Disziplin im Unterricht

  • Hm, vielleicht verstehen wir unter "Durchhlässigkeit" etwas anderes.
    Natürlich soll es möglich sein, sich auch nachträglich zu qualifizieren, es gibt ja einige Spätstarter.
    Was aber nicht sein darf, ist ein "Durchschleusen" nach dem Motto "na vielleicht ist das ja doch noch ausreichend" - wenn am Ende ein Abschluss steht, der gleichwertig sein soll mit einem, wo du dich eben für anstrengen musst...
    Es sollte (das ist natürlich nicht wirklich realisierbares Wunschdenken) ein Abitur zumindest annäherend gleichwertig sein, egal wo du es machst.
    Wenn also jemand am Gymnasium "abprallt", und sich dann irgendwo anders "durchmogeln kann", ist das einerseits nicht zielführend, und sorgt andersherum auch nicht gerade dafür, bei den "ordentlichen" Abiturienten Lust zu erzeugen, sich anzustrengen (wieso denn, wenn sie sehen, wie andere das "auch so" bekommen).


    Gilt übrigens für alle Abschlüsse. Wenn den Hauptschulabschluss ja "jeder" schafft... wie war das noch, Ausbildungsbetriebe wollen mindestens Realschüler, eher sogar Abiturienten? Ja warum denn wohl...?

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

  • Der politische Wille in Deutschland ist ganz offensichtlich. Es geht nicht ums "Durchschleusen", sondern das erklärte Ziel ist, dass alle Jugendlichen den höchstmöglichen Abschluss aka Abitur erreichen. Vorbild sind hier wohl die skandinavischen Länder. Was dabei übersehen wird ist die Tatsache, dass dort 1. natürlich längst nicht jeder Abiturient studiert und 2. die sozialen Strukturen und die Mentalität der Leute in diesen Ländern eine ganz andere ist, als in Deutschland. Wir sehen ja hier an der Ausdrucksweise im Lehrerforum schon, wozu das alles in Deutschland führt. Irgendwie ist es salonfähig, Jugendliche, die ihr Dasein an einer Hauptschule oder im BVJ fristen (müssen) als "dumm" zu bezeichnen. In Ländern, in denen solche vereinheitlichenden Schulsysteme historisch gewachsen sind gilt eine solche Kategorisierung aber sicher nicht als schicklich.


    Das hat insofern sehr wohl mit dem eigentlichen Thema zu tun, als disziplinarische Schwierigkeiten im Unterricht praktisch immer auf Überforderung zurückzuführen sind. Schieben Jugendliche Minderwertigkeitskomplexe weil sie intellektuell nicht das leisten können, was von ihnen erwartet wird und man sie über die entsprechende Ausdrucksweise in diesem Denken schlimmstenfalls auch noch bestätigt, müssen sie sich eben anderweitig behaupten. Das ist eigentlich ein ganz natürliches Verhalten.


    Man müsste sich an der Stelle einfach mal entscheiden. Entweder eine richtige Gemeinschaftsschule in der allen individuellen Bedürfnissen nachgekommen wird und gleichzeitig die soziale Gemeinschaft gepflegt wird oder eben eine wirklich strenge Selektionierung, mit der man bestenfalls aber auch wieder alle individuellen Bedürfnisse bedienen kann.


  • Man müsste sich an der Stelle einfach mal entscheiden. Entweder eine richtige Gemeinschaftsschule in der allen individuellen Bedürfnissen nachgekommen wird und gleichzeitig die soziale Gemeinschaft gepflegt wird oder eben eine wirklich strenge Selektionierung, mit der man bestenfalls aber auch wieder alle individuellen Bedürfnisse bedienen kann.

    Ersteres war die ideologische Idee hinter der Gesamtschule, die so aber nie umgesetzt wurde, und auch wohl ein Hirngespinst bleibt - es werden immer "Ventile" gesucht. um den eigenen Frust über was auch immer abzuladen.
    Also wäre der zweite Vorschlag wohl eher realisierbarer, aber dazu muss man von dem gerade so wahnsinnig populären Inklusionsgedanken wieder weg (ausgenommen körperlich Behinderte, deren behinderung sich kompensieren lässt). Und es braucht ein Auffangbecken "unter der Hauptschule", damit diese wieder an Wert gewinnt und die Position einnimmt, die sie eigentlich haben sollte - eine praxisorientierte Schulform, die hauptsächlich auf handwerkliche Berufe vorbereitet, und zumindest etwas Allgemeinbildung vermittelt. Dann gehen hoffentlich auch wieder Realschüler auf die Realschule, und potentielle spätere Studenten aufs Gymnasium (und eben nicht jeder, weil man ja sonst als Depp gilt).
    Und es muss der Gesellschaft, vor allem Eltern, klargemacht werden, in wessen Aufgabenbereich Erziehung fällt - nicht in den der Schule, sondern in den der Eltern - und auch wozu diese zu führen hat - zu sozialverträglichem verhalten. Ist das bis zum Erreichen der Schulpflicht nicht geschehen, müssen die Kinder dann wohl mal in eine "Erziehungseinrichtung", und die Kosten dafür sollten direkt die verantwortlichen "Eltern" tragen.

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
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  • Und es braucht ein Auffangbecken "unter der Hauptschule", damit diese wieder an Wert gewinnt und die Position einnimmt, die sie eigentlich haben sollte - eine praxisorientierte Schulform, die hauptsächlich auf handwerkliche Berufe vorbereitet, und zumindest etwas Allgemeinbildung vermittelt. ...

    Das funktioniert aber nicht. Ich las im Reader's Digest einen Artikel aus den 80ern, den ich leider nicht mehr finde, damals wurde schon das Scheitern dieses Gedanken bemängelt.


    Was jedoch funktioniert ist die Gesamtschule bis Klasse 8 oder 10 für alle. Gymnasiale Oberstufe erst danach. Das funktionierte in der DDR und funktioniert m.E. auch in anderen europäischen Staaten altuell.

  • ...das glaubst du doch selber nicht.
    Und dann auch noch die DDR zitieren... sorry. nee.
    Netter Plan, aber das Resultat sieht anders aus. Die "guten" Schüler lassen sich leider von den "schlechten" auf deren Niveau runterziehen, und die letzteren profitieren eben nicht von den ersteren, wie ja der hoffnungsvolle Gedanke dahinter ist.
    Es muss vielmehr viel stärker gesiebt werden.
    Es braucht nicht jeder Hampel ein Abitur.
    Und die Betriebe müssen wieder mit Real- und Hauptschülern "versorgt" werden, die auch was anderes können außer Eier schaukeln.

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  • Ich glaube schon, dass beides funktionieren kann. Aber ich glaube auch, dass die strenge Selektionierung besser zur deutschen Mentalität passt. Und ich sehe wiederum, dass diese sehr gute Resultate bringen kann und bei entsprechender Durchlässigkeit keiner abgehängt werden muss.

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