Probezeitbeurteilung

  • Hallo zusammen,


    Ich brauche euren Rat.
    Ich bin gerade im 1. Erufsjahr nach den Ref. Ich arbeite in BW. Hier ist eine Verkürzung der Probezeit noch möglich.
    Jetzt habe ich von meinem Rektor die Beurteilung über das Wochenende schon mal per E-Mail bekommen. Ich habe eine 2 bekommen. Und ich bin echt enttäuscht und auch ein bisschen sauer.
    es fehlt eine halbe Note, damit ich früher verbeamtet werde, was er auch weiß. Bri hat ihm da eine Zacke aus der Krone, wenn er mir da die halbe Note besser gibt und mir dadurch das Leben deutlich leichter macht??? Das eine Jahr, das ist jetzt nicht verkürzt bekomme bedeutet für mich ein Jahr länger Risiko (man weiß ja nie, ob man evtl. einen Unfall hat und die Lebenszeitverbeamtung dann ganz schnell vom Tisch ist), Familienplanung nach hinten schieben (weil ich die Lebenszeitverbeamtung vorher durch haben will). Für mich geht es um etwas und dass dann jemand für den es im Grunde genommen doch völlig egal ist, darüber entscheiden darf, finde ich so unfair.
    ich bin schwerbehindert (sehbehindert). Im August habe ich meine Hilfsmittel beantragt und vorgestern kamen sie dann endlich, weil die Bürokratie 10 Monate gedauert hat. Sprich, ich habe 10 Monate enorme Mehrarbeit geleistet, weil es ohne Hilfsmittel für mich einfach ungleich aufwändiger ist und länger dauert, als für andere Leute. Ich sitze jeden Tag bis 10 am Schreibtisch, arbeite mir einen ab, um meinen Job gut zu machen, hänge mich enorm rein und dann wird das so gewürdigt? Ich habe Vertretungsstunden gemacht, obwohl ich nicht müsste wegen meiner Behinderung, habe doppelt so viele Flüchtlingskinder in meine Klasse aufgenommen wie Kollegen, die sie nicht wollten und gebe echt mein letztes Hemd für meinen Beruf. Ich fühle mich gerade richtig schlecht, weil ich so viel reinstecke und das dann ncihtmal richtig gewürdigt wird.
    Vor allem nachdem fast alle, die mir mir Ref gemacht haben eine 1,5 bekommen und zwar auch die von denen ich weiß, dass Sie keinen Fingerr unnötig krumm machen.
    Kann ich irgendetwas machen, um die Note noch zu ändern? Ich habe gesehen, dass ich die Möglichkeit habe mich schriftlich dazu zu äußern abe eine Auswirkung hat das ja nicht, oder? Habt ihr irgendwelche Ratschläge für mich wie ich das vielleicht auch nochmal mit meinem Chef ansprechen kann?


    Danke!

  • Vielleicht fragst du ihn einfach, was er für eine 1,5 erwartet hätte, damit du das nun besser machen kannst. Vielleicht hat er ja einiges gar nicht gesehen und es fällt ihm dann auf. War bei meiner Schulleitung im Ref auch so, dass sie hinterher dann beim Durchsprechen meinte, stimmt eigentlich, die Stelle wäre wohl unfair, da hatte sie gar nicht dran gedacht.

  • Dein Chef wird ja die 2 in seinem Text irgendwie begründet haben. Kannst ihn ja gerne darauf ansprechen.
    Aber meiner Meinung nach lohnt sich das nicht.
    Du bist doch schon Beamter (auf Probe). Die Dienstunfähigkeitsvorsorge von der du spricht, die wird NICHT mit dem Wechsel zum Beamten auf Lebenszeit gegeben. Die Dienstunfähigkeitsvorsorge tritt nach 5 Jahren nach dem ERSTEN Eintritt als Beamter; also startet schon mit dem Zeitpunkt des Referendariats. Insofern machst du dir vollkommen unnötige Sorge.

    • Offizieller Beitrag

    Schauen wir uns die Fakten an:


    Die Gefahr, dass Du durch einen Unfall etc. dienstunfähig wirst, ist extrem gering. Und falls das kurz nach der Lebenszeitverbeamtung passieren sollte, gäbe es sowieso nur die Mindestpension. Davon kann man auch keine Familie ernähren.
    Die Mehrarbeit, die Du geleistet hast, ist anerkennenswert, jedoch kann Deine SL nichts für Deine Sehbehinderung und auch nicht für die Umstände, die dazu geführt haben, dass die Sehhilfe so lange gebraucht hat.
    Dass Du mehr Flüchtlingskinder aufgenommen hast und Vertretungsstunden gemacht hast, wären in der Tat positive Argumente für Deine Sache. Im Falle einer negativen Antwort der Schulleitung würde ich diese Dinge sofort einstellen.
    Was den Vergleich mit Deinen Mitreffis angeht, so argumentierst Du hier wie eine Schülerin. (Die anderen haben weniger gemacht als ich und bekommen eine bessere Note.) Auf solche Diskussionen lasse ich mich bei Schülern nie ein.


