Disziplin in der Grundschule: Welches System hat sich bewährt?

  • Nächste Woche fängt das Schuljahr wieder an. Ich bekomme eine neue 3. Klasse. Da überlege ich mir immer wieder neu, welches System ich anwende, damit die Unterrichtsdisziplin eingehalten wird. Deswegen frage ich vor allem die Grundschullehrer. Womit habt ihr gute Erfahrungen gemacht?


    Hier ein paar Beispiele:
    - Ampelsystem mit Klammern
    - Murmeln sammeln
    - 1,2,3 Methode
    - Smilierennen
    - gelbe, rote Karten
    - Aufkleber sammeln


    Mit vielen Systemen - vor allem den Belobigungssystemen - habe ich das Problem, dass ich es nicht schaffe, sie konsequent durchzuziehen, weil sie mit einigem Arbeitsaufwand verbunden sind. Die 1,2,3 Methode und die gelben und roten Karten sind zwar einfach, aber eher auf Bestrafung aus. Ampel kann man als Belobigungssystem oder als Betrafungssystem anwenden.


    Also, was hat sich bei euch bewährt und konntet ihr das wirklich konsequent durchziehen?


    Nachtrag:
    Wenn ihr eher "Systeme" mit Konsequenzen benutzt, würde ich mich dafür interessieren, wie diese Konsequenzen aussehen.

  • Hier kommen meine Belohnungssysteme:


    Also, was meine Erstklässler letztes Jahr geliebt haben, war die "Klassenblüte." An die Nebentafel male ich das Innere (Runde) einer Blüte. Immer wenn irgendetwas besonders gut geklappt hat und ein Lob fällig ist, zeichne ich ein Blütenblatt an der Mitte fest. Ist die Blüte voll (20 Blätter sind erforderlich), machen wir etwas Schönes, z.B. auf den nahen Spielplatz gehen, Waffeln backen, Eis essen, Spielestunde.....


    Gar nicht so einfach und verdienen müssen sie es wirklich. Im letzten Schuljahr waren 3 Blüten voll.


    Das Verteilen von Lobkärtchen am Ende eines Schultages habe ich mal von einer Kollegin abgeschaut. Am Anfang war es toll, aber viele Kinder ziehen lange Gesichter und meinen, sie hätten auch eins verdient und verstehen es nicht, wenn ich anders entscheide. Daraufhin habe ich jedem Kind sein persönliches Wochenziel in Form eines Satzstreifens, z.B. "Mehr melden", "Nicht dauernd aufs WC gehen", "Nicht so viel reden" usw. auf den Tisch geklebt und sie mussten dann versuchen, ihr persönliches Ziel zu erreichen.
    Das war für beide Seiten nachvollziehbarer, aber es ist sehr aufwendig am Ende jeden Schultages....Also das mit diesen Lobkärtchen ist für mich noch nicht ausgegoren.


    Ich habe auch noch ein Gruppenbelohnungssystem....Es gibt einen Punkt für die Gruppe, die am schnellsten Sachen der vergangenen Stunde auf- und die neuen hergeräumt hat, so dass man arbeiten kann. Hört sich nach Drill an, aber wer je in einer Klasse 1 warten musste, bis auch Hänschen sein Heft hat, weiß wovon ich rede. Bei 5 Punkten bekommt die Gruppe eine kleine Belohnung.

  • Ich mag Konditionieren derart gar nicht. In Klassen, in denen Lehrer das sehr konsequent anwenden gehen einem die Kinder damit ständig auf die Nerven und unterbrechen den Unterrichtsfluss zusätzlich. "Dem Soundso müssen sie jetzt einen lilablassblauen Smiley anpinnen!!!"
    Und vergesslich bin ich zu dem noch ;)


    Wenn ich sowas in anstrengenden, unbekannten Klassen anwende, dann ggf. "2 Striche, beim 3. wird nachher Zeit nachgearbeitet". Das muss man nicht oft machen, dann ist das Signal angekommen. Und normales Verhalten mit Eis zu belohnen finde ich ein falsches Signal.


    Mein persönliches Fazit: dass sich Abläufe in bekannten Klassen einspielen und nach wenigen Wochen erübrigen, wenn sie wissen, wie man tickt und transparent ist, was Unterrichtsorga und Anforderungen angeht.

