Werden die Kids faul durch Arbeitshefte?

  • Meine Meinung beschränkt sich auf die Grundschule (Schwerpunkt 3./4. Klasse)


    Arbeitshefte
    Ich finde sie dann sinnvoll, wenn sie so gut sind, dass man fast alle Seiten davon machen kann - also sie ins eigene Konzept passen.
    Für mich kommt immer erst das Buch (schon von den Kopierkosten her und aus Umweltgründen). Bietet das Buch nicht alles oder ist es in meinen Augen schlecht gemacht, dann brauche ich Alternativen. Das war bei uns z.B. in den vergangenen Jahren die Rechtschreibung. Da haben wir alle ein Rechtschreibarbeitsheft angeschafft, das gezieltere und umfangreichere Übungen beinhaltete und wir unabhängig vom Buch benutzten. Außerdem hat das Konzept uns getaugt.
    Im Augenblick benutze ich Arbeitshefte zum Lehrwerk in Mathematik, Englisch und zum Sprachbuch (Sprachbuch war testweise, ich werde aber dabei bleiben). Diese sind wirklich gut gemacht und bieten genau die Übungen, die man zusätzlich braucht. Wenn ich die nicht hätte, würde ich wahrscheinlich viel zu viele ähnliche Übungen zu den Büchern suchen müssen, denn man kann ja nur eine begrenzte Anzahl aus den Arbeitsheften kopieren. Inzwischen sind die Arbeitshefte bei uns alle bunt, das Kopieren geht so oder so schlecht.


    Arbeitsblätter
    Diese sehe ich ebenso als Ergänzung zum Buch. Wenn der Verlag allerdings schon sinnvolle Arbeitshefte anbietet, dann kann ich mir die Kopien sparen. Arbeitsblätter als Lückentexte setze ich dann ein, wenn die Schüler mit dem Abschreiben überfordert sind. Das betrifft z.B. Einträge in HSU oder auch in Merkhefte. Gerade im 3. Schuljahr setze ich häufiger Lückentexte ein (da müssen aufsteigend schon einmal ganze Teile ergänzt werden), im 4. Schuljahr lasse ich dann die Schüler in der Regel alles abschreiben.
    Man muss den Schülern genug Zeit geben, dass sie sich auf die leserliche Schrift und die Rechtschreibung konzentrieren können. Lieber einmal einen sauber ausgefüllten Lückentext als einen fast unleserlichen Merkhefteintrag. Ein längerer Merkhefteintrag kann am Anfang einer 3. Klasse schon einmal eine ganze Unterrichtsstunde gehen, wenn ich ihn sauber und richtig haben will.
    Ich mache oft Arbeitsblätter selbst oder adaptiere vorgefertigte, wenn noch einmal etwas nachzuüben ist.


    Form
    Arbeitshefte und auch Arbeitsblätter müssen so gestaltet sein, dass abwechslungsreiche Übungen darin zu finden sind. Also nicht nur Lückentexte, sondern auch Rätsel, Zuordnungsaufgaben, markieren mit unterschiedlichen Farben, Eintrag in Tabellen, beim Rechnen nur einmal die Ergebnisse hinschreiben lassen.... in der Grundschule kann man nicht alles abschreiben lassen, man braucht auch Zeit um genug zu üben und das bringen Arbeitsblätter und Arbeitshefte auch.
    Wenn diese allerdings hauptsächlich nur aus leeren Zeilen bestehen, dann kann man die Antworten genauso ins Heft schreiben. Also kann man Arbeitsblätter auch nur einmal als Blätter mit zusätzlichen Fragestellungen selbst machen und einsetzen.


    längere Einträge
    Dennoch finde ich wichtig, dass die Schüler am Ende der 4. Klasse längere Einträge ordentlich, übersichtlich und in entsprechender Geschwindigkeit schreiben können. Wenn man die Schüler genug schreiben lässt, wo es geht, dann kann man richtig zusehen, wie die Schreibgeschwindigkeit im Lauf von 2 Schuljahren sich verändert. Die einzigen, die da immer noch Probleme haben, sind die Unkonzentrierten, Träumer...Da liegt es aber an etwas anderem.


