Fächer und Zukunftschancen

  • Hallo,


    Ich bin 33 Jahre alt und möchte gerne Lehramt studieren. :) Nach dem Abi hatte ich nicht die Reife und das Selbstvertrauen für ein Studium. Habe erstmal eine Ausbildung gemacht und arbeite nun seit einigen Jahren als Krankenschwester. Jetzt möchte ich mir gerne den Traum erfüllen zu studieren und meinen Wunschberuf Lehrerin anzustreben. Ich fühle mich subjektiv auch überhaupt nicht zu alt dafür, eher genau richtig. ;)


    Kopfzerbrechen macht mir allerdings die Wahl der Fächer. Würde gerne Lehramt für Gymnasien machen und meine Traumkombination wäre Latein, Deutsch und Religion. Aber ich frage mich welche Chancen man dann später mit diesem Fächern hat eine Stelle zu bekommen. Deutsch soll wohl ein Fach mit ziemlich schlechten Chancen sein, weil es von vielen gewählt wird. Latein und Religion soll zwar etwas besser sein, aber ich habe die Befürchtung, dass es "aussterbende" Fächer sind, die vielleicht irgendwann abgeschafft oder kaum noch gewählt werden.


    Studium und Referendariat dauern ja wohl mindestens 7 Jahre. Wer weiss, was in 7 Jahren ist.


    Ich kann mich erinnern, als ich mich vor gut 10 Jahren schonmal etwas informiert habe, hörte ich überall, dass wegen der Einführung von G8 und allgemein abnehmender Schülerzahlen durch den demographischen Wandel in Zukunft immer weniger Lehrer gebraucht werden. Und letzter Zeit lese ich nun immer wieder, in Deutschland herrsche ein riesiger Lehrermangel. Wer weiss, was dann in einigen Jahren wieder ist.


    Finde ich alles ein bischen beängstigend, diese Unsicherheit. Nur für Mathe oder Informatik scheint es praktisch eine Jobgarantie zu geben im Lehramt. Aber das sind Fächer, die mich gegen null interessieren und für die ich nicht den Hauch einer Begabung habe.


    Wie geht man damit um? Einfach anfangen mit der Hoffnung:"Wird schon irgendwie?" Oder ist das zu naiv?


    Ich habe zwar immer meinen alten Beruf in der Hinterhand und damit werde ich wohl nie arbeitslos sein, aber wenn man 5 Jahre Studium und 2 Jahre Referendariat durchzieht, wäre es ja schon eine riesige Enttäuschung das am Ende nicht in dem Beruf arbeiten zu können, für den man so lange hart gearbeitet hat.


    Diese Gedanken halten mich bisher noch von dem Schritt ab das Studium zu beginnen. Was meint ihr dazu? Würdet ihr es einfach machen oder ist es doch besser es zu lassen, wenn nur solche Fächer in Frage kommen, die nicht zu den gefragtesten auf dem Stellenmarkt gehören?


    Würde mich über etwas Feedback freuen.


    LG

  • Es gibt keine Jobgarantie, egal was Du studierst oder welche Ausbildung Du machst. Wieso soll das Lehramt da eine Ausnahme sein? Ich hab mich im Vorstellungsgespräch richtig verkaufen müssen, wie jeder andere auch.

  • schon mal über die Berufsschule nachgedacht? Da gibts die Fachrichtung Gesundheits- und Pflegewissenschaft (Lehramt an beruflichen Schulen).
    Ich kann jetzt nur für Bayern sprechen, hier wird das Fach Deutsch an den beruflichen Schulen ziemlich gesucht. Und Leute mit langer Praxiserfahrung sind gewünschte und auch normal.

    Sei konsequent, dabei kein Arsch und bleib authentisch. (DpB):aufgepasst:

  • Wie sieht es denn alternativ mit einem Studium der Pflegepädagogik aus um Lehrerin für Pflegeberufe zu werden? Das hat eine Freundin nach der Ausbildung gemacht, in TZ dabei weiter gearbeitet und ist jetzt damit sehr zufrieden. Die Stelle konnte sie sich damit aussuchen. Da kannst du auch auf dein Wissen und deine Erfahrungen aufbauen.

    Only Robinson Crusoe had everything done by Friday.

    Einmal editiert, zuletzt von yestoerty ()

  • Ich würde auch aus dem Bauch heraus sagen berufliche Schule für Gesundheitsberufe

  • Beim Lesen des Post musste ich auch sofort an Gesundheit/Pflege denken, also für den Bereich berufsbildende Schule / BK.
    Ich habe bei mir im Seminar eine ehemalige Krankenschwester, die dieses Fach zusammen mit Sport macht. Hat während des Studiums noch im Beruf weitergearbeitet.

