Orga bei fachfremd

  • Ich unterrichte inzwischen alles überall. Also von 1-9 hatte ich bereits alle Fächer und langsam geht mir das auf die Nerven. Ich arbeite mich zwar gern in etwas Neues ein, aber das hin- und her ist sehr anstrengend. Bio in Klasse 7, nächstes Jahr vielleicht Geschichte in der Klasse und Englisch bei den Fünfern, dazwischen Musik Klasse 2. Der Alltag ist ein ein einziges Gerenne zwischen den Altersstufen und auch Geschleppe mit Material man will und kann ja auch nicht nur Buchunterricht machen mit den Kids.


    Das ganze im 45-min.-Takt.


    Folge daraus ist auch, dass niemand so richtig verantwortlich für irgendwas ist, Material verschwindet, Räume verwahrlosen.


    Ich frage mich, was andere Leute für praktikable Lösungen dafür gefunden haben? Wie kommt ihr stressfrei durch den Unterrichtsalltag, ohne komplett auf stupide zu schalten?

  • Bist du nicht Sonderpädagogin?


    Ich stelle mir das auch sehr anstrengend vor. Ich habe ja nur Klasse 1-4 und da meist die Mehrheit an Stunden in meiner Klasse. Aber Fachlehrern geht es bei uns auch so. Wenn Lücken gefüllt werden müssen hat man mal Musik in 1 und Mal Kunst in 4. Betrifft bei uns hauptsächlich die Nebenfächer. Nervig ist das auf jeden Fall.

  • Das mit den Doppelstunden klingt gut. Einzelstunden lehne ich ab, wenn es nicht sein muss. Man kann ja kaum mal etwas Größeres machen, ohne direkt Stunden mit Kollegen zu tauschen.


    Ich kenne das ja generell auch. Ich werde zwar nur von Klasse 5 bis 10 eingesetzt (ich weigere mich, in die Grundstufe zu gehen!), habe aber dafür die verschiedenen Niveaus: LE, H, jetzt eine R-Klasse und schon neun Fächer durch.
    Ich habe im ersten Jahr Deutsch unterrichtet und das war überhaupt nicht meins. Man wollte mich weiter für Deutsch einsetzen, aber ich habe ganz klar gesagt, dass ich dieses Fach absolut nicht leiden kann und ich das NIE wieder unterrichten will. Hat geklappt. Du kannst dich ja auch auf einen Bereich spezialisieren, vor allem wenn er bei euch dünn besetzt ist. Dann hast du wenigstens einen Bereich, wo du nicht ständig rumgeschoben wirst. Wenn da bei euch eh so eine Lücke ist - auch in Bezug auf die Fachräume/Materialsammlungen -, kann man sie besetzen und sich eine kleine Nische schaffen. Ist vielleicht nicht unbedingt weniger Arbeit, aber womöglich etwas erfüllender. Das ist bei mir Hörgeschädigtenkunde. Das war zwar sehr viel Arbeit, einen Lehrplan/Curriculum zu erstellen, das wenige Material zu sammeln und vieles selbst zu erstellen, aber den Unterricht nimmt mir keiner weg. Ich habe meinen Fachraum, wo ich fast alleine schalten und walten kann. Das sind zwar insgesamt nur 4 meiner 18 Unterrichtsstunden (der Rest ist in der Beratung), aber immerhin ein bisschen was. Das hole ich überwiegend aus meinem großen Ordner, ab in meinen kleinen Ordner, kopieren, nahezu fertig.
    Wie sieht es mit einer Klassenleitung aus? Da unterrichtet man bei uns immerhin in der eigenen Klasse die Fächer, die man präferiert und hat ein Zuhause innerhalb der Schule. Das fand ich entspannender als Fachunterricht in anderen Klassen, weil ich das auch so hin- und herschieben konnte, wie es mir passte. Als ich noch voll im Unterricht eingesetzt war und einiges außerhalb meiner Klasse unterrichtet hatte, war es stressiger, das Soll zu erfüllen und mit den ganzen Arbeitsterminen. Wie es als reiner Fachlehrer ist, weiß ich nicht. Ich hatte immer eine KL und werde vermutlich auch immer eine haben. Damit habe ich mich abgefunden. :zahnluecke:


    Denk mal drüber nach, was du willst und was am ehesten möglich ist, und mach mal einen Termin mit der SL. Man müsste dir da etwas entgegenkommen können.

  • Ich gehe mal davon aus, dass bei euch die Lehrer rennen und die Schüler im Klassenzimmer bleiben? Falls es bei euch vielen Kollegen wie dir geht, könnte man um die Einführung eines Fach- oder Lehrerraumprinzips nachdenken. Das würde euren Alltag deutlich vereinfachen.

