Lehrkräfte sollen suspendierte Schüler mit Material versorgen!?

  • Und was passiert, wenn die Aufgaben nicht bearbeitet und abgegben werden?

    Die machen sie in aller Regel. Entgegen dem Glauben des Jugendamtes, man dürfe die Familien nicht durch irgendwelche Anforderungen vergraulen, funktioniert nur das: klare Anforderungen.


    Der richtige Fallmanager sorgt sogar dafür, dass bereits verschollen geglaubte Kinder wieder auf ihrem Platz sitzen. Der Großteil der Fallmanager scheint sich als Burnoutprävention aber das Ziel gesetzt zu haben, möglichst wenig Forderungen zu stellen und als Lebensaufgabe stattdessen sehen, die verblendeten Mittelschichtsansprüche der Lehrerschaft zu beschwichtigen.

  • na aber mal ehrlich - die Rede ist von Suspendierung, nicht von "ich hab dich mal zum Rektor geschickt".
    Bis sowas passiert, ist schon einiges vorgefallen.
    Bei "uns" passiert so etwas an sich nicht, weil der betreffende Kandidat da schon nicht mehr "Schüler dieser Anstalt" ist (Ausnahmen bestätigen die Regel).
    Außerdem ist der "Tatbestand", der zu einer Suspendíerung führt, ggf. schon entsprechend strafrechtlich zu verfolgen, und dementsprechend erledigt sich das Problem von selbst (sprich, derjenige wandert in den Jugendknast).

    Wie manche dir schon rückgemeldet haben, stellst du es dir etwas zu einfach vor.


    Was ist, wenn das Kind schon in einer Pflegefamilie/Wohngruppe ist? Da kann das JA dann auch erst einmal nicht eingreifen bzw. hat es ja schon getan. Da bahnt sich bei uns gerade an, dass das Opfer eines Gewaltausbruchs die Schule wechseln wird.
    Die KJP hat wirklich lange Wartelisten, so lange du nicht akut selbstmordgefährdet bist. Ein Schüler von uns erscheint nicht zum Unterricht, weil er nicht schulfähig ist und auf einen Platz in der KJP wartet. Das hatte auch eine Vorgeschichte, wo zwei Kollegen mit dem Kind beim Arzt waren und dieser ihm aufgrund seines extremen Übergewichts bei kleineren körperlichen Anstrengungen (Treppensteigen!!!) eine Todesgefahr bescheinigte. Es verbesserte sich nichts von zu Hause aus, Kindeswohlgefährdung wurde einegreicht und es passierte seitens des JAs nichts!
    Ein Schüler war bei uns nicht mehr tragbar, aber wegen des Förderschwerpunkts konnten wir uns seiner nicht entledigen. Er wurde in eine andere Klasse versetzt, ist dann sitzengeblieben und hat dann massiv geschwänzt, was ein Segen für die Mitschüler war und zum Abschluss des Schuljahres, in dem er volljährig wurde, bekam er sein Entlassungszeugnis in die Hand gedrückt. Das Ganze hat dann über drei Jahre gedauert.

  • Aha, war also provokant genug um euch mal wach zu machen.
    Wobei ich die Antwort durchaus ernst meine - so muss es sein, bzw zumindest werden, und wenn dazu Ressourcen (Plätze, Kräfte, Mittel) fehlen, dann müssen die verdammt nochmal endlich bereitgestellt werden.
    Es kann nicht sein, wegen eines einzelnen (oder einiger weniger), die wirklich unbeschulbar sind, die Ausbildung vieler, eigentlich aller, leiden/einschränken zu lassen, und es ist nicht unser Job, solche Katastrophen aufzufangen, sondern die, die mit etwas Hilfe weiterkommen, auch weiterzubringen, und zu verhindern, sie in Richtung "Katastrophe" abdriften zu lassen.


    Also... muss da wohl an ganz anderer Stelle angesetzt werden, und - wie schon anderso erwähnt - muss für solche "Spezialisten" noch etwas anderes her, damit der Mehrzahl der SuS wieder auf sinnvolle Weise Bildung vermittelt werden kann.

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  • Aha, war also provokant genug um euch mal wach zu machen.

    Den Teil verstehe ich nicht.



