Beförderungsstelle vs. A13 für alle

  • Hallo,


    Ich möchte fragen, was mit den Beförderungsstellen (von A12 nach A13) z.b. in Realschulen oder Oberschulen passiert, sollte für Niedersachsen oder andere Bundesländer in nächster Zukunft ohnehin 'A13 für alle' eingeführt werden?
    Werden die Beförderungsstellen dann auch automatisch aufgewertet? Haben die Kollegen dann Pech gehabt?
    Danke für eure Meinungen. Es gibt ja bereits Bundesländer In denen es hierzu Erfahrungen geben müsste.

  • Naja gibt ja nur 4 Möglichkeiten:
    1. Wegfall
    2. Hochstufung um eine Besoldungsstufe
    3. Zulage
    4. Stundenentlastung


    Persönlich tippe ich auf Nr. 3, da die Länder geizig sind und ein Wegfall vermutlich rechtlich problematisch wäre und in Zeiten des Lehrermangels eine Stundenentlastung auch unwahrscheinlich ist.

  • Was dann passieren könnte, kann man sehr gut an Thüringen sehen. Mit der Anpassung aller Lehrkräfte an die Besoldungsstufe A13 sind gleichzeitig de facto alle Beförderungsstellen außer Schulleiter/in + Stellvertretung und ggf. Oberstufenkoordination weggefallen. Für einige besondere Tätigkeiten wie Fachberatung oder Fachseminarleitung an Studienseminaren gibt es noch eine - natürlich nicht ruhegehaltsfähige - Zulage. Für Oberschulen usw. gehe ich in diesem Fall auch eher von einer Zulage als einer Verlagerung aller Besoldungsstufen um +1 aus.

  • Rein aus rechtlicher Sicht wäre in dem Fall natürlich interessant, ob das Land per Klage dazu gezwungen werden kann die Beförderungsstelle von der Nichtbeförderungsstelle zu differenzieren oder ob Thüringen aus rechtlicher Sicht einfach alle Lehrkräfte "befördert" hat.

  • Ich habe eine Kollegin (61 J., selber A14 weil didakt. Leiterin) , die felsenfest behauptet, beim Gehalt werde man sich in der Mitte von A12 und A13 treffen. A14 und höher soll unangetastet bleiben.


    Müssten nicht alle Gehaltsstufen von Veränderungen betroffen sein, wenn man mit Anhebungen bei A12 anfängt? Darf man einfach A12 auf A13 anheben und alles andere so lassen? Blicke da nicht so ganz durch :-/
    Bin aber auf jeden Fall der Meinung, dass alle Lehrer mindestens A13 verdienen sollten!

  • Ich fände, dass Grundschul- und Mittelschullehrer endlich so viel wie Förderschullehrer verdienen sollten, wir machen deren Arbeit quasi mit, seit es die Inklusion gibt. Also ich bin für A13 für alle Lehrer.

  • Du kommst doch aus Bayern, Kathie. Gerade eure Regierung setzt sich doch gegen Inklusion und für die Stärkung der Förderschulen ein. Zugegeben, die Arbeit der Grundschullehrer ist in den letzten Jahren nicht einfacher geworden, aber ich finde, dass es dann doch noch einmal einen Unterschied zu der Arbeit eines Förderschullehrers gibt. Die Einen haben maximal 10%, die Anderen 100% Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf im Unterricht - und selbst bei den 10% ist häufig noch in irgendeiner Form Hilfe im Haus vorhanden (abgeordnete Förderschullehrer, Integrationshelfer, o.ä.). Weiterhin haben Förderschullehrer das ganze sonderpädagogische Wissen, das ein Grundschullehrer nicht besitzt, und unterrichten bis Klasse 10 und müssen damit ein tiefergehendes Fachwissen haben als Grundschullehrer (Sie besuchen im Studium meist die selben Veranstaltungen wie H/R-Lehramtsstudenten und haben auch später teilweise Schüler, die den Übertritt an die Hauptschule schaffen.). Außerdem kommt das große Thema "Übergang in die Berufswelt" bei ihnen hinzu. Daher finde ich einen Gehaltsunterschied zwischen Förder- und Grundschullehrern gerechtfertigt. Wofür ich hingegen bin, ist eine Ausweitung der Beförderungsmöglichkeiten (auch) im Grundschulbereich, sodass motivierte und leistungsstarke Grundschullehrer die Möglichkeit erhalten, karrieretechnisch und finanziell aufzusteigen.

  • aber ich finde, dass es dann doch noch einmal einen Unterschied zu der Arbeit eines Förderschullehrers gibt. Die Einen haben maximal 10%, die Anderen 100% Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf im Unterricht - und selbst bei den 10% ist häufig noch in irgendeiner Form Hilfe im Haus vorhanden (abgeordnete Förderschullehrer, Integrationshelfer, o.ä.).

