TV Tipp: "Zwischen den Stühlen"

  • Wie kann man denn nach bestandenem 1. Staatsexamen (respektive Master) fachlich nicht auf voller Höhe sein? Klar, das eine Thema liegt einem mehr als das andere, aber bei den allermeisten Themen liegt doch Uni- über Schulniveau, oder?


    An diejenigen, die mit dem Referendariat schon durch sind: Ist das Seminar wirklich derart "wissenschaftsfeindlich" wie von Buntflieger beschrieben? In der schulischen Praxis nach Ende der Ausbildung kann ich es (je nach Lehrerpersönlichkeit natürlich) irgendwie nachvollziehen, im Film wurde aber durchaus auch Bezug auf z.B. Meyer oder die aktuelle Orthographiedidaktik genommen, was zumindest etwas Beliebigkeit aus der Situation herausnimmt. Ausnahme oder Regel?


    Mit freundlichen Grüßen

    Einmal editiert, zuletzt von Lindbergh ()

  • Das dürfte sehr von der Schule abhängen, wie "weit" du von deiner Uni-Theorie weg musst.
    Das reicht von "Ja, du solltest das Fach können, aber es auch vermitteln können, und bedenke, es sind KINDER, keine Studenten" bis zu "vergiss alles, was du an der Uni hattest und belege einen Survivalkurs".

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

  • Ich glaube, hier irrst du gewaltig. Wir reden nie mit dem Seminar, sondern sagen den Reffis, wie die Grundlagen funktionieren. In der Prüfung und den Nachbesprechungen sitzen wir nicht mal dabei. Hier fällt also keiner irgendwem in den Rücken. Meine Mentorin hat mich auch nie "verraten".
    Ich frag mich gerade, wie Alleinerziehende das Ganze überleben? Wahrscheinlich haben sie neben Erbrochenemaufwischen in Prüfungsnächten zu wenig Zeit zu lamentieren.

    Aber ein Reden mit dem Seminar wäre toll, wenn die Mentoren Hü und das Seminar und die Fachseminarleiterin hott sagen kommst du nämlich auch nicht weiter.
    Bei uns hat uns auch kein Mentorin, sondern die Fachseminarleiterin verraten und das ganz gewaltig.



    Das dürfte sehr von der Schule abhängen, wie "weit" du von deiner Uni-Theorie weg musst.
    Das reicht von "Ja, du solltest das Fach können, aber es auch vermitteln können, und bedenke, es sind KINDER, keine Studenten" bis zu "vergiss alles, was du an der Uni hattest und belege einen Survivalkurs".

    Naja oder viel mehr vom Seminar.

  • Naja oder viel mehr vom Seminar.

    Ich würde mal denken, daß das auch von den Schulen im Umkreis des Seminars abhängt. Bei uns ist z.B. allgemeine Ansicht, daß man unliebsame Kollegen in Richtung "Seminar" entsorgt. Die werden dann dorthin weggelobt, hauptsache man muß sie nicht mehr auf Schüler loslassen.


    Ein ganz bestimmter Seminarleiter hat es sogar schon geschafft bei uns an der Schule Hausverbot zu bekommen von wegen "Gefährdung des Schulfriedens". Allein bei Nennung seines Namens gehen 2/3 aller Kollegen sofort steil.
    Wäre mal interessant, wenn ein Refi dem doch mal wieder zugeteilt werden würde. Dann muß er ja kommen, um den zu beurteilen, darf aber das Gelände nicht betreten. :teufel:

  • ...Also was macht jetzt einen guten Lehrer aus? Ich hätte gerne ein Checkiste mit den Bewertungsriterien und einer ganz klaren Anforderungmatrix für jeden Punkt auf der Checkliste, so daß ich die Leistung konkret einordnen kann...

    1. Sei dir über das Unterrichtsziel klar. Was sollen die Schüler hinterher wissen/ können?
    2. finde eine sinnvolle Methode, mit der du 1. erreichst.


    Mehr isses im Grunde nich ;)


    Das kann man natürlich noch endlos aufdröseln. Zieltransparenz, Lernstrategien, Aufbereitung von Unterrichtsmaterial, Lernstandsanalyse, Lehrersprache, Übungszeit, Ergebnissicherung, Schülerorientierung, Vernetzung, Führungsqualitäten, individuelles Fördern...... und all das hat wiederum Kriterien, woran man erkennt, dass es schon/ noch nicht gelungen ist. Letztlich geht es immer um Punkt 1.


