Unproduktivität; Einzelarbeit

  • Hallo!

    Mich würde interessieren, wie ihr konkret mit Schülern in der Sek I umgeht, die zwar nicht stören, die aber in Arbeitsphasen trotz mehrfacher Aufforderung nicht vernünftig und produktiv arbeiten. .. Gibt es bei euch in diesem Fall Konsequenzen? Oder notiert ihr euch schlichtweg eine schlechte Note für die Stunde und das wars?


    Und eine zweite Sache, die mich interessiert: Gibt es bei euch im Unterricht Einzelarbeitsphasen? Mir wird von den Schülern zurückgemeldet, dass es das bei anderen Kollegen fast nie gibt, aber Schüler erzählen ja viel.. ;-)
    Falls ja, wie setzt ihr Einzelarbeitsphasen in unruhigen Klassen durch?


    Viele Grüße :)

  • Mich würde interessieren, wie ihr konkret mit Schülern umgeht, die zwar nicht stören, die aber in Arbeitsphasen trotz mehrfacher Aufforderung nicht vernünftig und produktiv arbeiten. .. Gibt es bei euch in diesem Fall Konsequenzen? Oder notiert ihr euch schlichtweg eine schlechte Note für die Stunde und das wars?

    Es kommt ein wenig auf die Situation bzw. den Schüler an. Meist läuft es etwa so ab: Ich gehe einmal auf den Schüler zu und fordere ihn (je nach Situation) auf, mir seine bisherigen Arbeitsergebnisse zu zeigen (das besonders wenn er meint ich kriege das nicht mit und sich dann, wenn ich komme, einfach mal auf seinen Block lehnt oder so um sein Nichtstun zu vertuschen), fordere ihn einfach direkt auf, an der Aufgabe zu arbeiten (wenn er mit was anderem beschäftig ist) oder frage, ob er ein Problem hat, das ihn an der Bearbeitung der Aufgabe hindert (wenn es ein schwacher Schüler ist, der vllt. einfach überfordert ist). Ggf. erkläre ich etwas, dann gehe ich wieder. Beginnt er dann immer noch nicht mit der Arbeit, gehe ich nach ein paar Minuten nochmal hin, diesmal mit meinem Lehrerkalender in der Hand, schaue mir seine (nicht vorliegenden) Ergebnisse an, ziehe vielsagend die Augenbraue hoch und mache dann ganz explizit eine Notiz in meiner Notenliste.
    Wenn ich das Gefühl habe, da will mich einer verarschen (siehe oben: So tun als würde er arbeiten, sich auf den Block legen wenn ich komme, etc.), auch noch nachdem ich ihn erwischt habe, bitte ich die Person am Ende der Arbeitsphase ihre Ergebnisse vorzustellen und mache meinen Augenbrauenschwenk und meine Notiz dann nochmal vor dem Plenum. Fies, unpädagogisch? Vielleicht. Wirkt aber bei manchem.
    Wiederholt sich sowas, behalte ich ihn nach einer Stunde kurz da und weise darauf hin, dass seine Arbeitsergbnisse in Arbeitsphasen ungenügend sind. Je nach Situation/Schülertyp frage ich dann, ob er sich bewusst ist, welcher Note die Definition "ungenügend" entspricht, oder eben, ob er mir erklären kann, weshalb er Aufgaben wiederholt nicht bearbeitet.



    Zitat von Iwnn

    Und eine zweite Sache, die mich interessiert: Gibt es bei euch im Unterricht Einzelarbeitsphasen? Mir wird von den Schülern zurückgemeldet, dass es das bei anderen Kollegen fast nie gibt, aber Schüler erzählen ja viel.. ;-)


    Falls ja, wie setzt ihr Einzelarbeitsphasen in unruhigen Klassen durch?

    Klar. Sie sollen ja auch mal schauen, was sie alleine so hinbekommen. Aber tatsächlich überwiegen bei mir die Partnerarbeiten. Einzelarbeit mache ich GERADE in unruhigen Klassen. Da kündige ich die Einzelarbeit ganz explizit an, erkläre (wie für doofe), dass EA bedeutet, dass man nicht mit dem Partner arbeitet und redet, sondern ganz allein an einer Aufgabe arbeitet. Sage ggf. explizit, in welchen Fällen man den Partner kurz um Rat fragen darf (so wenige Ausnahmen wie möglich erlauben!) und kündige die Zahl an Minuten an, in denen ich entsprechend kein Wort hören will. Wer mehr als 2x ermahnt wird, bekommt (wenn ich eine habe) eine Extraaufgabe, wird umgesetzt, oder watauchimmer.

    Warum Trübsal blasen, wenn man auch Seifenblasen kann?

