Gemeinschaftsschule ja oder nein?

    • Offizieller Beitrag

    In NRW gibt es solche Gemeinschaftsschulen mittlerweile auch.
    Neben den Gesamtschulen, der Primus-Schule und dem dreigliedrigen Schulsystem versteht sich...


    Man kann es eigentlich kurz und knapp fassen:


    Solange integrierte Konzepte parallel neben selektierenden Konzepten stehen, können Erstgenannte keinen Erfolg haben. Eltern, denen der Bildungserfolg ihrer Kinder am Herzen liegt, werden immer - Ausnahmen sind natürlich immer da - das Gymnasium nehmen, sofern möglich.
    Die Primus-Schule bei uns um die Ecke zeigt ebenfalls, dass ein intergriertes Konzept wie befürchtet zu Lasten der stärkeren Kinder geht, weil diese in ihrem Lernfortschritt im Rahmen dieses Konzepts zwangsläufig gehemmt werden.
    Der Ideologie halber werden die wenigsten Eltern den Bildungserfolg ihrer Kinder riskieren und das ist auch verständlich.


    Ein Gemeinschaftsschulsystem kann nur dann erfolgreich sein, wenn man parallel die Dreigliedrigkeit abschafft und die Gemeinschaftsschule im wahrsten Sinn des Wortes eine Schule für alle ist.
    Dann jedoch müsste man sicherlich fünffach differenzierte Kurse in den einzelnen Fächern anbieten, um das Begabungs- und Leistungsspektrum der Schüler abzudecken. Das wiederum würde Schulverbünde von deutlich über 1.000 Schülern erfordern, um die benötigten Kurse einzurichten.
    Daneben würde natürlich dann das Privatschulsystem noch stärker boomen als bisher...

  • Ich finde ja unsere Aufteilung in 6 Jahre Primar, 3 Jahre Sek I, 4 Jahre Gymnasium jeweils mit Schulhauswechsel und neuer Möglichkeit auf- oder abzusteigen ziemlich gut und immer besser je länger ich beobachte, was in Deutschland so alles geht. Nach 4 Jahren Grundschule zu sortieren ist schon pervers früh. Dann wollen natürlich alle auf Biegen und Brechen aufs Gymnasium und wer da mal ist, der wurstet sich halt durch bis zum bitteren Ende, nicht? Unsere Schafe haben nach der Mittelstufe einfach noch mal eine ernst zunehmende und nicht nur rein hypothetische Gelegenheit sich neu zu entscheiden, wie es weitergehen soll. Da sind die dann auch schon 15 und machen nicht mehr ganz nur das, was die Eltern gerne hätten.


    Ich bin definitiv für Selektion, denn je homogener die Lerngruppe, desto besser lässt sich mit ihr arbeiten. Ich glaube auch nicht an das beliebige Profitieren der Schwächeren von den Stärkeren. Selbst am Gymnasium haben wir zwischen einzelnen Schülern einen derartig grossen Unterschied in den intellektuellen Fähigkeiten, dass die einfach komplett aneinander vorbeireden. Ich bin aber auch unbedingt für maximale Durchlässigkeit und maximal viele Entscheidungsmöglichkeiten. Es darf in der Schulbildung einfach keine Einbahnstrassen geben. Ich habe jetzt wieder eine Schülerin im 12. Schuljahr, die man in der Primar mal in eine Kleinklasse (= Förderschule) gesteckt hat, solche Biographien sind absolut typisch für unser Schulsystem.

  • Danke für eure Beiträge, offensichtlich gibt es durchaus IGSn, in denen es läuft. Hängt wohl, wie immer, auch stark vom Schulleiter und dem Konzept ab.


    Prinzipiell ist für mich das hier am Einleuchtendsten:


    ... Entweder wir unterrichten alle Schüler gemeinsam, oder wir selektieren nach Leistungsstärke. Gleichzeitig selektieren und nicht selektieren geht halt nicht.


