Pubertät + mangelnde Motivation = Schulabschluss gefährdet!

  • Hallo ihr Lieben,


    ich hatte vorhin ein Elterngespräch mit der Mutter eines meiner Schüler (9. Klasse, Gym), der sich leider gerade mitten in einer Talfahrt befindet:


    Er schmiert in allen Hauptfächern und vielen Nebenfächern gerade vollends ab. Er hatte schon verschiendenste Lernpläne, die ihn wieder in die Spur bringen sollten; diese hat er zwar in Teilen erledigt, aber eher halbherzig. Der Erfolg lässt aber zu Wünschen übrig.
    Er tut nichts für die Schule (erledigt keine Hausaufgaben, verschlampt seine Materialien, lernt nicht für Tests und Arbeiten etc.), will aber auf keinen Fall auf die Gemeinschaftsschule wechseln. Er ist gut in die Klassengemeinschaft integriert, aber kriegt einfach schulisch nichts auf den Kranz 8| Das größte Problem an der Sache ist, sollte er nicht in die 10. Klasse versetzt werden, hat er keinen Abschluss.
    Die Mutter weiß auch nicht mehr, wie sie ihren Sohn dazu bewegen soll, etwas zu tun. Sie glaubt nicht, dass er ein weiteres Schuljahr überstehen wird. Allerdings glaubt sie auch, dass er auch auf der Gemeinschaftsschule nicht vorankommt, weil er ja auch da lernen und Hausaufgaben machen muss.
    Zuhause gibt es nur noch Stunk deswegen und sie ist sehr verzweifelt.


    Der Klassenlehrer, pädagogisch echt eine Bank übrigens, weiß um die Situation, hat aber auch keine Idee, wie wir ihm helfen können.
    Ich würde ihn gerne irgendwie positiv motivieren, aber ich weiß absolut nicht wie.


    Was macht ihr mit solchen Schülern, die gar nichts mehr tun, um sie zum (Nach-)Arbeiten und Mithalten zu bewegen?


    Liebe Grüße,


    SchmidtsKatze

  • Vielleicht nützt es was, wenn ihr ihm wirklich vor Augen führt, was er ohne Schulabschluss für eine Zukunft hat. Sucht ihm einen Praktikumsplatz in einem Hilfsarbeiterjob, wo er zwei Wochen arbeitet. Macht ihm deutlich, dass ihm diese Arbeit (mit dem entsprechenden geringen Verdienst) blüht, wenn er sich jetzt nicht anstrengt.

    • Offizieller Beitrag

    nur mit Worten kann man nichts bewirken.


    Bei uns sind die Bocklosen, die trotz alles Hilfsangebote nichts tun, irgendwann auf die Regelschule gewechselt, weil es nicht anders ging, d.h.weil sie am Gymnasium nach zweimaligem Sitzenbleiben nicht mehr bleiben konnten.
    Dann mussten sie gehen, ob sie wollten oder nicht.


    Eigentlich sind da die Eltern gefragt. Die Reaktion der Eltern im vorliegenden Fall zeigt mir die typische Elternhilflosigkeit angesichts der Tatsache, dass der Junior bockt und ihre (!) Träume vom Abi des Jungen den Bach hinuntergehen. Würden die Eltern nämlich entschieden das Kind auf eine andere Schulform schicken, würden sie hinter der Entscheidung stehen, wäre es für den Sohn doch noch leichter. Und vor allem könnte er noch einen Abschluss machen, vermutlich sogar einen akzeptablen. Klar muss man auf jeder Schulform arbeiten und den A.... hochkriegen, aber meist ist so ein Schulwechsel ja auch eine neue Chance.


    den Schülern, von denen wir es hinterher erfahren haben, hat der Wechsel unheimlich gut getan.


    das ist wohl das Einzige, was du als Lehrer tun kannst. Leider.

  • Mal ganz blöd gefragt... der Schüler scheint ja nicht dumm zu sein... was antwortet er denn, wenn man ihn einfach mal fragt, wieso er plötzlich so schlampt?

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)


  • Die Reaktion der Eltern im vorliegenden Fall zeigt mir die typische Elternhilflosigkeit angesichts der Tatsache, dass der Junior bockt und ihre (!) Träume vom Abi des Jungen den Bach hinuntergehen.

    Das war auch mein Gedanke, denn das Kind ist sicher nicht das einzige, dass in der 9. Klasse in der Pubertät ist und mangelnde Motivation hat.




    Was macht ihr mit solchen Schülern, die gar nichts mehr tun, um sie zum (Nach-)Arbeiten und Mithalten zu bewegen?