  • Hallo Iwnn,


    kommt ganz darauf an. Ich fahre gut damit, bei jeder sich bietenden Gelegenheit die betreffenden Schüler am Platz aufzusuchen und zu motivieren. Anfangs stößt das meist noch auf Ablehnung, aber irgendwann kapiert auch der härteste Kerl, dass der Typ da vorne sich tatsächlich dafür interessiert, was er (oder sie, trifft ja auf Mädels genauso zu) macht.


    Einzelarbeit ist bei mir ein fester Bestandteil, aber es stimmt, dass sie das oft gar nicht mehr können und sofort mit dem Sitznachbarn über Fragestellungen sprechen. Da Einzelarbeit in der Sek I als minderwertige Sozialform gilt, wird sie häufig entweder nicht öffentlich zugegeben oder vermieden. Empirisch begründen lässt sich das natürlich nicht; im Gegenteil: Erst wenn sich der Lernende selbst Gedanken über eine Problemstellung gemacht hat, kann bzw. wird die Bündelung der Ergebnisse einen Mehrwert erzeugen.


    Zur Durchsetzung von Einzelarbeit: Unbedingt gleich zu Beginn ein festes Ruheritual einführen. Wer dann noch spricht, bekommt eine Konsequenz zu spüren. Das kann z.B. eine kleine Auszeit von wenigen Minuten sein (nicht vor die Tür, sondern z.B. an einen Extratisch/Einzeltisch mit Schreibaufgabe). Im Fall von sehr unruhigen Klassen mit wenig Selbstkontrolle ist es natürlich oft nicht möglich, solch ein Ritual erfolgreich einzuführen. Hier muss erst die Beziehungsebene hergestellt werden, also die Basis geschaffen werden, damit gemeinsame Regeln angenommen und befolgt werden von der überwiegenden Mehrheit der Klasse. Ist das der Fall, werden auch die 2-3 Renitenten SuS dem Gruppendruck folgen.


    Das sind so meine bisherigen Erfahrungen... ;)


    der Buntflieger

  • Ehrlich gesagt funktioniert bei mir in unruhigen Klassen nur Einzelarbeit. Geschwafel von vorne hört eh niemand länger als 2 min. zu.


    Und wenn Schüler nichts machen, kommt's drauf an:
    a) es ist zu schwer-> dann Aufgaben so stellen, dass klar ist, was zu tun ist
    b) gefühlt zu schwer/Versagensängste-> Das kannst du, fang so und so an, mach erst mal Aufgabe 1... haben wir gestern genauso gemacht, erinnerst du dich? Schlag dort nach, nimm die Tabelle aus dem Buch zu Hilfe...
    c) zu viel/unübersichtlich-> Struktur rein
    d) kein' Bock-> Ich sammle das übrigens ein, es gibt darauf ne Note/bzw. wenn du weiterhin aufs leere Blatt guckst, holst du die Zeit morgen in der 8. Stunde nach.


    Wenn du dir nicht sicher bist, frag nach: Was fehlt, damit du loslegen kannst?

  • Fies, unpädagogisch? Vielleicht. Wirkt aber bei manchem.

    Also mich hat solche Pädagogik als Schüler richtig krank gemacht. Da solltest Du und jeder Lehrer ganz vorsichtig sein, ob Ihr es mit sensiblen Schülern zu tun habt oder mit jemandem, der euch ärgern will, einfach keinen Bock hat oder sonst was.


    Ich weiß, es ist nicht einfach mit so vielen Schülern, habe ich zumindest für einige Wochen schon erlebt. Aber dann lieber im Zweifel in Ruhe lassen und 6 notieren als auch noch vor der ganzen Klasse vorzuführen.


    Dieses Mittel ist etwas für freche Schüler, die selbstbewusst sind und Ärger produzieren statt Produktives.


    Kann meine Meinung zwar nicht fachlich untermauern, aber ich spreche aus eigener, negativer Erfahrung... Mich als introvertierten, schüchternen Schüler hat dieses melden müssen, präsentieren müssen und vor allem oft genug vorgeführt werden so krank gemacht, dass ich deswegen jedes Mal Krankenscheine geholt habe, wenn es um Präsentationen ging, mich noch mehr zurückgezogen habe, wenn ich in der Schule war und mich noch weniger gemeldet habe um bloß nichts Falsches zu sagen.


    Beispiel Mathe? Schriftlich 1, mündlich 4. Wenn ich dann gezwungen wurde etwas zu sagen, dann wusste ich natürlich was. Hat aber wegen der Quantität der Beiträge nicht mehr gebracht. Da meine Lehrer wussten, dass ich es kann habe ich am Ende dann auch die 2 bekommen statt der 3. Aber in anderen Fächern, in den ich schriftlich nicht so stark war war ich dann stets ein Wackelkandidat.


