Erste Kürzung der Stundentafel für Schüler wegen Lehrermangels

  • Ja, ich glaube das. :-) Gibt es irgendwelche (lern-)psychologischen Studien oder Erkenntnisse, @Sissymaus, dass das nicht so wäre? Ich meine, man hat den Stundentakt nicht ohne Grund auf 45 Minuten festgelegt. Aber das ist ja schon lange her.

    Die Schulstunde von 45 Minuten wurde 1911 vom preußischen Kultusminister eingeführt, damit die Stundentafel von 5 Unterrichtseinheiten pro Tag am Vormittag und nicht wie zuvor an Vor- und Nachmittag erteilt werden konnte. Darüber hinaus gab es keinen Grund. Einen lernpsychologischen erst recht nicht.


    Da sich das deutsche Schulsystem und die Pyramiden ein Kopf-an-Kopf-Rennen liefern, was den Platz eins an Unbeweglichkeit angeht, ist diese Unterrichtsstunde von 45 Minuten Länge immer noch der Standard nach dem alles berechnet wird, obwohl de facto überhaupt kein Grund mehr dafür spricht. "Ham wir schon immer so gemacht, ham wir noch nie so gemacht, könnt ja jeder kommen!" :)

  • Die Schulstunde von 45 Minuten wurde 1911 vom preußischen Kultusminister eingeführt, damit die Stundentafel von 5 Unterrichtseinheiten pro Tag am Vormittag und nicht wie zuvor an Vor- und Nachmittag erteilt werden konnte. Darüber hinaus gab es keinen Grund. Einen lernpsychologischen erst recht nicht.
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    Interessant. Danke.


    Gibt es aber irgendwelche "heutigen" lernpsychologischen Erkenntnisse, wie lange ein Schüler sich auf etwas konzentrieren kann?


    Und kann man das nicht mittels "Phasen" (unterschiedliche Lehr-, Lern- und Arbeitsformen) erweitern? Meinem Unterricht sagt man nach, dass der rhythmisiert ist. Ich glaube, damit wird gemeint, dass sich Phasen des Zuhörens, Selbertuns, Schreibens usw. miteinander abwechseln - eben genau deshalb, um die Aufmerksamkeit zu erhalten. Ich könnte mir gar nicht vorstellen, 45 Minuten lang nur eine Arbeitsform zu praktizieren, aber stimmt, ich habe sowas schon gesehen und es war gut zu beobachten, wie die Aufmerksamkeit der Schüler nach und nach verlorenging und die "Störungen" (auch einfache Unaufmerksamkeit) Schritt für Schritt zunahmen.


    Das spricht für mich jetzt aber nicht dafür, dass man in einer 45-Minuten-Stunde "guten Gewissens" nur 20 Minuten arbeitet und den Rest rumdallert, sondern es spricht für mich dafür, den Unterricht entsprechend zu organisieren, dass Aufmerksamkeit erhalten bleibt bzw. wiederhergestellt wird, um von den 45 Minuten doch so viel wie möglich sinnvoll zu nutzen, denn manche Kinder haben nur diesen unseren Unterricht, um bestimmte Dinge zu (er)lernen - außerhalb findet das bei denen noch weniger statt oder gar nicht (siehe mein Beispiel mit der Förderstunde, für die die Kinder von meinem Unterricht befreit wurden und dann nur Stadt-Land-Fluss spielten).

    Es gibt für alles ein Publikum und für jede Meinung das passende Argument.

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  • Ich habe nicht gesagt, dass Förderunterricht Stadt-Land-Fluss-Spielen ist, sondern ich habe erlebt, dass Kinder aus dem Förderunterricht, für den sie von meinem Unterricht "befreit" wurden, in der nächsten Pause zurück in meinen Unterricht kamen und freudestrahlend der Klasse berichteten, dass sie die ganze Stunde Stadt-Land-Fluss gespielt haben.


