Wie kann Religion ein Schulfach sein, wieso sind so viele Schulen konfessionell ausgerichtet?

  • Aber es gab hier im Thread die Entrüstung, dass doch nicht "die Wissenschaft" schlecht sei, sondern das sie nur schlecht verwendet wurde. Daher meine Reaktion auf deinen Satz. Das gilt nämlich für das Christentum genauso.

    Der Vergleich geht nicht ganz auf. Die Wissenschaft (insbesondere die Naturwissenschaften) nimmt nicht in Anspruch, dass man aus ihr unmittelbar ethische Prinzipien ableiten kann[1]. Dazu bedarf es eines Gewissens. Erst dieses ermöglicht es, aus Erkenntnissen ethische Handlungen abzuleiten. Wissenschaft beschreibt, wie die Welt ist, nicht, wie sie sein soll.


    Religionen haben einen anderen Anspruch. Sie beschreiben nicht, wie die Welt ist, sondern konstatieren, wie sie jemand gerne hätte. Religionen stellen Regeln auf und stellen ihre Missachtung unter (teilweise drastische) Strafen. Dabei entbehren diese Regeln, anders als säkulares positives Recht, jeglicher Begründung.


    In diesem Thread wurde u.a. behauptet, konfessioneller Religionsunterricht sei besonders geeignet, bei Schülern ethische Grundlagen zu legen. Die genannten Beispiele reichen, um zu zeigen, dass das nicht so ist. Religionen haben in ethischer Hinsicht versagt. Und das ist auch leicht durch die Beliebigkeit und Unbegründetheit der ideologischen Thesen erklärt.


    Aber ich finde die pauschale Verurteilung der Christen, wie sie auch hier im Thread passiert ist, unpassend.

    Wo wurden hier Christen pauschal kritisiert? Ob ein Christ sich die Kritik am Christentum, ein Buddhist die am Buddhismus oder ein Questionär die am Questionärismus zu eigen macht, bleibt ihm doch überlassen. Ob der kritisierte Aspekt tatsächlich Gegenstand des individuellen Glaubens ist, kann man gar nicht prognostizieren. Da steht die Beliebigkeit der Thesen entgegen.


    Meine grundsätzliche (wegen meiner auch "pauschale") Kritik an Religionen (nicht nur am Christentum), dass aus willkürlichen und unbgeründeten Thesen nichts Sinnvolles werden kann, ist im gewissen Sinne wohl auch eine Kritik an denen, die an derartiges glauben. Allerdings kritisiere ich nicht, dass sie es glauben. Die Glaubensfreiheit gestehe ich jedem zu. Wenn man allerdings Entscheidungen über unser gesellschaftliches Zusammenleben treffen möchte, muss man sich schon darum bitten lassen, von einer sachliche Grundlage und Fakten auszugehen, nicht von irgendetwas, das sich irgendjemand ausgedacht hat.


    [1] Hier musste ich umformulieren. Einen Beitrag zur Ethik kann die Wissenschaft durchaus liefern, indem sie die Welt erklärt. So können wir Entscheidungen auf Grundlage von Fakten und Erkenntnisen fällen. Die Wissenschaft allein ist halt keine ethische Instanz. Es bedarf Menschen, die Verantwortung übernehmen.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

    5 Mal editiert, zuletzt von O. Meier () aus folgendem Grund: [1] Hier musste ich umformulieren. Einen Beitrag zur Ethik kann die Wissenschaft durchaus liefern, indem sie die Welt erklärt. So können wir Entscheidungen auf Grundlage von Fakten und Erkenntnisen fällen. Die Wissenschaft allein ist halt keine ethische Instanz. Es bedarf Menschen, die Verantwortung übernehmen.

  • Zitat

    Wo wurden hier Christen pauschal kritisiert?

    Evtl. solltest du den Thread noch einmal genauer lesen. Es muss ja nicht ein Beitrag von dir gewesen sein.
    Deiner weiteren Schlussfolgerung ("Wenn man allerdings ...") stimme ich übrigens 100%-ig zu.


    - - -
    Unabhängig mal davon, was wer für sich in Bezug auf die Ethik Anspruch nimmt geht mein Vergleich leider trotzdem sehr gut auf. Weder irgendeine Religion noch die Wissenschaft ist an sich "schlecht". Manche Menschen machen aber was schlechtes daraus. Manche Menschen auch was Gutes. Manche Menschen gar nichts. Aber keins der drei kannst du der Wissenschaft UND der Religion zu Last legen. Auch wenn du hier einen grundsätzlichen Unterschied zwischen Wissenschaft und Religion siehst. (Diesem Unterschied stimme ich auch zu. Das passt.)


    kl. gr. frosch


    P.S.: trotz der Einwände von mir - dein Beitrag gefällt mir. ;)

  • nach meinem exegetischen Kenntnisstand ist es so, dass das Alte Testament als Schrift für die Christen zwar eine gewisse Relevanz hat. Die Gesetze, von denen du sprichst, wurden nach allgemeiner exegetischer Lehrmeinung allerdings von Jesus durch "Liebe deinen Nächsten ..." (kurz gefasst) ersetzt.