    ... Ich glaube auch nicht an das beliebige Profitieren der Schwächeren von den Stärkeren. ..

    by the way: ich las in einer Studie, dass nicht die Schwachen von den Starken profitieren, sondern umgekehrt. Wenn Leistungsstärkere anderen noch mal etwas erklären, haben sie wohl am meisten davon.

  • Wenn Leistungsstärkere anderen noch mal etwas erklären, haben sie wohl am meisten davon.

    Meine Erfahrung mit meinem Gymnasiasten ist: Das funktioniert auch nur, so lange der Abstand im intellektuellen Niveau nicht zu gross ist. Es gibt Konstellationen, da verstehen die Stärkeren schlichtweg das Problem der Schwächeren nicht mehr, weil es ihnen zu banal erscheint.

  • Ich war auch auf einer IGS. So gut wie alle an meinem Ort sind nach der Grundschule an die örtliche Gesamtschule. Nur einer aus meiner Grundschulklasse ist direkt ans Gymnasium gegangen. 10 Minuten Fußweg statt einer 40-minütigen Fahrt in die Stadt rein war sicherlich eines der ausschlagenden Argumente für meine Eltern. Mir war's ja irgendwie egal - Hauptsache, ich blieb bei meinen Freunden.
    Ich denke, es gibt da zwei Perspektiven - die des Schülers und die der Lehrer und Eltern. In meiner Klasse waren am Anfang 32 Kinder. Nach einem halben Jahr wurden wir in Englisch und Mathe in ein dreistaffeliges Kurssystem einsortiert. Der Rest der Fächer war bis Ende der 6. Klasse immer zusammen, und zwar immer in dieser Klassenstärke mit einem Lehrer. Doppelsteckungen gab es nie! In der 7. Klasse kam noch eine Differenzierung in Deutsch und Wahlpflicht (zweite Fremdsprache für mich) dazu. Fächer wie Physik, Bio, Chemie und GL hatten wir nach wie vor zusammen. Dort habe ich mich zum Teil echt gelangweilt. Ich habe das aber hingenommen, weil ich eben dachte, dass das normal sei. Erst am Oberstufengymnasium bekam ich in diesen Fächern mal so richtig Futter bekommen und sie haben mir so richtig Spaß gemacht. Ich mochte sie vorher auch, aber man wurde ja eigentlich die ganze Zeit nur ausgebremst. Das hat meine Freude schon etwas getrübt.


    Meine Schule ist im Prinzip auch eine Art Gemeinschaftsschule. Von LE bis offiziell Realschule und ein paar eingesprengselten Gymnasiasten haben wir ja auch alles. 5. und 6. Klasse sind H und R noch zusammen ohne Einstufung, was ich gut finde. Die LEs waren bei uns spätestens ab Klasse 5 getrennt, aber unsere Schulleitung wollte das eigentlich nicht. Kompromiss war eine Klasse mit SuS, die recht eindeutig LE sind, und anderen, die noch so auf der Kippe zwischen LE und H stehen. Es gibt Leisten, wo die Stärkeren in den Hauptfachunterricht der Regelklasse gehen, um dort das Niveau abzuklopfen. Das scheint wohl ganz gut zu funktionieren, was aber auch an unseren kleinen Klassengrößen von durchschnittlich 7 bis 8 SuS liegt. Außerdem ist alles recht übersichtlich mit unseren insgesamt gut 200 SuS verteilt von Vorklasse bis Klasse 10. Vom Stundenplanstecken war es wohl nicht so witzig.
    Ab Klasse 7 sind H und R möglichst in unterschiedlichen Klassen getrennt (wir sind überwiegend zweizügig mit ein paar jahrgangsgemischten Spezialklassen: Gebärdensprache und LE), was aber je nach Jahrgang nicht immer funktioniert. Da gibt es auch immer mal eine H/R-Klasse. In einer haben wir einen recht schwachen Hauptschüler, aber im Gegenzug jemand, der fast überall auf 1 steht und schon plant, an welches Oberstufengymnasium er gehen will. Das ist auch ein ziemlicher Spagat. Auf dem Schulhof und im AG-Bereich durchmischt sich alles immer wild.
    Letztes Jahr hatte ich in Hörgeschädigtenkunde eine 6. Klasse mit H/R-SuS und zwei ziemlich schwachen LEs. Klar, das kriege ich über die Bühne, aber zum Teil war das unbefriedigend. Die beiden LEs waren sehr häufig mit den Rollenspielen zum Umgang mit ihrer Hörschädigung überfordert, aber ich konnte das nicht so kleinschrittig erklären, weil sich die anderen sonst zu Tode gelangweilt hätten. Das rauschte dann irgendwie an ihnen vorbei, was ich ziemlich schade finde bei so einem wichtigen Thema.