    Ob Arbeitsblätter bunt und laminiert sind interessiert, entgegen der Meinung vieler Referendare, niemanden.

    Einmal editiert, zuletzt von Krabappel ()

  • 1. Sei dir über das Unterrichtsziel klar. Was sollen die Schüler hinterher wissen/ können?2. finde eine sinnvolle Methode, mit der du 1. erreichst.


    Mehr isses im Grunde nich ;)

    Sehe ich anders. Bei dir wird der Lehrerberuf auf das bloße Unterrichten im Klassenraum reduziert und da auch noch auf den trivialen unmittelbaren Lernfortschritt. Ich finde das sehr stark verkürzt!

  • Was meinst du konkret, @Meerschwein Nele? Ich bin jetzt von dem ausgegangen, was im Referendariat bewertet wird.

    Ach so. Ich dachte du würdest dich auf die Frage im Zitat, "was macht einen guten Lehrer aus" beziehen. Was die Bewertung im Referendariat angeht, hast du natürlich recht.


    Andererseits denke ich, dass eine ganze Menge anderer Kompetenzen und Fähigkeiten über das Schulleitergutachten in die Bewertung fließen - zumindest bei kompetenten Schulleitern.

  • Ich würde mal denken, daß das auch von den Schulen im Umkreis des Seminars abhängt. Bei uns ist z.B. allgemeine Ansicht, daß man unliebsame Kollegen in Richtung "Seminar" entsorgt. Die werden dann dorthin weggelobt, hauptsache man muß sie nicht mehr auf Schüler loslassen.
    Ein ganz bestimmter Seminarleiter hat es sogar schon geschafft bei uns an der Schule Hausverbot zu bekommen von wegen "Gefährdung des Schulfriedens". Allein bei Nennung seines Namens gehen 2/3 aller Kollegen sofort steil.
    Wäre mal interessant, wenn ein Refi dem doch mal wieder zugeteilt werden würde. Dann muß er ja kommen, um den zu beurteilen, darf aber das Gelände nicht betreten. :teufel:

    DAs geht bei uns nicht so wirklich, die Fachseminarleiter unterrichten alle noch selber, sind aber genau wie die Refs durch ganz Berlin verteilt, also in der Nähe wegloben ist eher nicht.


    Leider interessierte bei uns auch das bunt und laminiert usw. aber, z.B. in Nawi war der Seminarleiterin sehr wichtig, ob die Schüler alleine eine Stundenfrage gefunden haben und ob du sie dazu animiert hast. Blöd nur, wenn die Frage der Schüler eine andere ist als deine, mit der du geplant hast. ;)


  • Ob Arbeitsblätter bunt und laminiert sind interessiert, entgegen der Meinung vieler Referendare, niemanden.

    Oh doch, in BY muss jedes Arbeitsblatt einen ganz bestimmten Rahmen haben. Wenn nicht, Anschiss. Einer der Gründe, warum meine Tochter alles hingeschmissen hat. Aber es gibt noch viele. In meinen Augen alles Bürokratie, die mit der Eignung als Lin nicht viel zu tun hat.

  • ...z.B. in Nawi war der Seminarleiterin sehr wichtig, ob die Schüler alleine eine Stundenfrage gefunden haben und ob du sie dazu animiert hast. Blöd nur, wenn die Frage der Schüler eine andere ist als deine, mit der du geplant hast. ;)

    Erscheint mir ziemlich schizo: Kinder im 45 min.-Takt im Fachunterricht beschulen und dann auf Kommando Fragen heraufbeschwören sollen...

  • 1. Sei dir über das Unterrichtsziel klar. Was sollen die Schüler hinterher wissen/ können?2. finde eine sinnvolle Methode, mit der du 1. erreichst.



    Ob Arbeitsblätter bunt und laminiert sind interessiert, entgegen der Meinung vieler Referendare, niemanden.


    Hallo Krabappel,


    also bei uns interessiert niemanden, ob die SuS am Ende der Stunde oder Unterrichtseinheit wirklich was gelernt haben, das wird sowieso nicht überprüft. Dafür wissen die Ausbilder natürlich immer ganz genau, ob die SuS was gelernt haben. Die können das sozusagen "riechen".


