Ist das normal?

  • Ich lese jetzt seit ein paar Wochen hier mit und muss sagen, ich wundere
    mich darüber, welche Arten von Rückmeldungen hier die meisten für
    sinnvoll erachten.



    Stellt euch vor, dass, sagen wir mal, 85% der
    Referendare ein echt gutes Ref haben. Gute Schule, nette betreuende
    Lehrer, einigermassen umgängliche Schüler, fairer Umgang durch die
    Lehrer, faire Bewertung, voranbringendes Feedback oder zumindest die
    meisten dieser Punkte. Und die restlichen, sagen wir, 15% haben diese
    guten Bedingungen einfach nicht. Und keiner kriegts mit, weil ja Schulen
    nach außen schon in einem enormen Ausmaß "black boxes" sind. Und weil
    die anderen Referendare häufig doch einfach mal voraussetzen, die
    Bedingungen, die man selbst im Ref erlebt, seien schon irgendwie normal.
    (interessanterweise scheinen das mE vor allem die Reffis zu tun, die
    ein sehr gutes Ref haben.)



    Was geschieht nun mit einem Reffi, der
    schlechte Ausgangsbedingungen hat? Nun ja, in den meisten Fällen wird
    er zu irgendeinem Zeitpunkt mal hören: "Vielleicht liegt es an dir.
    Überleg doch mal, was du besser machen kannst, und schieb es nicht auf
    die FL/Kollegen/Schüler/Schule, ... Du hast nur keine Selbstreflexion,
    wenn du nicht siehst, dass es an dir liegt!" Vermutlich wird er das von
    fast allen hören. Fachleiter tendieren eh zu dieser Einstellung, aber
    auch Mitreferendare reiben einem gerne eigene Erfolge uner die Nase und
    sagen: "Bei mir klappt doch alles, muss an dir liegen!". Und Schulen
    tendieren auch nicht gerade dazu, zu sagen: "Hier ist es halt Mist, der
    Reffi kann gar nix dafür."
    Und aufgrund der Ausweglosigkeit der Situation werden, sagen wir doch
    mal, die meisten Reffis dann wirklich versuchen, die "Schuld" bei sich
    selbst zu suchen. Weil es doch eh keinen Zweck hat, im Ref die Schuld
    auf irgendwen anders zu schieben. (ganz nebenbei, war ich auch so ein
    Typ, der die Schuld nur bei sich gesucht hat.)



    Und dann,
    irgendwann, ist der Reffi vielleicht endgültig verzweifelt, merkt: "Es
    klappt nicht gut, ich finde meine Schuld nicht und keiner kann mir
    helfen! Und keiner glaubt mir, dass das ungerecht ist, und ich kann
    nichts machen! Ich muss mich mal mit Leuten austauschen, denen es
    ähnlich geht." Und was kann man gut tun? Vielleicht mal im Internet so
    was wie "Frust Referendariat" oder ähnliches googlen und hier landen.
    (habs gerade ausprobiert, tut man wirklich.)



    Und was bekommt der
    Reffi dann hier? Einerseits zum millionsten Mal Gerede von der
    "mangelnden Selbstreflexion" sowie dass er selbst nur dran schuld ist.
    Andererseits ein komplettes Unterforum mit Durchhalteparolen,
    das ihm dann vielleicht die Illusion gibt, jedes Ref sei zu
    schaffen. Und wenn er dann am Ende völlig zerstört hier ankommt und
    sagt: "Durchgefallen!", was kriegt er dann zu hören? Das Übliche: Alle
    zerstochern seine Beiträge und suchen nach irgendwas, um dem Reffi zu
    erklären, dass es doch nur an ihm lag und schon seine Richtigkeit hatte.



    Mal ehrlich: Was erhofft ihr euch davon, den Reffis auch hier etwa das
    gleiche "Du bist auf jeden Fall selbst schuld!"- Gerede um die Ohren zu
    hauen, das sie doch eh schon aus dem Seminar kennen?



