Schülerverhalten im Klassenraum und Sitzordnung

  • Für mich beginnt jetzt die fünfte Woche Seiteneinstieg in der Grundschule. Ich unterrichte mein Fach Musik entweder alleine oder in Doppelbesetzung mit den Klassenlehrerinnen, wobei diese dann nicht in den Unterricht eingebunden sind. Sonst bin ich auch mal die Doppelbesetzung im Mathe-, Deutsch- oder Förderunterricht der KL, wobei ich dann oft mit einzelnen SuS oder kleinen Gruppen separat arbeite. Bis jetzt hatte ich keine Gelegenheit zum reinen Hospitieren, ich werde das aber ansprechen und dann wohl auch die Gelegenheit bekommen. Einen weiteren Musiklehrer gibt es an der Schule allerdings nicht.


    Mir sind einige allgemeine Dinge aufgefallen und bevor ich das in der Schule anspreche, wollte ich hier mal Meinungen sammeln.


    Ist es OK, wenn SuS auf ihren Stühlen knien, den Stuhl verkehrt herum benutzen (also mit dem Gesicht in Richtung Rückenlehne sitzen), einen Fuß auf die Sitzfläche stellen (also mit angezogenem Knie sitzen) und dergleichen? Ich hätte das nicht erwartet und war überrascht, dass teilweise erst etwas gesagt wird, wenn jemand wirklich auf der Rückenlehne sitzt.


    Dürfen SuS ohne zu fragen ihren Platz verlassen? Ich sehe dafür keine Gründe. Zum Anspitzen haben alle einen Dosenspitzer. Hände waschen muss man nicht, wenn nur mit Arbeitsblättern, Bleistift, Buntstiften und Radiergummi gearbeitet wird. Natürlich darf man sich die Nase putzen, aber dazu sollte man Taschentücher dabei haben. Wenn nicht, kann man danach fragen oder darum bitten, sich ein Papierhandtuch nehmen zu dürfen.


    Müssen SuS während des Unterrichts zur Toilette gehen? Die 1. Klasse nehme ich hier mal aus, aber für alle anderen sollte das doch eher eine Ausnahme sein, oder?


    Wie sieht es mit Rennen auf den Gängen aus?


    Das Einzugsgebiet meiner Schule ist eigentlich "gut". Ich denke, man könnte so ein Verhalten, wie ich es mir vorstelle, auch tatsächlich durchsetzen, wenn alle mitziehen.


    Ein anderes Thema: In den meisten Räumen gibt es Gruppentische. Teilweise gibt es auch kein festes "vorne" und "hinten", sondern die Kolleginnen sind mal rechts an der Tafel und mal links in Pultnähe. Von der Atmosphäre her fühle ich mich in diesen Räumen wohl. Ich habe aber den Eindruck, dass das manchen SuS erschwert, ihre Aufmerksamkeit auf den Lehrer oder die Tafel zu richten, wenn das gerade angesagt ist. Sie sitzen halt teilweise mit dem Rücken zu mir.

  • Zitat

    Ist es OK, wenn SuS auf ihren Stühlen knien, den Stuhl verkehrt herum benutzen (also mit dem Gesicht in Richtung Rückenlehne sitzen), einen Fuß auf die Sitzfläche stellen (also mit angezogenem Knie sitzen) und dergleichen? Ich hätte das nicht erwartet und war überrascht, dass teilweise erst etwas gesagt wird, wenn jemand wirklich auf der Rückenlehne sitzt.

    Ich würde das jedem Lehrer selbst überlassen - es sei denn, es gibt einen allgemeinen Lehrerkonferenz-Beschluss.


    Zitat

    Dürfen SuS ohne zu fragen ihren Platz verlassen? Ich sehe dafür keine Gründe. Zum Anspitzen haben alle einen Dosenspitzer. Hände waschen muss man nicht, wenn nur mit Arbeitsblättern, Bleistift, Buntstiften und Radiergummi gearbeitet wird. Natürlich darf man sich die Nase putzen, aber dazu sollte man Taschentücher dabei haben. Wenn nicht, kann man danach fragen oder darum bitten, sich ein Papierhandtuch nehmen zu dürfen.

    Ich würde das jedem Lehrer selbst überlassen - es sei denn, es gibt einen allgemeinen Lehrerkonferenz-Beschluss.


