"Lohnt" sich verheiratet sein finanziell wirklich so sehr?

  • Hallo zusammen,


    in letzter Zeit häufen sich bei mir die Nachfragen, warum wir nicht heiraten, es würde sich finanziell doch sehr lohnen.


    Zum Hintergrund:
    Ich leben seit über 10 Jahren mit meinem Partner zusammen und wir haben gemeinsam Kinder.
    Wir arbeiten beide, ich Teilzeit, er voll (der Klassiker eben).


    Wir sind seit Urzeiten verlobt, aber irgendwie "brauche" ich, und er scheinbar auch nicht, keine Hochzeit. Es läuft gut, so wie es ist.
    Jedoch muss ich gestehen, dass mich die ständigen Nachfragen, verbunden mit dem Hinweis, ich würde jeden Monat Geld verschenken und wäre ja auch nicht so gut abgesichert (?) zum Nachdenken bringen.


    Kann mir bitte jemand die Vorteile des Heiratens, abgesehen von der Symbolik des Aktes, nennen bzw mich an eigenen Erfahrungen teilhaben lassen?


    Vielen lieben Dank.


    Kopfschloss

  • Habt ihr denn z.B. eine medizinische und rechtliche Vorsorgevollmacht? Das fänd ich schon wichtig, wenn man schon nicht verheiratet ist.

  • Rein steuerlich hätte es wohl Vorteile dank des mMn abgeschafft gehörten altmodischen Ehegattensplittings. Was deine Teilzeit für Auswirkungen auf deine Pension hat, weiß ich jetzt nicht. Im „normalen“ Angestelltenverhältnis wäre auch das ein Nachteil für dich, wenn ihr nicht verheiratet seid.

  • Habt ihr denn z.B. eine medizinische und rechtliche Vorsorgevollmacht? Das fänd ich schon wichtig, wenn man schon nicht verheiratet ist.

    Wenn man schon nicht verheiratet ist.


    Was soll das denn?
    Gibt's irgendeine Heiratspflicht?
    Wäre mir neu.
    Des Weiteren ist mir nicht klar, was deine Antwort mit meiner Frage zu tun hat.

  • Rein steuerlich hätte es wohl Vorteile dank des mMn abgeschafft gehörten altmodischen Ehegattensplittings.

    Die Begründung dazu hätte ich gerne mal gehört. Der Staat erwartet gegenseitigen Unterhalt und Unterstützung, d.h. einer steht für den anderen im Zweifel voll ein, dann muss dasselbe logischerweise auch bei der Steuer gelten. Der einzige Grund aus dem SPD und Grüne das abschaffen wollen ist, dass es ihrem "Lebensmodell" zuwiderläuft...mir ist nicht ganz klar wieso zwei Familien in denen a) beide je 30.000€ oder b) einer 60.000€ und einer 0€ verdient, unterschiedlich hohe Steuern zahlen sollten. Was in der Tat sinnvoll wäre, wäre eine Erweiterung um ein Familiensplitting, bei dem Kinder nicht nur einen Freibetrag, sondern auch einen Splittingvorteil bringen. Das wird von SPD und Grünen ja immer gern als Förderung von Alleinerziehenden verkauft, man sollte sich nur bewusst sein, dass die davon kaum entlastet würden, weil sie häufig prekär beschäftigt sind.


    Vorteile Ehe (finanziell - darum ging es ja):
    - Beihilfe für beide (falls nicht über Einkommensgrenze)
    - Versicherungsschutz oft günstiger
    - mehr Geld vom AG für dich (oder euch, falls er auch im ÖD ist) durch den Familienzuschlag
    - steuerlicher Vorteil (nur bei stark unterschiedlichen Einkommen, wenn ihr dasselbe verdient macht es keinen Unterschied)
    - steuerlicher Vorteil II (Schenkungs- und Erbfall)

    If you look for the light, you can often find it.
    But if you look for the dark that is all you will ever see.

  • Was es steuerlich bringt, kannst du ganz leicht selber ausrechnen - einfach mal bei einem Steuerrechner die Summe eurer Einkommen eingeben und ausrechnen lassen, welche Abzüge man bei gemeinsamer Veranlagung hätte.
    Im Todesfall hat man als unverheirateter Partner keinen Anspruch auf "Witwen/Witwer-Pension".