    Ich kann mir eine Gemeinschhaftsschule auf dem Land (!) schon grundsätzlich vorstellen, wenn man das massiv mit Personal füttert. Da das vermutlich nicht geschehen wird, stehe ich dem eher ablehnend gegenüber. Es wäre eine weitere Totgeburt der deutschen Bildungspolitik.

  • A: Wir legen diese Schul-Arten einfach zusammen, das hat ein enormes Einsparpotential.


    B: Und die Eltern? Wie soll das gehen?


    A: Die schlucken das schon. Hier im Haus arbeiten schon ein paar an einem Konzept, wie wir denen das gut kommunizieren. Wir nennen es "Gemeinschafts"-Schule!


    B: Und die Schüler? Wie soll das gehen?


    A: Die schmeißen wir einfach alle in eine Klasse. Die checken das eh nicht.


    B: Und die Lehrer? Wie soll das gehen?


    A: Das ist dann deren Problem. Hier im Haus arbeiten schon ein paar an einem Konzept, wie wir denen das gut kommunizieren. Binnendifferenzierung, Inklusion, usw.


    B: Naja, aber die Mehrarbeit kostet ja dann auch wied...


    A: Du verstehst nicht! Das ist ja das Geniale!

  • Ich kann die Negativerfahrungen aus BW nur bestätigen.
    Läuft leider gar nicht.
    Meiner Meinung nach ein typischer Fall von "liest sich auf dem Papier gut, aber die Rahmenbedingungen sind ungenügend".
    (Hier sind übrigens Parallelen zur Inklusion erkennbar).
    Von, erwartbaren, Anlaufschwierigkeiten kann man nach 5 (?) Jahren auch nicht mehr sprechen.
    Unsere Kinder werden keine Gemeinschaftsschule besuchen.


    Viele Grüße
    Kopfschloss

  • Morse: Leider lässt man nicht einmal die Grundschule, in der ja noch nicht selektiert wird, bei diesen Verschlimmbesserungen außen vor: Stichwort "flexible Eingangsphase". Bei Schulen mit kleinem Einzugsgebiet mag das noch sinnvoll sein, da die Alternative sonst "keine Schule im Ort" hieße, aber wenn ich teilweise lese, dass es sowas selbst in unserer dünn besiedelten Hauptstadt gibt :/ . Eine weitere pädagogische Innovation, die maßgeblich auch von den Grünen beworben wird.

  • NRW Erfahrung mit einer Sekundarschule (5. bis 10. Klasse).


    Anfängliche Begeisterung aufgrund einer sehr modernen Ausstattung, riesige Schülerströme, gut gemischte Schulempfehlungen.
    Inzwischen: Keine Schüler mehr mit gymnasialer Empfehlung, dafür jede Menge HS, Förderschüler, Kinder ohne Deutschkenntnisse, Kids aus den Einrichtungen des Jugendamtes, noch einige Realschüler.