    Das ist doch Quatsch. Umgekehrt wird ein Schuh draus: Auch wenn es weiterhin Förderschulen gibt, so haben wir als Grundschullehrer eigentlich IMMER Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf in der Klasse sitzen. Nur die ganz harten Fälle werden direkt an der Förderschule eingeschult. Fast alle anderen sind erstmal mindestens drei Jahre bei uns (schon mal ein AOSF, DiFes o.ä. geschrieben?). Und bei uns gibt es Klassen mit 25 bis 28 Kindern, an der Förderschule sind so 6 bis 8 Kinder in der Klasse und immer mehrere Helfer ( zweite Lehrperson, Schulbegleiter etc)
    Bei meinen Klassen muss ich im Schnitt locker auch für sechs Kinder Förderpläne schreiben. Also weniger Arbeit habe ich sicher nicht.

  • Weiterhin haben Förderschullehrer das ganze sonderpädagogische Wissen, das ein Grundschullehrer nicht besitzt, und unterrichten bis Klasse 10 und müssen damit ein tiefergehendes Fachwissen haben als Grundschullehrer (Sie besuchen im Studium meist die selben Veranstaltungen wie H/R-Lehramtsstudenten und haben auch später teilweise Schüler, die den Übertritt an die Hauptschule schaffen.

    Das stimmt.



    Weiterhin haben Förderschullehrer das ganze sonderpädagogische Wissen, das ein Grundschullehrer nicht besitzt, und unterrichten bis Klasse 10 und müssen damit ein tiefergehendes Fachwissen haben als Grundschullehrer (Sie besuchen im Studium meist die selben Veranstaltungen wie H/R-Lehramtsstudenten und haben auch später teilweise Schüler, die den Übertritt an die Hauptschule schaffen.)

    Das stimmt nicht. In Niedersachsen habe ich für das "Lehramt an Grund-, Haupt- und Realschulen studiert" und auch Hauptschüler unterrichtet.

  • Jetzt kommen mal wieder all' die falschen Begründungen der sog. Leistungsgerechtigkeit. Das kann man den Leuten echt nicht austreiben. Die haben eine richtige Freud' daran, zu erklären, was Sie ihrer Meinung nach so alles leisten, wie qualifiziert sie sind, wie sich die Arbeit erschwert hat in den letzten Jahren usw. und streiten sich noch d'rüber, wer hier mehr oder härtere Arbeit leistet und deshalb - moralisch gesehen - doch mehr verdient hätte.

  • Du kommst doch aus Bayern, Kathie. Gerade eure Regierung setzt sich doch gegen Inklusion und für die Stärkung der Förderschulen ein. Zugegeben, die Arbeit der Grundschullehrer ist in den letzten Jahren nicht einfacher geworden, aber ich finde, dass es dann doch noch einmal einen Unterschied zu der Arbeit eines Förderschullehrers gibt. Die Einen haben maximal 10%, die Anderen 100% Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf im Unterricht

    Aha? Gibt es da Regelungen dazu? Was passiert, wenn die Schüler aber schon IN der Klasse sind, und erst im Verlauf des Schuljahres diagnostiziert werden, und die Förderschulen voll sind? Kein Seltenfall, sondern eher die Regel. Wenn es dann pro Klasse mehr als 10 % mit sonderpädagogischem Förderbedarf sind, passiert was?


    Nachdem das Thema schon so oft diskutiert wurde, sage ich hier nix weiter dazu. Aber zu deinen Zahlen würden mich einfach mal die Hintergründe interessieren.

  • Interessant, dass bei euch die Förderschulen alle voll sind. Das sollte dem einen oder anderen Bildungspolitiker (im positiven Sinne) zu denken geben. Natürlich glaube ich dir, dass in Einzelfällen auch mehr als 10% der Kinder einer Grundschulklasse sonderpädagogischen Förderbedarf haben. 10% war auch nur ein geschätzter Wert, da ich mir schwer vorstellen kann, dass auf eine Klasse mehr als 2 Kinder mit entsprechendem Förderbedarf kommen. Ich habe es aber noch einmal nachgeschaut und laut ihvo.de haben 15,8% der Bevölkerung eine verminderte Intelligenz (=Lernbehinderung), davon rund 2% eine stark verminderte Intelligenz (=geistige Behinderung). Wenn man noch die Verhaltensauffälligen hinzunimmt, könnte man auf knapp 20% kommen, was natürlich noch einmal ein gutes Stück dramatischer klingt. Gerade mit dem Hintergrund finde ich es noch einmal bedenklicher, wenn z.B. Connies Schulbezirk die Anforderungen an eine Lernbehinderung noch weiter senkt, nur um offiziell besser dazustehen. Aber klar, man kann es positiv wie negativ auffassen, dass die Grundschule erst einmal alle Schüler von der Lernbehinderung bis zur Hochintelligenz erhält und nach vier Jahren die Schüler auf eine homogenere, auf ihre intellektuellen Bedürfnisse angepasste Schulform wechseln.

