Referendariat abbrechen oder (durch)kämpfen?

  • Den fett markierten Satz verstehe ich nicht. Auf wen bezieht sich das?
    Wie sähe es nach einem Abbruch und Neuanfang aus? Z.B. aus krankheitsbedingten Gründen?


    Hallo Milk&Sugar,


    ich bin für Mitreferendare jemand, an dem man ein Exempel statuiert hat.
    Abbruch aus Krankheitsgründen wäre das letzte Mittel, das häufig gewählt wird, weil keine sinnvollen Alternativen zur Verfügung stehen. Bedeutet aber auch, dass sich die Ausbildung lange verzögert und die Wiedereinstellung nicht 100% gesichert ist. Ein Restrisiko bleibt bestehen.


    der Buntflieger

  • Augen zu und durch, wäre mein Tipp.
    Du hast sonst so viel Zeit verschenkt. Wenn Lehrer tatsächlich der Beruf ist, den du ausüben willst, wie du ja sagst, dann brich auf keinen Fall ab.
    Versuche einen mentalen Neuanfang, geh gelassen ins Seminar und biete wenig Angriffsfläche, konzentriere dich auf deinen Unterricht und mach deinen Abschluss.
    Wenn du es am Ende nicht schaffst, ist das zwar saublöd, aber du hast im großen und Ganzen nur geringfügig mehr Zeit investiert und kannst dir wenigstens sagen, du hast alles versucht.

  • Hallo Krümelmama,


    diese Antwort geht an alle, die der Meinung sind - bzw. es vermuten -, dass das Problem in meiner Person begründet liegt.

    Ich habe eigentlich nicht den Grund des Problems gesucht. Steht mir auch nicht zu.


    Ich finde aber, dass z.B. ein Schulpsychologe (oder eine andere außen stehende Person) dir helfen könnte, mit der Situation umzugehen (ohne dabei kaputt zu gehen), da ich den Eindruck hatte, dass du das Ref schon beenden möchtest..

  • Ohne die Situation zu kennen echt schwer einen Tipp zu geben.
    Würde vermutlich in die Offensive gehen und das persönliche Gespräch mit der Person suchen.
    Die eigenen Ängste des Nichtbestehens demütig offen legen und konkret nach Rat fragen was man besser machen kann und versuchen genau das umzusetzen.
    Vielleicht kannst du noch was an der festgefahrenen Meinung der Person ändern, wenn du dieser den Wind aus den Segeln nimmst.

  • Sorry, ich komme nicht ganz mit: Mit wem hast du es dir denn jetzt verscherzt? Mit der Seminarleitung? Dann stellt sich mir die Frage, wie schafft man das? Ich meine, ich hatte während meines gesamten Refs nie Kontakt zur Leitungsebene. Die Seminarleitung ist doch nie bei Unterrichtsbesuchen usw. dabei, wie kann sie sich also ein Urteil über dich bilden? Werden deine UBs schlecht bewertet oder wie kann das Seminar in dieser Phase Druck machen? Eine Verlängerung ("gelbe Karte") hast du ja nicht bekommen, oder?

    Ich glaube das hat noch keiner verstanden, wie das möglich ist. Ich habe mir der Leitung auch nie Kontakt gehabt.

  • Es gibt eine -meiner Meinung nach sehr effektive- Strategie, um heil durchs ref zu kommen: Kill them with kindness! Du sitzt am kürzeren Hebel und bist nicht in der Position, groß etwas reißen zu können. Aber gerade wenn dir wirklich jemand böses will, kannst du denjenigen mit explizit zur Schau gestellter Freundlichkeit zur Weißglut bringen, ohne dass dir Konsequenzen drohen. Wenn dich wirklich jemand aus Bosheit runtermacht, dann will er erreichen, dass du am Boden zerstört bist. Reagierst du auf Bosheit mit Lächeln und freundlichen Worten, nimmst demjenigen so die Verfügungsgewalt über dich. Das war und ist schon immer meine Strategie gewesen und damit fahre bzw fuhr ich sehr gut, v.a. im ref. Wer bei böswilligen Provokationen den kühlen Kopf bewahrt, geht aus solchen Situationen als der eigentliche Sieger hervor.
    Aber: Böswilligkeit ist hier vorausgesetzt. Sollte Kritik berechtigt sein, sollte man sie natürlich als guten Rat annehmen.

  • @Alle: Vielen Dank an diejenigen, die mir Mut zugesprochen haben; ...

    Also ist es das? Du willst weitermachen, suchst nach Bestätigung? Ich würde es wirklich gern verstehen.