    Gefördert wird die riesige Schere zwischen den einzelnen Schulsystemen nun ebenfalls vom Land. In NRW werden ab dem nächsten Schuljahr Standortschulen eingerichtet. Das bedeutet, dass die Inklusion nur noch von einer Schule im Bezirk angeboten werden muss. Die Gymnasien sind per se raus. Wir haben die Ehre, eine solche Schule werden zu dürfen. Natürlich ungefragt, über unseren Kopf hinweg entschieden. Wir müssen nun pro Klasse Plätze für Inklusionskinder freihalten und dürfen die erst mit Schülern ohne Förderbedarf auffüllen, wenn es keinen Bedarf mehr für Inklusionskindern gibt. Dadurch hat das Förderkind aus dem Nachbarort bessere Chancen auf einen Platz, als das Kind aus unserem Ort. Natürlich hätten wir nun Anspruch auf mehr Sonderpädagogen, die gibt es aber nicht. Wenn man bedenkt, wie groß früher die Klassen in den ursprünglichen Sonderschulen waren und mit welchem Personalschlüssel sie besetzt waren, erwartet man inzwischen von den Regelschullehrern das gleiche, jedoch sollen sie nebenbei noch 20 andere Schüler differenziert unterrichten.


    Ich sehe (zumindest in NRW) für alle gemischten Schulformen eine düstere Zukunft.

  • Das klingt ja nach Einsparungen in allen Ecken und zulasten aller Beteiligten: inoffizielle Förderschule, aber mit Klassenteiler nach H/R-Standards und die Lehrer bekommen wahrscheinlich auch nur A12 statt A13, oder? Mein Tipp: Schau, dass du da wegkommst und zu einer "normalen" Haupt- und Realschule (soll es wohl in NRW noch geben) wechselst! Es wird eher schlechter als besser werden und ihr seid am Ende die Leidtragenden...


    @Connie: Das ist auch besser so ;) !

  • Tja, bedanke dich bei den linken Parteien und ihrer Gefolgschaft.
    Die Rechten freuen sich auch, da dass öffentliche Schulwesen so vor die Hunde geht und man nebenbei noch Geld sparen kann.


    Es wundert nicht, dass die grüne Jugend hier in BW eine Einheitsschule im öffentlichen Schulsystem will.


    Was die Tagträumer und Dauerstudenten aber nicht verstehen ist, dass
    1. wer das Gymnasium im Ländle angreift politisch tot ist und
    2. dass das Privatschulwesen per GG geschützt wird.


    Und die Rechten würden gerne Homeschooling einführen; dann gehts dem System noch schlechter und man spart noch mehr Geld.


    Ob links oder rechts; beides beschissen.

  • Bzgl. "selektieren" oder "(noch) nicht selektieren", weil diese Begriffe immer wieder fallen:


    Das Erteilen von Noten und deren Verbindlichkeit für weiterführende Schularten, haben nur scheinbar etwas mit Selektion bzw. der vermeintlichen Befreiung davon zu tun.
    Das Ersetzen der klassischen Noten 1-6 durch andere Formen wie schriftliche Bewertungen (vgl. Arbeitszeugnisse) ändern lediglich die äußere Form der Selektion.
    Vorerst oder für eine bestimmte Frist keine Noten zu erteilen ist ein pädagogisches Mittel, das bestimmte Schüler zu besseren Leistungen motivieren soll, aber es schützt Schüler nicht vor der Konkurrenz des Arbeitsmarkts, die nach der Schulzeit auf sie wartet.


    Was mir tatsächlich der Fall zu sein scheint ist, dass Universtitäten und Firmen immer mehr selbst die Konkurrenten um die Plätze und Stellen selektieren, durch Zulassungs-Tests und Assessment-Centers. Womöglich ist dies aber nur eine Folge der Abi-Quote und Noteninflation. Sicher ist jedoch, dass auch wenn das Schulzeugnis nicht das einzig maßgebende Kriterium ist, der wichtigste Zweck der Schule nach wie vor die Selektion ist.
    Dieser Zweck würde nur entfallen, falls alle (!) Schüler keinerlei Beurteilungen ihrer Leistungen nachweisen könnten.


    Was meint Ihr,
    hat das zeitweiße nicht-Erteilen von Noten ggfs. nur einen Einfluss auf die Motivation einzelner Schüler, oder hat es auch unmittelbar einen Einfluss auf die Wahl der weiterführenden Schulen und deren Absolventenzahlen?
    Oder steht das ganze in einem Zusammenhang mit dem Wegfall der Grundschulempfehlung?