    Zitat

    Müssen SuS während des Unterrichts zur Toilette gehen? Die 1. Klasse nehme ich hier mal aus, aber für alle anderen sollte das doch eher eine Ausnahme sein, oder?

    Ich würde das jedem Lehrer selbst überlassen - es sei denn, es gibt einen allgemeinen Lehrerkonferenz-Beschluss*

    Zitat

    Wie sieht es mit Rennen auf den Gängen aus?

    Da wird es mit Sicherheit eine Vereinbarung im Kollegium geben. Es gibt ein Für und Wieder dazu.

    • Contra: es soll passieren, dass Kinder ineinander laufen. Oder auch mal in einen Lehrer. Das kann aufgrund des Größenunterschieds für den Lehrer auch mal schmerzhaft und für das Kind sehr peinlich sein.
    • Pro: Stichwort "bewegte Schule".

    An unserer Schule sollen sie nicht laufen - auch mit Rücksicht auf die anderen Klassen, deren Türen offen stehen. Aber: frag nach der Vereinbarung im Kollegium und dem enstprechenden Passus in der Schulordnung. Wenn es keine(n) gibt - ist es in Ordnung.

    Zitat

    Ein anderes Thema: In den meisten Räumen gibt es Gruppentische. Teilweise gibt es auch kein festes "vorne" und "hinten", sondern die Kolleginnen sind mal rechts an der Tafel und mal links in Pultnähe. Von der Atmosphäre her fühle ich mich in diesen Räumen wohl. Ich habe aber den Eindruck, dass das manchen SuS erschwert, ihre Aufmerksamkeit auf den Lehrer oder die Tafel zu richten, wenn das gerade angesagt ist. Sie sitzen halt teilweise mit dem Rücken zu mir.

    Das sollte jedem Lehrer selbst überlassen sein.
    Die Sitzordnung erschwert natürlich den "Blick nach vorne" - aber einem Lehrer, der Gruppentische hat, sind mit Sicherheit andere Aspekte wichtiger als der Blick nach vorne.


    kl. gr. frosch

  • Natürlich ist es immer gut, wenn das Kollegium an einem Strang zieht (z.B. bezüglich des Gerennes im Flur), aber gerade Sitzordnung und Sitzhaltung sind doch auch von der jeweiligen Unterrichtssituation abhängig.
    Deshalb gilt: Dein Unterricht, deine Regeln!
    Beschreibe den Kindern, worauf du Wert legst und fordere es ein. Du kannst mit den Kindern direkt üben, die Lernhaltung einzunehmen, die du dir wünschst, vielleicht im Zusammenhang mit kleinen Atem- und Entspannungsübungen zum Stundenbeginn. Bald genügt dann schon das Stichwort "Lernhaltung", um daran zu erinnern.
    Die Musiklehrerin meiner Klasse hat den Kindern vom goldenen Faden erzählt, der für eine gute Körperhaltung sorgt und hat ihnen erklärt, warum das gerade beim Musizieren und Singen wichtig ist.
    Ich selbst zum Beispiel lege viel Wert darauf, dass mich alle Kinder im Frontalunterricht ansehen und anständig sitzen. Ggf. müssen sich Kinder dafür mit ihren Stühlen umdrehen oder im Ausnahmefall auch umsetzen, aber die paar Sekunden sind es wert.
    In Stillarbeitsphasen bin ich dafür umso toleranter was das Aufstehen oder alternative Sitzen betrifft. Da kann es je nach Klasse vorkommen, dass sich die Kinder mehr oder weniger flexibel über die Stühle und den Raum ergießen.


    Die Kinder kommen gut damit klar, dass in verschiedenen Situationen unterschiedliche Regeln gelten und den goldenen Faden aus dem Musikunterricht umfängt dabei fast schon eine magische Aura, der würde in meinem Matheunterricht nicht funktionieren.

  • Ist es OK, wenn SuS auf ihren Stühlen knien, den Stuhl verkehrt herum benutzen (also mit dem Gesicht in Richtung Rückenlehne sitzen), einen Fuß auf die Sitzfläche stellen (also mit angezogenem Knie sitzen) und dergleichen? Ich hätte das nicht erwartet und war überrascht, dass teilweise erst etwas gesagt wird, wenn jemand wirklich auf der Rückenlehne sitzt.