    Da du nichts Konkretes erzählen willst, wäre es für dich vermutlich hilfreicher, die vielen Andeutungen ebenfalls zu unterlassen. Du merkst ja, dass das nicht nur zu nichts führt, sondern dich noch weiter runterzieht, weil du dich hier auch noch meinst, rechtfertigen zu müssen. Das musst du aber gar nicht. Denn ob du schlau, nett, freundlich, ein guter Lehrer bist oder nicht wissen wir nicht und bezweifeln das auch nicht. Es interessiert vor allem auch nicht. Du stellst es nur selbst immer wieder zur Diskussion.


    Ich würde die Frage daher konkreter umformulieren. Z.B. in "Was kann man 4 Monate vor den Prüfungen in Rheinland-Pfalz tun, wenn man an seiner Ausbildungsschule massive Probleme hat?" Wenn dich die Möglichkeiten überhaupt interessieren. Oder vielleicht auch einfach in "Mir geht es schlecht, ich will aber weitermachen, könnt ihr mir Mut zusprechen?"


    So und wenn du jetzt wieder nur einen Satz rauspickst, um zu sagen, wie arm du bist, dann geb ich's auf ;)

  • Ich muss @Krabappel absolut Recht geben, es ist vollkommen müssig immer und immer wieder zu diskutieren ob die ganze Story jetzt wirklich so ist, wie Du erzählst oder eben nicht. Keiner von uns kann's überprüfen und es ist auch vollkommen wurscht, weil Dich hier eh niemand kennt. Es *kann* wirklich so sein, aber ich denke, das kann man sich nur vorstellen, wenn man sich selbst schon mal in so einer kafkaesken Situation befunden hat. Ich hab an meiner ersten Schule gekündigt, weil man aus für mich absolut nicht nachvollziehbaren Gründen immer und immer wieder gegen mich persönlich gestichelt hat. Das gibt es einfach, dass Menschen überhaupt nicht miteinander klar kommen und das gibt es auch, dass dann wirklich irrationale Dinge passieren. Ebenso ist es aber auch möglich, dass jemand Fehler macht und diese als solche überhaupt nicht wahrnimmt. Auch das habe ich schon erlebt. Im beruflichen Umfeld passiert das dann, wenn die eigenen Massstäbe mit denen des Arbeitgebers schlichtweg nicht deckungsgleich sind. In beiden Fällen würde ich persönlich einen Strich drunter ziehen. Aber schlussendlich kann das nur derjenige für sich entscheiden, der gerade akut in der Situation steckt, ich denke, man kann da keinen Rat geben.


    Aber noch mal konkret zur Option, die ich schon genannt habe. Wenn Du @Buntflieger Dir vorstellen könntest, bei uns in der Schweiz noch mal neu anzufangen, solltest Du ein paar Dinge unbedingt schon gleich wissen, bevor Du überhaupt irgendwelche Bemühungen anstellst:

    • Du bekommst in Deutschland als Referendar Geld während der Ausbildung. Hier in der Schweiz zahlst Du und zwar Studiengebühren. An der FHNW sind das z. B. 700 CHF pro Semester. Die Berufspraxis erledigst Du komplett unentgeltlich. Es besteht aber die Möglichkeit, sich schon vor Abschluss der Ausbildung an einer Schule zu bewerben und z. B. in Stellvertretung zu arbeiten. Dann bekommst Du natürlich Geld und kannst auch die Berufspraxis in den eigenen Klassen ableisten. Die Aussichten sind nicht schlecht, da die Sek I unter Lehramtsanwärtern nicht besonders beliebt ist.
    • Sek I und Sek II sind hier komplett voneinander getrennt. In der Sek I unterrichtest Du immer nur 3 Jahrgänge und zwar 7. - 9. Schuljahr, die Primarstufe geht bis einschliesslich 6. Schuljahr.
    • In der Sek I wird grösstenteils noch nach dem Klassenlehrerprinzip unterrichtet, das Fachlehrerprinzip kommt erst in der Sek II. Das bedeutet, Du musst mindestens 3 Fächer unterrichten bzw. wenn es weniger sind, hast Du nie ein volles Pensum. Ich schätze aber, dass man Dir Deine schon vorhandene Fachausbildung komplett anerkennen würde, weil Du im Vergleich zur hiesigen Ausbildung in dem Bereich bereits überqualifiziert bist (siehe Punkt 4).
    • Die Sek I ist definitiv die Schwachstelle des schweizerischen Bildungssystems. Ich habe selbst nie auf dieser Stufe unterrichtet, aber ich sehe 1. in welchem Zustand die Jugendlichen aus der Sek I zu uns kommen und ich höre 2. meinen Kolleginnen und Kollegen zu, die selbst Kinder im entsprechenden Alter haben. Das Fachwissen der Sek-I-Kollegen ist systembedingt (man studiert eben nur an der PH und nicht an der Uni) in vielen Bereichen zu oberflächlich für das, was sie eigentlich vermitteln sollten. Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel. ;)

    Das mag jetzt vielleicht nicht besonders attraktiv klingen, aber ich habe auch schon genug Leute kennengelernt, die den Job an der Sek I wirklich gerne und sicher auch gut machen. Möglichkeiten innerhalb des deutschen Ausbildungssystems wurden ja schon genannt. Wahrscheinlich würde ich mich an Deiner Stelle einfach mal an die Studienberatung wenden.