  • ...Daraufhin habe ich jedem Kind sein persönliches Wochenziel in Form eines Satzstreifens, z.B. "Mehr melden"...auf den Tisch geklebt

    Das finde ich ideal, wenn man sie schon kennt und der Laden läuft. Allerdings stelle ich es mir schwer vor, diese in einer großen Klasse zu kontrollieren. Evtl. derart: "Daumenprobe" alle gleichzeitig Daumen hoch, Mitte oder unten, wie sie sich selbst in Bezug auf ihr (konkretes, beobachtbares und positives) Ziel einschätzen.

  • Die Belohnung des Gruppentisches wird auch nur in Extremfällen angewendet, also wenn mal gar nichts voran geht, nicht täglich oder so...


    Ich persönlich kann mit der Ampel nichts anfangen,also zuerst gelb und dann rot. Und jetzt? Benachrichtigung der Eltern? Strafarbeit? Und immer diese Drohung: "Du kommst gleich auf gelb!"
    Lieber gönne ich mal jemandem ad hoc ein paar Minuten Auszeit auf dem Flur. Meine Tür ist sowieso meistens offen, dann ist auch (hoffentlich) die Aufsicht gewährt.

  • Ich halte nicht viel von diesen Belohnungssystemen und komme besser mit Konsequenz und Gesprächen klar.


    Klare Regeln und eine feste Struktur helfen, Orientierung zu geben und als hilfreich empfinde ich es vor allem, wenn in einer Schule feste Absprachen und Regeln transparent gemacht werden und klar ist, was geschieht, wenn man Regeln überschreitet.


    Einen schönen Mittwoch wünsche ich noch
    strubbelsuse

  • Ich war bisher auch mit keinem System wirklich zufrieden.


    Den Stein der Weisen warfen die Gast-Sonderpädagoginnen breit und zufrieden lächelnd, da sie mir als junger Anfängerin ja was Tolles beigebracht hatten, in den Raum: Eine Tabelle: Lächelnder und trauriger Smiley, für jedes Kind ein magnetisiertes Namensschild und immer direkt schieben, wenn etwas ist. Ihr ahnt, wofür ich dann die Stunden (28 Schüler) verwendet habe?


    Ampelsystem: Ähnliches Problem, ich verliere den Überblick. Funktioniert auch nur dann, wenn es die Kinder beeindruckt. Wenn du welche dabei hast, die es drauf anlegen und die wissen, dass es ihren Eltern piepegal ist, hast du verloren.


    Murmeln sammeln wurde mir auch mal vorgeschlagen. Auch das funktionierte nicht, weil einige Kinder immer querschossen. Rat der o.g. Sonderpädagogin: Jedes auffällige Kind bekommt sein eigenes Glas für Murmeln mit eigenem Ziel. Hmm, ja.
    Wenn alle wollen, kann ich mir das noch recht gut vorstellen (oder die o.g. Blume).


    1,2,3-Methode funktioniert, wenn die ganze Schule mitzieht und die Auszeit entsprechend vorhanden ist. In den Zeiten, in denen wir eine verlässliche Auszeit hatten, war das z.T. hilfreich, um Ruhe für den Rest zu schaffen. Aber es durfte immer nur einer pro Klasse dorthin und damit half das in manchen Klassen nicht.


    Smileyrennen hatte ich, das war mit am besten. Knackpunkte: Originale Regeln (1 Feld pro Tag) sind für Grundschulkinder nicht gut zu überblicken, ich habe es mit 2 möglichen Schritten pro Stunde gemacht, Ziel = Aufkleber sammeln, bestimmte Anzahl Aufkleber = Hausaufgabengutschein oder kleines Geschenk. Ziemlich aufwendig und mäßig erfolgreich. Rückgesetzt habe ich die Kinder anfangs gar nicht, später auf Wunsch der Klasse, wenn z.B. der Dienst nicht erledigt wurde. Bei Fachkolleginnen, die konsequent zurückgesetzt haben, lief das System ins Leere, da die zurückgeschobenen Kinder sich dafür nicht interessiert haben.