    (Und das war nur ein Beispiel von verschiedenen, die ich noch bringen könnte.)

    Woher willst du wissen, aus welchen Gründen der Kollege genau dieses Spiel gewählt hat? Und warum glaubst du zu wissen, dass sie in der Stunde nicht mehr gelernt haben, als in deinem Unterricht?


    Vorweg: mich interessiert die Antwort nicht. Ich möchte nur an dieser Stelle darauf hinweisen, dass der Thread mal wieder vom Thema abgeht.


    Fakt ist: Sächsischen Kindern wird Unterricht gestrichen. Gleichzeitig Quereinsteiger in großem Stil. Was jetzt mit Lehrplänen, Schulleistungen und Schulabschlüssen wird? ich bin gespannt.

  • ...
    Vorweg: mich interessiert die Antwort nicht. Ich möchte nur an dieser Stelle darauf hinweisen, dass der Thread mal wieder vom Thema abgeht. ...


    Ja, das ist doch oft so. Wie im wirklichen Leben: Man kommt vom Hundersten ins Tausendste.


    Am Ende führst du ja zurück zum Thema zurück. Ich schließe mich an: Angesichts des "Leerlaufs", den es in den Schulen gibt (was ja Kommentatoren zuvor bestätigt, wenn auch klein- bzw. schöngeredet haben: man stünde damit ja noch vergleichsweise gut da ...), also angesichts dieses Leerlaufs kann eine (vorübergehende) Reduzierung der Stundentafel der Schüler dann ja auch nicht so schwerwiegend sein, insbesondere wenn die verbleibende Unterrichtszeit effektiver ausgenutzt wird.


    Stadt-Land-Fluss spielen; Pyramiden basteln oder ein Bild zu einer Melodie malen kann man auch zu Hause oder nachmittags im Hort. ;-)

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  • Habt Ihr auch schon die Stundenpläne fürs nächste Schuljahr?


    Meine neuer Rekord, was Kürzungen angeht: Zusammengestrichen auf 25%!


    Also früher hatten die Azubis über 2 Jahre 2 Stunden/Woche. Jetzt soll ich den gleichen Stoff in 1 Jahr mit nur 1 Stunde/Woche durchbekommen. Dazu kommt, daß der Stoff in der IHK-Prüfung (vgl. Zentralabitur) abgefragt wird.


    Habt Ihr Ideen, wie ich das bewerkstelligen soll? Prüfungsfragen pauken lassen?


    Unsere Schulministerin will doch jetzt den Stundenausfall aller Schulen erfassen. Fallen da solche systematischen Stundenausfälle auch in die Statistik oder werden nur die eionzelnen Ausfälle aufgrund von abwesenden Kollegen gezählt?

  • Gibt es aber irgendwelche "heutigen" lernpsychologischen Erkenntnisse, wie lange ein Schüler sich auf etwas konzentrieren kann?

    6-7 Jahre: 15 Minuten am Stück
    7-10: 20 Minuten am Stück
    10-12: 25 Minuten am Stück
    12-16: 30 Minuten am Stück
    Erwachsene: ca. 90 Minuten am Stück
    Danach benötigt man eben eine Pause.


    So haben wir das im Studium im Rahmen einer Psychologievorlesung beigebracht bekommen.

  • Im Ref hieß es auch maximal 20 Minuten, spätestens dann kommt Werbung...
    Die Regelung ist in Zeiten von Netflix wohl hinfällig.

    Only Robinson Crusoe had everything done by Friday.

  • Das gilt aber sicher nicht für Dinge, an denen man Freude hat.
    Meine beiden Dreijährigen können locker 30 Minuten konzentriert beim Vorlesen zuhören oder ebenso lange Sand von einem Eimer in einen anderen schaufeln.
    Viele 12jährige können stundenlang Serien schauen oder online zocken.


    Bin also skeptisch, was die Werte angeht.
    Die sind sicher nicht universell anwendbar.


