Was machen Nachhilfelehrer anders?

  • Wie viel Zeit verwendest du auf solche Videos? Ist ja nicht gerade wenig Arbeit, so etwas zu erstellen.

    Das kommt zum Einen darauf an, wie viel Routine man da schon hat und zum anderen aufs Thema.


    Anfangs habe ich da massig Zeit gebraucht. Sicherlich zwei bis drei Zeitstunden pro Video. Mittlerweile mache ich so ein Video in 45-60 min. Einfach, weil ich schon sehr viele gemacht habe und mittlerweile sehr gut weiß, wie ich was am besten erkläre.


    Was die Themen betrifft: Eine Bernoullikette, bei der ist ich kurz den Sachverhalt schildern kann und sagen kann, welcher Parameter für was steht, ist viel schneller erklärt als das Riemann-Integral. Letzteres ist zerstückelt in vier Videos, weil es anders einfach zu komplex ist.

  • ...könnt ihr euch einfach nicht vorstellen, wie es weniger selbstbewussten SuS in einer entsprechend großen Klasse ergeht, oder wieso derartige negative Vorurteile? Unsere Klassen sind deutlich zu groß, das ist doch kein Geheimnis...

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

  • Meine Antwort darauf:

    • Sie lassen das ganze Methodenfeuerwerk, das ablenkt, weg.
    • Die Lerngruppen sind wesentlich kleiner. Wir bräuchten im Umkehrschluß viel mehr Personal für sehr viel kleinere Klassen.


    Du sprichst mir aus dem Herzen, @plattyplus.


    Wobei man allein zwecks Abwechslung im normalen Unterricht sicherlich nicht immer so arbeiten sollte wie im Nachhilfeunterricht.

    Es gibt für alles ein Publikum und für jede Meinung das passende Argument.

    • Die Beziehung ist auch eine andere. Man muss nicht Angst haben, (schlecht) bewertet zu werden.


    ... was folgerichtig die Notenvergabe infrage stellt. Ich war bisher strikt dagegen, auf Noten zu verzichten. Es kommt aber wohl auch auf die Bedingungen an. 5-Schüler-Klassen werden wir wohl im ÖD nie haben und Bewertungen gibt es sicherlich auch in der Nachhilfe: verbal und sehr direkt (ungeschminkt), aber da ist das auch leistbar.


    Können wir also "von der Nachhilfe siegen lernen"?*zwinker*

    Es gibt für alles ein Publikum und für jede Meinung das passende Argument.

  • ich seh's auch wie plattyplus. Bei uns sind die meisten beim gleichen Nachhilfeinstitut, weil es vom Amt bezuschusst wird. Dort hocken größtenteils ehemalige Lehrer vom Format "alte Haudegen" aus der Zeit, als erklären noch erlaubt war und die Seminare (und die inzwischen völlig abgehobene Unididaktik) noch nicht der Ansicht waren, jeder Schüler könne sich alles selbst beibringen, weil er so super motiviert und nebenbei noch hochbegabt ist.


    Sprich: Die erklären den Jungs einfach, wie's geht. Das dann aber auch in kleinen Gruppen, wo für jeden genug Zeit da ist. Ich hab von meinen Jungs auch schon zu hören bekommen "liegt nicht an Ihnen, ich versteh schon, dass Sie nicht so viel Zeit haben wie die Nachhilfelehrer, aber ich kapier's halt nur so."


    Der Erfolg ist relativ eindeutig. Die allermeisten werden eine Note besser, und wir hätten ohne unsere Nachhilfe wohl gefühlt 20-30% mehr Durchfaller in der Abschlussprüfung.

  • ... was folgerichtig die Notenvergabe infrage stellt. Ich war bisher strikt dagegen, auf Noten zu verzichten. Es kommt aber wohl auch auf die Bedingungen an.

    Ja, die Bedingungen sind beim Notenverzicht wichtig. In einer 5-Schüler-Klasse kann sich keiner "verstecken".


    Wir haben an unserer Schule ein Fach (nennen wir es "Hilfswissenschaften für alle anderen Fächer") eingeführt, das nicht benotet wird (aber eben Auswirkungen hat auf vieles andere). Gerade in den pubertären Jahrgängen sagt da zu Schuljahresbeginn (deutlich hörbar) ein Schüler zum anderen: "Ey, bist du blöd dich zu melden. Es gibt hier doch keine Noten." (Die verbale Beurteilung im Zeugnis am Ende des Schuljahres ist dann allerdings eine, die keiner in seinem Bewerbungszeugnis haben möchte. Nur sehen die "lieben" "Kleinen" das nicht so "weit" in der Zukunft.)

  • @Methodenzirkus: Jetzt mal ehrlich ... wer zwingt euch denn, den im Unterricht aufzufahren? Kommt da nach dem Ref noch irgendjemand vorbei mit erhobenen Zeigefinger "Du *musst* jetzt aber ne Gruppenarbeit dazu machen"? Das ist ja wohl Blödsinn. Wenn's euch mit Frontalunterricht wohler ist, dann macht das doch so. Mir ist mit Selbstlernen wohler, weil ich gerade in diesem Setting die Möglichkeit habe, gezielt auf schwächere Schüler einzugehen und die stärkeren sich nicht ständig langweilen müssen, bis der Rest mal hinterher getrottelt kommt. Vielleicht liegt das mit der Abneigung gegen diese "modernen" Unterrichtsformen auch einfach daran, dass der ein oder andere hier sie nicht verstanden hat?