    Bei uns gibt es ja schon Möglichkeiten, die Klasse aus dem Fadenkreuz zu nehmen. In der Grundstufe haben sie ein paar wenige Knaller. Die werden dann tageweise in eine andere Klasse gesetzt. Vor allem in den höheren Klassen wird wenig gemuckt, wenn sich ein kleiner Terrorkrümel unter doppelt so alten Schülern wiederfindet. Auch eine Zeit lang beliebt war es, die in die Gebärdensprachklasse zu setzen. Das Gelaber hat die dortigen SuS zum Glück wirklich nicht interessiert, da für sie nicht verstehbar. :P
    Für die Kinder ab der fünften Klasse kann recht konsequent bei niederschwelligem Stören der Trainingsraum eingesetzt werden. 20 Minuten hat man dann auf jeden Fall erst einmal Ruhe. Will man es länger haben, schickt man sie zurück, weil einem der Rückkehrplan nicht gefällt. Da irgendwas hinschreiben zu müssen, mogen viele nicht. ;) Zweimal am gleichen Tag oder fünfmal im Monat im Trainingsraum haben eine sofortige Suspendierung vom Klassenunterricht zur Folge, bis ein Elterngespräch mit der Stufenleitung (Schulleitungsmitglied) stattgefunden hat. Das habe ich bisher selten erlebt. Da konnte sogar so mancher Kandidat mitzählen und sich dann doch nochmal zusammenreißen. Waren die Gespräche im Trainingsraum sehr unangenehm, führte das auch schon zu einer Verhaltensänderung. Ich schreibe z.B. gerne mal peinliche Details auf den Zettel, zu denen man sich dann äußern muss. Als ich dort früher auch mal eingesetzt war, habe ich die üblichen SuS ziemlich gegrillt. In dieser Klasse war dann zu meiner Trainingsraumzeit meist Ruhe.
    Dann haben wir noch die sog. gelben Zettel bei schwereren Verstößen - mit und ohne Elternbenachrichtigung - und diese landen auch in der Schülerakte. Ich habe so einen Zettel auch schon mal mit einem beiliegenden Schreiben meinerseits, unter dem meine Note im Sozialverhalten fett gedruckt prangte, per Post nach Hause verschickt. Diese Briefbomben schlugen immer sehr gut ein! :pfeifen:

  • wenn man schon bei der Suspendierung angekommen ist

    Wir suspendieren auch SuS mit inflationär vielen unentschuldigten Absenzen. Das sind jetzt noch längst keine wirklich krasse Typen, die sich nackig ausziehen und mit dem Messer auf ihre Mitschüler losgehen, oder so. Die sind mehr so ein Problem für sich selbst.


    Zur Frage: Suspendierte SuS bekommen bei uns das gleiche Arbeitsmaterial wie ihre Mitschüler. Entweder digital oder sie holen es auf dem Sekretariat ab. Das bearbeiten sie und schreiben die nächste Prüfung mit. Ende Gelände. Finde ich jetzt keinen besonderen Mehraufwand.

  • Der nächste Morgen reicht doch auch. Bei uns läuft es jedenfalls so ab. Morgens Aufgaben holen, am nächsten Morgen bringen, neue Aufgaben mitnehmen usw...

    So läuft es bei uns auch. Dann ist der Schüler jeden Tag beschäftigt.



    Mag sein. Aber gut wäre der gleiche Tag. Die Suspendierung ist ja kein Urlaub, da sollte man schon dafür soregn, dass der Schüler regelmäßig lernt.

    Tut er doch, wenn er am nächsten Morgen die Aufgaben bringt und die nächsten mitnimmt, die er wiederum am nächsten Morgen bringen muss ...

    Freundlichkeit ist kostenlos, aber niemals umsonst.

  • Erstmal allen danke, dass ihr euch die Zeit genommen habt und dargelegt habt, wie es bei euch zugeht oder einfach nur, wie ihr euch positionieren würdet. Und ich erkenne ja an euren Beiträgen, dass es an vielen Schulen so geregelt ist, dass die Schüler sich ihre Sachen selbst holen müssen. Genau so sehe ich es ja auch.
    Ich habe der Klassenlehrerin ein kleines Paket geschickt (einige Aufgaben, die wir in der Zeit auf jeden Fall schaffen) und den Hinweis, dass der Rest für den Schüler wie sonst auch im Krankheitsfall aufbewahrt wird, bis er ihn sich selbst holt. Wann ist mir dabei egal.


    (Da gerade mehrere Schüler gleichzeitig zu Hause bleiben müssen, freuen die sich diebisch darüber, dass sie nun gemeinsam Fortnite zocken können und lassen das die anderen in den Klassengruppen natürlich wissen.)

  • ...


    (Da gerade mehrere Schüler gleichzeitig zu Hause bleiben müssen, freuen die sich diebisch darüber, dass sie nun gemeinsam Fortnite zocken können und lassen das die anderen in den Klassengruppen natürlich wissen.)