    Jeder ein persönliches Ziel: Jepp, fanden die SoPäd (nicht die o.g., die Nachfolgerinnen) auch supertoll. ("Beim Smileyrennen werden die armen Kinder ja alle über einen Kamm geschoren, das ist ja gar nicht individuell." Ähm, ja. Wäre sinnvoll, wenn alle gleichzeitig leise sind oder sich an andere grundlegende Regeln halten. Individuell zu unterschiedlichen Zeitpunkten bringt das sehr wenig.) Ich habe in Klassen vertreten, in denen 8 Kinder einen Hefter mit einem individuellen Lernziel und Smileyplan hatten. Ich sollte das am Ende der Stunde einschätzen, wusste aber gar nicht wer wer ist und schon gar nicht, ob das Kind nun genau das Ziel eingehalten hatte. Selbst als Klassenleiterin hatte ich da bei mehr als 2 Kindern große Probleme und habe nicht durchgeblickt, zumal der Erfolg dieser Verhaltenspläne noch schlechter war als der von allem anderen, meist war es den Eltern egal und den Kindern auch.


    Bei mir hat Folgendes etwa genausogut geholfen:
    "Lernhaltung!" - alle sitzen am Platz, legen die Arme auf den Tisch, schauen leise zur Tafel. Die ersten Male freut man sich tooootal, wenn das bei 5 Kindern schon geklappt hat und bald ist es konditioniert. Möge ich vor Scham im Boden versinken.


    "Ich freue mich schon über..." / "X, Y und Z sitzen schon ganz leise" / "Die Kinder in der Wandreihe sind als erstes fertig und stellen sich daher als erstes an..." - funktioniert auch fast immer. (Und ja: In meinen Klassenräumen gab es genau einmal 2 Wochen und einmal 4 Wochen Gruppentische, danach bin ich immer wieder zur Frontalsitzordnung zurückgekehrt. Kinder aufmerksamer, weniger blaue Flecken durch von alleine unter dem Tisch tretende Füße und so weiter.

    SCHOKOEIS!


    Ich lese und schreibe nach dem Paretoprinzip.


  • Bei mir hat Folgendes etwa genausogut geholfen:
    "Lernhaltung!" - alle sitzen am Platz, legen die Arme auf den Tisch, schauen leise zur Tafel. Die ersten Male freut man sich tooootal, wenn das bei 5 Kindern schon geklappt hat und bald ist es konditioniert. Möge ich vor Scham im Boden versinken.

    also ich mach sowas ähnliches. Meist lobe ich dann die Kinder, die es richtig machen (also die ersten 2-3....kann aber auch dazu führen, dass dann 20 rufen "mache ich es richtig?").


    Was auch gut funktioniert zumindest auf meiner Stufe ein Kind macht die korrekte Handlung vor. Das wirkt mehr als wenn ich es vormache.

  • Hm, also ich komme mit der Ampel eigentlich ganz gut klar. Die bezieht sich aber ganz klar nur auf die vereinbarten Klassenregeln. Kinder, die sich daran nicht halten, werden von mir erst nochmal an die Regel "erinnert", wenn es dann immer noch nicht klappt, wandern sie auf der Ampel von grün über gelb auf rot (zurück geht aber auch!). Am Ende des Tages übertrage ich in eine Liste wer auf grün war (lachendes Smiley) wer auf gelb (gerader Mund) und wer auf rot (trauriges Smiley).
    Das geht echt fix (meistens sind nur wenige Kinder auf gelb oder rot, die notiere ich als erstes und allen anderen male ich dann ruckzuck ein Smiley). Manchmal fällt mir dabei auch noch auf, dass ein Kind nur einmal verwarnt wurde und sich danach sehr angestrengt hat, dann setze ich den Magneten auch nachträglich nochmal wieder auf grün.
    Für 20 lachende dürfen sie sich einen Aufkleber aussuchen (wobei das interressanterweise gar nich alle machen, manche freuen sich auch nur darüber immer mehr Smileys anzusammeln ohne sie jemals einzulösen). Wenn Kinder wiederholt auf rot landen, gibt es eine Information an die Eltern, bzw. ein Einladung zum Gespräch (je nachdem gegen welche Regeln das Kind regelmäßig verstößt).
    Wenn es darum geht, schnell leise zu werden und den Platz vorbereitet zu haben lobe ich auch die, die schon fertig sind und wenn eine ganze Gruppe fertig ist, male ich denen einen Smiley an die Tafel, wobei es dafür am Ende gar keine extra Belohnung gibt. Ich sehe das ehrlich gesagt auch gar nicht in erster Linie als Belohnung sondern mehr als Visualisierung der Botschaft "du hältst dich gerade sehr gut /nicht gut an unsere Regeln". Klar kann ich die Botschaft auch immer wieder ausprechen und mit dem Kind reden (tue ich ja auch!!!), aber nach meiner Erfahrung reicht das eben nicht immer aus. Und genau genommen ist ja auch ein Lob eine Belohnung.
    Ach so: Für einzelne Kinder (gerade bei em-soz.) führe ich auch mal eigene Belohnungssysteme ein, die variiere ich aber je nachdem, worum es geht: z.B.: wenn es darum geht, dass das Kind ein bestimmtes Verhalten zeigen soll (z.B. Platz aufräumen oder seine Aufgabe erledigen) bekommt es etwas von mir (Lobkärtchen/Muggelstein oder so...), Kinder die ein bestimmtes Verhalten unterlassen sollen (z.B. andere Kinder beleidigen oder hauen) bekommen am Anfang des Tages drei Kärtchen und müssen immer eins abgeben, wenn das unerwünschte Verhalten eintritt. Womit ich gar nicht klarkomme sind irgendwelche Listen/Tabellen die ich nach jeder Stunde oder auch am Ende des Tages ausfüllen soll. Die vergesse ich zu oft (vor allem wenn das Kind kein eigenes Interesse daran zeigt und immer schon weg ist...) oder kann mich am Ende des Tages schon gar nicht mehr präziese erinnern.

