höchststrafe. Deshalb habe ich mich gegen dieses Lehramt entschieden. Genauso legtitim finde ich es, wenn HRG Lehrer sus mit bestimmten Förderbedarfen ungern unterrichten wollen. Aber uns Lehrer fragt ja leider keiner :angst:

  • German: Was heißt konkret bei ihr "schwerbehindert"? Diese Bezeichnung gibt es ja auch auf verschiedene Arten. Erst dann kann man beurteilen, ob eine Regelbeschulung deiner Frau Sinn gemacht hätte. Da sie die gymnasiale Oberstufe und die Universität erfolgreich absolvierte, ist aber davon auszugehen, dass sie selbstständig genug war, um nicht nur das nötige Wissen erwerben, sondern auch den ganzen (Hoch-)Schulbetrieb, auch mit den ganzen bürokratischen Hürden, meistern zu können. Es gibt aber auch genug Menschen (mit Förderbedarf), die dazu nicht in der Lage sind. Davon einmal abgesehen, ist es eine sehr romantische Vorstellung, dass ein Kind mit schwierigen Startbedingungen aufs Gymnasium kommt und dann alles sofort supidupi funktioniert, der Lehrer sich rührend um das Kind kümmert und die Mitschüler alle sich darum reißen, mit ihm befreundet zu sein. Wenn es sich nicht gerade um das private christliche Waldorf-Gymnasium im Villenviertel handelt, sieht die Realität dann doch etwas anders aus. In der Realität gibt die Lehrkraft besagtem Kind ein paar Arbeitsblätter und hofft, dass es sie nicht so sehr in Beschlag nimmt, sodass sie auch noch Zeit für die anderen Kinder hat. WOW, das ist die Förderung, von der ein Kind mit Förderbedarf so riiiiichtig profitiert...


    Davon mal abgesehen: Warum wird sich immer beschwert, wenn ein Kind es von der Sonderschule bis ins Gymnasium oder gar an die Uni schafft? Ist es nicht super, wenn die Lehrer an der Sonderschule dem Kind so sehr halfen, an bestehenden Defiziten zu arbeiten, dass es ihm im Anschluss ermöglicht wurde, Schulformen mit höheren fachlichen Anforderungen besuchen zu können? Lecken sich danach nicht alle Sonderschullehrer die Finger und sind froh, wenn aus ihren Schützlingen später was Anständiges wird? Und wird im Gegenzug bei jedem der vielen Fälle, die zunächst aufs Gymnasium gehen, aber dann auf die Realschule wechseln, weil sie merken, dass sie doch nicht so schlau sind wie zunächst (von den Eltern) vermutet, ein Fass aufgemacht? Nicht dass ich wüsste...

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  • German: Was heißt konkret bei ihr "schwerbehindert"? Diese Bezeichnung gibt es ja auch auf verschiedene Arten. Erst dann kann man beurteilen, ob eine Regelbeschulung deiner Frau Sinn gemacht hätte. ...

    "man" bist du in dem Fall?



    ... Und wird im Gegenzug bei jedem der vielen Fälle, die zunächst aufs Gymnasium gehen, aber dann auf die Realschule wechseln, weil sie merken, dass sie doch nicht so schlau sind wie zunächst (von den Eltern) vermutet, ein Fass aufgemacht? Nicht dass ich wüsste...

    Was hat das mit Inklusion zu tun? der Besuch einer Realschule ist keine Behinderung.


    Bei allem Verständnis für Kollegen, die mit alltäglichen Problemen dessen, was als Inklusion bezeichnet wird, zu kämpfen haben.


    Ich kann nicht verstehen, wie ein mittelmäßiger Student mit hessischem Abi und mangelnder emotionaler Schwingungsfähigkeit darauf pocht, dass das Gymnasium als die alleinige heilbringende Schulart gepriesen wird, die in der "aus den Leuten was wird".


    Man kann von Förderschulen halten, was man will. Aber genau das ist das Problem dieser ganzen Debatte: Wenn Leute, die sich für was Besseres halten über andere urteilen, wo deren Behinderung anfängt und worüber der als "Behinderte" Bezeichnete bitteschön mal dankbar sein soll. Menschen sind verschieden und suchen sich das nicht aus.
    Dass manche Eltern für Inklusion kämpfen, ist u.a. die Folge dessen, dass Förderschulen so einen schlechten Ruf haben.
    Ach ja, alles ein bisschen komplexer als "Parole, Parole, mein Weg ist die Normalität alles andere ist behindert".

