Wie kann Religion ein Schulfach sein, wieso sind so viele Schulen konfessionell ausgerichtet?

  • ... Es ist außerdem verwegen, auf dieser Basis anderen Menschen das Recht auf Religionsunterricht abzusprechen - vor allem, da er durch das Grundgesetz legitimiert ist. Mathematik ist in dem Sinn auch "übergestülpt"; bisher konnte ich jedoch noch nicht lesen, dass für die Absetzung des Mathematikunterrichts in der (Grund-)Schule plädiert wird.

    Ähm, wie meinst du das jetzt? Mathematik hat m.E. recht wenig mit Glauben zu tun.


    Außerdem geht es nicht darum, Kindern Religionsunterricht abzusprechen, sondern ihn aus der Schule zu verbannen. Sonntagsschul oder Kindergottesdienst. Noah bleib bei deinen Leisten sozusagen ;)


    Bisher konnte mir jedenfalls keiner schlüssig erläutern, was "christliche Sozialisation" sein soll.

  • Ich gehe einfach mal davon aus, dass du nicht argumentieren kannst oder willst, zumindest habe ich in deinen letzten Postings nie ein Argument gefunden und um dir Texte mit mehr als zehn Zeilen Länge durchzulesen bist du offensichtlich zu faul (für die Moderation, das faul bezieht sich auf den letzten Satz aus diesem Posting - wobei faul da möglicherweise ein zu nettes Adjektiv ist...)

    Genau, so ist das. Dann hast im Umkehrschluss du mit allem Recht. Dann würde ich sagen, kannst du schon mal seinen Sieg feiern, wären ich hier in der Sache noch ein wenig meiner Faulheit fröhne.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

    Einmal editiert, zuletzt von O. Meier ()

  • Außerdem geht es nicht darum, Kindern Religionsunterricht abzusprechen, sondern ihn aus der Schule zu verbannen. Sonntagsschul oder Kindergottesdienst. Noah bleib bei deinen Leisten sozusagen

    Es sollte halt endlich einmal in Deutschland die Trennung von Kirche und Staat beschlossen werden und dieses Überbleibsel aus historischen Verhandlungen um Besitztümer ad Acta gelegt werden. Das funktioniert doch in anderen Ländern auch, ohne dass die Kirchen daran Schaden nehmen. Zudem werden dann die Pfarrer, Religionslehrer und weitere Bedienstete von denjenigen bezahlt, die wirklich diese Dienstleistungen der Kirche in Anspruch nehmen wollen und hinter den Aussagen stehen. Eine saubere Trennung, Religionsunterricht am Nachmittag oder in der "Sonntagsschule", keine Kirchensteuer.


    Es müssen dennoch gewisse moralische/ethische Werte vermittelt werden, um den egozentrischen Erscheinungen in unserer Gesellschaft entgegenzusteuern. Für die Schule hieße das: ethische Wertevermittlung für die ganze Klasse, nicht in Konfessionen getrennt, dazu ein extra Unterrichtsfach.

  • Für die Schule hieße das: ethische Wertevermittlung für die ganze Klasse, nicht in Konfessionen getrennt, dazu ein extra Unterrichtsfach.

    Wozu? Es ist unser aller Aufgabe unseren SuS ethische Grundsätze zu vermitteln. Das sollte meiner Meinung nach nicht abgekoppelt vom restlichen Fachunterricht geschehen. Ich zitiere mal Wikipedia:


    "Die Ethik ist von ihrer Zielsetzung her eine praktische Wissenschaft. Es geht ihr nicht um ein Wissen um seiner selbst willen (theoria), sondern um eine verantwortbare Praxis. Sie soll dem Menschen (in einer immer unüberschaubarer werdenden Welt) Hilfen für seine sittlichen Entscheidungen liefern."


    Das zugehörige theoretische Unterrichtsfach hiesse Philosophie. Ethik geht uns alle an.

  • Mir scheint die Diskussion dreht sich darum, wer effektiver brave Staatsbürger produziert.
    Angesichts des Trends zur synergetischen Zentralisierung ist konfessionsgebundener Religionsunterricht ein Modell von gestern.
    Dem aktuellen Zeitgeist nach scheint das GG die bessere Monstranz zu sein, aber Migranten und deren Kinder werden verlassene Kirchenbänke zunächst wieder auffüllen.

  • Die Aufgabe der Lehrer wird durch Gesetze und Bildungspläne etc. definiert.

    Aha. Und da steht bei euch nichts drin von (sinngemäss) "anständig"? Bei uns schon.


