Perfektionismus beim ethisch korrekten Einkaufen

  • Nein, ich denke nicht, dass der Spruch die Richtige Schlussfolgerung ist.

    Ich sehe das Sprichwort nicht als Schlussfolgerung, sondern als Beschreibung der Realität. Findest Du es nicht zutreffend? Weshalb nicht?



    Und was ist dir ein wichtiges Anliegen? Bei mir kommt an: Kapitalismus ist scheiße und solange dieses System besteht, gucken wir eben zu. Gemeinschaftsgärtnereien sind Spenden und solange die Näherin weiternäht will sie es wohl nicht anders.

    Ganz bestimmt nicht! Meines Erachtens will die Näherin es sicher ganz anders, aber hat keine andere Wahl. Dieses ausgeliefert sein bringt ja auch das Sprichwort zum Ausdruck.




    Vielleicht wäre eine emotionale Regung oder wenigstens persönliche Sicht hilfreich, um dich zu verstehen.

    Ich halte das bei dieser ernste Sache eigentlich nicht für angemessen, zumal ich dessen Verständnis für relativ abstrakt und deshalb nicht leicht verständlich halte. Aber ich versuch's mal: Wie die meisten hier in unserem Forum, wenn nicht sogar alle, halte ich die Schäden für Mensch und Natur, die der Kapitalismus mit so sich bringt, für schlecht. Soweit herrscht meines Erachtens Konsens. Worüber m.E. kein Konsens besteht ist, inwiefern diese Schäden im Rahmen des Kapitalismus gemildert oder gar beseitigt werden können. Ich bin der Meinung, dass bestimmte Maßnahmen, die diese Schäden lindern sollen - wie z.B. "Fair"-Trade oder Mindestlohn - nur Symptome bekämpfen und im großen Ganzen auch nur scheinbar. Die Ursache der Schäden sehe ich im - meiner Auffassung nach - Kapitalismus per se, z.B. im Prinzip des maximalen Profits oder Kapital als Erwerbsquelle. Aus meiner Sicht kann man diese Schäden nicht lindern oder verhindern, ohne mit diesem Grundprinzip zu brechen.
    Ich verstehe gut, dass viele angesichts der Schäden aktiv werden um etwas dagegen zu tun. Nicht tatenlos zusehen! Aber leider ist das, meiner Meinung nach, nur sehr schwer möglich. Die genannten Maßnahmen halte ich persönlich für eine Selbsttäuschung. Nicht nur darüber, dass man selbst zu den Guten gehört, im gegensatz zu anderen, denen es egal ist - sondern vor allem über die eigene Machtlosigkeit gegenüber diesen Bedingungen.

  • Das beschreibt @Morse schon recht gut...
    Oder umgekehrt ausgedrückt...
    Einen wirklichen Schritt von diesen Zuständen weg gibt es nur, wenn der "Kapitalismus" eben abgewählt wird... der lebt nämlich - ganz fies gesprochen - nur von der ewigen Missgunst all derer, denen es nicht gut geht - einander gegenüber. Die wenigen, die vom Kapitalismus profitieren (so viele sind das wirklich nicht) wollen ja ganz bewusst von sich ablenken, und geben - per Medien oder was auch immer - jeder benachteiligten Splittergruppe ein anderes Feindbild, damit sich diese schön gegenseitig hassen und für den Mist verantwortlich machen, die eigentlichen "Verursacher" aber übersehen.
    So "funktioniert" dieses reichlich kranke System.

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

  • Kein Kapitalismus, schön und gut … aber was sonst? Andere Systeme haben sich als untauglich erwiesen – vor allem, weil sie die Natur des Menschen ignorierten. Denn leider gehören Egoismus, Neid und Missgunst zur Natur des Menschen und das ganz unabhängig vom vorherrschenden Wirtschafts- oder Gesellschaftssystem. Auch eine auf Gemeinwohl ausgerichtete Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung würde an den Menschen scheitern, da bin ich leider pessimistisch.