    Wie schon von anderen empfohlen solltest Du mit Deinem Chef sprechen und Deine Enttäuschung oder Verwunderung über die Note zum Ausdruck bringen und die Aspekte Deiner Arbeit anführen, die hinreichende sachliche Grundlage bieten für eine Beurteilung wie "die Leistungen übertreffen die Anforderungen in besonderem Maße" beispielsweise in NRW.


    Was die Familienplanung angeht, so würde ich Kinderkriegen nicht an der Lebenszeitverbeamtung aufhängen. Wenn Du Kinder haben möchtest, dann bekommst Du sie eben. Das haben genug Kolleginnen bei mir an der Schule ohne Rücksicht auf die Lebenszeitverbeamtung gemacht.


    Die Mentalität der totalen Absicherung verstehe ich persönlich nicht so ganz - dieser Logik zufolge dürften ja dann Frauen, die nicht im ÖD beschäftigt sind, nie Kinder bekommen, weil sie nie in den Genuss dieser Privilegien kämen.

    Gruß
    #TheRealBolzbold

    Ceterum censeo factionem AfD non esse eligendam.

  • Und falls das kurz nach der Lebenszeitverbeamtung passieren sollte, gäbe es sowieso nur die Mindestpension.

    Das ist falsch. Man erhält keine Mindestpension wenn man Beamter auf Lebenszeit geworden ist. Man erhält die Mindestpension, wenn man 5 Jahre als Beamter tätig war. Egal ob auf lebenszeit, Probe, Anstellung, ... Es können ggf. sogar andere Zeiten ruhegehaltsfähig hinzuaddiert werden. Aber der Zeitpunkt/länge für die "Beamter auf Lebenszeit" ist dafür vollkommen unerheblich.


    Aber der Nachsatz ist natürlich richtig und wichtig: Es reicht nicht zum Ernähren der Familie!

  • Mach einen Termin aus, frag nach, was für eine 1,5 nötig ist und erläutere deine Leistung noch mal ihm ggü. Vielleicht lässt er mit sich reden? Allerdings nicht mit Groll, sondern als Bitte. Eine 2 ist ja theoretisch ne "gute" Note. Wenn's Richtung "sehr gut" gehen soll braucht man ja schon ein paar Argumente.


    Für die Zukunft: Mach im Schuldienst niemals irgendwas, um irgendwas zu bekommen. Es wird dir nicht gedankt. Hab lieber Spaß an dem, was du machst. Flüchtlingsklassen sind dein Ding? Go for it. Aber erwarte nicht, dass du dafür eine Vergünstigung bekommst. Jedenfalls erlebe ich das so und ich hab auch schon wesentlich ältere Kollegen gesehen, die sich aufopfern und dann frustriert sind, dass sie an anderer Stelle verarscht werden. "Aber ich hab doch immer..." Wir arbeiten in einem System mit Rechten und Pflichten, die sollte man kennen. Persönliche Dankbarkeit vom Kultusministerium? eher nee ;)


  • Ich sitze jeden Tag bis 10 am Schreibtisch, arbeite mir einen ab, um meinen Job gut zu machen, hänge mich enorm rein und dann wird das so gewürdigt? Ich habe Vertretungsstunden gemacht, obwohl ich nicht müsste wegen meiner Behinderung, habe doppelt so viele Flüchtlingskinder in meine Klasse aufgenommen wie Kollegen, die sie nicht wollten und gebe echt mein letztes Hemd für meinen Beruf. Ich fühle mich gerade richtig schlecht, weil ich so viel reinstecke und das dann ncihtmal richtig gewürdigt wird.

    Mach bloß nicht so weiter! Nicht nur, weil Du ausgenutzt wirst, sondern weil Du das wahrscheinlich nicht lange (gesund) durchhälst.

  • Ich habe mich sogar verschuldet (Immobilienkauf) als Beamter auf Probe. Sogar im ersten Monat ;) .
    Und die Welt ist auch nicht untergegangen.

    Lässt eine derart frivole Unbekümmertheit keine Zweifel an Deiner Pflichtliebe und Amtstreue aufkommen?

  • Das wesentliche wure schon gesagt, ich darf noch mal aus meiner Sicht formulieren, welche Dinge man als Lehrer unbedingt klar haben sollte:


    1. Noten gibt man für Leistungen in der Vergangenheit, nicht für das, was man in der Zukunft aus der Note machen kann. So verfahren wir (hoffentlich) mit unsern Schülern und so müssen wir auh mit uns verfahren lassen.