    Ich zitiere aus dem Bildungsgesetz Baselland:


    "Die Schulen, Lehrbetriebe und anderen Bildungsstätten vermitteln ihren Schülerinnen, Schülern oder Berufslernenden das für ihr Leben nötige Wissen und stärken ihr Selbstvertrauen. Sie achten dabei ihre geschlechtliche und kulturelle Identität und geben ihnen Werte weiter, die sie zu einem verantwortungsvollen Verhalten gegenüber den Menschen und der Umwelt befähigen."


    Wie bereits geschrieben: Das Vermitteln von Werten ist unser aller Aufgabe. Wozu braucht es ein extra Unterrichtsfach dafür?

  • Aha. Und da steht bei euch nichts drin von (sinngemäss) "anständig"? Bei uns schon.

    Natürlich steht das da drin, genau das sagte ich doch:


    "Die Aufgabe der Lehrer wird durch Gesetze und Bildungspläne etc. definiert.
    Mein kurzes "brav" sollte für diese Vorgaben bzw. das daraus folgende erwünschte Verhalten stehen."

  • Ich hab meinen letzten Beitrag entsprechend editiert. Mir erschliesst sich der Sinn eines extra Unterrichtsfach "Ethik" absolut nicht. Mit einem Unterrichtsfach "Religion" kann ich noch viel weniger anfangen. Aber das mag daran liegen, dass ich selbst auf einer katholischen Schule war und nicht behaupten könnte, dass das mit der Werteerziehung dort besonders gelungen wäre. Daraus möchte ich natürlich keine anekdotische Evidenz ableiten, ist eine rein subjektive Einschätzung.

  • Aus dem Schulgesetz Baden-Württembergs:


    "in Verantwortung vor Gott, im Geiste christlicher Nächstenliebe"


    Durch das Schwinden des Einflusses der Kirchen und christlichen Religionen verliert dieser Teil auch für das Land/den Staat an Bedeutung und wirkt zunehmend wie ein Relikt.

    "Anerkennung der Wert- und Ordnungsvorstellungen der freiheitlich-demokratischen Grundordnung zu erziehen, die im Einzelnen eine Auseinandersetzung mit ihnen nicht ausschließt, wobei jedoch die freiheitlich-demokratische Grundordnung, wie in Grundgesetz und Landesverfassung verankert, nicht in Frage gestellt werden darf"


    Dies gilt nach wie vor, wobei die Art der Grundordnung theoreitsch austauschbar ist bzw. sich de facto mit der Zeit ändert. Jede Zeit hat ihre Art der Herrschaft und diese ihre jeweilige Legitimation. Mal mehr religiös, mal weniger.

  • Jetzt weiss ich immer noch nicht, welchen Mehrwert dann ein Unterrichtsfach Ethik oder gar Religion haben sollte.

  • Jetzt weiss ich immer noch nicht, welchen Mehrwert dann ein Unterrichtsfach Ethik oder gar Religion haben sollte.

    Du formuliertest ja "Das Vermitteln von Werten ist unser aller Aufgabe. Wozu braucht es ein extra Unterrichtsfach dafür?". In Deinem Bild wäre dieser Unterricht sozusagen eine Konzentration auf etwas, das sonst zwar von allen von allen Lehrern vermittelt wird (wie Du sagtest), aber eben gewissermaßen nur "nebenher" und nicht konzentriert.

  • Jetzt weiss ich immer noch nicht, welchen Mehrwert dann ein Unterrichtsfach Ethik oder gar Religion haben sollte.

    Die Themen des Ethikunterrichts brauchen Zeit, in den anderen Fächern sind die Lehrpläne ausreichend gefüllt, dort kann man nicht alle Religionen und ethischen Fragestellungen behandeln.

  • dort kann man nicht alle Religionen und ethischen Fragestellungen behandeln

    Bezüglich Religion kommt es stark darauf an, wie sehr man da in die Tiefe gehen will. Bei uns wird das wie gesagt im historischen Kontext behandelt, also fällt das in die Zuständigkeit des Geschichtslehrers. Natürlich geht es dann nur noch um historisch belegbare Fakten und nicht mehr um fiktive Gruselgeschichten oder obskure Brauchtümer. Du magst meiner Wortwahl entnehmen, dass ich von letzterem ohnehin nicht viel halte.


    Theoretische Fragestellungen der Ethik gehören in ein Schulfach Philosophie, welches man bei uns an der Schule als Frei- oder Ergänzungsfach wählen kann. Manche Schulhäuser bieten das sogar zusammen mit Pädagogik und Psychologie als Schwerpunktfachprofil an. Praktische Fragestellungen der Ethik, aka wie werden aus unseren Jugendlichen gesellschaftstaugliche Individuen, fallen per Definition (siehe Bildungsgesetz!) in den Zuständigkeitsbereich *jeder* Lehrperson.


    Wie heisst es doch so schön ... ein Lehrer unterrichtet Schüler und nicht ein Fach.