    Bei mir tendenziell eher nicht. Kinder haben aber einen hohen Bewegungsdrang und wenn mal jemand auf seinem Fuß sitzt oder das Knie anzieht, sage ich nichts - sofern das die Aufmerksamkeit nicht stört. Stuhl umdrehen: Bei mir nicht.
    Stimme Frosch zu: Sollte man dem Lehrer überlassen, wenn es keinen Beschluss gibt.


    Zitat

    Dürfen SuS ohne zu fragen ihren Platz verlassen? Ich sehe dafür keine Gründe. Zum Anspitzen haben alle einen Dosenspitzer. Hände waschen muss man nicht, wenn nur mit Arbeitsblättern, Bleistift, Buntstiften und Radiergummi gearbeitet wird. Natürlich darf man sich die Nase putzen, aber dazu sollte man Taschentücher dabei haben. Wenn nicht, kann man danach fragen oder darum bitten, sich ein Papierhandtuch nehmen zu dürfen.
    Müssen SuS während des Unterrichts zur Toilette gehen? Die 1. Klasse nehme ich hier mal aus, aber für alle anderen sollte das doch eher eine Ausnahme sein, oder?

    Sehe ich genauso wie Frosch.
    Aufstehen: Bei mir nicht.
    WC: In Ausnahmefällen. (Verbieten nicht, aber in der Pause erinnern, dann wird es seltener.)


    Zitat

    Wie sieht es mit Rennen auf den Gängen aus?

    Je nach Schule unterschiedlich. Wenn man das ändern will, müssen alle mitziehen und einen sehr langen Atem (mehrere Monate bis Jahre) haben. Mit 28 Unterrichtsstunden fehlt einem manchmal die Kraft, bei jedem Schritt, den man aus dem Klassenraum tut, auch noch Kinder zum ruhigen Gehen zu bewegen. Ist ja dann nicht nur eins.


    Zitat

    Ein anderes Thema: In den meisten Räumen gibt es Gruppentische. Teilweise gibt es auch kein festes "vorne" und "hinten", sondern die Kolleginnen sind mal rechts an der Tafel und mal links in Pultnähe. Von der Atmosphäre her fühle ich mich in diesen Räumen wohl. Ich habe aber den Eindruck, dass das manchen SuS erschwert, ihre Aufmerksamkeit auf den Lehrer oder die Tafel zu richten, wenn das gerade angesagt ist. Sie sitzen halt teilweise mit dem Rücken zu mir.

    Abhängig vom UNterrichtskonzept und Methodenrepertoire, macht frontale Phasen schwierig.
    Da man in Musik schon relativ viel Lehrerzentrierung braucht (oder viele Teilungsräume), würde ich für meine Musikstunden die Sitzordnung immer anpassen, sodass keiner mit dem Rücken zu mir sitzt. (Und auch in frontalen Phasen, da kann man auch mal kurz den Stuhl zur Tafel drehen.)

    SCHOKOEIS!


    Ich lese und schreibe nach dem Paretoprinzip.

  • Das einzige, was du nicht verbieten darfst, ist Klogang. Da gab's üble öffentliche Auseinandersetzungen... Ansonsten: mach wie du denkst. Aber versuche nicht, Kollegen vorzuschreiben, wie es doch am besten wäre, das gibt garantiert böses Blut ;)

  • Nee, Kollegen vorschreiben will ich bestimmt nichts.

    Die Kinder kommen gut damit klar, dass in verschiedenen Situationen unterschiedliche Regeln gelten und den goldenen Faden aus dem Musikunterricht umfängt dabei fast schon eine magische Aura, der würde in meinem Matheunterricht nicht funktionieren.

    Das überrascht mich allerdings. Ich höre immer wieder: Sie dürfen das nicht, bei Frau XY machen wir das auch und so was.


    Daher hätte ich gesagt: Entweder finden alle Kollegen einen gemeinsamen Weg, oder ich passe mich halt an.


    Ich würde das jedem Lehrer selbst überlassen - es sei denn, es gibt einen allgemeinen Lehrerkonferenz-Beschluss.

    Das finde ich aus KL-Sicht nachvollziehbar, aber für einen Fachlehrer erschwert das die Arbeit natürlich sehr. Ich unterrichte in acht Klassen und möchte nicht mit acht Regelwerken arbeiten.