    Versuchen Erfolgserlebnisse zu schaffen.
    Irgendwann einsehen, dass mein Einfluss begrenzt ist.

  • wieso er plötzlich so schlampt?

    Das ist nicht erst seit gestern so... bisher hat er sich immer so durchgemogelt und ist bisher immer gerade so durchgekommen.


    Er sagt dann meist nichts oder so etwas wie: "Ja, weiß auch nicht..."


    -> Zu seinem letzten Lernplan sagte er nur: "Ich weiß gar nicht, ob ich das zeitlich schaffe... hab viel zu tun in meiner Freizeit."


    Hab keine Ahnung, wie ich das einordnen soll...

  • Die Reaktion der Eltern im vorliegenden Fall zeigt mir die typische Elternhilflosigkeit angesichts der Tatsache, dass der Junior bockt und ihre (!) Träume vom Abi des Jungen den Bach hinuntergehen.

    So einen Eindruck hatte ich überhaupt nicht... Die Mutter sagt, sie würde den Jungen gerne auf die Gemeinschaftsschule schicken, aber nicht gegen seinen Willen. Sie glaubt, dann blockt er total ab.

  • Gibt es bei euch die Möglichkeit eines Langzeitpraktikums für Schüler, deren Abschluss gefährdet ist?


    Wenn alles gute Zureden nicht hilft, ist es leider so, wie Morse sagt. Der Einfluss von Eltern und Lehrern ist begrenzt. ich kenne ein paar vergleichbare Fälle, die dann zumindest bei uns auf der Schule gegen die Wand gefahren sind. Auf der dann folgenden Schulform ging es teilweise besser.


    Ein Königsweg ist das zwar wirklich nicht, ich rate aber meist dazu, dann zum Halbjahr eine Klassenstufe zurückzugehen. Wer sich die komplette 9 hängen lässt, wird die Versetzung nicht schaffen. Falls der Warnschuss mit dem Rückgang etwas bewirkt, hätte er im nächsten Durchgang die Chance, in der 9 von Anfang an etwas zu verbessern. Ggf. müsstest du nachsehen, ob bei euch einmal augesprochene Versetzungen erhalten bleiben.

  • Ich finde das mit dem Betriebspraktikum eine gute Idee. Letztlich ist es aber nunmal so, dass Schule auch eine Selektionsfunktion hat. Wer es in den Wirren der Pubertät nicht mal schafft versetzt zu werden, der ist auf der höchsten Schulform eventuell auch einfach falsch.


    Ich hatte einen vergleichbaren Fall in der Familie, Misserfolge führten zu Demotivation etc, eine Abwärtspirale folgte. Der Wechsel auf eine Realschule brachte gewaltigen Rückenwind, es wurde ein guter Realschulabschluss erreicht inkl. Ausbildungsplatz im Traumberuf und die Ausbildung ist mittlerweile auch erfolgreich abgeschlossen.


    Invenstierst du denn den selben Aufwand auch in die Förderung der leistungsstarken SuS? Die fallen nämlich in meinen Augen häufig hinten runter, weil sich zu sehr um solche "Problemschüler" gekümmert wird.

  • ...zu viel zu tun in seiner Freizeit...
    ...ah ja...
    ...und wer ermöglicht/finanziert die?
    ...ich würde mal sagen... "Freizeit" beginnt erst, wenn die Arbeit getan ist.
    Wenn die Mutter fördern will muss sie auch fordern.
    Ich verstehe schon, wenn er nicht die Schule wechseln will - du schreibst ja, er ist sozial gut integriert. Das ist in dem Alter so ziemlich das wichtigste...
    ...aber wie gesagt, die "Freizeit" und auch das "Taschengeld" im Schrumpfmodus können da durchaus motivieren.
    Wenn er weiß, nicht nur keinen Abschluß zu bekommen, sondern auch noch keine Freizeitaktivitäten und kein Geld zu haben, wenn er den Hintern nicht hochbekommt, wird er hoffentlich mal mitdenken...

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

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  • So, wie's gesagt wurde ;)
    Ein bisschen verarschen tut er euch schon, oder? Ich sehe gerade lauter aufgeregte Leute um einen tiefenentspannten 15-Jährigen rumhüpfen. Wir wollen dich motivieren! Du musst doch wollen! Ich kauf dir neue Hefter! Ich trag die einen Lernplan hinterher! Abitur! Aber er will nicht.



    Die Mutter sagt, sie würde den Jungen gerne auf die Gemeinschaftsschule schicken, aber nicht gegen seinen Willen.