  • Danke, @xwaldemarx. Das muss ich mir merken.


    Ich vermute, dass das aber nicht bedeutet, dass man mehr im Unterricht nicht schafft, sondern dass man durch entsprechende Rhythmisierung auch z.B. 2 x 20 Minuten Konzentration schaffen kann.

    Es gibt für alles ein Publikum und für jede Meinung das passende Argument.

  • Setze mal deine Gesamtschulbrille ab...
    Gruß !


    Damit meine ich nicht speziell irgendeine Schulart.


    Und du selbst hast es doch bestätigt, dass es diesen Leerlauf gibt und wir damit immer noch gut dastehen im Vergleich zu anderen Berufen.

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  • Danke, @xwaldemarx. Das muss ich mir merken.


    Ich vermute, dass das aber nicht bedeutet, dass man mehr im Unterricht nicht schafft, sondern dass man durch entsprechende Rhythmisierung auch z.B. 2 x 20 Minuten Konzentration schaffen kann.

    Ganz genau. Gemeint ist damit in etwa der Konzentrationsaufwand, den man bspw hat, wenn man einer Vorlesung sehr aufmerksam folgt. Da sind selbst 90 Minuten für Erwachsene oft schwer.

  • Ganz genau. Gemeint ist damit in etwa der Konzentrationsaufwand, den man bspw hat, wenn man einer Vorlesung sehr aufmerksam folgt. Da sind selbst 90 Minuten für Erwachsene oft schwer.


    So sehe ich das auch. Unterrichtszeit kann und sollte mehr für Unterricht genutzt werden. Es ist machbar, auch wenn die Aufmerksamkeitsspanne der Kinder jeweils begrenzt ist. Gute Lehrer wissen das entsprechend zu berücksichtigen. Immerhin werden wir als "Lehr-Profis" gut dafür bezahlt. Um Stadt-Land-Fluss zu spielen, muss man nicht 5 Jahre studieren und sich durch 2 Jahre Referendariat quälen.

    Es gibt für alles ein Publikum und für jede Meinung das passende Argument.

  • Abgesehen davon, dass dein "Stadt-Land-Fluss"-Beispiel, welches du die ganze Zeit zitierst ein Beispiel von vielen aus einer Förderstunde von vielen in einer Klasse von vielen ist -


    könnte es evtl. sein, dass genau dieses Stadt-Land-Fluss-Spiel mal die Abwechslung war, die die Kinder in der Förderstunde gebraucht haben, weil sie sich nicht mehr konzentrieren konnten? Weil evtl. der Lehrer die Aufmerksamkeitsspanne berücksichtigt hat?`


    kl. gr. frosch

  • hast du denn mal gefragt, warum Stadt-Land-FLuss gespielt wurde? also bei der Förderlehrperson nachgefragt? @sofawolf
    Ich kann mir auch vortellen, dass damit etwas vertieft wurde. Was weiss ich, aber aos Oberbegriffe könnte man ja auch zum Beispiel finde ein englisches Wort, dass mit dem Buchstaben anfängt oder eine Farbe oder oder....


    Meine Kinder behaupten auch immer sie würden "nur" spielen also auch gegen aussen bwz. daheim. Dass da mehr dahinter steckt, dass es einen Sinn/Zusammenhang gibt, dass sich alles nach einem Lehrplan richtet.......ja klar, dass ist meine Aufgabe, das muss ich wissen. Die Kinder brauchen diesen Blick dahinter nicht. Ich kenne die Lernziele der Kinder.

  • Als ich die Förderlehrerin fragte, warum sie nicht üben würde (mehrfach), was im Förderplan stehe, hieß es fast schon erbost, ich solle das nicht so eng sehen und dann kam der häufig schon gehörte Spruch (den ich teilweise ja akzeptiere): Wir können nicht alle retten.

    Es gibt für alles ein Publikum und für jede Meinung das passende Argument.

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