    Und ein verwandter Gedanke noch zum Schluss: Stellt euch mal, rein theoretisch
    vor, es gäbe wirklich einmal einen Referendar, bei dem unabhängig von
    der Leistung von Anfang an von Fachleiter und Mentor beschlossen ist,
    dass er durchzufallen hat, und er würde in jeder Rückmeldung grundlos
    runtergemacht. Und der würde hier ankommen. Was würdet ihr ihm sagen?
    "Typisch, alles auf FL und Schule schieben!" Und je weniger Probleme es
    tatsächlich gäbe und er selbst also überhaupt sehen könnte, desto mehr
    würde er zu hören bekommen: "Typisch, du siehst die Fehler bei dir
    selbst nur nicht! Keine Selbstreflexion! Nimm dir mal zu Herzen, was die
    FL sagen!" Und wenn er dann durchfallen würde: "Kein Wunder bei der
    Einstellung! So hat sich ein Referendar nicht zu verhalten!" Folglich
    würden also in einer solchen Situation Fachleiter und Mentor mit ihrer
    mutwilligen Fehlbewertung durchkommen. Und warum? Weil einem armen Reffi
    keiner glaubt. Und das Referendar-Forum macht da keine Ausnahme und
    stellt sich nicht gegen diesen Trend. Schade eigentlich.



    PS: Wenn ihr jetzt meint, ich sehe das komplett falsch und das stimmt alles gar
    nicht, dann stelle ich mal die Selbstreflexion dieser Community in
    Frage!

  • Ich für meinen Teil hatte keine gute Bedingungen im Ref an meiner Ausbildungsschule. Das hätte damals auch keiner bestritten, aber es war nun einmal so. (Und mal als Randnotiz: später gibt es auch keinen Blumenstrauß am Ende des Jahres, weil du irgendwie wieder die schwierigere Klasse erwischt hast. Ist halt so!) Ich hatte sogar erwogen, mein Ref in NRW abzubrechen und in Hessen an einer mir bekannten Schule fortzusetzen, weil ich es so besch***en fand. Den Platz hatte ich sogar schon, aber ich habe mich dann durchgebissen. Ich bin nicht mit Glanznoten durchgekommen, aber ich hatte es geschafft.
    Normalerweise werden nach dem ersten Nichtbestehen die Karten neu gemischt: neue Schule (oder bei uns immerhin neue Mentoren, weil die nächste Schule unserer Art viel zu weit weg wäre) und ein neues Seminar. Wenn's da wieder nicht klappt, ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass es an einem selbst lag.

    • Offizieller Beitrag

    Übersetzt:
    Wenn ihr mir nicht zustimmt und irgendetwas äußert, das ich nicht hören will, seid ihr ein Haufen, mit dem ich nicht reden will.


    Okay!


    Aber: Warum meldest du dich dann hier und anderswo an?


    Wenn du nach dem Mund geredet bekommen willst, empfehle ich eine Aufnahme deiner Stimme mit "Ja", "Genau", "Wie Recht du hast" auf dem Handy, und dann das Procedere 'Etwas sagen -> Abspielbutton drücken".

    WE are the music-makers, and we are the dreamers of dreams,
    World-losers and world-forsakers on whom the pale moon gleams
    yet we are the movers and shakers of the world for ever, it seems.

  • @Meike.
    afaik fällt sowas unter "Profilneurose".

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

  • Hallo, wie kann man dir helfen?


    Vielleicht ein Generelles: "Du hast keine Schuld. Deine Bedingungen waren schlecht. Die Mentoren fehl am Platz, die SchülerInnen schwierig, das Seminar voreingenommen". Würde dich das beruhigen?

  • Ruhig sein können wir, da das wieder mal ein copy & past Beitrag vom Referendarforum ist der auch dort schon das zweite Mal innerhalb von wenigen JAhren im gleichen Wortlaut aufgetreten ist.

    • Nicht, wer zuerst die Waffen ergreift, ist Anstifter des Unheils, sondern wer dazu nötigt. -Machiavelli-
    • Zwei Mächte gehen durch die Welt, Geist und Degen, aber der Geist ist der mächtigere. -Napoleon-
    • In dir muss brennen, was du in anderen entzünden willst! -Augustinus-
  • An der Ausbildung eines Referendars sind so viele Personen beteiligt... Die Mentoren, die Ausbilder, andere Lehrkräfte, die Schulleitung, nicht zuletzt die Schüler...


    Und wo viele Menschen sind, da menschelt‘s halt. Da von „Schuld“ zu sprechen, ist denke ich schon mal per se die falsche Herangehensweise.


    Allerdings, wenn es wirklich an allen Ecken und Enden nicht klappt, sollte man sich schon mal an die eigene Nase packen...

  • Das erinnert mich an Eltern, die das schulische Versagen ihres Kindes auf alle anderen schieben und mit irgendwelchen dubiosen Konsequenzen drohen.

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