  • Die Einen haben maximal 10%, die Anderen 100% Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf im Unterricht - und selbst bei den 10% ist häufig noch in irgendeiner Form Hilfe im Haus vorhanden (abgeordnete Förderschullehrer, Integrationshelfer, o.ä.). Weiterhin haben Förderschullehrer das ganze sonderpädagogische Wissen, das ein Grundschullehrer nicht besitzt, und unterrichten bis Klasse 10 und müssen damit ein tiefergehendes Fachwissen haben als Grundschullehrer (Sie besuchen im Studium meist die selben Veranstaltungen wie H/R-Lehramtsstudenten und haben auch später teilweise Schüler, die den Übertritt an die Hauptschule schaffen.).

    Vor einigen Jahren fragte mich eine Sonderpädgogin ganz entsetzt, wieso ich 6 Kinder im Förderunterricht habe, ich soll mir die doch einzeln oder zu zweit nehmen. Ich fragte sie dann, welches dieser Kinder ich fördern solle und warum welches nicht gefördert werden könne. Verwirrung auf ihrer Seite: Sie hatte fast so viele zusätzliche Förderstunden wie Kinder in der Klasse, d.h. die erhielten alle eine Stunde Einzel- oder Zweierförderunterricht. Ob das heute noch so üppig ist, weiß ich nicht, aber Hilfe im Haus ist vorhanden.
    Hilfe im Haus gab es bei uns erst seit wenigen Jahren, ab und an war eine Sonderpäd. für eine Stunde pro Woche da.
    Hilfe im Haus fällt an beiden Schularten allerdings häufig Vertretungen zum Opfer.
    Mein Abschluss (und der vieler anderer Berliner und Brandenburger Lehrer an Grundschulen) befähigt mich ebenfalls zum Unterrichten bis Klasse 10, das Fachwissen musste ich mir auch aneignen.


    10% war auch nur ein geschätzter Wert, da ich mir schwer vorstellen kann, dass auf eine Klasse mehr als 2 Kinder mit entsprechendem Förderbedarf kommen. ...Aber klar, man kann es positiv wie negativ auffassen, dass die Grundschule erst einmal alle Schüler von der Lernbehinderung bis zur Hochintelligenz erhält und nach vier Jahren die Schüler auf eine homogenere, auf ihre intellektuellen Bedürfnisse angepasste Schulform wechseln.

    Das glaube ich dir sofort. Ich vermute, du bist nicht im Brennpunkt gelandet.
    6. Nach 6 Jahren.

    SCHOKOEIS!


    Ich lese und schreibe nach dem Paretoprinzip.

  • Mir persönlich ist das ein Rätsel. Warum geht es mir schlechter, wenn es anderen besser geht? Mein Gehalt muss man nicht hochsetzen, nur weil die Grundschullehrer verdienterweise A13 bekommen, wnen sie es denn eines Tages flächendeckend tun (hoffentlich). Warum sollte ich das wollen? Wozu brauche ich diesen Abstand? Was ändert das in meinem Leben? Siehe Beitrag 44 hier: Petition A13 für Grundschullehrer_innen - Eure Meinung

    WE are the music-makers, and we are the dreamers of dreams,
    World-losers and world-forsakers on whom the pale moon gleams
    yet we are the movers and shakers of the world for ever, it seems.

  • ...an der Förderschule sind so 6 bis 8 Kinder in der Klasse und immer mehrere Helfer ( zweite Lehrperson, Schulbegleiter etc)

    Sorry, aber da muss ich widersprechen. Bei uns liegt der Teiler bei 18, Helfer sind an der Lernförderschule nicht vorgesehen und "Schulbegleiter" sind in 99 von 100 Fällen mehr störend als nützlich und sorgen meist für zusätzliche Arbeit.


    Die Vorstellung von Förderschule ist ebenso abenteuerlich, wie die von Grundschule. Das wird dann zum Verhängnis, wenn die Kollegen gezwungen sind, zusammen zu arbeiten. Sonderschullehrer werden oft genug an der Regelschule wie der letzte Honk behandelt.


    Davon ab stimme ich Meike. natürlich zu, ich gönne jedem für seine Arbeit angemessene Bezahlung und sehe auch nicht, dass die eine Schulart anstrengender wäre, als die andere.