  • Wenn dir/euch das Geld unwichtig ist, solltest du über folgende Situation nachdenken:
    Einer der Partner hat einen Unfall und liegt bewusstlos im Krankenhaus. Der Partner hat kein Auskunftsrecht gegenüber den Ärzten und auch kein Entscheidungrecht bzgl. der Behandlung. Bei minderjährigen Kindern wären dann die Eltern, sollten diese nicht mehr leben die Geschwister, auskunfts- und entscheidungsberechtigt. Im Todesfall würden diese über die Art und den Ort der Bestattung entscheiden.
    Ich kann dir aus eigener Erfahrung sagen, dass es in einem solchen Fall ein gravierender Nachteil ist, nicht verheiratet zu sein. Dass sich Verwandte im Todesfall des Partners von einer zuvor nie dagewesenen, sehr unangenehmen Seite zeigen, ist gar nicht so selten. Lies mal im Forum "verwitwet.de". Da schreiben auch jung verwitwete, unverheiratete Menschen, die zu allem Schmerz auch noch diesen Ärger aushalten müssen.
    Deshalb zumindest eine Patienten- und Vorsorgevollmacht erstellen, wenn man nicht heiratet. Darin kann man zumindest einen Teil der oben angesprochenen Dinge regeln.
    Ich würde als Mann, der seine Kinder liebt und an ihnen hängt, schon allein aufgrund meiner rechtlichen Situation gegenüber meinen Kindern die Mutter derselben heiraten wollen. Im Falle einer Trennung hätte ich sonst kaum eine Möglichkeit, mein Umgangsrecht durchzusetzen, wenn die Mutter sich querstellt.

    • Offizieller Beitrag

    Heiraten hat rechtliche und steuerliche Vorteile - konkrete Beispiele wurden ja bereits genannt.
    Was den symbolischen Akt auf dem Standesamt bzw. in der Kirche angeht, so konnte ich darauf gut verzichten. Unsere Hochzeit war im ganz, ganz kleinen Kreis. Meine Frau, meine Großmutter, unser Ungeborenes und ich.


    Meine Frau und ich sind beide im ÖD. Da kommt bei drei Kindern einiges an Familienzuschlag zusammen. Meine Frau hat aufgrund unterhälftiger Teilzeit einen Beihilfe-Anspruch in Höhe von 70% über mich. Ich selbst laufe aufgrund des höheren PKV-Beitrags seit dem zweiten Kind ebenfalls auf 70% Beihilfe.
    Wir haben das Steuerklassenmodell III/V, was uns aufgrund der deutlichen Einkommensunterschiede günstiger kommt - und wir bekommen jedes Jahr eine drei- bis vierstellige Steuerrückzahlung.


    Was abgesehen von den rechtlichen und finanziellen Vorteilen bzw. der Absicherung in meinen Augen noch viel wichtiger ist, das ist das auch nach Außen getragene Zusammengehörigkeitsgefühl. Heiraten ist ja nicht nur ein Rechtsakt sondern vielmehr eine gesellschaftliche Aussage. Ich stehe für meine Frau ein, sie ebenso für mich. Wir sind eine gemeinsame Familie (in diesem Fall auch mit einem gemeinsamen Namen) und bilden so eine auch nach Außen gut sichtbare Einheit.
    Wer gemeinsam Kinder hat, der hat sich letztlich bis ans Lebensende an das andere Elternteil gebunden, ganz gleich ob man sich trennt oder nicht. Da ist Heiraten so gesehen die "kleinere Bürde".

  • Wenn man schon nicht verheiratet ist.Was soll das denn?

    Die Patientenverfügung und Vorsorgevollmacht ersparen in katastrophalen Unglücksfällen sehr viel Schwierigkeiten und Stress für den Partner, der ohnehin schon emotional mit der Unglücksbewältigung völlig in Anspruch genommen ist. Man unterschätzt die verwaltungstechnischen und rechtlichen Probleme völlig - selbst für Eheleute mit ihrem besonders geschützten Status ist so eine Verfügung empfehlenswert. Erst Recht bei anderen Formen der Partnerschaft, bei denen die Partner einen rechtlich viel geringeren Schutz- und Rechtsstatus als in der gesetzlichen Ehe haben.