    "Die Wahrheit ist ein Zitronenbaiser!" Freitag O'Leary

  • Ich habe ein Smileyrennen welches ausschließlich positiv (also vorwärts) genutzt wird. Ich melde damit positives Verhalten zurück. Ich habe bewusst keine Gliederung, so kann "Hans" ein großes Stück vorwärts rutschen wenn er es geschafft hat nicht auszurasten, trotz der Provokationen von Ahmet und ein anderes Mal rutschen alle ein kleines Stück vorwärts die leise im Sitzkreis waren etc..


    Ist der Smiley am Ziel darf man in die Schatztruhe greifen.


    Ich habe Kinder, die ein schwieriges Elternhaus haben und durchaus psychische Probleme, die nicht mal eben lösbar sind. Wenn ich es schaffe durch so ein System es für alle angenehmer zu machen, dann mache ich es.


    In meinem letzten Durchgang ist das System immer mehr in den Hintergrund geraten. Aber gerade in Klasse 1 und 2 nutze ich es gerne.

  • Danke für eure ausführlichen Antworten! Super, diese Ideensammlung!


    Hier noch ein Beitrag meinerseits:
    Bei Gruppenarbeiten schreibe ich die Gruppen an die Tafel und notiere mit ++ +o - die Arbeit. Das funktioniert oft auch ganz gut, ich muss aber immer wieder rückmelden. Ich habe auch schon einmal die Timetex Holzampeln dazu zweckentfremdet, aber das war zu umständlich.
    Bei mir gibt es unerwarteterweise für die Klasse immer einmal wieder Aufkleber oder Lobkärtchen, wenn mir etwas außergewöhnlich gut gefallen hat bzw. etwas außergewöhnlich gut gelungen ist, was das Verhalten betrifft - z.B. besonders gut gelungene Gruppenarbeit von allen, leise Morgenarbeit, fast alle haben die Hausaufgabe super geschrieben usw. Manchmal werden einzelne Kinder belohnt. Aber das ist dann immer überraschenderweise.


    Meine Gedanken:
    Dieses positive Hervorheben, was Conni beschreibt, mache ich auch immer wieder. Da kann man am Anfang schon einmal gut bestimmte Sachen hinkriegen.
    Gespräche mit Schülern führe ich ebenso. Manchmal versuche ich die "Ich schaff's" Strategie, doch die Schüler antworten nicht immer lehrbuchgemäß. ;-)
    Ich habe auch schon bei schwierigen Fällen Steigerungskärtchen verteilt, wo die Warnungen immer mehr wurden, das war nicht nachhaltig.