    Das ist natürlich blöd, andererseits ist es halt für sie eine Möglichkeit, ihr Gesicht zu wahren. So cool, wie sie tun sind sie vermutlich trotzdem nicht.


    Umso wichtiger jedenfalls, dass es genug Arbeit gibt ;)

  • Aha, war also provokant genug um euch mal wach zu machen.
    ...

    Danke, nie wären wir auf die Idee mit Jugendamt und Strafanzeige gekommen.


    Aber wenn dich das wahre Haupt- bzw. Förderschulleben interessiert, frag gerne nach :aufgepasst:

  • Der Großteil der Fallmanager scheint sich als Burnoutprävention aber das Ziel gesetzt zu haben, möglichst wenig Forderungen zu stellen und als Lebensaufgabe stattdessen sehen, die verblendeten Mittelschichtsansprüche der Lehrerschaft zu beschwichtigen.

    Hier genauso. Lässt man sich als Lehrer in gefährlichen Fällen nicht abschütteln, finden sich andere Auswege. Zum Beispiel wurde nach dem Suizid des Vaters eine schon zuvor hochdepressive Mutter mit mehreren Kindern im frühen Schulalter überredet, das älteste, unsere Schule besuchende Kind an eine völlig unpassende Schule umzuschulen, wo es keinen einzigen Lehrer oder Schüler kannte. Die Idee fanden beide gut. Die Mutter war uns los und die Sachbearbeiterin hatte den Fall vom Tisch. Praktischerweise war nämlich die neue Schule in einem anderen Bezirk. Sicher haben die Lehrer dort auch gedacht, die Gymmilehrer hätten halt mal wieder ein anstrengendes Kind loswerden wollen.

  • Das ist natürlich blöd, andererseits ist es halt für sie eine Möglichkeit, ihr Gesicht zu wahren. So cool, wie sie tun sind sie vermutlich trotzdem nicht.
    Umso wichtiger jedenfalls, dass es genug Arbeit gibt ;)

    Ja, man weiß nicht, wie es wirklich ist. Aber für die Eltern ist es natürlich auch schwierig, wenn sie beruflich eingebunden sind, die Kinder zum Erledigen der Aufgaben zu bringen. Für sie erscheint es nun wie eine Extraferienzeit und das ist leider auch nur das, was die anderen Schüler mitbekommen.

  • Wir hatten schon suspendierte SchülerInnen, da haben sich die Mitschüler (und ehrlicherweise mancher Kollege) gewünscht, dass die nie wieder kommen. Also nicht immer ist nach Außen alles so, wie es Innen aussieht. Ich würde den anderen vermitteln, dass der Schulausschluss die härteste Strafe ist, die Schule aussprechen kann und dass die, die anwesend sind, stolz sein können, dass sie da sind und lernen und bald einen Schulabschluss haben, mit dem sie arbeiten gehen können. Mehr kann man wohl zu dieser Zeit nicht tun :weissnicht:

  • Bin davon auch zur Zeit betroffen. Ich finds auch fraglich, ob die Suspendierung was bringt. Für die Mitschüler und mich auf jeden Fall. Der Unterricht ist ruhiger und macht auf einmal sogar Spaß, wenn keiner da ist, der motzt und sabotiert. Aber andererseits ist keine Schule und ausschlafen schon ne Belohnung... und da das Kind sich eigentlich bemüht, nicht immer so zu sein, wie es ist, hoffe ich auch, dass es sich an seine bisherigen kleinen Erfolge danach auch noch erinnert und nicht nochmal von vorn anfangen muss, sich in Frustrationstoleranz zu üben...

  • Wie ist das bei euch geregelt?

    auch so - wir die suspendierten Schüler müssen morgens in die Schule kommen, sich ihr Material abholen, und gehen wieder.


    Finde ich auch besser so. Eigenständig nacharbeiten machen diese Kandidaten sowieso nicht. Und Morgens in die Schule kommen ist dafür da, dass sie das nicht als außerplanmäßige Ferien nutzen

  • auch so - wir die suspendierten Schüler müssen morgens in die Schule kommen, sich ihr Material abholen, und gehen wieder.
    Finde ich auch besser so. Eigenständig nacharbeiten machen diese Kandidaten sowieso nicht. Und Morgens in die Schule kommen ist dafür da, dass sie das nicht als außerplanmäßige Ferien nutzen

    Das finde ich sinnvoll.
    Bei uns sollten die Aufträge den Schülern allerdings am letzten normalen Schultag hinterhergetragen werden. Wie gesagt, dazu bin ich nicht bereit. Es gab etwas für einen kleinen Zeitraum - den Rest dürfen sie sich abholen kommen.

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