    Gerade in Elternzeit, deshalb fast nur stille Mitleserin :essen:

  • Neben meiner eigentlichen Fakultas unterrichte ich derzeit 2 Fächer fachfremd. Mit Räumen, Material usw. habe ich da überhaupt keine Probleme oder zumindest keine anderen, als mit den eigentlichen Fächern.


    Wg. "Gerenne":
    Ich verstehe nicht, warum Kollegen, die "rennen" nicht einfach ihren Unterricht um ein paar Minuten verkürzen.
    "Der Lehrer beendet die Stunde", wie es so schön heißt. Das kann auch mal vor dem Klingeln sein, damit der Lehrer sein Material einpacken kann etc.


    Das bringt doch nichts, wenn man sich ins Klassenzimmer hetzt oder fünf Minuten vor Schluß noch irgendwas Neues unbedingt durchpeitschen will, um ja keine unendlich wertvolle Unterrichts-Sekunde zu vergeuden.

  • Danke für eure Ideen, das klappt leider alles nicht. Ich muss etwas finden, was ich umsetze, ohne von SL oder Kollegen abhängig zu sein.


    Fachräume gibt's nicht genug, spezialisieren wird ja gerade systematisch verhindert und Doppelstunden betrifft alle, "das haben wir aber noch nie so gemacht"...


    Mit Gerenne meine ich nicht buchstäbliches Rennen im Gang sondern "mit Gitarre ins Erdgeschoss, anschließend mit den Atlanten in den dritten Stock und danach den Laptop suchen, zum Film gucken". Allein lassen kann man die Kids auch nicht wirklich, wir müssen uns die Klinke in die Hand geben aufsichtstechnisch.

  • Man spricht auch von "schleppendem Unterricht"...


    Wie wär's mit der Anschaffung doppelter / dreifacher Ausrüstung (Atlanten also auf jeder Etage, Gitarre ebenfalls).


    Vielleicht als Argumentation für die notwendigen Anschaffungen das hier:

    Allein lassen kann man die Kids auch nicht wirklich, wir müssen uns die Klinke in die Hand geben aufsichtstechnisch.

    Das Gerenne & Geschleppe führt nunmal zu Lücken in der Aufsicht. Ist das notwendige Arbeitsmaterial auf der Etage vorhanden, verkürzen sich die unbeaufsichtigten Momente deutlich.

  • Habt ihr Schränke in den Klassenzimmern? Da könntest du vllt. ein paar Dinge deponieren.
    Oder du organisierst mit den Schülern einen Dienst, d.h. Schüler, die dich vor der Stunde abholen und dir schleppen helfen. Atlantendienst, Gitarrendienst usw...

  • Mit Gerenne meine ich nicht buchstäbliches Rennen im Gang sondern "mit Gitarre ins Erdgeschoss, anschließend mit den Atlanten in den dritten Stock und danach den Laptop suchen, zum Film gucken". Allein lassen kann man die Kids auch nicht wirklich, wir müssen uns die Klinke in die Hand geben aufsichtstechnisch.


    Vielleicht mit Klassen einüben, gemeinsam die Atlanten zu holen und zurückzubringen, wenn die Schule sich keine neuen Klassensätze leisten kann.


    (Schadet ja nichts, wenn die Schulleitung oder Eltern mal so eine Karawane auf dem Weg zu einzigen Klassensatz sehen.)

  • Fachräume gibt's nicht genug, spezialisieren wird ja gerade systematisch verhindert und Doppelstunden betrifft alle, "das haben wir aber noch nie so gemacht"...


    Mit Gerenne meine ich nicht buchstäbliches Rennen im Gang sondern "mit Gitarre ins Erdgeschoss, anschließend mit den Atlanten in den dritten Stock und danach den Laptop suchen, zum Film gucken". Allein lassen kann man die Kids auch nicht wirklich, wir müssen uns die Klinke in die Hand geben aufsichtstechnisch.

    Das mit den Doppelstunden kann ich bei den größeren SuS (also alles ab Klasse 5) wirklich nicht nachvollziehen. Dabei wird doch unglaublich viel Unterrichtszeit verschwendet und macht diese ganze Logistik umso schwieriger.


    Auch das mit dem Spezialisieren ist mir ein Rätsel. Ja, man erwischt mal etwas an Unterricht, worauf man nicht so Bock hat, aber man macht es halt. Es bringt aber meiner Meinung nichts, alle Leute in allen Fächern/Jahrgängen einzusetzen, wenn man das nicht muss. Wozu studiert man denn überhaupt Fächer, wenn man nicht mal prioritär in den eigenen Fächern plus weitere Präferenzfächer eingesetzt wird. Für die Unterrichtsqualität ist das natürlich insgesamt auch nicht so prickelnd, wenn viele Lehrer den SuS immer nur um eine Buchseite voraus sind. Sorgt das nicht auch für Frust bei den anderen Kollegen?

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