Berufliche Mobilität im Schuldienst.

  • Hallo liebes Forum,


    ich hoffe ihr könnt mir weiterhelfen!


    Ich bin derzeit im Ref. und merke immer mehr, dass ich große Probleme habe mit den unteren Klassen. Mit der Oberstufe komme ich deutlich besser klar.
    Nun habe ich über die Zukunft nachgedacht, und bin mir ziemlich sicher, dass ich mich nicht die nächsten Jahrzehnte mit pubertierenden Schülern rumschlagen möchte.
    Unterrichten mit älteren Schülern an einem Kolleg oder Abendgymnasium wäre deshalb super.
    Aber wie wahrscheinlich ist es, dass man an eine solche Schule kommt? Wenn ich nicht nach dem Ref. zufällig dort lande, kann ich später nur probieren mich dorthin versetzen zu lassen.
    Aber das scheint mir auch sehr unwahrscheinlich. Ich lese immer wieder von verweigerten Versetzungen, regelrechten Odysseen bis es mal zur Versetzung kommt usw.
    Und wie läuft so eine Versetzung überhaupt ab? Kann man sich überhaupt an eine bestimmte Wunsch-Schule versetzen lassen oder nur angeben, dass man in eine bestimmte Stadt/Region versetzt werden möchte?
    Ich stelle mir die Fragen nach der beruflichen Mobilität im Schuldienst auch allgemein (wenn ich später aus anderen Gründen die Schule wechseln möchte).


    Ich male mir die Zukunft wirklich düster aus: Ich werde an die Schule, die mir nach dem Ref. zugewiesen wird, vielleicht jahrelang oder immer gebunden sein, egal ob ich keine Lust auf untere Klassen habe, Probleme mit SL/Kollegium habe oder einfach die Stadt blöd finde.


    Oder sehe ich das zu schwarz, und es ist gar nicht so schwer später die Schule zu wechseln?


    Vielen Dank für eure Antworten!

  • Bist du an Thüringen gebunden?


    Ich kann nur für NRW sprechen, dort bewirbt man sich selbstständig auf konkret ausgeschriebene Stellen. Die Schulform heißt "Weiterbildungskolleg". Die Stellen werden nicht sehr häufig ausgeschrieben, aber man hat gute Chancen, da es in der Regel wenige Bewerber gibt.


    Versetzungen laufen ja in der Regel schon so ab, dass man sich mit der Schule abspricht, an die man gerne versetzt werden würde. Aber da können andere Kollegen sicher mehr zu sagen.


    Eine weitere Möglichkeit der Sek1 zu entgehen ist es, sich auf eine Beförderungsstelle an einer reinen Sek2-Schule zu bewerben, da kann der Schulleiter auch genau nichts entgegnen und muss dich gehen lassen.


    Ich persönlich kann deinen Wunsch gut verstehen, ich arbeite ja selbst an einem Weiterbildungskolleg in NRW und habe mich gar nicht erst auf andere Schulformen beworben. Berufskolleg könnte für dich auch eine Alternative sein, schonmal darüber nachgedacht? Da kann man in der Regel als Gymnasiallehrer auch gut unterkommen.

  • Berufskolleg könnte für dich auch eine Alternative sein, schonmal darüber nachgedacht? Da kann man in der Regel als Gymnasiallehrer auch gut unterkommen.


    Ja grundsätzlich schon, aber nicht, wenn die Fächer Geographie und Geschichte beim Threadersteller stimmen.
    Geographie gibt es in der Regel nicht am BK und reine Geschichtslehrer werden auch nicht gesucht sein.


    Mit den Chancen an Weiterbildungskollegs kenne ich mich nicht aus.
    Da muss man sich natürlich aber klar machen, dass man andere Einsatzzeiten hat, als an allgemeinbildenden Schulen.

  • Gibt es auch keine Fachrichtungen, wo man Geographielehrer einsetzen könnte?


    Am WBK hängen die Zeiten halt davon ab, ob es ein reines Abendgymnasium, ein reines Tageskolleg oder eine Mischform ist.

  • Gibt es auch keine Fachrichtungen, wo man Geographielehrer einsetzen könnte?


    Ich wüsste nun keine. Und ich weiß, dass es Geographie eben nicht fürs BK gibt (hätte es sonst gerne aus Interesse als Drittfach studiert)


    Zitat von state_of_Trance

    Am WBK hängen die Zeiten halt davon ab, ob es ein reines Abendgymnasium, ein reines Tageskolleg oder eine Mischform ist.


    Wusste gar nicht, dass es reine Tageskollegs gibt, aber in dem Bereich kenne ich mich eh nicht so aus.
    Aber an der Schulform gibt es dann natürlich Erdkunde als Fach.