  • Kein Kapitalismus, schön und gut … aber was sonst? Andere Systeme haben sich als untauglich erwiesen – vor allem, weil sie die Natur des Menschen ignorierten. Denn leider gehören Egoismus, Neid und Missgunst zur Natur des Menschen und das ganz unabhängig vom vorherrschenden Wirtschafts- oder Gesellschaftssystem. Auch eine auf Gemeinwohl ausgerichtete Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung würde an den Menschen scheitern, da bin ich leider pessimistisch.

    Teilst Du denn die Kritik am Kapitalismus soweit?

  • Mist zu regeln ist die Definition von Politik.

    ...sollte sie sein. Kriegt sie aber immer weniger gebacken.
    Bevormunden soll sie nicht. Aber gewissen "Mist", im Sinne von untragbare Zustände entfernen, schon.

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

    • Offizieller Beitrag

    Das sieht man derzeit recht gut bei den Grünen.
    Sie haben im Bereich Umwelt einiges "gebacken bekommen", wenngleich natürlich nicht alles. Sie sind nicht mehr so extrem wie früher und damit offenbar für eine breitere Masse wählbar.
    Gleichzeitig jedoch haben sie mitunter diese Tendenz, den Bürger zugunsten der Umwelt bevormunden zu wollen. Ob es nun die Idee war, den Spritpreis auf damals 5 Mark hochzusetzen oder die anderen eher befremdlich anmutenden Ideen.


    Mich stört eigentlich eher folgender Umstand:
    Art 21 GG


    Zitat

    (1) Die Parteien wirken bei der politischen Willensbildung des Volkes mit.


    Ich habe seit gut 20 Jahren das Gefühl, dass die Parteien im Wesentlichen ihren Willen in der Politik durchsetzen und hoffen, dass durch ein paar Wahlversprechen doch noch genug Wählerstimmen für sie zusammenkommen.
    Somit würden die Parteien nicht bei der Willensbildung des Volkes mitwirken sondern diesen im Wesentlichen selbst definieren. Das ist wohl auch ein großer Teil dieser "Abkopplung" von der Gesellschaft, die oft kritisiert wird.

  • ...sollte sie sein. Kriegt sie aber immer weniger gebacken.Bevormunden soll sie nicht. Aber gewissen "Mist", im Sinne von untragbare Zustände entfernen, schon.


    Das ist schon ein merkwürdiger Gedanke.


    Ausgerechnet die Verursacher von 'untragbaren Zuständen', sollen deren Entfernung regeln.


    Als ob diese Zustände ein Betriebsunfall wären, ohne Willen und Interesse zustande gekommen, als wär's ein bloßer Zufall oder aus Versehen.


  • Ich habe seit gut 20 Jahren das Gefühl, dass die Parteien im Wesentlichen ihren Willen in der Politik durchsetzen und hoffen, dass durch ein paar Wahlversprechen doch noch genug Wählerstimmen für sie zusammenkommen.
    Somit würden die Parteien nicht bei der Willensbildung des Volkes mitwirken sondern diesen im Wesentlichen selbst definieren. Das ist wohl auch ein großer Teil dieser "Abkopplung" von der Gesellschaft, die oft kritisiert wird.


    Gewählte Regierungen an ihren Wahlversprechen zu messen gilt irgendwie als naiv und pöbelhaft, man wisse doch ganz genau dass Wahlkampf eben Wahlkampf sei, so der onkelhafte Erklärbär aus der SZ, Der ZEIT, oder der FAZ. Das soll aber bitte niemand als Einwand gegen das beliebte Abwägen und Gegenüberstellen von Positionen, geschweige denn gegen das Wählen selbst verstanden wissen, das ist natürlich irgendwie super wichtig.

    Freud schreibt über den Fetischisten: "Die wunschgerechte wie die realitäts­gerechte Einstellung bestanden nebeneinander."

  • Es wurde eingeworfen, dass „die Politik“ nicht alles regeln solle. Dabei ist das Regeln von Zusammenleben nichts anderes als Politik.


