Rechtschreibung anwenden

  • Mein Thema im anderen Unterforum bringt mich auf ein weiteres Thema in Sachen Rechtschreibung. Das bezieht sich nicht nur auf das Fach Deutsch, sondern gilt für alle Fächer.
    Ich beobachte, dass die SuS teilweise katastrophal schreiben, vor allem am PC entstehen Texte, die vor Fehlern wimmeln, bishin zur Unlesbarkeit.
    Reagiere ich darauf mit Unterrichtssequenzen zu den Themen Rechtschreibung/Grammatik/Zeichensetzung, stelle ich fest, dass die SuS die Regeln sehr wohl kennen. Übungen und Tests zu Groß- und Kleinschreibung oder das/dass fallen in der üblichen Bandbreite aus, aber es gibt einen großen Teil, der die Regeln beherrscht. Sollen sie dann am PC einen Text erstellen, ist es als hätten sie sämtliche Regeln nicht verstanden.
    Es hapert also mit der Anwendung der Regeln in anderen (fachlichen) Zusammenhängen. Es gelingt offenbar nicht, das Regelwissen beim Arbeiten am PC umzusetzen.



    Was tut ihr dagegen?

  • Das hilft jetzt nicht weiter, aber das geht den meisten Schülern auch in Englisch so und zwar handschriftlich wie am PC.

    Only Robinson Crusoe had everything done by Friday.

  • Das ist auch ein übliches Problem im Fremdsprachenunterricht. Im Lückentext werden z.B. die Zeitformen (weitgehend) richtig gebildet und verwendet, im freien Text geht dann alles drunter und drüber.


    Was mache ich dagegen?
    Die Grammatik wird mit zunehmend offenen Übungen geübt (natürlich variieren die Aufgabenformate, aber die grobe Schrittfolge wäre: Erst geschlossene/halboffene Aufgaben, dann Sätze bilden, dann kurzer Text mit Fokus auf der neuen Grammatik, dann freier Text in dem alles zusammenkommt was man bisher kennt). Bis zu dem Text, in welchem extra die Grammatik geübt wird, geht es für gewöhnlich ganz gut. Der letzte Schritt fällt dann bei vielen Schülern schlimm aus. Sobald man den Fokus von dem einen Thema löst, wird dieses eine (und alle anderen Themen) nicht mehr richtig angewendet.
    Dann mache ich wieder einen Schritt zurück, bespreche aufgetretene Fehler vor dem Hintergrund der erlernten Regeln um zu zeigen, inwiefern sie in diesem freien Text missachtet wurden. Hoffe auf Besserung beim nächsten Mal. Manchmal hilft es, manchmal nicht.


    Ein Patentrezept habe ich leider auch nicht.

    Warum Trübsal blasen, wenn man auch Seifenblasen kann?

  • Meiner Meinung nach sollte die Rechtschreibung in jedem Fach und in jeder Klausur angeschaut und korrigiert werden.
    Wird sie aber nicht und das halte ich für eines der zentralen Probleme.
    Es ist wie so oft, das Kollegium muss an einem Strang ziehen und konsequent sein.
    Wird bei uns nicht gemacht und ich komme mir manchmal schon ver.arscht vor, weil ich mir die Finger wundkorrigiere und Kollegen bockt es nicht.


    Das Schreiben auf dem Smartphone fördert den laschen Umgang hinsichtlich korrekter Rechtschreibung auch. Ich merke das an mir selbst. Ich möchte schnell sein und habe keine Lust ein Komma einzufügen oder auf korrekte Groß- und Kleinschreibung zu achten.
    Würde ich händisch schreiben wäre mein Bedürfnis nach Korrektheit viel größer.
    Doof; ist aber so.


    Viele Grüße
    Kopfschloss


    P. s Rechtschreibfehler sind auf die Nutzung eines Smartphones zurückzuführen. ;)

  • Ich finde es seltsam, dass dem so ist. Für mich macht schlechtes Deutsch (von Muttersprachlern) einen etwas dümmlichen Eindruck. Am schmerzhaftesten finde ich die vielen Grammatikfehler, fast jeder Durchschnittsbürger auf Facebook schreibt "...an einen schönen Tag..." Da springt sowas wie eine Warnung des Unrechtsbewusstseins an :D


    Wahrscheinlich wird man früher oder später die Rechtschreibung noch mehr vereinfachen und ein paar Fälle abschaffen. Bis dahin sollte man Kinder nötigen, ihre Texte nochmal komplett abzuschreiben, wenn mehr als 1 Fehler pro halbe Seite auftaucht. Samt zugehöriger Regeln- so mussten wir anno dazumal das noch machen :doc:

  • Meiner Meinung nach sollte die Rechtschreibung in jedem Fach und in jeder Klausur angeschaut und korrigiert werden.

    so wird es bei uns auch gehandhabt.
    Allerdings haben diese Fehler keinen direkten Einfluss auf die Benotung, außer bei wiederholten groben Verstößen gegen die Rechtschreibung in der Oberstufe (dann kann die Note herabgesetzt werden) und natürlich außer bei frisch erlernten Fachbegeriffen.