    Ich bin auch dafür, dass Grundschullehrer nur 25 Std. unterrichten müssen. Aber wer fragt uns schon :/

  • Mir persönlich ist das ein Rätsel. Warum geht es mir schlechter, wenn es anderen besser geht? Mein Gehalt muss man nicht hochsetzen, nur weil die Grundschullehrer verdienterweise A13 bekommen, wnen sie es denn eines Tages flächendeckend tun (hoffentlich). Warum sollte ich das wollen? Wozu brauche ich diesen Abstand? Was ändert das in meinem Leben? Siehe Beitrag 44 hier: Petition A13 für Grundschullehrer_innen - Eure Meinung

    Aus genau dem Grund, den man im Moment live in Thüringen verfolgen kann. Die Gehaltsanpassung für alle anderen Lehrkräfte nach oben führte hier direkt zur Abschaffung von nahezu allen Beförderungsmöglichkeiten für die Sek-II-Lehrkräfte. Insofern betrifft einen das durchaus.Wäre das wirklich entkoppelt, dann bin ich bei dir. Den Abstand braucht man nicht unbedingt. Aber es gibt nun einmal die Tendenz der Landesregierungen, möglichst kostenneutral zu arbeiten.

  • Aus genau dem Grund, den man im Moment live in Thüringen verfolgen kann. Die Gehaltsanpassung für alle anderen Lehrkräfte nach oben führte hier direkt zur Abschaffung von nahezu allen Beförderungsmöglichkeiten für die Sek-II-Lehrkräfte. Insofern betrifft einen das durchaus.Wäre das wirklich entkoppelt, dann bin ich bei dir. Den Abstand braucht man nicht unbedingt. Aber es gibt nun einmal die Tendenz der Landesregierungen, möglichst kostenneutral zu arbeiten.

    Kann es sein, dass es dort auf dem Arbeitsmarkt genügend Sek-II-Lehrkräfte gibt, aber zu wenige Lehrer der Sorte, deren Gehalt erhöht wurde?

  • Kann es sein, dass es dort auf dem Arbeitsmarkt genügend Sek-II-Lehrkräfte gibt, aber zu wenige Lehrer der Sorte, deren Gehalt erhöht wurde?

    Da bin ich mir sogar sicher, auch wenn es mal wieder stark von den Fachkombinationen abhängt. Systemisch betrachtet ist es völlig klar, warum dieser Schritt gemacht wurde. Ich bin gespannt darauf, wie sich das im System Schule auswirkt, wenn gute Leistungen nicht einmal mehr zu theoretischen Aufstiegschancen führen.

  • Wenn ich mal einen Blick auf die angestellten KollegInnen werfen dürfte: Wer da ein Beförderungsamt innehat, verdient trotzdem weniger, als der Nichtbeförderte im Beamtenverhältnis.


    An dieser Stelle könnten die Korrekturfachkollegen auch wieder einwenden, dass sie eine höhere Arbeitszeit am heimischen Schreibtisch haben und die Sportlehrer auf Lautstärke und Disziplinprobleme in der Turnhalle hinweisen...


    Es wird niemals Gerechtigkeit herrschen. Der Beförderungsposten ist doch nicht weniger Wert, auch wenn andere hochgruppiert werden. Wer seine Aufgaben nur deswegen erfüllt, weil er im Verhältnis mehr bekommt als der Rest und in dem Moment keine Lust mehr drauf hat, weil die anderen auch so viel bekommen, muss den Posten halt wieder abgeben. Sooo schlecht scheint es mir am Seminar aber niemandem zu gehen, das es nur auszuhalten wäre, wenn man mehr bekommt, als die anderen.

  • Ich denke, wir missverstehen uns da. Es geht nicht um Höhergruppierung in Relation zu anderen. Es geht darum, dass unter der Aussicht, immer im Einstiegsamt zu bleiben, nicht gerade Motivation auf breiter Ebene zur Mitwirkung an Qualitätsentwicklungsprozessen u.ä. vorhanden sein dürfte. Wir haben ein sehr engagiertes Kollegium, das aber gerade durch die Aussicht, irgendwann mal eine Wertschätzung im Sinne einer Höhergruppierung zu erhalten, getrieben wird. Und einige steigen ganz bewusst aus, sind mit ihrem Einstiegsamt zufrieden und ziehen sich auf "Unterricht nach Plan, sonst nix" zurück. Das auf breiter Ebene in einem ganzen Bundesland? Finde ich ehrlich gesagt nicht so erstrebenswert.

    Der Beförderungsposten ist doch nicht weniger Wert, auch wenn andere hochgruppiert werden. Wer seine Aufgaben nur deswegen erfüllt, weil er im Verhältnis mehr bekommt als der Rest und in dem Moment keine Lust mehr drauf hat, weil die anderen auch so viel bekommen, muss den Posten halt wieder abgeben.

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