Ausstieg aus dem Lehrerberuf?

  • Hallo!
    Wie so viele Lehrer bin ich mit den Bedingungen, die Schule uns heute bietet (oder eher vor vollendete Tatsachen stellt) nicht mehr besonders glücklich. Heute kann ich das alles noch gut wegstecken (ich bin 38 Jahre), aber wie sieht es mal in 10 oder mehr Jahren aus. Die Kinder werden ja auch nicht grade einfacher und die Eltern von denen erst :teufel: . Zudem habe ich selber jetzt 2 kleine Kinder und arbeite eigentlich nur 16 Stunden (Grundschule NRW). Allerdings arbeite ich zu Hause noch so viel (Vor- und Nachbearbeitung), dass ich in manchen Wochen locker auf 40 Stunden komme. Das geht mir echt auf den Keks. Und dann die Nachmittagstermine in Form von Dienstbesprechungen (wöchentlich), Lehrerkonferenzen, Fortbildungen, Fachzirkel, etc, die einfach mal erwartet werden...das frustriert mich zurzeit einfach, weil das Zeit ist, die meinen Kindern weggenommen wird.
    Daher wünschte ich mir in letzter Zeit einen Bürojob, bei dem ich dann auch tatsächlich um 14 Uhr einfach Feierabend habe. Und genau deshalb beschäftigt mich in der letzten Zeit die Frage, ob man als Beamter auch die Möglichkeit hat, in einen ganz anderen Bereich zu wechseln. Also zB auf irgendein Amt. Wäre so etwas überhaupt möglich?
    Liebe Grüße!

  • Nein. Da müsstest du wohl aus dem System aussteigen und dich bewerben, wie jeder andere auch

    Hier würde ich widersprechen. Ich weiß nicht, wie das in NRW ist, aber in der Regel gibt es zumindest die Möglichkeit, sich innerhalb der Beamtenstatus in die Bildungsverwaltung abordnen zu lassen und dann einen Bürojob zu besetzen. Hier heißt das auf der ersten Ebene "Mitarbeit des MBs". Dann gibt es natürlich noch Abordnungen ins Kultusministerium.
    Hier in Bayern können solche Jobs beim MB durchaus auch im Rahmen einer Versetzung erfolgen, so dass man gar nicht in den regulären Schuldienst zurück muss. Ob man evtl. noch ein paar Stunden unterrichtet, weiß ich nicht. Ich wäre allerdings sehr überrascht, wenn es das bei euch nicht geben würde.

  • ... in die Bildungsverwaltung abordnen zu lassen und dann einen Bürojob zu besetzen. Hier heißt das auf der ersten Ebene "Mitarbeit des MBs". Dann gibt es natürlich noch Abordnungen ins Kultusministerium....

    Interessant, wird man dann "runtergruppiert"? Sonst klingt das nicht unbedingt nach Aufgaben, die weniger Arbeit erfordern...

  • In NRW kein Problem teilweise oder ganz in die Verwaltung zu wechseln. Ich bin mit knapp Stelle an die Bezirksregierung abgeordnet. Geht auch. Man ist dann Fachberater und bearbeitet als Experte der Primarstufe bestimmte Themen wie Inklusion...Da gibts viele Sachen. Ruf mal Deinen Dezernenten an.


    Oder QUALIS: Ich kenne jemanden, der ganz dorthin abgeordnet wurde. Heißt also, wenn das Projekt vorbei ist, kann man wieder an seine Schule zurück oder eine neue Aufgabe übernehmen.

  • Liegt es denn an den hohen Arbeitszeiten im Vergleich zum Gehalt oder magst du den Job nicht? Denn die hohe Arbeitszeit kann man sicher kürzen, durch Selbstorga und nein sagen.
    Mir ging es letztens ähnlich wie dir, aber ich habe dann überlegt, woran es liegt. Prinzipiell unterrichte ich gerne, trotz der Klassenstärke. Außerdem hab ich lange studiert und mir die Verbeamtung hart erarbeitet. Was mich nervt, sind aktuell KuK und Vorgesetzte, bei uns an der Schule ist es seit dem SL-Wechsel nicht mehr schön.
    Daher bleibe ich im Job, ändere aber etwas an mir.

  • Interessant, wird man dann "runtergruppiert"? Sonst klingt das nicht unbedingt nach Aufgaben, die weniger Arbeit erfordern...

    Runtergruppiert tatsächlich nicht. Wenn es eine Abordnung ist, dann bleibt man in der Regel in seiner Besoldungsstufe. Ansonsten sind solche Stellen eher noch Beförderungsstellen, aufgrund der höheren Verantwortung (und meist höheren Arbeitszeit).