  • ...Inzwischen: Keine Schüler mehr mit gymnasialer Empfehlung, dafür jede Menge HS, Förderschüler, Kinder ohne Deutschkenntnisse, Kids aus den Einrichtungen des Jugendamtes, noch einige Realschüler.
    ...

    Also wieder Richtung Hauptschule (Mittelschule)? Dann wären wir wieder bei: solange es das Gymnasium ab Klasse 5 gibt, wird es keine Durchmischung an der Gesamtschule geben.


    Ist denn bei der strikten pro-frühe-Selektions-Fraktion auch ein Hauptschulkollege dabei? Oder rufen lediglich die Gymnasiallehrer besonders laut nach der frühen Trennung?

  • Hallo krabappel,


    eine neue Studie zeigt, dass schwache Schüler in starken Lerngruppen schon früh Ausgrenzungserfahrungen machen und ein schlechteres Selbstbild haben als Kinder und Jugendliche in homogeneren Lerngruppen. Dies spricht gegen Inklusion und auch gegen die Gemeinschaftsschule ab Sek I.


    Andererseits haben es auch die Begabten schwer. Mein Junior bewegt sich in einer Art Nerd-Freundschaftskreis, die allesamt Mobbingerfahrungen in der Grundschule gesammelt haben und nun froh sind, im Gymnasium andere Jungs und Mädels getroffen zu haben, die gerne lesen/Schach spielen/programmieren/Geschichten schreiben etc. Teilweise sind die Erfahrungen wirklich unschön und ich kann mir vostellen, dass sie, fortgesetzt bis Klasse 9 oder 10, diese Kinder hätten traumatiseren können.


    Natürlich haben wir die schöne Vostellung, dass die Starken den Schwachen helfen, die Sportler die Unsportlichen in die Mannschaften holen, Fatme enge Freundschaften mit Martin und Chantal unterhält und der angehende Medizinstudent Ole-Torben mit Sabrina, der Bäckereifachverkäuferinazubine, anbändelt, um mit ihr eine Familie zu gründen, wenn alle Kinder gemeinsam zur Schule gehen.


    Für mich ist das eine Utopie. Das klappt in relativ homogenen Gesellschfaten (DDR, Estland, Finnland etc), aber nicht in unserer breit diversifizierten Gesellschaft.


    Übrigens: Besonders für die schwachen Kinder und die eher unlustigen Lerner ist das Prinzip SOL tödlich, das von den Gemschulen hier in BAWÜ so intensiv umgesetzt wird. Natürlich gibt es Themen, die man sich selbst erarbeiten kann, ich bin aber dankbar, dass das von mir niemand in z.B. den Naturwissenschaften verlangt hat, in Mathe hätte ich mir gar nichts selbst beibringen können (und es hätte mir auch keine Freude gemacht).

  • ...Andererseits haben es auch die Begabten schwer....

    ja, ich hab ja neulich von einer Doku über ein Hochbegabteninternat berichtet, die Kids waren alle heilfroh, unter "Ihresgleichen" zu sein. Die Frage bleibt aber: wieso werden viele Kinder unter/über dem Durchschnitt gemobbt? Und wieso ist die Regelschule nicht in der Lage, ihnen gerecht zu werden?


    Deswegen ja auch meine Zerrissenheit zu diesem Thema. Dass die Hauptschule die Schule der "handwerklich Begabten" ist oder so ähnlich, dieses Konzept hat nie funktioniert, sie war immer Resterampeschule. Und je größer der Run aufs Gymnasium, desto schlechter werden die anderen Schularten.


    Dass Finnland homogener wäre, halte ich aber für Quatsch. Warum auch, weil dort weniger Leute leben? In Finnland funktioniert Schule einfach anders und eben besser.


    Komisch, dass Deutschland so große Schwierigkeiten mit seinem System hat. Zumindest die Berufsausbildung war bisher eigentlich immer qualitativ hochwertig und angesehen. Vielleicht ist das das Problem, dass nur noch das Abitur einen Stellenwert hat und sich Ausbildungsberufe kaum noch lohnen...