  • Was ich nicht verstehe: Bei uns war die Seminarleitung bei den Unterrichtsbesuchen immer dabei. Ist in BY heute immer noch so. Ist das nicht überall so?

  • Was ich nicht verstehe: Bei uns war die Seminarleitung bei den Unterrichtsbesuchen immer dabei. Ist in BY heute immer noch so. Ist das nicht überall so?

    Ich denke hier liegt das Problem im Wort "Seminarleitung":
    -> In NRW bezeichnen wir als "Fachleiter/Seminarleiter" (beide Begriffe werden quasi synonym verwendet) eine Person, die Referendare im ZfsL/Seminar (auch Synonyme) fachbezogen ausbildet und eben auch deren Fortkommen bewertet, nämlich indem sie UBs durchführt.
    -> Außerdem gibt es noch DIE Seminarleitung (DEN Seminarleiter), der also das gesamte ZfsL/Seminar leitet. Also quasi den Vorgesetzten der Fachleiter, den "Schulleiter des ZfsL/Seminars". DER ist bei UBs nicht dabei und mit dem hatte ich auch nie Konakt während des Refs.
    Mit wem Buntflieger es sich da so verscherzt hat, weiß ich auch nicht so richtig.

    Warum Trübsal blasen, wenn man auch Seifenblasen kann?

  • Ich denke hier liegt das Problem im Wort "Seminarleitung":-> In NRW bezeichnen wir als "Fachleiter/Seminarleiter" (beide Begriffe werden quasi synonym verwendet) eine Person, die Referendare im ZfsL/Seminar (auch Synonyme) fachbezogen ausbildet und eben auch deren Fortkommen bewertet, nämlich indem sie UBs durchführt.
    -> Außerdem gibt es noch DIE Seminarleitung (DEN Seminarleiter), der also das gesamte ZfsL/Seminar leitet. Also quasi den Vorgesetzten der Fachleiter, den "Schulleiter des ZfsL/Seminars". DER ist bei UBs nicht dabei und mit dem hatte ich auch nie Konakt während des Refs.
    Mit wem Buntflieger es sich da so verscherzt hat, weiß ich auch nicht so richtig.


    Hallo Midnatsol,


    sobald man irgendwie aus der Reihe tanzt, sitzt die Seminarleitung mit im Boot. Entweder man hat nie Kontakt oder nur durch Zufall - in Prüfungen oder so - oder man hat reichlich Kontakt. Bei mir trifft eben das zu. Weitere Details werde ich wie gesagt nicht kundtun können zum jetzigen Zeitpunkt. Ich werde hier nicht weiter klagen oder fragen etc. Bin halt auch nur ein Mensch und Gelegenheit zum Austausch gibt es momentan kaum. Meine Freundin ist auch sehr belastet durch meine Situation und im Seminar kann man so richtig niemandem (mehr) trauen. Irgendwie sickert immer etwas durch in alle Richtungen.


    der Buntflieger

  • Buntflieger: nicht aufgeben!

    • Nicht, wer zuerst die Waffen ergreift, ist Anstifter des Unheils, sondern wer dazu nötigt. -Machiavelli-
    • Zwei Mächte gehen durch die Welt, Geist und Degen, aber der Geist ist der mächtigere. -Napoleon-
    • In dir muss brennen, was du in anderen entzünden willst! -Augustinus-
  • Ich würde die Flinte auch nicht so schnell ins Korn werfen.


    Ich kenne die Struktur in BW jetzt nicht, daher ein paar Fragen, die du dir v.a. selber beantworten solltest.


    1) Gibt es Klassen/Kurse, mit mit denen es gut funktioniert?
    2) Wenn ja: Bist du da selber noch der verantwortliche Lehrer, wenn die UPP ansteht? Wenn ja, könnten das die Examensklassen werden, niemand ist sonst dabei.
    3) Wenn du nicht mehr der vernatwortlliche Lehrer bist: Kannst du mit der SL offen sprechen? Ich habe damals darum gebeten, dass ein bestimmter Kollege meine Examensklasse im fraglichen Halbjahr NICHT übernimmt, weil ich da Schwierigkeiten in der Zusammenarbeit sah. Das hat geholfen.
    4) Wenn das nicht möglich ist: Kannst du einen sehr frühen UPP-Termin bekommen, damit der Spuk schnell vorbei ist?
    5) ist es möglich, dass die Lehrer, die nicht an der Ausbildung beteiligt sind, mal mit in deinen Unterricht kommen? Stichwort: zweite Meinung....