    2. Beurteilende und Beurteilte haben schon mal unterschiedliche Ansichten, wie eine Leistung zu beurteilen ist. Man kann darüber reden, womöglich wurde tatsächlich ein Aspekt übersehen. Der Burteilende sollte dem Beurteilte die Note begründen können. Und amn Ende entscheidet der Beurteilende.


    Und ja, man macht auch Fehler, wenn man Noten gibt. Und der, der sie kriegt, hat den Schlamassel. Doof, aber nicht in Gänze zu vermeiden.


    3. Dass man viel Energie irgendwo 'reinpackt, heißt nicht, dass viel 'rauskommt. Beurteilt wird aber das Ergebnis, nicht der Aufwand. Allein schon deshalb, weil er Aufwand gar nicht beurteilt werden kann, oder soll man sich neben den Schreibtsich setzen, wenn der Kollege seinen Unterricht vorbereitet oder die Schüler für eine Arbeit lernen?


    4. Für uns sieht es so aus, dass oft keiner mitbekommt, was wir alles (nebenbei) machen. Ja, das enttäuscht. Je eher man sich daran gewöhnt, umso besser. Manche haben da bis zum Schluss dran zu knapsen.


    Die gute Nachricht ist, dass es auch nicht auffällt, wenn wir etwas nicht machen.


    Unterm Strich hat hier jemand eine wertvolle Erfahrung gemacht. Ein Beurteilender darf sich hier nochmal die Perspektive des Beurteilten ansehen. Da kann man etwas draus machen. Kann aber auch furchtbar schief gehen.


    Ansonsten, das Urteil, ein guter Lehrer zu sein, ist ein schönes Lob. Ich bin schon mit "Der macht seine Sachen anständig." zufrieden.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

    Einmal editiert, zuletzt von O. Meier ()

  • Eines noch:

    gebe echt mein letztes Hemd für meinen Beruf

    Das ist die falsche Haltung. Unprofessionell. Kriegt das in'n Griff. Überleg dir, was dir wirklich wichtig ist (beruflich und privat) und mach das dann gezielt und ordentlich.


    Mein letztes Hemd gebe ich für meine Famile, meine Freunde, den Frieden in der Welt. Solche Sachen halt. Aber nicht für meinen Beruf. Der soll dafür sorgen, dass ich Hemden habe.

  • Ist halt ne Leistungsbeurteilung und kein Wunschkonzert...


    Lass dir einen Termin geben und die Note begründen. Geändert wird sie sicher nicht. Der SL hat sich ja was bei überlegt und nicht gewürfelt.


    Das eine Jahr mehr oder weniger Probezeit merkst du effektiv überhaupt gar nicht. Familienplanung muss deswegen auch nicht nach hinten geschoben werden. Warum auch?


    Das Beamtentum ist ein absoluter Karrierekiller. Es gibr Leute wie dich, die reißen sich den A**** auf und werden nie was dafür bekommen und andere, die lassen‘s locker flockig angehen und werden nach drei Jahren A14 weil da eben die Nase passt...


    Wer nicht erkennt, was du leistest, hat halt Pech gehabt. Versetzungsantrag, irgendwann vllt Versetzung durch A14-Stelle erzwingen. Aufdrängen würde ich mich keinem.

  • die lassen‘s locker flockig angehen und werden nach drei Jahren A14 weil da eben die Nase passt...


    Zumindest bei uns an der Schule die Beförderungsstellen sind in der Regel auch die Leute, die sich den Arsch aufreißen. Zwar nicht nur, soviel Stellen gibt es nicht, aber Schlunzis werden idR nicht befördert.

  • Eine 2 ist keine schlechte Note. Man muss sich auch einmal das Bewertungsraster ansehen. In Hessen ist das auf den ersten Blick ähnlich wie Punkte beim Abitur aufgebaut mit Punkten von 1 bis 13 mit Unterteilungen in Leistungsbereiche. Als ich meine Beurteilung überflogen habe, sah das erst richtig schlimm aus, weil fast alle Kreuze in den Bereich 4 fielen. Führt man sich das mal genauer zu Gemüte, bedeutet Bereich 4 "erfüllt seine Dienstpflichten vollstens" oder so ähnlich. Die ersten drei Bereiche waren so etwas wie "übertrifft die Erwartungen" bis "übertrifft die Erwartungen in besonderem Maße". Was soll man in der kurzen Anfangszeit, wo man selbst erst einmal klarkommen muss, anstellen, um alle Erwartungen zu übertreffen? Man kann ja nicht die Welt retten.
    Ich hatte meine Überprüfungsstunde erst nach dreieinhalb Jahren und die Urkunde überhaupt erst nach vier Jahren in der Hand, weil das bei uns im großen Stil verschludert wird. Den anderen geht es genauso. Man merkt die Zeit wirklich nicht. Mach dir also keinen Kopf. Wenn man dich loswerden wollen würde, dann stünde da sicher keine 2! ;)

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