  • Vor 25 Jahren war die Hauptschule in BY eine Schule für junge Leute, die auf eine Ausbildung zusteuerten.
    Meine Schwester konnte nach Klasse 9 leidlich Englisch, einen Aufsatz schreiben und beherrschte Prozentrechnen. Eine Resterampe war die Schulart damals ganz und gar nicht, alle ihre Klassenkollegen haben eine Ausbildung gemacht, einige haben weiter die Schule besucht.


    Allerdings war das Niveau der damaligen Hauptschule vergleichbar mit dem Abschluss, den heutige Realschüler in Bawü mitbringen.


    Zu Finnland:(Zitate)


    Im Land selbst schreibt man den Erfolg neben der Gesamtschule vor allem dem Bildungshunger zu. Dieser hängt eng mit der Geschichte des Staates zusammen. Als Finnland 1917 von Russland unabhängig wurde, entstand ein Nationalbewusstsein, das stark durch den Bildungsgedanken getragen war. Außerdem setzte die Industrialisierung im lange landwirtschaftlich geprägten Finnland spät ein. Bildung war entscheidend, um aufzuholen. Heute sind Bibliotheken wichtiger Teil des Lebens und gut gefüllt. Finnen lesen gern – auch Kinder. Das müssen sie auch. Denn ausländische Filme werden nicht synchronisiert, sondern mit Untertiteln gezeigt.



    In Finnland gebe es verglichen mit anderen Ländern weniger Einwanderung und auch eine kleinere soziale Kluft zwischen Arm und Reich als in anderen Ländern. Das führe zu homogeneren Klassen, die das Unterrichten für die Lehrer einfacher machen würden als in Einwanderungsländern mit zahlreichen Ballungsräumen.



    In der Schule gibt es keine Ausländerkinder, die dem Unterricht aus sprachlichen Gründen nicht folgen können, denn sie dürfen gar nicht in eine Regelklasse gesetzt werden, ehe sie das erforderliche Sprachniveau erreicht haben. Die Schule ist verpflichtet, selbst für eine geringe Zahl von Kindern ausländischer Muttersprache Sondergruppen einzurichten, in denen sie sprachlich erst einmal „auf den Stand“ gebracht werden. Und last but not least sind die finnische Gesellschaft und ihr Wertegefüge in weiten Bereichen noch immer sehr homogen. Das wirkt sich auf Disziplinprobleme in der Schule positiv aus.


    Und: Finnische Lehrer verbringen pro Tag nur 4 Stunden im Unterricht, zwei Stunden pro Woche sind für die Weiterbildung reserviert.

  • ja, ich hab ja neulich von einer Doku über ein Hochbegabteninternat berichtet, die Kids waren alle heilfroh, unter "Ihresgleichen" zu sein. Die Frage bleibt aber: wieso werden viele Kinder unter/über dem Durchschnitt gemobbt? Und wieso ist die Regelschule nicht in der Lage, ihnen gerecht zu werden?
    Deswegen ja auch meine Zerrissenheit zu diesem Thema. Dass die Hauptschule die Schule der "handwerklich Begabten" ist oder so ähnlich, dieses Konzept hat nie funktioniert, sie war immer Resterampeschule. Und je größer der Run aufs Gymnasium, desto schlechter werden die anderen Schularten.


    Dass Finnland homogener wäre, halte ich aber für Quatsch. Warum auch, weil dort weniger Leute leben? In Finnland funktioniert Schule einfach anders und eben besser.


    Komisch, dass Deutschland so große Schwierigkeiten mit seinem System hat. Zumindest die Berufsausbildung war bisher eigentlich immer qualitativ hochwertig und angesehen. Vielleicht ist das das Problem, dass nur noch das Abitur einen Stellenwert hat und sich Ausbildungsberufe kaum noch lohnen...

    zur Resterampe wurde die Hauptschule erst mit Wegfall der Bildungsempfehlung.

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