    Unterm Strich musst du die Entscheidung natürlich selber treffen. ich glaube, wie weiter oben schon geschrieben, nicht an die Theorie, dass Refs am Examenstag bewusst in die Pfanne gehauen werden, dazu sind zu viele Leute an der Prüfung beteiligt. Und wenn es deiner Psyche schlecht geht, solltest du dir professionelle Hilfe holen, vielleicht können da Strategien entwickelt werden, die dir helfen, mit der Situation umzugehen.


    Wie gesagt: Das wären für mich jetzt keine Fragen, die du hier beantworten solltest. Aber für dich selbst. Vielleicht bist du in der Lage, immer nur ein kleines Stück in die Zukunft zu denken. Ich glaube, dass es für den Fall des Abbruchs keinen großen Unterschied machst, ob du jetzt oder z.B. in 2 Monaten abbrichst. Wenn du aber noch 2 Monate durchhältst, ist das Ziel schon etwas näher als jetzt.

  • Kaum zu glauben, wo doch bei uns die Schulen dringend neue Lehrer suchen. Da kann man sich nur an den Kopf fassen,


    Na dann haben wir doch die Lösung, jeder der will wird Lehrer und sämtliches Lehramtsstudium und Ref wird abgeschafft.



    Ich bin mir auch nicht so sicher, ob dir nicht vielleicht das professionelle Verhalten fehlt. Mich hat auch vieles im Ref gestört. Manches habe ich aber einfach an mir abprallen lassen.
    Das dicke Fell braucht man hier und da und auch später schadet es nicht.
    Es ist nun einmal ein bestimmtes System, das weiß man aber auch, wenn man darauf studiert. Dann muss man sich auch auf das System einlassen.


    Was für ein Exempel? Was haben die für einen Mehrwert, wenn sie dich absägen?

  • Ich bin mir auch nicht so sicher, ob dir nicht vielleicht das professionelle Verhalten fehlt. Mich hat auch vieles im Ref gestört. Manches habe ich aber einfach an mir abprallen lassen.
    Das dicke Fell braucht man hier und da und auch später schadet es nicht.
    Es ist nun einmal ein bestimmtes System, das weiß man aber auch, wenn man darauf studiert. Dann muss man sich auch auf das System einlassen.


    Was für ein Exempel? Was haben die für einen Mehrwert, wenn sie dich absägen?


    Hallo Kiggie,


    gibt es im Lehrerberuf eine "echte" Professionalität? Zumindest in der Erziehungswissenschaft ist das ja heiß umstritten.
    Mag schon sein, dass ich zu empfindlich bin und mir die nötige Ellenbogenmentalität abgeht. Wenn dem so ist, dann wusste ich nicht, dass man als empathischer und sensibler Mensch nicht für "ein bestimmtes System" geeignet ist. Man möge mir das also vorwerfen.


    Weshalb das passiert, was passiert - ich weiß es letztlich nicht. Irgendwas wird schon an mir sein, das auf manche Leute provozierend wirkt. Anders kann ich es mir nicht erklären. Mehrwert? Ich glaube nicht - siehe oben -, dass es dabei um rational fassbare Werte geht.


    der Buntflieger

  • Wir haben ja schon über die Lehrerpersönlichkeit diskutiert, aber dass Du jetzt auch noch in Frage stellst, mit Hinweis auf die Erziehungswissenschaft, dass es im Lehrerberuf so etwas wie Professionalität gibt ... (wobei es ja hier gar nicht um Lehrer spezifische Professionalität geht, sondern um die, die man allgemein im Berufsleben braucht).

  • Lieber Buntflieger


    Ich hab deine Geschichte hie immer wieder verfolgt. Erstmal wünsche ich dir alles Gute und dass du einen Weg findest wie es für dich weiter gehen kann.


    Etwas ähnliches ist vor 4 Jahren in meinem nahen Umfeld auch jemanden passiert. Meine Empfehlung wäe: Gibt es an deiner Schule jemanden, dem du vertraust? jemand der dir eine ehrliche Aussage zu deiner Aussenwirkung machen kann? Ich kenne nur deine Sichtweise und ich will dir nix unterstellen, aber mich lässt das Gefühl nicht los, dass da Selbstsicht und Aussensicht nicht übereinstimmen.

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