  • Eventuell kommst du auch irgendwo als technische Lehrkraft (ohne Studium) unter?

    Da aber die niedrigere Besoldung und höhere Wochenstundenzahl bedenken!

  • Falls dich Gesundheitswissenschaften interessieren solltest du wirklich darüber nachdenken GW/D auf Lehramt an beruflichen Schulen zu machen. Wenn es dir nicht gefällt, kannst du dir auch andere berufliche Fachrichtungen anschauen (nur da müsstest du das fachpraktische Praktikum nachhollen). Hatte bei mir letztes Jahr im Lehramt für berufliche Schulen Sozialpädagogik auch einen sitzen der schon ende 20 war und eigentlich Bankkaufmann war und in diesem Beruf lange gearbeitet hat, sich aber nicht für Wirtschaftspädagogik interessieren konnte.


    oder du bleibst bei D/L/Religion Lehramt Gymnasium. Egal wie du dich entscheidest, ich wünsche dir viel Erfolg dabei :)

  • Falls dich Gesundheitswissenschaften interessieren solltest du wirklich darüber nachdenken GW/D auf Lehramt an beruflichen Schulen zu machen. Wenn es dir nicht gefällt, kannst du dir auch andere berufliche Fachrichtungen anschauen (nur da müsstest du das fachpraktische Praktikum nachhollen).

    Also in NRW muss man nur allgemein eine fachpraktische Tätigkeit nachweisen, nicht unbedingt für die berufliche Fachrichtung. Über die Anerkennung entscheidet das LPA in Dortmund.


    Ich weiß nicht, wie viel man als Krankenschwester verdient, aber fünf Jahre vollständiger Verdienstausfall wären da u.U. die schlechtere Wahl?

    Ich kenne einige, die nebenbei im Studium arbeiten. Und als Krankenschwester sollte gerade am Wochenende doch Arbeit zu kriegen sein. Langfristig ist der Verdienst dann höher.

  • Deshalb mein Einwand Pflegewissenschaften zu studieren und an eine Krankenpflegeschule zu gehen, statt ans BK.


    Aber mal abwarten was die TE überhaupt davon hält nicht ans Gymnasium zu gehen.

    Only Robinson Crusoe had everything done by Friday.

  • meine Traumkombination wäre Latein, Deutsch und Religion. Aber ich frage mich welche Chancen man dann später mit diesem Fächern hat eine Stelle zu bekommen.

    Mach die Augen zu, dann siehst Du die Chancen (sorry für die deutlichen Worte). Ich würde Dir auch die Berufsschule dringend ans Herz legen, gerade weil Du aus der Praxis kommst und nicht mehr ganz jung bist. Ich kenne etliche ehemalige Gymnasiallehrer, die an der BS gelandet sind (Vorsicht - das geht seit ein paar Jahren in Bayern nicht mehr!) und nie mehr weg wollen. Neben einigen anderen Vorteilen (z.B. der Tatsache, dass an der BS nicht alle zwei Jahre eine neue Reformsau durchs Dorf getrieben wird) ist auch die Arbeitsbelastung geringer.

    Die Mutter der Dummen ist immer schwanger.

  • Woran erkennt man das?

    Im konkreten, also meinem Fall: An der Gesamtzufriedenheit meiner Frau, nachdem sie an die BS gewechselt war und an der Zahl der gemeinsam verbrachten Abende (wie schon oft erwähnt: Ich habe um vier Feierabend und dann ist für mich Schluss) :) .


    Allerdings war das natürlich auch noch anderen Faktoren geschuldet, z.B. der Tatsache, dass man es an der BS mit (meist halbwegs) erwachsenen SuS zu tun hat sowie mit Kollegen, die meistens auch eine praktische Ausbildung hinter sich haben und deshalb im Schnitt "geerdeter" und weniger verschroben als Gymnasiallehrer sind (wer sich als Gym-Kollege jetzt aufregt, möge die Bedeutung von "im Schnitt" nachschlagen).

  • Danke für die Antworten.


    Pflegepädagogik wollte ich eigentlich nicht machen. Wenn ich schon ein Studium aufnehme um Lehrerin zu werden, dann aber auch wirklich nur mit Fächern, die mich ehrlich interessieren und an denen ich Freude habe. Stelle ich mir sehr unbefriediend vor, irgendwann zwar Lehrerin zu sein, aber Jahrzehnte lang etwas unterrichten zu müssen, das man selbst total uninteressant findet.