  • Ich habe einige Jahre teilweise in der Schulverwaltung gearbeitet und diese Tätigkeit nun eingestellt, weil mir die zeitliche Belastung zu hoch wurde.
    Es ist ja nicht so, dass du für eine Unterrichtsstunde dann eine Unterrichtsstunde im Amt sitzt.
    Da wird umgerechnet: 1 UE mit Vor- und Nachbereitungszeit entspricht im Vergleich zu einer normalen Vollzeitkraft im Amt (mit 42-Stunden-Woche und 30 Tagen Urlaub) dann 1,7 Zeitstunden.


    Wenn du dann noch parallel Unterricht hältst, sehnst du dich als Vollzeitkraft mit 10 Abordnungs"stunden" nach einer 50-Stunden-Woche ;)


    BTW:
    Alternativen zum Lehrerberuf habe ich über die Jahre aus verschiedenen Threads und Foren hier zusammengefasst:
    https://www.autenrieths.de/lehrerberuf.html

    Das Diskutieren von Tatsachen ist eine "wunder"bare Sache.

  • Runtergruppiert tatsächlich nicht. Wenn es eine Abordnung ist, dann bleibt man in der Regel in seiner Besoldungsstufe. Ansonsten sind solche Stellen eher noch Beförderungsstellen, aufgrund der höheren Verantwortung (und meist höheren Arbeitszeit).

    Sowas habe ich vermutet. Ich bin zwar von Stellen im ÖD ausgegangen, da kann man sich nicht einfach auf eine E9-Stelle bewerben, auf der man von 9-16 Uhr Referendaren ihre Schulen zuweist o.ä.
    Außerdem zu beachten: die prima langen Ferien fallen plötzlich weg.


    @himbeertorte, entspringt denn dein Fluchtgefühl einer spontanen Regung oder denkst du darüber schon lange nach? Ich sag mal so, deine Kinder werden größer und selbständiger, das wird dann zumindest wieder einfacher.
    Und deine Arbeitsbelastung ist wirklich nicht normal, ich würde mir an deiner Stelle dringend Hilfe suchen, wie du den Aufwand minimieren kannst. Und zwar sowohl bei der Orga deiner Schule (z.B. teilbare Aufgaben in der Teilzeit/ komplettes Streichen unnötiger Treffen am Nachmittag mithilfe vom PR, der hoffentlich alle Verordnungen kennt) als auch bei dir persönlich. Die Vorbereitungszeit solltest du wirklich kürzen, wenn du überleben willst.


    Ich hab mal ein Jahr TZ gemacht, als die Kinder noch kleiner waren und das war echt für die Katz. Man verdient weniger und macht praktisch genauso viel, wie VZ. Früh aufstehen muss man als Mutter ja sowieso ;) Ich will dich nicht zur VZ überreden, aber wenn du schon TZ unterrichtest, beschränke die Vorbereitung auf ein Minimum. Mehr Mut zum didaktisch mäßigen Lehrbuch und der Rechtschreibung dienenden Hefteinträgen.


    Sorry, du hattest nicht danach gefragt, aber deine Zeitangaben finde ich echt bedenklich, da würde ich auch kollabieren.

    • Offizieller Beitrag

    In NRW kann man sich auf so genannte PM Stellen (pädagogischer Mitarbeiter) teils bei den Bezirksregierungen, teils bei den Schulämtern oder gar beim Ministerium bewerben. Diese Stellen sind jedoch zeitlich in der Regel auf drei Jahre befristet. Die Besoldungsstufe bleibt dabei gleich. Ggf. ist sogar eine Beförderung während des Abordnungszeitraums möglich.
    Ich mache das demnächst auch, weil ich zum einen gesundheitlich bestimmte Dinge in der Schule nicht mehr "kann" und weil ich zum anderen für einen begrenzten Zeitraum einmal etwas anderes machen möchte.

  • In NRW kann man sich auf so genannte PM Stellen (pädagogischer Mitarbeiter) teils bei den Bezirksregierungen, teils bei den Schulämtern oder gar beim Ministerium bewerben. Diese Stellen sind jedoch zeitlich in der Regel auf drei Jahre befristet. Die Besoldungsstufe bleibt dabei gleich. Ggf. ist sogar eine Beförderung während des Abordnungszeitraums möglich.
    Ich mache das demnächst auch, weil ich zum einen gesundheitlich bestimmte Dinge in der Schule nicht mehr "kann" und weil ich zum anderen für einen begrenzten Zeitraum einmal etwas anderes machen möchte.