    Eigentlich muss mich das ja nicht interessieren. Der Punkt ist aber durchaus erhellend. Im Rahmen gesellschaftlicher Veränderungen ändern sich auch Gesetze. Kennen wir. Auch Religionen passen ihre Regeln an oder interpretieren sie neu oder ignorieren sie. Da wirken zwei unterschiedliche Einflüsse. Zum einen ist da die Beliebigkeit der Regeln, so kann man sie auch beliebig ändern. Zum anderen beruft man sich auf einen Gott (bzw. Götter) als Quelle für die Regeln, und der will das nunmal so, wie er es will. Da muss man dann irgendeinen Anlass unterstellen, warum ein ewiger und allmächtiger Gott seine Meinung ändert.


    Mich betrifft das nicht. Ich werde mir als Atheist nicht 'rausnehmen, den Christen zu erklären, wie ihre Religion zu funktionieren hat und welche Regeln gelten. Sie lassen sich da auch nichts sagen, auch voneinander nicht. So kenne ich sowohl Christen, die Regeln des alten Testaments als nach wie vor gültig ansehen, und solche, die das nicht tun, wobei rund zehn der Gebote wohl ausgenommen seien und weiter gelten.


    Die Quellenlage gibt da nichts eindeutiges her. Im alten Testament wurden die Regeln als ewig gekennzeichnet. Kann man das zurücknehmen? Im neuen Testament finden sich sowohl Hinweise darauf, dass die alten Regeln nicht mehr gelten, als auch Stellen, die das Befolgen der Gesetze Mose einfordern. Die Reform wurde voll gründlich an die Wand gefahren.


    Der Hinweis von dir auf das notwendige Befolgen der alttestamentlichen Regeln ist demnach (zumindest in der religiösen "Filterblase") falsch.

    Da jeder dabei seine eigene Filterblase hat, kann man das so nicht sagen. Es bringt auch nichts, jemandem zu sagen, sein Glaube sei die falsche Interpretation, richtig sei dieses und jenes. Das ist der Stoff, aus dem religiöse Konflikte entstehen. Da die religiösen Thesen ohne Begründung und Beleg geglaubt werden müssen, bedarf es dazu einer ziemlich festen Überzeugung. Keine Ahnumg, wo die herkommt, aber wenn man die erstmal hat, legt man die nicht so schnell ab. Insofern kommt da kein Schiff.


    Man kommt ja innerhalb der Filterblase noch nicht mal auf die Idee, dass auf einen Gott, der beliebig für die Ewigkeit erlassene Gesetze ändert, kein Verlass ist.

    laut den Geschichten Jesus und der exegetischen Lehrmeinung (zumindest in Deutschland, aber hier im Thread sprechen wir meines Wissens von Deutschland)

    Gibt es eine Stelle in der Bibel, die regionale Unterschiede in der Interpretation rechtfertigen? Oder hängt es von den Interpreten ab? Ich befürchte, die Regeln sind so wenig eindeutig notiert, dass eine sinnvolle Interpretation gar nicht möglich ist.



    nichts gegen das AT

    Gar nichts? Gibt es da nichts zu kritisieren? Gibt es da keinenRegeln, von denen du meinst, dass sie modernen ethischen Maßstäben vielleicht nicht mehr genügen?

    aber Christ sind für mich doch vorrangig die Texte des NT maßgebend

    Vorrangig? Einen gewissen Spielraum behält man sich also vor?

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

    4 Mal editiert, zuletzt von O. Meier ()

  • fleischgewordene Wort Gottes

    Haben solche Floskeln denn auch eine Bedeutung? Ich kann mir unter derlei so gar nichts vorstellen.

    Dieser Ansatz lässt aber eben durchaus zu, dass man gewisse Bibelstellen relativ sehen kann, auch als gläubiger Christ.

    Also nichts handfestes. Ja, das ist mein Eindruck auch.

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    (Sarah Bosetti)

  • Vielleicht mal als Denkansatz für die intellektuell begabteren Atheisten

    Der Unterton gefällt mir nicht. Wie kommt es, dass jemand wiederholt nicht bei der Sache bleiben kann, sondern sich lieber zur Person äußert und implizite Beleidigungen formuliert? Ist man tatsächlich noch nicht so weit, dass man über Religionen (hier: Religionsunterricht) sprechen kann, dabei die Haltung der anderen repektiert und sachlich bleibt? Ein "Ja, aber ..." der Art "Soooo, war das aber nicht gemeint." kann man sich übrigens sparen. Es könne alle lesen, was geschrieben wurde. Der Handschuh is geworfen. Allein, ich lass' ihn liegen.