  • @Pyralvex


    Könntest du es dir vorstellen mit einem Hauptfach wie Englisch, Deutsch oder Mathematik zu erweitern? Das würde, denke ich, deine Chancen sehr erhöhen :)


    Ansonsten wünsche ich dir viel Erfolg dabei, an diesen Schularten, eine Stelle zu bekommen.

  • Danke für eure Antworten!


    Ja, meine Fächer stimmen. Deshalb sehe ich auch keine Chance im Bereich FOS/BOS/Berufskolleg und was es alles so gibt.
    Was sind das denn für Schulen an denen nur Sek II unterrichtet wird? Davon habe ich noch nichts gehört.


    Vielleicht könnte jemand noch allgemein etwas dazu sagen, wie festgenagelt man auf eine Schule ist und wie leicht Wechsel möglich sind?


    Vielen Dank schon mal!

  • Was sind das denn für Schulen an denen nur Sek II unterrichtet wird? Davon habe ich noch nichts gehört.



    Vielleicht könnte jemand noch allgemein etwas dazu sagen, wie festgenagelt man auf eine Schule ist und wie leicht Wechsel möglich sind?

    Für NRW: https://wbk-nrw.de/


    Wechsel inwiefern? Nach dem Ref bist du doch frei und kannst dich bewerben? Zumindest in NRW ist das so. Ist das in Thüringen anders? Somit kannst du ja beeinflussen wohin es geht.

  • @Kiggie


    Ah ok, Weiterbildungskolleg meinte ich mit "Kolleg" in Beitrag #1 (so heißt das in Thüringen). Hier gibt es aber landesweit nur 2 (!) und kein einziges Abendgymnasium. Das ist ja eine ganz andere Welt in NRW!
    Kann man denn bei der zentralen Bewerbung in NRW nur WBK "ankreuzen" oder so und sich nur auf diese Art von Schulen bewerben?


    Dass ich nach dem Ref. überall hingehen kann ist klar. Mir geht es darum, wie frei und flexibel man später im Schuldienst ist. Also nachdem man bspw. die erste Planstelle angetreten hat.

  • In NRW bewirbst du dich bei einer Schule, nicht für einen Schultyp.


    Ich bin an einem Berufskolleg mit beruflichem Gymnasium und hier wird nur Gesellschaftslehre (also Geschichte, Politik und Erdkunde in einem) unterrichtet.

    Only Robinson Crusoe had everything done by Friday.


  • Oder sehe ich das zu schwarz, und es ist gar nicht so schwer später die Schule zu wechseln?


    Ich finde das siehst Du genau richtig.



    Als Beamter lässt Dich Deine SL evt. nicht ziehen, wenn Bedarf ist. Und wenn, kannst Du Dir kaum aussuchen, wohin Du kommst. ("Aber mein Versetzungsantrag war doch nach Stadt X!" "Naja, jetzt sind sie ja immerhin 10 km näher dran!)"


    Als Angestellter wärst Du da freier und könntest vom Lehrermangel profitieren, aber nicht am Gym. und nicht mit diesen Fächern.

  • Ich lese immer wieder von verweigerten Versetzungen, regelrechten Odysseen bis es mal zur Versetzung kommt usw

    Als Beamter tauscht du (relative) Sicherheit gegen (relative) Freiheit. Das sind nunmal die Spielregeln. Wenn dir das nicht gefällt: Keiner muss sich verbeamten lassen. Es gibt genug Lehrer, die als Angestellte arbeiten. Da kann man einfacher notfalls sogar den Dienstherrn wechseln, der ja als Angestellter "nur" ein "normaler" Arbeitgeber ist.


    Ansonsten bleibt wohl nur: Sich ggf. bundesweit an reinen Sek2-Schulen bewerben.


    Alles kann man nicht im Leben haben: Wohnortnah, Sicherheit eines Beamten und Unterricht / Schule nur nach Wunsch. Das ist in anderen Berufen aber nicht anders.


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

  • Vielen Dank für eure Antworten!


    Sehe ich es also richtig, dass die Wahl der ersten Planstelle nach dem Ref. extrem wichtig ist, weil man unter Umständen viele Jahre an diese Stelle gebunden sein wird?
    Das heißt es wäre nicht klug, eine Stelle nach dem Ref. anzunehmen, die man nicht gut findet (aus welchen Gründen auch immer), sondern evtl. lieber erstmal eine Vertretungsstelle und dann im nächsten Halbjahr nochmal zu probieren, in der Hoffnung auf eine bessere Planstelle?
    Quasi: lieber noch eine Weile keine sichere Beamtenstelle anstatt eine zwar sichere aber ungünstige Stelle, von der man ewig nicht mehr loskommt.