    Ich formuliere es mal so: Hat Schüler X 3x in der Stunde ohne zu melden gequatscht und Ausbilder Y mag dich nicht, dann ist deine pädagogisch-erzieherische Kompetenz ganz schnell als mangelhaft protokolliert. Dass Schüler X bei anderen Lehrern 20x den Unterricht stört und regelmäßig die Mitarbeit verweigert, ist selbstverständlich gänzlich uninteressant. Eher noch wird dir ganz dreist vorgeworfen, dass man Schüler X eben vom Unterricht hätte ausschließen müssen.


    Die Lehrerausbildung ist zum Heulen subjektiv/beliebig in den Bewertungen und da stimme ich plattyplus vollends zu. Ohne mich selbst nun über den Klee loben zu wollen sage ich mal: Wenn man den Lernerfolg meiner SuS halbwegs nach gängigen Verfahren ermitteln würde, hätte ich mein Referendariat bereits im Sack. Dass mich die SuS durch die Bank mögen, ist dabei noch gar nicht ins Gewicht gefallen. Nur interessiert das irgendwie niemanden.


    Auch hier stimme ich plattyplus zu: Die Schüler sind meine einzige Freude an dem, was ich derzeit mache. Und das, obwohl man mich zwingt, sinnlose Disziplinierungsmaßnahmen durchzusetzen, die nicht zu mir passen (und ich nicht bräuchte), komische ineffektive Methodenzauberei zu praktizieren, die kostbare Lernzeit frisst und auch nicht zu mir passt. Ich bin ein Hampelmann geworden und fühle mich ziemlich leer und funktioniere nur noch so vor mich hin, ohne Elan und ohne eigene innere Beteiligung. Trotzdem stehe ich Tag für Tag gerne vor den SuS und kämpfe mit ihnen für sie. Allein das tröstet. Ob ich Lehrer werden darf, steht aber in den Sternen.


    der Buntflieger

  • Erscheint mir ziemlich schizo: Kinder im 45 min.-Takt im Fachunterricht beschulen und dann auf Kommando Fragen heraufbeschwören sollen...

    Diese Stundenfrage habe ich nachher fast nie mehr suchen lassen....wofür eigentlich?

  • ...
    Dass Schüler X bei anderen Lehrern 20x den Unterricht stört und regelmäßig die Mitarbeit verweigert, ist selbstverständlich gänzlich uninteressant.

    äh, ja? wieso sollte es interessieren, wie oft ein Schüler bei einem anderen stört, wenn DU doch da vorne stehst? :sterne:


    Es gibt auch Referendare an Erziehungshilfeschulen. Klar könnte man sagen, wer dort überhaupt ein Jahr aushält, sollte sein Staatsexamen mit Schleifchen überreicht bekommen. Man könnte aber auch sagen: wir werden verdammt gut dafür bezahlt, dass wir anderer Leute Kinder unterrichten und dann muss man eben einmal beweisen, dass man das gut beherrscht.


    ...und Ausbilder Y mag dich nicht, dann

    "Frau Müller mag micht nicht, deswegen hab ich eine 4 in Mathe..." sagte der Fünftklässler.


    Nimms mir nicht übel, ich verstehe deinen Frust, dass es nicht so gut läuft. Ich kann aber die Argumente nicht ernst nehmen, die deiner Meinung nach bundesweit für die Qualität des Referendariats verantwortlich sind.

  • Leider interessierte bei uns auch das bunt und laminiert usw. aber, z.B. in Nawi war der Seminarleiterin sehr wichtig, ob die Schüler alleine eine Stundenfrage gefunden haben und ob du sie dazu animiert hast. Blöd nur, wenn die Frage der Schüler eine andere ist als deine, mit der du geplant hast. ;)

    Da lobe ich mir meine Fachsmeinarleiterin, die es gehasst hat, wenn man Schüler raten lässt, was sie denn nun konkret machen sollen. Sie war der Meinung, dass man bestimmte Sachen auch einfach SAGEN darf. Stichwort "stummer Impuls". Selten sowas aufgesetztes und bescheuertes gesehen, wenn einem jemand einfach nur ein Bild oder einen Text vorsetzt, ohne was dazu zu sagen.