    Wahrscheinlich interessiert die Schüler die RS nicht, solange sie zwar angestrichen, korrigiert, aber nicht gewertet wird.

  • Ich sehe das Problem auch in der geringen Gewichtung der Rechtschreibung bei der Notenfindung und im Deutschunterricht allgemein.
    Der aktuelle Thread über den Deutschreffi mit schwacher Rechtschreibung zeigt dann das Ergebnis.

  • Meiner Meinung nach sollte die Rechtschreibung in jedem Fach und in jeder Klausur angeschaut und korrigiert werden.


    Sind wir (in NRW) auch zu verpflichtet. Bei mir gibt es auch viele Erläuterungen und ich kennzeichne Ausdruck und Rechtschreibfehler. Zeichensetzung ist bei mir auch nicht so sicher, aber offensichtliches streiche ich auch an.
    Nur bei wiederholter starker Ausprägung von mangelnder Sprache darf abgewertet werden. Ich hatte gerade so eine Klassenarbeit. Da habe ich bei einzelnen Schülern Punkte abgezogen, wenn die (Fach)sprache absolut nicht stimmte und viele Fehler gemacht wurden.

  • In Stufen, in denen Rechtschreibung längst kein Unterrichts-Thema mehr ist (Bildungsplan), wirst Du das früher versäumte kaum aufholen können.


    Was Du tun kannst ist, die Verstöße in die Benotung einfließen zu lassen. Darauf werden die Schüler mit Unverständnis reagieren, weil sie das nicht gewohnt und natürlich nicht erfreut sind über eine schlechtere Note.
    Zu einer Verbesserung der Kompetenzen wird das wohl kaum Beitragen. Ob es ein letzter verzweifelter Hinweis darauf ist, dass Rechtschreibung "eigentlich" wichtig ist?
    Will man sich diesen Schuh anziehen? Für mich ist das ein ungelöstes Dilemma.


    Siehe auch:
    Problem mit Referendar und Fachkompetenz

  • Ich sehe das Problem auch in der geringen Gewichtung der Rechtschreibung bei der Notenfindung und im Deutschunterricht allgemein.
    Der aktuelle Thread über den Deutschreffi mit schwacher Rechtschreibung zeigt dann das Ergebnis.

    Hier gibt es Deutsch-Klausuren in der Oberstufe, in denen Rechtschreibung und Grammatik mit 5 von 100 Punkten bewertet werden.
    Im Abi ist es ähnlich.
    Daher rühren auch meine Gedanken, ob Sprachrichtigkeit einfach obsolet und von mir überbewertet ist.

  • Hier gibt es Deutsch-Klausuren in der Oberstufe, in denen Rechtschreibung und Grammatik mit 5 von 100 Punkten bewertet werden.Im Abi ist es ähnlich.
    Daher rühren auch meine Gedanken, ob Sprachrichtigkeit einfach obsolet und von mir überbewertet ist.

    Ich weiß nicht, in der gymnasialen Oberstufe sollte die Rechtschreibung soweit klar sein. Oder ist es üblich, dass Schüler regelmäßig 95 von 100 Punkten haben, weil sie einen super Ausdruck haben, spitzenmäßige Begründungen liefern, alle Lektüren gelesen und verstanden haben, Gedichte aufs Beste zu analysieren verstehen nur leider jedes 3. Wort falsch schreiben? Glaub ich nicht. Das betrifft vielleicht einen, der soll dann seine 2 haben. Alle anderen werden doch insegesamt keine gymnasialtauglichen Leistungen liefern. Insofern kann man hier natürlich wieder "politisch gewollt" seufzen oder seinen Schülern in den Allerwertesten treten bzw. regelt sich das Problem von allein über die restlichen Leistungen. Oder lieg ich falsch?

  • Hallo Krabappel,


    die Fälle, in denen Schüler inhaltlich gute Gedanken in grauenhafter Rechtschreibung und Grammatik verfassen, häufen sich.