    Als jemand, der nie selbst so war, mag es ja lächerlich klingen. Lustig ist es aber nicht. Und in dem, was Du da erzählst, hätte ich mich glatt selbst erkennen können. Und ja, mag sogar sein, dass so jemand dann so tut als würde er arbeiten, indem er sich über das Heft/Blatt/etc. lehnt. Kann aber viele andere Gründe haben als dich verarsche zu wollen.

  • Gefällt mir, dass die Idee mit dem "kein' Bock" erst an letzter Stelle kommt und Du sogar noch danach darauf eingehst bei Unsicherheit trotzdem weiter zu kommunizieren und das Problem zu ergründen statt bloßzustellen, zu bestrafen oder Ähnliches.

  • Eigentlich OT, geht nicht ganz auf die Frage ein...


    Ich frage mich die ganze Zeit, was da auf der Strecke bleibt zwischen Grundschule und Sekundarstufe.
    Warum können die Schüler das grundsätzlich noch bei uns bis zum 4. Schuljahr und dann nicht mehr in der Sekundarstufe?
    (Wenn in der Grundschule die Schüler etwas nicht verstehen, melden sie sich oder kommen zum Lehrer und fragen oder nutzen ein Hilfessystem... so erlebe ich es zumindest)

  • Ich frage mich die ganze Zeit, was da auf der Strecke bleibt zwischen Grundschule und Sekundarstufe.

    Meine Beobachtung geht in die Richtung, dass unheimlich viel zwischen Grundschule und SekI auf der Strecke bleibt. Bei Gesprächen mit GS-Kollegen fällt mir immer wieder auf, wie vieles Schüler in der vierten Klasse offenbar schon gut können, was dann bei uns in der 5. Klasse mühevoll neu eintrainiert werden muss. Das betrifft vor allem Verhaltensweisen und Methoden, zum Teil aber auch fachliche Inhalte. In Bezug auf die Verhaltensweisen und Methoden nehme ich an, dass die neue Zusammensetzung des Klassenverbands und der ständige Lehrerwechsel die eingespielten Verhaltensweisen quasi wieder "löscht". Schade.
    Letztlich ist dieses Phänomen wahrscheinlich auch ein Grund dafür, dass Gymnasialkollegen den Primarkollegen mitunter vorwerfen, sie hätten den Schülern an der Grundschule "nix beigebracht". Das scheint halt nur so, wenn die Schüler alles wieder vergessen.

  • ...
    (Wenn in der Grundschule die Schüler etwas nicht verstehen, melden sie sich oder kommen zum Lehrer und fragen oder nutzen ein Hilfessystem... so erlebe ich es zumindest)

    Zum einen sind es da noch Kinder, Kinder ticken meist noch etwas anders als Pubertiere. Auch was Coolseinmüssen vor Mitschülern angeht.
    Zum andern haben sie im Allgemeinen eine andere Beziehung zur Lehrkraft. Die Kleinen kletterten ja noch auf den Schoß, wenn man sie ließe Wenn dann erst mal jede Stunde jemand anders vorne steht, ist diese Offenheit nicht mehr so da.


    Und schließlich hat das auch was mit sozial kompetentem Verhalten zu tun. Selbstbewusste melden sich auch in der Hochbubertät und sagen, ich kapier das nicht.

  • Viele Kinder haben ein Problem mit dem Anfangen. Typisch ist das bei allen, die irgendwie keine altersgerechte Handlungsplanung haben, z.B. Kinder im Spektrum (mehr als man denkt...), ADHS und Ähnliches. Es gibt ganz einfache Mittel, diese Klippen zu umschiffen, auch im großen Klassenverband. Ich kündige meinen Kandidaten z.B. im Vorbeigehen ein paar Minuten vorher schon leise an, was gleich folgt, welche Seite, welche Nummer, "lass das Heft draußen, das brauchen wir gleich nochmal"... Oder ich portioniere für sie die Arbeit kleinschrittiger als für die Masse (leise einzeln: " Ich will in fünf Minuten Lösungen in diesen vier Lücken stehen haben."...) Bei freien Aufgaben hilf es oft, einen ersten Satzanfang anzubieten etc.


    Im übrigen sehe ich den Mehrwert von strikter Einzelarbeit nur bei sehr unsozialen Chaosklassen. Sonst stelle ich das außer bei Prüfungssimulationen fast immer zur Wahl. Man darf alleine oder zu zweit arbeiten. Hauptsache, es finden konzentrierte Lernaktivitäten statt. Wenn das jemand besser im Gespräch oder besser alleine kann - nur zu.


    Verweigerung um der Verweigerung willen oder aus bloßer Faulheit ist im Unterricht meiner Erfahrung nach sehr sehr selten in Klasse 5-12.