    Vielleicht liegt es daran, dass mit meinen 50 Jahren die Einschläge in direkter und weiterer Bekanntschaft allmählich dichter werden, aber ich habe mich in der Hinsicht schon kundig getan. Im Internet gibt es gute Seiten dazu, man kann auch im Handel Formularsammlungen [Anzeige] kaufen.

  • Kann mir bitte jemand die Vorteile des Heiratens, abgesehen von der Symbolik des Aktes, nennen bzw mich an eigenen Erfahrungen teilhaben lassen?

    Wenn man schon nicht verheiratet ist.
    Was soll das denn?
    Gibt's irgendeine Heiratspflicht?
    Wäre mir neu.
    Des Weiteren ist mir nicht klar, was deine Antwort mit meiner Frage zu tun hat.

    :ohh:


    Ich weiß zwar nicht, warum dich das Thema so aufregt, aber passender konnte die Antwort auf deine Frage kaum sein.

  • Vielleicht liegt es daran, dass mit meinen 50 Jahren die Einschläge in direkter und weiterer Bekanntschaft allmählich dichter werden, aber ich habe mich in der Hinsicht schon kundig getan. Im Internet gibt es gute Seiten dazu, man kann auch im Handel Formularsammlungen kaufen.

    Es gibt mittlerweile speziell ausgebildete Fachleute, die bei der Erstellung solcher Patientenverfügungen helfen. Der medizinische Laie ist hier schnell überfordert, wenn es darum geht, welche Maschinen nach welchem Zeitraum abgestellt werden sollen, wodurch sich möglicherweise Aussagen ergeben, die so gar nicht beabsichtigt sind.
    Die angesprochenen Fachleute versuchen durch Gespräche herauszufinden, was der Patient genau möchte, salopp gesagt "wie groß der Wille zu Leben ist" und bereiten diese Erkenntnis dann medizinisch korrekt auf. Kann ich jedem nur empfehlen.

  • @Valerianus nur die Kurzform, bin im Urlaub und hab nur das handy dabei, daher keine Lust auf lange Texte,


    die Begründung zu meiner Meinung ist genau Deine. Es sollte eher ein Familiensplitting geben. Warum wir mit unseren 2 Kindern steuerlich behandelt werden, wie ein Single, ist mir völlig schleierhaft.
    Und: die derzeitige Situation bewirkt, dass Frauen eher Teilzeit oder gar nicht arbeiten. Heißt: das kann sich Deutschland mit dem Fachkräftemangel eigentlich nicht leisten. In Skandinavien hat man das schon eher kapiert. Stattdessen sollen Fachkräfte aus dem Ausland rekrutiert werden. Dabei sitzen viele gut ausgebildete Frauen zuhause. Das hängt natürlich auch mit dem Problem der fehlenden Betreuungsmöglichkeiten zusammen.


    Spätere wahrscheinliche Altersarmut der Frauen kommt noch als weiteres Problem dazu, das das Ehegattensplitting mit sich bringt.

  • Hallo,


    ein Punkt über den ich gerade auch nachdenke.
    Auch wenn es so läuft, bekomme ich langsam Lust zu heiraten.
    Ausschlaggebend war aber auch der gemeinsame Kauf einer Eigentumswohnung.
    Da wir aktuell nicht verheiratet sind, wäre meine Familie (Eltern und Schwester), bzw seine Familie erbberechtigt und nicht er. Keiner unserer Familien will das streitig machen, aber wer weiß schon was im Ernstfall Sache ist.
    Von daher wäre / ist das noch ein Punkt für mich.
    Wenn ich heirate, dann aber auch nur im kleinen Kreis, ggf sogar nur zu 2.


    VG

    • Offizieller Beitrag

    @Valerianus nur die Kurzform, bin im Urlaub und hab nur das handy dabei, daher keine Lust auf lange Texte,


    die Begründung zu meiner Meinung ist genau Deine. Es sollte eher ein Familiensplitting geben. Warum wir mit unseren 2 Kindern steuerlich behandelt werden, wie ein Single, ist mir völlig schleierhaft.
    Und: die derzeitige Situation bewirkt, dass Frauen eher Teilzeit oder gar nicht arbeiten.