  • Das überrascht mich allerdings. Ich höre immer wieder: Sie dürfen das nicht, bei Frau XY machen wir das auch und so was.



    Das finde ich aus KL-Sicht nachvollziehbar, aber für einen Fachlehrer erschwert das die Arbeit natürlich sehr. Ich unterrichte in acht Klassen und möchte nicht mit acht Regelwerken arbeiten.

    Alle einen Weg für das Sitzen im Unterricht ist extem unwahrscheinlich.
    Ich kann gar nicht mit 8 Regelwerken arbeiten, ich vergesse das von Klasse zu Klasse.
    Ansonsten probieren die Kinder es halt, klar. "Jetzt bin ich eure Lehrerin / jetzt ist Musikunterricht und bei mir gelten diese Regeln." wird bei mir akzeptiert.

    SCHOKOEIS!


    Ich lese und schreibe nach dem Paretoprinzip.

  • Das überrascht mich allerdings. Ich höre immer wieder: Sie dürfen das nicht, bei Frau XY machen wir das auch und so was.



    Daher hätte ich gesagt: Entweder finden alle Kollegen einen gemeinsamen Weg, oder ich passe mich halt an.

    Es geht ja nicht um völlig unterschiedliche Regelwerke und allzu viele verschiedene Lehrer haben Grundschüler meist noch nicht.
    Die Kinder sind bestimmt in der Lage zu verstehen, dass Herr Th0r5ten in Musik etwas strenger ist, was die Haltung und das Aufstehen anbelangt. Du musst deine Wünsche halt klar kommunizieren und ggf. häufiger daran erinnern. Wenn du das den Kindern gut begründest, nehmen sie die Besonderheit des Musikunterrichts sicher auch wahr.


    Es ist sicher schwieriger, schulweit einheitliche Regelungen zu finden, wie die Kinder auf ihren Stühlen sitzen sollen, allein schon, weil sich in anderen Fächern die Notwendigkeit gar nicht ergibt. Dann weichen solche Regeln schnell wieder auf.

  • von meiner Klasse verlange ich, dass sie im Stuhlkreis ordentlich auf den Stühlen sitzen. Ist etwas zeitaufwendig, da man es immer wieder einfordern muss. Wenn sie bei der DaZ Lehrerin anders da sitzen dürfen, dürfen sie das. Ist ja dann ihr Unterricht. Da sind ja auch die Toleranzgrenzen individuell. Turnereien auf dem Stuhl mag ich nicht.


    Auch kleine Kinder können schon sehr gut unterscheiden bei wem welche Regeln gelten. Klar sie testen aus. Und erzählen dir alles mögliche....meine Klasse hat einer Stellvertretung mal erzählt, sie dürften im Klassenzimmer Fussball spielen. Dabei waren sie sehr überzeugend.


    An deiner Stelle würde ich es so halten: Dein Unterricht - deine Regeln.


    Wenn bei mir eine Doppelbesetzung bzw. Unterstützung da ist, dann erwarte ich von dieser Person, dass sich an meinen Unterricht anpasst und einfügt.


    P.S.: Alles Gute für dich....

  • ...Ich höre immer wieder: Sie dürfen das nicht, bei Frau XY machen wir das auch und so was.



    ...

    Das sagen alle Kinder dieser Welt. Mal stimmts, mal nicht. In deiner Stunde ist es jedenfalls immer so und so. Das verkraften Kinder :)

  • Wenn die Kinder z.B. in Vertretungsstunden sagen: "Bei Frau Sowieso machen wir das aber immer sowieso..." dann frage ich je nach Laune, ob ich wie Frau Sowieso aussehe. Oder dass Frau Sowieso eben nun nicht da ist. Manchmal sind es ja auch nützliche Anmerkungen der Schüler.


    Natürlich sollte man sich im Team in groben Sachen einig sein.

  • Rennen im Flur unterliegt bei uns der Hausordnung, die alle Kinder mit Schuleintritt unterschrieben haben. Klare Aussagen: NEIN


    Für alles andere kann ich nur meine Vorschreiber wiederholen: deine Regeln.


    Das hat auch gar nichts mit 8 verschiedenen Regelwerken zu tun, sondern für dich nur mit einem einzigen: deinem nämlcih.


    Nur Mut, lass dich nicht gegen Kollegen ausspielen! :super:

Werbung