    Das sind übrigens mitnichten Schüler, die alle früh ein Handy hatten.
    Meine Erklärung: In der Grundschule wird viel weniger geschrieben als vor 30 Jahren, die Kopien machen es möglich. In meiner Schulzeit habe ich viele Texte/Übungen von der Tafel abgeschrieben. Dafür habe ich aber auch die Zeit bekommen. Als es an das Schreiben von Aufsätzen ging, war ich in der RS so sicher, dass ich formuliert habe, aber nicht mehr an die RS denken musste.


    Die Idee, dass ein fehlerhafter Text so oft abgeschrieben wird, bis er fehlerfrei ist, hat die Primarlehrerin meines Sohnes angewandt. Er hat das natürlich zu Hause erledigen müssen. Manche Texte hat er fünf oder sechs Mal abschreiben müssen. Und eher mehr Fehler gemacht. Heute hasst er das Schreiben.


    Den Schülern ist übrigens sehr wohl bewusst, dass eine schlechte Rechtschreibung dümmlich wirkt. Ich nutze gern Originaleinträge aus Foren (von Jugendlichen/Azubis) und der erste Kommentar ist meist: Sollte sich einen Duden kaufen. Meine Schüler können es aber oft nicht besser und sind so damit beschäftigt, gute Gedanken zu formulieren, dass die Schreibung auf der Strecke bleibt. Die Regeln können sie auch, aber sie haben keine Kapazität, sie anzuwenden.


    Für mich folgt: Erst Schreibung automatisieren, dann erst Aufsätze schreiben. Notfalls später. Das reicht auch noch in Klasse 5 oder 6.

  • Ich weiß nicht, in der gymnasialen Oberstufe sollte die Rechtschreibung soweit klar sein.

    Meine Erklärung: In der Grundschule wird viel weniger geschrieben als vor 30 Jahren, die Kopien machen es möglich.

    Ja, in der gymnasialen Oberstufe sollte es eigentlich wirklich zu spät sein.
    Das Problem der geringen Gewichtung der Rechtschreibung beginnt auch tatsächlich in der Grundschule. Auf meinen GS-Zeugnissen gab es noch eine eigene Zeugnisnote nur für die Rechtschreibung und heute ist der Anteil der Rechtschreibung an der Zeugnisnote so gering, dass natürlich der Stellenwert der Rechtschreibung sinkt. Zieht sich das so durch die Mittelstufe und rechnen wir noch die anderen Faktoren (digital statt handschriftlich, Leseunlust, "Kompetenz statt Können", weniger Hausaufgaben etc.) hinzu, haben wir den Schlamassel.

  • .. In meiner Schulzeit habe ich viele Texte/Übungen von der Tafel abgeschrieben. Dafür habe ich aber auch die Zeit bekommen. Als es an das Schreiben von Aufsätzen ging, war ich in der RS so sicher, dass ich formuliert habe, aber nicht mehr an die RS denken musste.


    Die Idee, dass ein fehlerhafter Text so oft abgeschrieben wird, bis er fehlerfrei ist, hat die Primarlehrerin meines Sohnes angewandt. Er hat das natürlich zu Hause erledigen müssen. Manche Texte hat er fünf oder sechs Mal abschreiben müssen. Und eher mehr Fehler gemacht. Heute hasst er das Schreiben.

    Wo wäre der Unterschied? Ich sag ja, dass die Kinder mehr schreiben müssen.

  • Oder ist es üblich, dass Schüler regelmäßig 95 von 100 Punkten haben, weil sie einen super Ausdruck haben, spitzenmäßige Begründungen liefern, alle Lektüren gelesen und verstanden haben, Gedichte aufs Beste zu analysieren verstehen nur leider jedes 3. Wort falsch schreiben? Glaub ich nicht. Das betrifft vielleicht einen, der soll dann seine 2 haben.

    Leider ist das keine Ausnahme mehr!
    Ich hatte tatsächlich schon häufiger SuS, die einen großen Wortschatz und hervorragenden Ausdruck besaßen, trotz katastrophaler Rechtschreibleistungen.
    ---
    Aktuell habe ich aber eine Ausnahme in der Klasse: Ein Schüler, der hervorragend schreiben und formulieren kann, aber inhaltlich den Stoff meist unzureichend erfasst. Es ist für mich ein Jammer. Endlich eine Klausur mit 0 Fehlern in R, Z, G (habe ich tatsächlich zum 1. Mal in meinem Lehrerleben gehabt) bei gleichzeitig ungenügendem Inhalt.

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