    Und noch eine Frage zur Versetzung:
    Ich habe immer wieder gelesen, dass es bestimmte Fristen gibt, nach denen ein Schulleiter eine Lehrkraft gehen lassen muss. Kann dazu vielleicht jemand etwas sagen? Heißt das, dass man nach dieser Frist mit Sicherheit "gehen darf"?

  • Zitat

    Das heißt es wäre nicht klug, eine Stelle nach dem Ref. anzunehmen, die man nicht gut findet (aus welchen Gründen auch immer), sondern evtl. lieber erstmal eine Vertretungsstelle und dann im nächsten Halbjahr nochmal zu probieren, in der Hoffnung auf eine bessere Planstelle?
    Quasi: lieber noch eine Weile keine sichere Beamtenstelle anstatt eine zwar sichere aber ungünstige Stelle, von der man ewig nicht mehr loskommt.

    Kommt drauf an: Hast Du denn bei Deinen Fächern die riesige Auswahl? Ist arbeitslos (ohne Arbeitslosengeld, wohlgemerkt!) denn eine Option für Dich? Dann ja! Sonst nein!

  • Und noch eine Frage zur Versetzung:
    Ich habe immer wieder gelesen, dass es bestimmte Fristen gibt, nach denen ein Schulleiter eine Lehrkraft gehen lassen muss. Kann dazu vielleicht jemand etwas sagen? Heißt das, dass man nach dieser Frist mit Sicherheit "gehen darf"?

    Mit den Fristen im Einzelnen kennen ich mich nicht aus. In NRW sind es 5 Jahre. Hast Du dann die Freigabe, muss eine andere Schule Dich aufnehmen. Also erst eine Stelle zur Verfügung haben. Dabei ist eine Versetzung innerhalb des Regierungsbezirkes einfacher als über die Reg-Bezirke hinaus. Und über die Landesgrenzen ists nochmal schwieriger, wegen der Pensionsansprüche. Aber da habe ich nur laienhaftes Wissen.

  • Kommt drauf an: Hast Du denn bei Deinen Fächern die riesige Auswahl? Ist arbeitslos (ohne Arbeitslosengeld, wohlgemerkt!) denn eine Option für Dich? Dann ja! Sonst nein!

    Ich kann schwer einschätzen, wie meine Chancen sind. Ich habe nicht gerade die besten Fächer - ich weiß. Aber ich habe in Bachelor und Master ne 1,0 und das 2. Staatsexamen wird nicht schlechter als 1,4. Vielleicht kann ich es über die Noten rausreißen?


    Ich glaube ich würde tatsächlich lieber ein Weile arbeitslos sein oder unterricht vertreten, ehe ich mich an eine ungünstige Stelle binde, von der ich ewig nicht mehr wegkomme.


  • Wahl der ersten Planstelle nach dem Ref. extrem wichtig ist, weil man unter Umständen viele Jahre an diese Stelle gebunden sein wird?
    Das heißt es wäre nicht klug, eine Stelle nach dem Ref. anzunehmen, die man nicht gut findet (aus welchen Gründen auch immer), sondern evtl. lieber erstmal eine Vertretungsstelle und dann im nächsten Halbjahr nochmal zu probieren, in der Hoffnung auf eine bessere Planstelle?
    Quasi: lieber noch eine Weile keine sichere Beamtenstelle anstatt eine zwar sichere aber ungünstige Stelle, von der man ewig nicht mehr loskommt.

    1. "Wahl der ersten Planstelle" ist gut... Viele haben keine Wahl, sondern bekommen quasi einen "Marschbefehl". Meist liegt die Stelle aber in der gewünschten Region.


    2. Ich kenne nicht viele Fälle, sondern nur ein paar, aber glaube, dass Vertretungsstellen eine Sackgasse sein können, aus der man nicht mehr herauskommt bzw. keinen Fuß mehr in die Beamten-Tür kriegt.

  • Ich kann schwer einschätzen, wie meine Chancen sind. Ich habe nicht gerade die besten Fächer - ich weiß. Aber ich habe in Bachelor und Master ne 1,0 und das 2. Staatsexamen wird nicht schlechter als 1,4. Vielleicht kann ich es über die Noten rausreißen?
    Ich glaube ich würde tatsächlich lieber ein Weile arbeitslos sein oder unterricht vertreten, ehe ich mich an eine ungünstige Stelle binde, von der ich ewig nicht mehr wegkomme.


    Zählt deine Prüfung nichts oder woher weißt du wie dein Schnitt am Ende aussieht?
    Wie die Chancen in Thüringen sind, musst du schauen.
    Für NRW wurde ja schon gesagt: Mit der Fächer kombi eher mau. Aber im Normalfall bewirbst du dich schulscharf, also kannst bewusst aussuchen.
    Ist unter Umständen aber auch sinnvoll, vorher schon einmal Kontakt zu Schulen aufzunehmen, die für dich in Frage kommen.

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