    Ich behaupte mal, dass die wenigsten Frauen primär aus steuerlichen Gründen Teilzeit oder gar nicht arbeiten sondern weil sie mehr Zeit mit ihren Kindern verbringen möchten.
    Ein Betreuungsangebot wie seinerzeit die Krippen in der DDR würde es noch mehr Frauen ermöglichen, ggf. auch Vollzeit zu arbeiten. Ich behaupte aber darüber hinaus, dass das nicht die Mehrheit der Frauen sein dürfte, zumindest solange die Kinder noch kleiner sind.

  • Ich behaupte mal, dass die wenigsten Frauen primär aus steuerlichen Gründen Teilzeit oder gar nicht arbeiten sondern weil sie mehr Zeit mit ihren Kindern verbringen möchten.Ein Betreuungsangebot wie seinerzeit die Krippen in der DDR würde es noch mehr Frauen ermöglichen, ggf. auch Vollzeit zu arbeiten. Ich behaupte aber darüber hinaus, dass das nicht die Mehrheit der Frauen sein dürfte, zumindest solange die Kinder noch kleiner sind.

    Etwas OT aber nach wie vor ist in den ostdeutschen Bundesländern die Kindergarten/Krippenversorgung wesentlich besser als „im Westen“. Und nach wie vor ist es auch üblicher, früh wieder arbeiten zu gehen, auch Vollzeit. Die Einstellung dazu ist schon zum Gutteil anerzogen. (Ist ja auch noch nicht lang her, da mussten sich Frauen von ihrem Gatten das Arbeiten außer Haus erlauben lassen :hammer: ). Auch gibt es gesellschaftlichen Druck (Westen: wie kannst du Rabenmutter arbeiten...? Osten: warum hängst du faule Kuh nur zu Hause rum und verwöhn dein Kind nicht so). Will sagen, wer was aus welchen Gründen wie frei entscheidet, sei mal dahin gestellt.

  • Ne. Hier „im Westen“ hört man alles:
    - was? Mehr als ein Jahr zu Hause? Tz! Faule Sau.
    - Was, du gehst arbeiten statt für dein Kind da zu sein? Rabenmutti
    - Du versuchst mit Teilzeit beides unter einen Hut zu bekommen? Du Übermutti...


    Ist also egal was man macht.


    Eine Freundin ist zwar verheiratet, sie haben aber beide ihren Namen behalten und sie sagt, dass es nervig ist, wenn sich ein Elternteil wegen des anderen Nachnamens immer als Elternteil legitimieren muss. Kann mir vorstellen, dass das unverheiratet ähnlich nervig ist.

    Only Robinson Crusoe had everything done by Friday.

  • Also, zum einen bekommt man als verheirateter Beamter ja einen Familienzuschlag. Ob es sich zusätzlich steuerlich lohnt, kann nicht pauschal beantwortet werden. Es lohnt sich dann, wenn einer der Partner deutlich weniger verdient, als der andere (was bei deiner Teilzeitbeschäftigung ja sehr wahrscheinlich ist) und auch bei einer Addition beider Gehälter und anschließender Division durch zwei der einzelne Betrag unterhalb des Spitzensteuersatzes bleibt. Es gibt im Internet einen Splittingrechner, mit dem man das Ganze leicht ausrechnen kann. Meine Frau und ich haben seit der Heirat durch Steuerersparnis ganze sechs Euro mehr im Monat, obwohl meine Frau ein sechsstelliges Jahreseinkommen hat. Der wirkliche "Gewinn" ist eher der Familienzuschlag.

  • Wir haben das Steuerklassenmodell III/V, was uns aufgrund der deutlichen Einkommensunterschiede günstiger kommt


    Für euren lohnenden Steuervorteil ist nicht das Steuerklassenmodell maßgeblich, sondern das Splitting-Verfahren. Auch bei V/III oder IV/IV hättet ihr exakt die selbe Steuerlast - nur die monatlichen Vorauszahlungen sind unterschiedlich hoch .

  • In Nullzinszeiten mag das egal sein, aber das Modell IV/IV ist ein zinsloses Darlehen an den Staat...

    If you look for the light, you can often find it.
    But if you look for the dark that is all you will ever see.

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