  • Mal ganz "böse" ausgedrückt...
    Wenn du als Lehrkraft den Stoff, den du vermitteln sollst, vermittelt bekommst, deine SuS das kapieren, umsetzen können, und ihre Arbeiten die erwünschten Ergebnisse erzielen... dann machst du einen guten Job. Wie du das genau hinbekommst, sollte im Grunde piepegal sein. Möglicherweise unterscheidet sich die Vorgehensweise sogar von Kurs zu Kurs.


    Ein Lehrer, der sein Fach kann, vorne steht und labert, und keiner rafft was, ist für die SuS eben nicht sonderlich nützlich...

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
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  • Die Einstellung zu Schule und Bildung ist hier in der Schweiz auch eine andere als in Deutschland. Eben weil es in Europa schon genügend Positiv-Beispiele gibt, muss man den vollkommen sinnlosen Vergleich Europa-Asien gar nicht erst anstellen. ;)


    Um diese Einstellung aktiv zu verändern, braucht es aber ziemlich viel und alle müssen an einem Strang ziehen. Ich unterhielt mich erst gestern mit einem deutschen Vater, dessen Söhne jetzt an einer schweizer Primarschule sind. Der sinnierte etwas unglücklich vor sich hin, das schweizer Schulsystem sei doch recht anspruchsvoll und von seinen Söhnen würde so viel Disziplin eingefordert. Ja nun ... Irgendwoher wird das schon kommen, dass unsere Jugendlichen am Gymnasium so anständig sind. Das hat man ihnen wohl so beigebracht.

    2 Mal editiert, zuletzt von Wollsocken80 ()

  • In Deutschland sind ja auch nach wie vor die "Doofen" die "Coolen".


    Anderswo schämt man sich, wenn man in den Naturwissenschaften nix kann, hier ist man stolz drauf und die Eltern klatschen noch Beifall, sie hätten Mathe auch nie gekonnt.

  • @state_of_Trance Du bringst es auf den Punkt. Das fängt aber hier im Forum schon an. Wenn ich schreibe, ich bekomme von Eltern regelmässig Rückmeldung, ihre Kinder würden zu Hause plötzlich nervtötend viel über Chemie erzählen, glaubt mir das entweder keiner, oder man hält es für Aufschneiderei. Tatsächlich finden die Eltern das gut, dass ihr Kind in der Schule offenbar so viel lernt, dass es daheim aus dem Plappern nicht mehr rauskommt und auch auf Naturwissenschaften wird hier sehr viel Wert gelegt. Für meinen Geschmack schon fast zu viel, da nervt es mich eher, wenn gelegentlich mit mangelnden Französischkenntnissen kokettiert wird. Aber wenn deutsche Lehrer schon nicht glauben können, dass Lernen auch einfach mal geil sein kann ... Ja nun. :)

  • @Valerianus
    bei derzeitigem "Hauptschulniveau" d'accord -wären die Hauptschulen mal wieder das, was sie sein sollten, und würden die SuS dort entfernt, die selbst dafür nicht geeignet sind, sähe das schon wieder anders aus.

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

  • Mal andersrum: wenn meine Kinder später in Physik oder Chemie schlechte Noten haben sollten werde ich auch einen Nachhilfelehrer suchen. Erstens kann ich dann auch nicht mehr helfen, zweitens gibts nichts Fruchtloseres, als mit seinen Kindern ums Lernen zu streiten.


    In die Institute wie Schülerhilfe werde ich aber garantiert kein Geld investieren, eben weil ich weiß, was man dort für sein Geld bekommt.

  • @Krabappel Wenn nur eines der beiden Fächer betroffen ist, fände ich das OK. Wenn aber mehrere Fächer aus dem gleichen Bereich betroffen sind, würde ich Dir als Lehrperson Deines Kindes dazu raten über einen Wechsel der Schulform nachzudenken.

  • @Methodenzirkus: Jetzt mal ehrlich ... wer zwingt euch denn, den im Unterricht aufzufahren? Kommt da nach dem Ref noch irgendjemand vorbei mit erhobenen Zeigefinger "Du *musst* jetzt aber ne Gruppenarbeit dazu machen"? Das ist ja wohl Blödsinn. Wenn's euch mit Frontalunterricht wohler ist, dann macht das doch so. Mir ist mit Selbstlernen wohler, weil ich gerade in diesem Setting die Möglichkeit habe, gezielt auf schwächere Schüler einzugehen und die stärkeren sich nicht ständig langweilen müssen, bis der Rest mal hinterher getrottelt kommt. Vielleicht liegt das mit der Abneigung gegen diese "modernen" Unterrichtsformen auch einfach daran, dass der ein oder andere hier sie nicht verstanden hat?

    @Wollsocken80,


    also bei uns kommt der Schulleiter in gewissen Abständen im Schuljahr und schaut dem Unterricht zu und sagt uns auch, wie es besser sein sollte (seiner Meinung nach), was meist in Richtung der modernen Methoden geht.

    Es gibt für alles ein Publikum und für jede Meinung das passende Argument.

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