    Wikipedia schrieb z.B. „...Politisches Handeln kann durch folgenden Merksatz charakterisiert werden: „Soziales Handeln, das auf Entscheidungen und Steuerungsmechanismen ausgerichtet ist, die allgemein verbindlich sind und das Zusammenleben von Menschen regeln...“


    Da wir nicht mehr nur mit dem Nachbarn Waren tauschen, sondern von überall Waren importieren sind wir nicht unabhängig von den Arbeitsbedingungen in anderen Ländern. Warum sollten europäische Regierungen keine Einfuhrkriterien festlegen? Wäre doch sogar in ihrem Interesse, wenn Waren aus anderen Kontinenten teurer würden, oder nicht?


  • Da wir nicht mehr nur mit dem Nachbarn Waren tauschen, sondern von überall Waren importieren sind wir nicht unabhängig von den Arbeitsbedingungen in anderen Ländern. Warum sollten europäische Regierungen keine Einfuhrkriterien festlegen? Wäre doch sogar in ihrem Interesse, wenn Waren aus anderen Kontinenten teurer würden, oder nicht?

    Europäische Regierungen legen Einfuhrkriterien fest.


    Das kommt ganz auf die Waren an, z.B. ob es sich um Rohstoffe oder Fertigprodukte handelt, aber vor allem darauf aus welchem Land diese eingeführt werden.
    Begrifflich läuft das ganze in der Presse unter "Strafzölle", "Vergeltungszölle", "Rachezölle". Dabei geht es nicht um ethische Korrektheit, sondern um die Konkurrenz auf dem Weltmarkt.
    Es gibt keine Moral, die Grundlage der Politik ist, sondern für jede Politik eine Moral, die sie rechtfertigt. So auch im Handelskrieg zwischen der EU und den USA oder Russland, den USA und China usw.

  • Ich lebe weiterhin so, wie ich es aus den 80er und 90er Jahren gewohnt bin, und ich plane nicht, dieses jemals zu ändern, da dies dem Lebensentwurf entspricht, in welchem ich mich persönlich wohlfühle.

    Hm. Wenn das auch Deine Einstellung beim Quereinstieg in Sachsen war, wundert mich vieles nicht.

  • Hm. Wenn das auch Deine Einstellung beim Quereinstieg in Sachsen war, wundert mich vieles nicht.

    Berufs- und Privatleben sind ja auch zwei verschiedene Dinge, und wenn du damit darauf anspielst, daß ich in beidem nicht mehr nach Deutschland passe, hast du vermutlich recht. Allerdings toleriere ich auch andere Lebensentwürfe, ohne darauf herabzublicken. Du auch?

  • Berufs- und Privatleben sind ja auch zwei verschiedene Dinge

    Die charakterliche Grunddisposition eines Menschen wirkt auf beide Bereiche. Natürlich kannst Du Dich verstellen und beispielsweise im Berufsleben den empathischen Philanthropen und begeisterten Trendsetter und Erneuerer spielen - aber ob das auf Dauer gutgeht?

    Allerdings toleriere ich auch andere Lebensentwürfe, ohne darauf herabzublicken. Du auch?

    Absolut. Ich würde mich allerdings mit der Aussage "Ich plane nicht, meinen Lebensstil von vor zwanzig bis dreißig Jahren jemals zu ändern" für mich etwas schwertun. Es klingt so... unflexibel. Verbissen. Unfähig zur Anpassung. Nenn es wie Du willst.


    edit: Interessant wäre noch zu erfahren (ernstgemeint!), was Deinen Lebensentwurf aus den 80er und 90er Jahren denn eigentlich auszeichnet. Dass Du noch Deinen alten Walkman benutzt und "dufte" sagst, wenn Dir etwas gefällt, wirst Du ja wohl nicht gemeint haben.

    Die Mutter der Dummen ist immer schwanger.

    Einmal editiert, zuletzt von fossi74 ()

  • ...Dass Du noch Deinen alten Walkman benutzt und "dufte" sagst, wenn Dir etwas gefällt, wirst Du ja wohl nicht gemeint haben.

    :rotfl:


    Der Walkman in Mintgrün!
    ...ooooder aber ganz anders, Atze lesen und auf "urst geile Feten" gehen. Es gab immerhin zwei parallele Teenieuniversen :pfeif:

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