    Bisher ist es mir nicht gelungen, ein Belohnungssystem für alle durchzuhalten. Das merkten auch die Schüler und nahmen es nicht mehr erst.
    Was ich bei Einzelstörungen eher durchhalte, ist die altmodische Strichmethode mit anschließender Nachdenkaufgabe, doch die mag ich eigentlich nicht. (in Klasse 3/4)


    Die eine oder andere Idee werde ich im Hinterkopf behalten.
    Die Verhaltensampel wie sie icke beschrieben hat, würde ich evtl. so ähnlich ausprobieren. Hattest du @ icke auch das Thema Hausaufgaben in den Klassenregeln mit drin?
    Vielleicht hat meine Verhaltensampel dann 4 Farben, wie ich es bei Frau Locke auf dem Blog gesehen habe. Es stellt sich aber nur wieder die Frage, ob ich das Ganze durchhalten kann.

  • Hattest du @ icke auch das Thema Hausaufgaben in den Klassenregeln mit drin?

    Nein, nicht gemachte Hausaufgaben notiere ich mir schlicht und wenn es sich häuft, gibt es eine Nachricht an die Eltern. Das klappt aber auch nur, weil die Eltern hier grundsätzlich sehr interessiert sind, vorher war ich auch lange im Brennpunkt, da verpuffte das leider auch. Eine Extra Regel brauche ich dafür aber nicht.
    Meine Regeln beziehen sich wirklich nur auf das tägliche Beisammensein (also letztlich Sozial- und Arbeitsverhalten): freundlich sein, sofort auf das Stillesignal reagieren, sich melden, zuhören, leise und am Platz arbeiten,im Schulgebäude langsam unterwegs sein.
    Diese Regeln hängen auch an der Wand, so dass ich immer wieder darauf verweisen kann. Dadurch ist es für die Schüler transparenter und sie akzeptieren es auch besser.
    Zu viele Regeln sollten es auch nicht sein. Man sollte wirklich überlegen, was für die jeweilige Klasse am wichtigsten ist, damit Unterricht möglich ist.
    Mit einer ganz schwierigen Klasse habe ich die Regeln ein zeitlang auch einzeln geübt. Ich habe die Kinder abstimmen lassen, welche Regel wir am dringensten üben müssen (konnten sie erstaunlich gut einschätzen), und wir haben dann eine zeitlang jeden Tag reflektiert wie sich jeder Schüler daran gehalten hat. Ziel war es, sich jeden Tag ein Stück zu verbessern (also jeden Tag mindestens ein Schüler mehr, der sich an die Regeln gehalten hat). Dafür hatte ich mir dann auch irgendein Punktesystem überlegt (weiß ich aber leider nicht mehr so genau) und es gab eine Klassenbelohnung in Form einer "schönen Stunde" (Spielstunde, Film gucken, raus gehen...). War sehr mühselig und zeitaufwendig aber hat langfristig durchaus was gebracht.

    Vielleicht hat meine Verhaltensampel dann 4 Farben,

    Meine setze ich manchmal auch erstmal nur "auf die Grenze" (also zwischen zwei Farben), sozusagen als "Erinnerung". Umgekehrt kann es bei sehr groben Verstößen (jegliche Gewaltanwendungen) auch vorkommen, dass man direkt auf rot kommt. Das ist für mich einfach ein deutlicher Unterschied zu reinrufen oder mit dem Nachbarn quatschen. Und ich unterscheide auch, ob ein Kind die Regel nur für den Moment vergessen hat oder tatsächlich noch Schwierigkeiten hat, sich zu kontrolllieren oder ob es bewusst provoziert ist.

    "Die Wahrheit ist ein Zitronenbaiser!" Freitag O'Leary

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  • Inzwischen versuche ich in meiner neuen Klasse folgendes System:
    Nur Lautstärke im Klassenzimmer: grün, gelb, rot (magnetisch) (DIN A4 Karten) an der Tafel. Immer als Rückmeldung, wie die Lautstärke gerade ist. War die Lautstsärke im roten Bereich, habe ich jetzt einmal vor der Pause eine Schweigeminute durchgezogen. Hat bisher funktioniert.