  • Hinzufügen möchte ich noch:
    3. Transparente und kriteriengeleitete Bewertung der SuS


    Das sind 3 Punkte, die nach dem Ref beherrscht werden sollen, jedenfalls nach meiner Meinung. Alles andere (und da kommen noch viele viele Punkte dazu) folgen in den folgenden Berufsjahren, die hoffentlich jeder in Vollzeit verbringt. Denn da lernt man am meisten.

  • Hallo Krabappel,


    also bei uns interessiert niemanden, ob die SuS am Ende der Stunde oder Unterrichtseinheit wirklich was gelernt haben, das wird sowieso nicht überprüft. Dafür wissen die Ausbilder natürlich immer ganz genau, ob die SuS was gelernt haben. Die können das sozusagen "riechen".


    Ich formuliere es mal so: Hat Schüler X 3x in der Stunde ohne zu melden gequatscht und Ausbilder Y mag dich nicht, dann ist deine pädagogisch-erzieherische Kompetenz ganz schnell als mangelhaft protokolliert. Dass Schüler X bei anderen Lehrern 20x den Unterricht stört und regelmäßig die Mitarbeit verweigert, ist selbstverständlich gänzlich uninteressant. Eher noch wird dir ganz dreist vorgeworfen, dass man Schüler X eben vom Unterricht hätte ausschließen müssen.

    Also, wenn Du eine ordentliche Analyse der Schüler vorlegst, weiss im Grunde jeder FS-Leiter, mit was für Schülern Du es zu tun hat. Da sollte natürlich nicht erwähnt werden, dass der Schüler X bei Kollegen Y noch mehr den Unterricht stört. Denn das interessiert keinen. Es ist wichtig, dass DU erkennst, was Du für Schüler da sitzen hast und dass DU Deine Methodik und Didaktik auf genau DIESE Schülergruppe anpasst und damit den maximalen Lernerfolg erzielst.
    Hast Du einen Störer dabei und weisst das, dann musst Du angemessen reagieren und deine bisherigen Bemühungen darstellen. Wenn die dann noch nicht gefruchtet haben, sollte da zumindest stehen, was DU noch für Maßnahmen ergreifen willst, um den Störer zur Mitarbeit zu bewegen.

  • Oh doch, in BY muss jedes Arbeitsblatt einen ganz bestimmten Rahmen haben.

    Da muss ich widersprechen. Es ist in Bayern nicht so. Vielleicht hat deine Tochter einen Spezialtyp als Seminarleiter(in) erlebt.


    Ich war neulich auch ganz erstaunt, als unsere LAA berichtete, dass sie sich nicht an die Notenvereinbarung der GLK halten soll, sondern die Notengebung so machen soll, wie der Seminarleiter das vorschreibt und wie der meint, dass es lehrplankonform wäre. Das Ganze gipfelte in der Aussage, jeder hätte die pädagogische Freiheit und er wäre an die Beschlüsse der GLK nicht gebunden.


    Das Thema flammt immer wieder auf, dass Anweisungen vom Seminar anders sind wie in der Schule vereinbart.

  • Arbeitsblatt: Ich vergleiche das mal mit der Uni. Dort wird ja erwartet, dass die Hausarbeiten auch nach bestimmten Formalitäten verfasst werden. Wenn also die Formalitäten bei Arbeitsblättern wichtig sein sollten, kann man das ja einmal als Musterbeispiel bei Word o.ä. vorbereiten und bei jedem weiteren Arbeitsblatt übernimmt man einfach Schriftgröße, -art, Kopfzeile etc. So viel Arbeit macht das letztendlich auch nicht.


    @stummer Impuls: Schwierig wird sowas genau dann, wenn man erwartet, dass die Schüler genau dieses eine Stichwort nennen. Wenn man jedoch die Schüler frei assoziieren lässt und auch alternative Lösungsvorschläge akzeptiert, können die Schüler von dieser Methode durchaus profitieren und wenn der Lehrer die Schüler im weiteren Verlauf in eine andere Richtung führt, sehe ich das jetzt nicht als allzu problematisch an. Entscheidend ist vermutlich der zugrundeliegende Unterrichtsgegenstand und die Ernsthaftigkeit, mit der Schüler an eine solche Aufgabe herangehen.

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