Machtkämpfe im Klassenraum

  • ...si tacuisses, lupus biclinii...


    @Krabappel
    ach, tut "man" das nicht? Wie schön, ich bin nicht "man". Wenn Eltern lügen, am besten noch wiederholt, sage ich das durchaus... und dann knicken sie ein, was auch dringend notwendig ist.
    Ansonsten ist fast alles schon gesagt. @Stille Mitleserin hat da auch einen guten Ansatz... ich hab sowas bei 7ern schon mal gebracht, da waren so Kandidaten die mit Fäkalsprache "glänzten"... "Du möchtest wohl ganz dringend zur Toilette, ja?" "Wieso?" "Na, die Fäkalausdrücke kommen ja schon aus dem Mund raus, das gibt eine Sauerei wenn du dich nicht beeilst..." der Rest der Klasse lacht sich krank... und es hört tatsächlich, auch längerfristig auf. Ob solche Volleys natürlich in der Grundschule schon sitzen weiß ich nicht, 7er sind meine jüngsten, kleinere hatte ich noch nie im (regulären) Unterricht.


    Ansonsten hat @Krabappel recht, was das Schauspielern angeht - das sollte man nur tun, wenn sie es auch als solches erkennen sollen, ansonsten schätzen SuS meiner Erfahrung nach Ehrlichkeit und Authenzität mit am meisten an Lehrern.

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

  • DANKE für euren Input. Da ist so viel dabei, das muss ich für mich erstmal sortieren - sowohl für die nächsten Unterrichtsstunden als auch für die anstehenden Elterngespräche. Da mach ich mich morgen mal dran!

  • Wenn ich auf dieses Verhalten reagiere, indem ich sie ermahne und dann Konsequenzen ankündige ([...], Elternheft für Mitteilung bringen etc), verweigern sie dieses grundsätzlich.

    So manches "Puber-Tier" hat ja auch seinen Schulplaner / sein Elternheft gerade nicht greifbar / leider heute vergessen.
    Brauche ich ja auch nicht. WIe durch Zufall habe ich einen entsprechenden Elternbrief dabei (in den entsprechenden Klassen...), auf dem ich nur noch den Namen des Schülers eintrage und das entpsrechende Fehlverhalten ankreuze / erläutere. Die Kenntnisnahme durch die Eltern ist im Brief vorgesehen.
    Und dann stellt sich die Frage, was zu Hause mehr Ärger bereitet: Ein kurzer EIntrag im Elternheft - oder ein seperater / persönlich adressierter Brief... Spontan findet sich so mancher Schulplaner...

  • Und dann stellt sich die Frage, was zu Hause mehr Ärger bereitet: Ein kurzer EIntrag im Elternheft - oder ein seperater / persönlich adressierter Brief... Spontan findet sich so mancher Schulplaner...

    Funktioniert bei den Kleinen auch, indem man ihnen ruhig erklärt, dass man dann wohl zu Hause wird anrufen müssen, weil man den Eltern die Information, wie ihr Kind sich in der Schule verhält ja irgendwie zukommen lassen muss. (traurige Ausnahme: sie wissen, dass die Eltern sich totstellen, wenn die Schule anruft...). Lustig dabei: ich hatte immer wieder Kinder, die ernsthaft erstaunt (und zum Teil auch ehrlich empört) waren, dass ich ihre Nummer habe...