    Achso, dann will er also doch was? Wunderbar, dann hat er genau zwei Möglichkeiten: Krieg deinen Arsch hoch (bzw. runter auf den Stuhl) und mach was. Wenn im Halbjahr nicht lauter Dreien (Vieren?) im Zeugnis stehen, geht's auf die Nachbarschule. Und dann nicht mehr reden.


    Wenn die Mutter das nicht aushält, müsst ihr wohl zugucken, wie sich die beiden im Kreis drehen :weissnicht:

  • Invenstierst du denn den selben Aufwand auch in die Förderung der leistungsstarken SuS? Die fallen nämlich in meinen Augen häufig hinten runter, weil sich zu sehr um solche "Problemschüler" gekümmert wird.

    Bei uns gibt es, zum Glück, nicht so viele Problemschüler... Differenzierung nach oben und Forderprogramme für Leistungsstarke kriege ich in den Alltagsunterricht recht gut integriert. Meine Studienleitung legt da auch sehr großen Wert drauf, weil das ja doch eher mal unter den Tisch fällt, wie du schon richtig anmerktest.

  • Ein bisschen verarschen tut er euch schon, oder? Ich sehe gerade lauter aufgeregte Leute um einen tiefenentspannten 15-Jährigen rumhüpfen. Wir wollen dich motivieren! Du musst doch wollen! Ich kauf dir neue Hefter! Ich trag die einen Lernplan hinterher! Abitur! Aber er will nicht.

    :D wenn du es so formulierst, sieht es in meiner Vorstellung schon recht lustig aus.
    So wie ich das einschätze, will er auf der Schule bleiben und Abi machen, aber keinen Finger dafür krümmen. Den Zahn müssen wir ihm vorzeitig ziehen, wie mir scheint.

    Achso, dann will er also doch was? Wunderbar, dann hat er genau zwei Möglichkeiten: Krieg deinen Arsch hoch (bzw. runter auf den Stuhl) und mach was. Wenn im Halbjahr nicht lauter Dreien (Vieren?) im Zeugnis stehen, geht's auf die Nachbarschule. Und dann nicht mehr reden.


    Wenn die Mutter das nicht aushält, müsst ihr wohl zugucken, wie sich die beiden im Kreis drehen

    Konsequenz ist hier das richtige Stichwort. Die müssen wir jetzt alle walten lassen. Er wird gefördert, in dem Sinne, dass man ihm sagt, was er tun kann, um seine Leistungen zu verbessern und entweder er tuts oder er muss "arrividerci" sagen!

  • ...
    Konsequenz ist hier das richtige Stichwort. Die müssen wir jetzt alle walten lassen. Er wird gefördert, in dem Sinne, dass man ihm sagt, was er tun kann, um seine Leistungen zu verbessern und entweder er tuts oder er muss "arrividerci" sagen!

    Ihr macht das doch ganz klasse, bietet jede Hilfe. Ich glaube aber, je mehr die Mutter auf das Kind einwirkt und je mehr sie ihm abnimmt, desto mehr entzieht er sich. Hat ja bisher auch super funktioniert, wie alle (Familien-)Systeme eben immer irgendwie funktionieren...

  • Das größte Problem an der Sache ist, sollte er nicht in die 10. Klasse versetzt werden, hat er keinen Abschluss.

    Aber die Schulpflicht wird für ihn noch nicht beendet sein. Dann wiederholt er also gezwungenermaßen. Oder wechselt auf die niedrigere Schulform. Oder wechselt ohne Schulabschluss in entsprechende berufsbildende Maßnahmen, macht nach einem Jahr den Hauptschulabschluss. Und arbeitet sich dann im Berufsschulsystem wieder hoch bzw. erfüllt seine Schulpflicht mit Ausbildung und Berufsschule.
    (Das sind alle Sachen, die er wahrscheinlich auch nicht will, aber da hat er kann keine Auswahl. Und die Zeit bis zum Ende der 12. Klasse (bis dahin wird er doch wahrscheinlich egal an welcher Schulform durchhalten müssen) kann echt hart sein, wenn man jedes Jahr wieder sich in einer neuen Maßnahme seine sozialen Kontakte aufbauen muss.)


    Und wenn er das alles als Option hat - entweder mitarbeiten in der aktuellen Klasse oder einen ganz anderen Weg gehen, sind die aktuellen Lernpläne evtl. doch attraktiver...

  • Vielleicht ist die Visualisierung von diesen ganzen, sehr wenig attraktiven, Alternativen auch eine Möglichkeit, ihm den Ernst der Lage bewusst zu machen 8|

    Klingt jetzt vielleicht unempathisch, aber manche glauben halt erst, dass eine Mauer hart ist, wenn sie mal mit Anlauf reingelaufen sind …

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