    Dann habe ich eine Vorlage im Internet gefunden, die als Verhaltensampel in 5 Stufen funktioniert, die ich für mich angepasst habe. Es ist eher eine Verhaltenstreppe (Querstreifen DIN A 4).
    Höchste Stufe: Königsstufe, "super", normale Stufe: grün (Ausgangspunkt für alle), danach kommt absteigend "Achtung", dann die "gelbe Karte" und die "rote Karte" mit entsprechenden Bildern und Bemerkungen. Alle Schüler stehen auf grün und wandern entsprechend. Man kann sich aber auch wieder "verbessern", so ähnlich wie icke beschrieben hat. Im Augenblick sprechen die Schüler gut darauf an, es mussten auch nur wenige absteigend wandern. Das ist auf jeden Fall schon einmal ein Anfang. Ob es in 2 Monaten auch noch so funktioniert, wird sich herausstellen.

  • Heute ergab sich spontan die Möglichkeit, mit einer Klasse auf einen Ausflug zu gehen. Dabei musste ich feststellen, dass einige Kinder sehr unruhig waren (auf der Fahrt im Bus, aber auch bei der Attraktion selbst bzw. während kurzer Wartezeiten) und es ihnen schwer fiel, sich mal kurze Zeit ruhig zu beschäftigen (im Idealfall mit sich selbst, aber es spricht meiner Meinung auch nichts gegen ein ruhiges (!) Gespräch mit dem Freund.). Dabei merkte ich schnell, dass das mehrmalige Erinnern an das Unterlassen der Fehlhandlung ziemlich für die Katz' ist, was jedoch meinerseits eher bedingt durch einen Mangel an Alternativen passierte. Da ich jetzt noch in einer Phase bin, in der ich weder Verantwortung noch Notendruck habe, würde ich gerne herausfinden, wie ich eine solche Situation in Zukunft professionell und nachhaltig handhaben kann - denn von einer genervten Lehrkraft hat natürlich keiner etwas und sowas möchte ich auch nicht sein ;) . Habt ihr irgendwelche Ideen?

  • ... Dabei merkte ich schnell, dass das mehrmalige Erinnern an das Unterlassen der Fehlhandlung ziemlich für die Katz' ist, was jedoch meinerseits eher bedingt durch einen Mangel an Alternativen passierte...

    Ich stelle mir gerade eine Klasse vor, vorne steht einer und sagt: "ich erinnere euch an das Unterlassen der Fehlhandlung. Leider scheint es für die Katz' zu sein." ;)


    Ich übertreibe, du hast natürlich andere Worte gewählt. Aber tatsächlich: die Haltung dahinter zählt. Du willst, dass sie sich nicht aufführen wie Affen, sondern still sitzen? Dann melde es zurück. Hier gilt ab jetzt Zimmerlautstärke, wer sich nicht dran hält, sitzt neben mir. Das musst du dann auch nur einmal (das aber wirklich!) machen.

  • Du hast es richtig erkannt, mit Drittklässlern spreche ich anders als mit Erwachsenen ;) . Denkst du, dass das Umsetzen alleine bereits hilft? Im Bus saß ich in der Nähe von zwei Mädchen, die auf der Rückfahrt total aufgedreht waren und sich noch gegenseitig hochpushten - da schien meine Nähe nicht so abschreckend zu sein (Aber gut, ich hospitierte bisher nur in der Klasse; vermutlich nehmen sie mich noch nicht als Lehrer war.). Am Anfang versuchte ich noch, sie etwas zu beruhigen, aber später merkte ich, dass das scheinbar gar nicht richtig ankam. Im hinteren Teil saßen einige Jungs und ließen den ganzen Bus daran teilhaben, was sie aktuell so machen. Die mitfahrenden Lehrer schien das nicht sonderlich zu stören, da sie in die Situation nicht eingriffen. So oder so - gerade bei einem Ausflug hat man wahrscheinlich weniger Möglichkeiten, auf die Kinder einzuwirken als im Klassenraum, oder? Im Notfall gibt es, klar, die Androhung, dass das Kind in Zukunft nicht mehr mit auf Ausflüge darf, aber es muss ja sicher auch Vorstufen geben, die einen Eindruck hinterlassen und bei denen der Lehrer nicht gebetsmühlenartig die Kinder daran erinnert, den Quatsch sein zu lassen, oder?

  • Du wirst damit leben müssen.
    Erwartest du allen Ernstes, die spuren wenn du was sagst?
    Sei froh, nur ignoriert zu werden.
    Wenn du da so rüberkommst wie du oft schreibst...
    ...freu dich aufs Echo.
    Selbst an einer relativ "gesitteten" Schule, die du ja erwischt zu haben scheinst.

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

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