  • Da beißt sich die Katze in den Schwanz, @Krabappel


    "Normalerweise" hast du recht - eine ordentliche mittlere Reife sollte für die eisten Ausbildungsberufe völlig ausreichend sein. Ebenso ein ordentlicher Hauptschulabschluss - wenn der denn noch das wäre, was er sein soll.
    Da mittlerweile vielerorts auf Hauptschulen nur noch die "Ausschussware" an Schülern landet, die eigentlich im gesamten Bildungssystem nichts verloren hat, und alles andere "mindestens eine Stufe höher flüchtet", führt das natürlich zur Abwertung der jeweiligen Schulformen, und auch zu dem Irrsinn vieler Ausbildungsbetriebe "unbedingt Abiturienten" als Azubis zu wollen.


    Das Dilemma ist leider echt, und das "Gespenst Inklusion" macht es nicht besser. Wie bereits erwähnt - was an Inklusion (insbesondere körperlich) Behinderter möglich ist, wird auch meist ungesetzt, gerade was Hilfsmittel angeht, seien es Prothesen, Gerätschaften, was weiß ich, gibt es jeden Tag etwas neues, was vielleicht vor kurzem noch nicht möglich gewesen wäre.
    Das wirklich massive Problem sind die (immer häufiger werdenden) EmSoz-Fälle, die im schlimmsten Fall absolut unbeschulbar und sogar gemeingefährlich sind, im besten Fall einfach "nur" den regulären Unterricht in einem Ausmaß stören, das die Effizienz dieses Unterrichts extrem beeinträchtigt (und damit den regulären SuS schadet).


    Wo hier genau wie anzusetzen ist, darüber kann und muss man diskutieren, aber zwangsweise auf Teufel komm raus "inkludieren" kann nicht der Gral der Wahl sein. Es muss an die Ursachen rangegangen werden, nicht an die Symptome, und die sind mMn vor allem bei "Eltern" zu suchen, die nicht in der Lage sind, ihre Kinder gesellschaftstauglich zu sozialisieren, zu erziehen, sondern das schlicht verweigern und meinen, das würde schon "von staatlicher Seite" oder wie auch immer passieren.
    Für diese Kinder bräuchte es eine ganz neue Form von "Betreuung" - vorzugsweise noch früher als die Schulpflicht beginnt - damit diese Extreme gar nicht in dem Maße entstehen. Und wenn das heißt, Kinder zwangsweise vonn ihren unfähigen Eltern zu trennen, dann ist das eben so. Das erfordert vermutlich (deutliche) Gesetzesänderungen und vor allem Eingreifen seitens des JA usw. - aber wegignorieren lässt sich diese Problematik einfach nicht.

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

  • @Krabappel: Du hast dich da glaube ich in etwas verrannt. Im Prinzip sind wir in vielen Punkten der selben Meinung, wobei dein Kommentar so klingt als ob ich genau das Gegenteil geschrieben hätte.

  • German: Was heißt konkret bei ihr "schwerbehindert"? Diese Bezeichnung gibt es ja auch auf verschiedene Arten. Erst dann kann man beurteilen, ob eine Regelbeschulung deiner Frau Sinn gemacht hätte. Da sie die gymnasiale Oberstufe und die Universität erfolgreich absolvierte, ist aber davon auszugehen, dass sie selbstständig genug war, um nicht nur das nötige Wissen erwerben, sondern auch den ganzen (Hoch-)Schulbetrieb, auch mit den ganzen bürokratischen Hürden, meistern zu können.

    Da (an der Universität) hat eine super Schwerbehindertenbeauftragte geholfen, zu einer Zeit, als dies in unseren Schulen noch gar kein Thema war. Die gymnasiale Oberstufe war ein ständiger Kampf, die Uni (mit den Hilfen) ein Selbstläufer. Das fand ich immer peinlich, da wir ja die pädagogische Institution sind.
    Ich kann auf jeden Fall bei ähnlichen Fällen feststellen, dass bei ihrer Behinderung auch im Jahr 2018 die gleichen Kämpfe notwendig sind wie in damals in den 70er Jahren. Aus meiner Sicht ist die Inklusion nicht weit fortgeschritten.

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