    Hallo @Bolzbold, ich bin auch in NRW und sehr interessiert, eine Zeit lang aus dem aktiven Unterrichten rauszugehen. Ich bin zwar noch nicht sehr lang dabei, aber es gibt zahlreiche Gründe momentan, die mich zumindest für eine überschaubare Zeit lang dort hinziehen würden.
    Mich würde mal interessieren, wo man diese Stellen finden kann. Über STELLA hab ich solche Stellen noch nie gesehen... Kannst du mir da nähere Infos geben oder kennst du jemanden, der solch eine Stelle angetreten hat? Wie wahrscheinlich ist es, diese Stellen zu bekommen? Läuft das evt. so ähnlich ab, wie bei einer Versetzung an eine andere Schule, dass du nach einer bestimmten Anzahl an Anträgen, versetzt werden "musst" (sofern andere dienstliche Gründe nicht dagegen sprechen...)?


    Gruß, MilaB.

  • Hallo @Bolzbold, ich bin auch in NRW und sehr interessiert, eine Zeit lang aus dem aktiven Unterrichten rauszugehen. Ich bin zwar noch nicht sehr lang dabei, aber es gibt zahlreiche Gründe momentan, die mich zumindest für eine überschaubare Zeit lang dort hinziehen würden.Mich würde mal interessieren, wo man diese Stellen finden kann. Über STELLA hab ich solche Stellen noch nie gesehen... Kannst du mir da nähere Infos geben oder kennst du jemanden, der solch eine Stelle angetreten hat? Wie wahrscheinlich ist es, diese Stellen zu bekommen? Läuft das evt. so ähnlich ab, wie bei einer Versetzung an eine andere Schule, dass du nach einer bestimmten Anzahl an Anträgen, versetzt werden "musst" (sofern andere dienstliche Gründe nicht dagegen sprechen...)?


    Gruß, MilaB.


    Über "Sonstige Stellen" sind derzeit 39 ausgeschrieben!
    Es gibt eine Bewerbung, ein Bewerbungsgespräch und man wird dorthin versetzt, wenn man die Stelle bekommt. Wenn die Zeit vorbei ist, dann wird man an eine andere Schule versetzt.

  • Ich möchte noch darauf aufmerksam machen, dass man als abgeordnete Kraft dann aber auch wirklich nur 30 Tage Urlaub hat.


    Das kann unangenehm werden, wenn man noch jüngere Kinder hat, weil man in den Schulferien eben arbeitet.


    Eine Alternative ist, in den regulären Wochen Zeit reinzuarbeiten, um in den Schulferien freinehmen zu können. Das bedeutet aber Mehrbelastung bei Teilzeit, man unterschätze nicht, wie viel Zeit 10 Wochen zusätzliche Ferien bedeuten. Bei 20 Stunden in der Woche (entspricht in bawü ca 13 Schulstunden, je nach LA) sind das 200 Arbeitsstunden, die übers Jahr reingearbeitet werden müssen, pro Woche sind das ca. 5 Stunden Mehrarbeit. Dann kommt man eben alles andere als pünktlich aus dem Büro, um in den Ferien daheimbleiben zu können.

    • Offizieller Beitrag

    Neben dem Bereich "sonstige Stellen" gibt es aber noch den Bereich "Schulaufsicht" etc. Da sind in der Regel die PM-Stellen im Ministerium eingestellt.


    Was den Urlaub angeht, so sehe ich das ganz nüchtern. Wenn 90% der arbeitenden Bevölkerung mit 30 Tagen, was effektiv sechs Wochen sind, auskommt, kann ich das auch.
    Herbstferien und Osterferien sind oft komplett durch Korrekturen etc. dicht. Teils auch die Weihnachtsferien. Die Wochenenden sind auch selten frei.


    In meinem Fall sind wir ein Doppellehrerhaushalt, so dass das Betreuungsproblem in den Ferien für uns nicht besteht.


    Eine Versetzung an eine andere Schule ist übrigens nicht der Regelfall. Die Abordnung bedeutet, dass man an einer Schule geführt wird solange bis die Abordnung endet, dann geht es an die alte Schule zurück, oder bis man ggf. auf eine Funktionsstelle befördert wird, die man dann ggf. an der alten Schule nicht machen kann, weil alles belegt ist. Dann geht es an eine andere Schule. Da die Schulen für die Abordnungen KEINEN Ersatz bekommen, kann es also gut sein, dass dann die Vertretungsverträge mit dem Enden der Abordnung ebenfalls enden und man an die alte Schule zurückkehrt.

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