    Texte verfassen
    Es werden in der Schule schon zwangsläufig längere Texte geschrieben, nämlich im Bereich Aufsatz.


    Fazit
    Man muss den didaktischen Wert reflektieren und - wie schon einige hier geschrieben haben - ist auch meine Meinung: Es gibt kein entweder.....oder, sondern die richtige Mischung macht's.

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  • In Zeiten von 'Ihr kopiert zuviel. Wenn wir Kopiergeld einsammeln, meckern die eltern, dass wir das nicht dürfen' steigen wir grad um auf MEHR Arbeitshefte.
    Bisher gab es ein Matheheft (jandorf oder Indianer zum automatisieren). Ab kommenden Schuljahr wird es auch Englisch und Deutsch geben. Bin gespannt, was die Eltern dazu sagen, wenn sie im Jahr 6€ Kopierkosten sparen, dafür aber 20€ für Arbeitshefte ausgeben müssen...

  • ...


    Texte verfassen
    Es werden in der Schule schon zwangsläufig längere Texte geschrieben, nämlich im Bereich Aufsatz.


    ...

    @Caro07, wenn du mal Zeit hast, könntest du bitte mal in den sächsischen Grundschullehrplan Deutsch gucken? mein Kind ist nämlich mit höchstens 2 DinA4 Seiten am Stück durch die Grundschule gekommen.


    M.E. lässt der Lehrplan das bei "wohlwollender" Auslegung auch zu. Klasse 3 z.B. 35 Stunden für Texte und davon kann man noch was für "Einladungskarten, adressatengerecht" etc. verplempern. Klasse 4 ähnlich.


    Liege ich da richtig, dass es zumindest hierzulande die klassische Aufsatzerziehung nicht mehr gibt?

  • @ Krabappel
    Bei uns werden schon noch zusammenhängende Texte geschrieben. Der Lehrplan bei uns sagt das schon noch--> hier (3.2. und 3.3.Texte planen und schreiben, Texte überarbeiten) Bei uns sind neuerdings Fantasiegeschichten und kreative Texte eher in den Vordergrund gerückt. Z.B. Bilderbücher weiterschreiben, zu Bildern von Kunst etwas schreiben, Erlebnistagebücher... Aber es gibt weiterhin Briefe, Vorgangsbeschreibungen, Erlebniserzählungen, Personenbeschreibungen, Berichte schreiben... Im Prinzip jede Menge Textsorten.


    Ich habe nur den Lehrplan von 2009 von Sachsen gefunden, wenn das der Lehrplan ist. Da steht schon ein bisschen wenig drin.


    Die Tendenz, nicht immer ganze Texte schreiben zu lassen, sehe ich auch bei uns. In Fortbildungen wird uns gesagt, dass man auch Aufsatzteile schreiben lassen kann. Neuer ist, dass man auch einmal einen fehlerhaften fremden Aufsatz überarbeiten lässt.

  • Was verstehst du denn unter "klassische[r] Aufsatzerziehung? Bayern und Sachsen sind ja noch die Länder, in denen man sich noch relativ am alten Lehrplan orientiert, also Inputorientierung. In den anderen Bundesländern sind viele Kompetenzen "weicher" formuliert, was natürlich auch ermöglicht, dass man manche Themengebiete nur streift, wie von euch, Caro und Krabappel, angedeutet.
    Beim Lesen unserer Bildungsstandards fällt mir auf, dass das Schreiben sehr stark als Prozess verstanden wird und diese Forderung macht ja nur Sinn, wenn man auch längere Texte schreibt, über deren Entstehung man dann reflektieren bzw. die man kontinuierlich überarbeiten kann. An Schreibformen werden genannt: "Ausdrucksfunktion (fiktionales und nichtfiktionales Erzählen, Reimen), Darstellungsfunktion (Beschreiben, Anleiten, Berichten) und Appellfunktion (Argumentieren)."
    Beim fiktionalen und nichtfiktionalen Erzählen kann man durchaus gut über 2 Seiten kommen, beim Rest hängt es wohl vom Gegenstand ab, der beschrieben/über den berichtet/argumentiert wird...

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