    Latein, Deutsch und Religion finde ich selbst so richtig interessant, beschäftige mich auch hobbymäßig jede Menge damit und würde es toll finden in solchen Fächern zu unterrichten.


    Ich habe mich auch informiert über die Einstellungschancen mit diesen Fächern. Deutsch sieht eher mau aus, für Latein und Religion steht überall, dass die Einstellungschancen gut bis sehr gut wären.
    Ich habe aber bedenken, ob diese Fächer nicht irgendwann mal abgeschafft oder zumindest stark reduziert werden, Religion etwa wie in Berlin als Wahlpflichtfach gestrichen wird oder in 10 Jahren eine Landesregierung mal auf die Idee kommt, dass Latein heute nicht mehr so wichtig wäre und zu Gunsten von Fächern wie Informatik oder irgendwas mit Digitalisierung reduziert/gestrichen wird. Man weiss ja nie.


    Es ist ja auch merkwürdig, dass heute überall von Lehrermangel die Rede ist, obwohl vor 10 Jahren überall die Rede davon war, dass in Zukunft kaum noch neue Lehrer gebraucht würden wegen G8 und rückläufigen Schülerzahlen. Wer weiss, was dann in 10 Jahren wieder ist.

  • Es ist ja auch merkwürdig, dass heute überall von Lehrermangel die Rede ist, obwohl vor 10 Jahren überall die Rede davon war, dass in Zukunft kaum noch neue Lehrer gebraucht würden wegen G8 und rückläufigen Schülerzahlen. Wer weiss, was dann in 10 Jahren wieder ist.

    Willkommen im Business! :)


    - Übrigens ist meines Wissens der Bedarf für Latein doch wieder stark zurückgegangen, oder irre ich mich da? Außerdem solltest Du Dich gründlich fragen, was Dich z.B. an Deutsch so fasziniert. Sollte es zufällig die intensive Beschäftigung mit Literatur oder spannenden Grammatikphänomenen sein... dann solltest Du wissen, dass ca. 90% der Arbeit eines Deutschlehrers (auch am Gym!) darin besteht, dutzende kotzlangweilige, stümperhafte Texte zu den immergleichen Themen zu korrigieren. Das zieht sich mit leichten Variationen durch alle Klassenstufen,


    von der Unterstufe ("Waldi bellt laut: Wau, wau! Aber sein Herrchen hört nicht und dann fällt er ins Wasser und als er wieder herausgeklettert ist, ist er pitschnass und Waldi lacht")


    über die Mittelstufe ("Kinder sollten viel Taschengeld bekommen, weil sie so den Umgang mit Geld lernen. Wenn ein Kind sich gleich am Monatsanfang drei Computerspiele und ein neues Handy kauft, ist das Taschengeld gleich weg und es kann sich den ganzen restlichen Monat kein Guthaben mehr aufladen. So lernt es, mit seinem Geld zu haushalten.")


    bis in die Oberstufe ("Goethe verwendet in diesem Gedicht viele Alliterationen wie z.B. "die du", "im innern" usw. Damit will er seine Aussagen besonders betonen.").


    Viel Spaß!

  • Was weiß man schon, der Bedarf ändert sich halt zyklisch. (Ich hoffe zwar, dass Religion aus den Schulen gestrichen wird, statt Latein aber was zählt schon meine Hoffnung.)


    Interessanterweise raten alle hier zu Berufsschule, weil da der Bedarf immer hoch ist aber du willst Lateinlehrerin werden, insofern: wenn du's dir leisten kannst, mach einfach. Wenn man was unbedingt will, wird's auch gut :top:

  • von der Unterstufe ("Waldi bellt laut: Wau, wau! Aber sein Herrchen hört nicht und dann fällt er ins Wasser und als er wieder herausgeklettert ist, ist er pitschnass und Waldi lacht")


    über die Mittelstufe ("Kinder sollten viel Taschengeld bekommen, weil sie so den Umgang mit Geld lernen. Wenn ein Kind sich gleich am Monatsanfang drei Computerspiele und ein neues Handy kauft, ist das Taschengeld gleich weg und es kann sich den ganzen restlichen Monat kein Guthaben mehr aufladen. So lernt es, mit seinem Geld zu haushalten.")


    bis in die Oberstufe ("Goethe verwendet in diesem Gedicht viele Alliterationen wie z.B. "die du", "im innern" usw. Damit will er seine Aussagen besonders betonen.").

    :rofl: offensichtlich hat sich seit meiner Schulzeit vor xx Jahren nichts Wesentliches verändert, so schnell wird also schon keiner Latein abschaffen ;)

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