    Ansonsten finde ich es im Normalfall auch sehr wichtig, dass die Kinder genau merken, dass Schule nicht die Black Box ist, in der sie machen können, was sie wollen und aus der nichts nach Hause dringt. Man hat immer bessere Karten, wenn man die Eltern mit ins Boot holt und die Kinder sehen: meinen Eltern ist es auch wichtig, wie es in der Schule läuft und Eltern und Lehrer reden miteinander. Ich gebe allerdings zu, dass es auch Elternhäuser gibt, wo das nicht greift oder zu Schlimmerem führt. Entweder weil die Eltern sich quer stellen und gegen die Schule arbeiten oder weil sie selbst komplett überfordert und hilflos sind oder (allerschlimmster Fall), weil sie mit falschen Erziehungsmitteln "durchgreifen" (sprich: es setzt was). In letzderem Fall sind sie für mich "raus".
    Wenn Eltern aber mitziehen (und das ist an meiner jetzigen Schule zum Glück der Normalfall) staune ich immer wieder, wie groß der Einfluss eben doch ist. Da erlebe ich nach Elterngesprächen oft ganz deutliche Verhaltensänderungen.
    Das ist mir aber auch erst nach und nach bewusst geworden. An meiner vorherigen Schule haben die Eltern auch nicht viel ausrichten können. Eigentlich ja auch relativ logisch: die Verhaltensprobleme in der Schule waren da letztlich immer das Ergebnis missglückter Erziehung. Warum sollten die Eltern plötzlich mehr erreichen, nur weil die Schule sagt: jetzt macht mal? Bei den Kindern, die ich jetzt unterrichte sind die Grundlagen aber in den allermeisten Fällen da. Da ist es dann mehr ein Austesten oder sie haben bestimmte Affekte altersbedingt noch nicht gut unter Kontrolle und es ist schlicht ein Entwicklunsproblem. Da hat man dann tatsächlich eine echte Chance in Zusammenarbeit mit den Eltern was zu bewirken. Wobei ich den Kindern auch immer erst die Chance gebe, dass wir das miteinander in der Schule regeln. Wenn ich dann merke, dass sie es auch so schaffen, sich wieder einzukriegen, ist es für mich auch "wieder gut". Das wissen die Kinder und meist reicht das dann auch völlig.


    Zu deinen "renitenten" Schülern: nimm sie dir einzeln in einer ruhigen Minute (nicht im Konfliktfall!) beiseite und erkläre ihnen ganz sachlich, was in Zukunft Schritt für Schritt passieren wird, wenn sie sich weiter nicht an die Regeln halten. Überlege dir die Schritte gut und organisiere im Vorfeld, wie du sie umsetzen kannst. Ich habe die Schritte für einen meiner Schüler mal auf einer "Verwarnungkarte" visualisiert: 1. Schritt: er verlässt den Klassenraum (geht z.B. in eine andere Klasse), 2.Schritt(falls er sich weigert): wir rufen zu Hause an und lassen ihn abholen.
    Letzteres funktioniert natürlich nur, wenn du sicher sein kannst, dass das dann auch klappt, sprich, wenn die Eltern mitziehen. Eine Alternative dazu wäre auch noch: du rufst die Eltern an und reichst ihm den Hörer (er muss dann selbst mit seinen Eltern sprechen).
    Diese Karte habe ich ihm bei mutwilligem Stören und keinerlei Reaktion auf Ermahnung einfach als Verwarnung auf den Tisch gelegt. Er hatte dann die Möglichkeit sein Verhalten zu ändern und ich habe sie am Ende der Stunde wieder weg genommen (solange blieb sie als Erinnerung liegen).
    Der große Vorteil war: ich musste nichts dazu sagen, er wusste was passiert (er konnte es auf der Karte sehen) und ich hatte ein klares Programm, was ich tue. Dadurch gelang es mir deutlich besser ruhig zu bleiben. Meine Erfahrung ist nämlich auch: je ruhiger, unaufgeregter und selbstsicherer ich das vermittele, desto besser wirkt es. Manchmal hilft sogar "nichts sagen" (und nur gucken) besser als lamentieren. Das habe ich lustigerweise mal durch Zufall entdeckt, als zwei Schülerinnen mir extrem patzig kamen, weil ich sie auf den Hof schicken wollte. Da fiel mir für einen Moment tatsächlich nichts mehr ein. Ich sagte also nichts, sondern guckte sie nur an (keine Ahnung wie, aber es war offensichtlich genau richtig) worauf sie beide entnervt aufsprangen, sagten "ja, ja schon gut" und sich auf den Hof trollten. Echter Aha-Moment für mich.

    "Die Wahrheit ist ein Zitronenbaiser!" Freitag O'Leary

  • @erdbeerchen
    Was ist das für ein Fachunterricht und in welchen Stunden (z.B. Randstunden) findet er statt? Wie oft siehst du die Schüler?
    Es macht schon einen Unterscheid, ob man Musik in den Randstunden, Werken oder ein Hauptfach unterrichtet.