    Ich stelle mir darüberhinaus gerade folgende Frage: Wie effektiv ist denn euer Ethik- bzw. Religionsunterricht in Bezug auf die Wertevermittlung? Was ich hier regelmässig an Stories über sogenannte "verhaltenskreative" SuS und Konflikte mit deren Eltern lese lässt mich doch arg an der Sinnhaftigkeit dieser Unterrichtsgefässe zweifeln. Zumal mir unsere Jugendlichen so ganz ohne Ethik- und Religionsunterricht gefühlt 100 x anständiger erscheinen. Oder es wird hier regelmässig massivst übertrieben. Das kann natürlich auch sein. (Das ist natürlich eine bewusste Provokation.)

  • Über Brauchtum und Kultur lernen unsere SuS im Deutsch- und Geschichtsunterricht, sowie je nach gewähltem Schwerpunktfach auch in den Fremdsprachen. Wir haben wirklich keinen Religions- und auch keinen Ethikunterricht.

    In der Schweiz gibt es doch schon konfessionellen Religionsunterricht, aber eben je nach Kanton/Gemeinde unterschiedlich ausgeprägt, oder nicht?
    In Deinem Kanton gibt es doch auch in der Primar- und 1. Sekundarstufe ein Fach "Ethik, Religionen, Gemeinschaft".

  • Die Diskussion hatten wir schon mal. Es *kann* Religionsunterricht geben, wenn es eine Lehrperson dafür im Schulhaus hat. Dieser ist jedoch *immer* freiwillig, genauso wie das Unterrichtsfach Ethik. Auch im Baselland ist das kein obligatorisches Unterrichtsfach, wirklich nicht. Glaub es mir einfach, ich hab ja gerade erst die Übertrittszeugnisse der SuS meiner Klasse gesehen, da hatte kein einziger dieses Fach gewählt. Mag sein, dass das in ländlichen Kantonen häufiger der Fall ist, ich habe bisher erst ein einziges Gymnasium kennengelernt, an dem es überhaupt eine Lehrperson für Religionsunterricht gab.

  • In der Schweiz gibt es doch schon konfessionellen Religionsunterricht, aber eben je nach Kanton/Gemeinde unterschiedlich ausgeprägt, oder nicht?In Deinem Kanton gibt es doch auch in der Primar- und 1. Sekundarstufe ein Fach "Ethik, Religionen, Gemeinschaft".

    es ist kantonal geregelt. Im Kanton SG ist ERG (Ethik, Religion,Gesellschaft) zumdinest auf der Primarstufe Pflicht. Ab der 3. Klasse kann dann nur zwischen konfessionslosem oder konfessionellem Unterricht wählen.
    https://www.schule.sg.ch/home/…cht/fachbereiche/NMG.html


    gerade nachgeschaut im Kanton ZH ist es auch obligatorisch
    https://vsa.zh.ch/internet/bil…/religion_und_kultur.html

  • Die Diskussion hatten wir schon mal. Es *kann* Religionsunterricht geben, wenn es eine Lehrperson dafür im Schulhaus hat. Dieser ist jedoch *immer* freiwillig, genauso wie das Unterrichtsfach Ethik. Auch im Baselland ist das kein obligatorisches Unterrichtsfach, wirklich nicht. Glaub es mir einfach, ich hab ja gerade erst die Übertrittszeugnisse der SuS meiner Klasse gesehen, da hatte kein einziger dieses Fach gewählt. Mag sein, dass das in ländlichen Kantonen häufiger der Fall ist, ich habe bisher erst ein einziges Gymnasium kennengelernt, an dem es überhaupt eine Lehrperson für Religionsunterricht gab.

    Diese Diskussion habe ich nicht mitbekommen. Klingt ja so, als würde es diesen Reli-Unterricht so gut wie nur auf dem Papier bzw. als kaum gewähle Möglichkeit geben. Wäre interessant, darüber mal ein paar Zahlen zu lesen!
    In B.-W. können sich Schüler vom Reli-Unterricht abmelden - quasi umgekehrt wie bei Dir, wo Schüler sich anmelden bzw. wählen können.
    An meiner Schule z.B. wird aber, wie gesagt, gar kein Reli-Unterricht angeboten, obwohl das eigentlich Pflicht wäre.
    ("Wenn das jmd. einfordern würde, wäre der Unterricht spätnachmittags am Freitag.")

  • @FrauZipp Touché :) Im Baselland ist es in der Primarstufe noch mit dabei (genau wie in Zürich im Rahmen des NMG-Unterrichts), ab Sek I ist es nur noch ein Wahlfach. An unseren 5 Gymnasien wird gar nichts in die Richtung angeboten.

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