    Jürgen Habermas

    Ich muss Herrn Habermas in einigen Punkten widersprechen. Was das Wahrheitspotenzial anbetrifft, so bekommen die Religionen da von mir nicht mehr Verschuss als andere Fiktionen auch. Wer etwas zur Realität beizutragen hat, ist zunächst in der Bringschuld, seine Thesen zu belegen, Indizien zu bringen oder die Vermutungen zu begründen. Da haben die Religionen bisher - räusper - wenig abgeliefert und man darf angesichts der dünnen Nachweislage das Wahrheitspotenzial der Religionen als eher gering einschätzen. Das allerdings nur soweit, als dass die Thesen hinreichend genau formuliert sind, dass man ihnen überhaupt einen Wahrheitswert zuordnen kann.


    An öffentlichen Diskussion darf sich zunächst jeder beteiligen. Dabei darf er auch die Sprache, in der er das tut, frei wählen. Allerdings muss er selbst dafür Sorge tragen, dass er verstanden werden kann. Zumindest muss er dazu beitragen und die Absicht dazu muss hinreichend erkennbar sein. Ich weiß nicht genau, was Herr Habermas unter einer religiösen Sprache versteht. Das, was ich mir allerdings darunter vorstellen kann, ist wohl etwas, das ich nicht hinreichend verstehe, falls es überhaupt mit Bedeutung gesegnete Wortfolgen sind.


    Ich gestehe jedem zu sich mit derlei auch an die Öffentlichkeit zu wenden. Woher aber soll meine Verpflichtung entspringen, solcherlei verständlich zu machen (also zu "übersetzen")? Und warum meint Herr Habermas, ich könne das besser als der Urheber des Textes?


    Auch die Äußerungen des Herrn Baader fallen bei mir auf Unverständnis. Was soll denn die "göttliche Botschaft" sein? Inwiefern ist sie relevant? Und warum sollte es mich kümmern, dass sie "ausgelöscht" wurde? Was auch immer das heißen soll. Nee, derartiger Floskelismus beeindruckt mich wenig.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

    Einmal editiert, zuletzt von O. Meier ()

  • In anderen Foren

    Wir sind aber hier in diesem.



    missionarischen

    Wer soll denn hier deiner Ansicht nach zu was missioniert werden?


    grundgesetzfeindlichen

    Kann ich nicht erkennen. Es ist lediglich so, dass einigen hier nicht die inhaltliche Grundlage einer Regelung im Gesetz nicht ganz klar ist. Deshalb wurde gefragt. So richitg viel Erhellendes, woher diese Regelung kommt bzw. welchen Berechtigugn sie hat, kam da leider nicht. Dass man eine einzelne Regelung nicht nachvollziehen kann, macht doch keine Grundgesetzfeindlichkeit aus.


    inzwischen durch einen Ban wegen Spams los.

    Was für Spam? Aber loswerden, das wär's, gelle? Findste besser als diskutieren?


    Einstein hat mal was schönes über Kreise mit Radius Null gesagt.

    Oder auch nicht, vielleicht war's jemand anderes. Aber wie kommst du darauf? Wem möchtest du denn einen geistigen Horizont mit Radius Null unterstellen? Wie wär's, wenn du die Beleidigungen, die die auf den Nägeln brennen, offen aussprichst? Oder noch besser noch: du verzichtest darauf und sagst etwas in der Sache, wenn du etwas zu sagen hast. Aber diese wiederholten Andeutungen, dass jemand doof sei, ist nunmal ein äußerst unangenehmer Diskussionsstil. Entspringt so etwas den christlichen Moralvorstellungen oder wie kommt's?

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

    Einmal editiert, zuletzt von O. Meier ()

  • So, ich leg langsam mal das Popcorn weg, nehm die Füße vom Moderatorenschreibtisch und bitte darum, die Andeutungen über anderer Leute geistige Kapazitäten, wie indirekt auch immer, zu unterlassen.


    Im Gegenzug verkneife ich mir, sogar gedanklich, alle Thesen über Testosteronpegel und den Korrelationskoeffizienten mit seitenlangen verbalen Schwertkämpfen zum Thema... „Wer hat eigentlich Recht“.

    WE are the music-makers, and we are the dreamers of dreams,
    World-losers and world-forsakers on whom the pale moon gleams
    yet we are the movers and shakers of the world for ever, it seems.

  • Ich glaube auch, es wurde alles gesagt. In diesem Sinne: schöne Weihnachten, gesegnete Adventszeit oder nachträglich frohes Chanukka :geschenke::weihnachtsmann:

  • Ich glaube auch, es wurde alles gesagt.

    Der Glaube hilft auch an dieser Stelle nicht weiter. Aus meiner Sicht steht hier noch einiegs immRaum, das einer sachlihen Betrachtung bedarf. Aber, das ist das Schöne in einem freien Land, man muss ja nicht alles lesen.



    Im Gegenzug verkneife ich mir, sogar gedanklich, alle Thesen über Testosteronpegel und den Korrelationskoeffizienten mit seitenlangen verbalen Schwertkämpfen zum Thema... „Wer hat eigentlich Recht“.

    Belegbare Thesen bringen uns vielleicht sogar weiter. Präsentiere doch ruhig deine Daten.

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