    Wenn ich in einer Klasse Fachunterricht habe, erkundige ich mich erst einmal bei der Klassenlehrerin, welches Erziehungssystem sie verwendet. Dieses versuche ich dann ebenso zu machen.


    Ansonsten ist es wichtig, nicht zu oft zu drohen, sondern die Maßnahmen, die man angedroht hat, wirklich gleich durchzuführen. Das ist zwar anstrengend, aber effektiver, wie wenn man zu lange wartet. Eltern stehen bei mir erst dann, wenn andere Sachen in der Schule nicht mehr ziehen.


    Ich arbeite meist mit "Isolieren im Unterricht", indem ich die Schüler dadurch herausnehme, dass ich sie etwas abschreiben lasse. Anschließend erfolgt ein persönliches (Reflexions)gespräch mit dem Schüler, evtl. auch einmal in der Pause. Da ist es auch bei Grundschülern wichtig, wie man da Gespräch führt, um sich den Zugang zum Schüler zu erhalten. Da kommen manchmal erstaunliche Dinge heraus. Wenn man die Klasse neu übernimmt, hat es auch einen Effekt, wenn man andere für das Positive lobt, was man eigentlich von den Störern erwartet. Das geht aber, wenn alles schon verfestigt ist, später schlecht.
    Wenn im Unterricht gar nichts mehr geht, würde ich sie in eine andere Klasse schicken - wir haben an unserer Schule dafür ein Trainingsraumkonzept.


    Darüber hinaus würde ich mir Tipps bei der Klassenlehrerin holen, denn die kennt die Schüler am besten und hat auch die beste Beziehung zu den Schülern.


    Wenn die drei auch so bei anderen auffallen, dann stehst du da nicht allein, dann muss globaler gehandelt werden. Letztendlich fühlen die Drei sich zu dritt stark. Für mich ist das mit eine Aufgabe der Klassenlehrerin.


    Ich hatte in einer 3./4. Klasse auch einmal eine solche Kombination, die aber anders (nicht so störend, sondern im Sozialverhalten anderen gegenüber) aufgefallen sind. Da habe ich mit den Schülern und mit der Zeit mit den Eltern über die Problematik geredet, die alle meinten, die jeweils anderen Jungs hätten einen "schlechten" Einfluss auf ihr Kind. Das war halt das Typische: einer war der obercoole Anführer, die anderen wollten auch cool sein. Das Problem war dann bewusst, mit der Bewusstmachung wurde es mit der Zeit besser. Da ging es dann nicht um Strafen, sondern um Bewusstmachung und das positive Miteinander.

  • @erdbeerchen
    Was ist das für ein Fachunterricht und in welchen Stunden (z.B. Randstunden) findet er statt? Wie oft siehst du die Schüler?
    Es macht schon einen Unterscheid, ob man Musik in den Randstunden, Werken oder ein Hauptfach unterrichtet.

    Ich sehe die Klasse vier Mal pro Woche in zwei Nebenfächern, die nicht in den Randstunden liegen. Das alles ist meiner Meinung nach nicht das Problem.


    Es ist eher das - wie oben schon mal jemand formuliert hat - "Gang-Verhalten" der Jungen, die sich gemeinsam stark fühlen und meinen, sich alles herausnehmen zu können. Ich habe mir eben einige Notizen gemacht und eure Ideen und Tipps eingearbeitet. Morgen sehe ich die Klasse wieder und schaue mal, ob ich direkt etwas umsetzen kann. :) Danke für Euren Input!

  • Jut, dann halt ohne Zitat. Authentizität ist wichtig, v.a. im Umgang mit schwierigen Schülern. Und Klarheit, möglichst ohne negative Emotionen. Dies erreicht man z.B. konkret durch Maßnahmen, die man umsetzen kann, auch wenn sich die Kinder verweigern werden (ich kann nicht im Ranzen nach dem Verbindungsheft wühlen, wohl aber hinterher die Eltern einbestellen und mit ihnen vereinbaren, wie das Verbindungsheft gehandhabt wird. Z.B. tägliche Kontrolle mit Unterschrift, auch Lobe, bei x Loben eine Belohnung durch die Eltern etc.)


    @erdbeerchen, wie lief's heute? :)

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