  • Nunja, an der Berufsschule war das nach ein paar Monaten jenseits der Klassen für Jugendliche ohne Ausbildungsstelle eigentlich auch kein großes Problem, zumindest bei der Mehrheit des Kollegium. Abweichendes Verhalten hat fast immer einen Grund.
    Bei den krassen Fällen half am ehesten bei uns Doppelsteckung, aktive Zusammenarbeit mit den Sozpäds bei anderweitig stark belasteten Jugendlichen und vor allem das Wissen, dass sie suspendiert werden, wenn sie gar nicht tun, was wir fordern, und der Spaß mit der Erfüllung der berufsschulpflicht durch Blockunterricht von vorn losgeht im nächsten Block.
    Wenn es wirklich Verweigerung zur Verweigerung ist in allgemein bildenden Schulen: hier ist der Früharbeitstermin, 7.15 Uhr beim Vertretungsplaner, der eh im Haus ist; ein bisschen nachholen, was du letzte Woche nicht im Unterricht machen wolltest. Teenager stehen ungern früher auf.

  • Das mag am Gymnasium so sein, gilt jedoch nicht für alle Schularten!

    Glaub ich eigentlich nicht. Natürlich ist Verweigerungsverhalten in mancher Schulart zigmal häufiger, aber die Gründe sind denke ich andere, als ein reines Desinteresse. Wenns nur Desinteresse wäre, gäbe es keinen Grund, sich zu verweigern, das Verweigern ist ja nun kein normales Verhalten.


    Was aber nicht heißt @Spaetstarter, dass man nicht auch mal genervt davon sein dürfte, wer ist schon immer geduldig... Und was es heißt, sowas zusammen mit einem Strauß an anderen Unterrichtsstörungen 6 Stunden am Stück zu haben kann wirklich, wirklich kein Außenstehender beurteilen ;(

  • ich wende all die Handlungsmöglichkieten an, die Buntflieger und Midnatso beschrieben haben.


    Dennoch habe ich zwei Schüler in verschiedenen Jahrgängen, die nichts machen. Nicht mitschreiben, nie (wirklich nie!) HA machen, keine Vokabeln lernen -- nichts. Nihil. Nada. Rien.
    Entsprechend sieht ihre Epochalnote aus.


    Das haben sie übrigens am Schuljahresanfang mitgeteilt beokmmen, das habe ich mehrfach den Eltern geschrieben. (habe die beiden schon seit 3 bzw.5 Jahren)


    Ganz ehrlich? Zwingen kann ich sie nicht. Ich habe meinen Schulabschluss gemacht, für den ihren sind sie dann selbst verantwortlich.


    Übrigens sind sie im persönlichen Gespräch höflich, im Unterricht und in der Pause sehr hilfsbereit.


    Zum letzten Satz:


    gerade in unruhigen Klassen lasse ich verstärkt Einzelarbeit machen, Partner oder gar Gruppenarbeit geht dort gar nicht. Erst wenn sie aus der Pubertät wieder raus sind, lasse ich mehr Spielraum. Vorher brauchen gerade solche Klassen enge Vorgaben. So zumindest meine persönliche Erfahrung.

  • Glaub ich eigentlich nicht. Natürlich ist Verweigerungsverhalten in mancher Schulart zigmal häufiger, aber die Gründe sind denke ich andere, als ein reines Desinteresse. Wenns nur Desinteresse wäre, gäbe es keinen Grund, sich zu verweigern, das Verweigern ist ja nun kein normales Verhalten.
    Was aber nicht heißt @Spaetstarter, dass man nicht auch mal genervt davon sein dürfte, wer ist schon immer geduldig... Und was es heißt, sowas zusammen mit einem Strauß an anderen Unterrichtsstörungen 6 Stunden am Stück zu haben kann wirklich, wirklich kein Außenstehender beurteilen ;(

    Das ist schon klar. :) Bin weit davon entfernt ein Befürworter von Kuschelpädagogik zu sein. Aber als Pädagoge sollten oben genannte 'Lösungen' nur in den richtigen Situationen eingesetzt werden.


    Und so wie @Friesin zum Beispiel erzählt, wenn Schüler sich total verweigern, aber nicht stören und lieb und nett sind, sieht da jemand einen Grund solche Schüler vorzuführen? Natürlich darf man als Lehrer auch mal nachfragen um irgendeine Leistung einzufordern und um eine Grundlage für die Bewertung zu haben. Man kann nicht die ganze Welt retten, auch nicht als Lehrer. Man kann sie aber schlechter machen indem man mit zu viel Härte die Falschen trifft.

  • Zum einen sind es da noch Kinder, Kinder ticken meist noch etwas anders als Pubertiere. Auch was Coolseinmüssen vor Mitschülern angeht.
    Zum andern haben sie im Allgemeinen eine andere Beziehung zur Lehrkraft. Die Kleinen kletterten ja noch auf den Schoß, wenn man sie ließe Wenn dann erst mal jede Stunde jemand anders vorne steht, ist diese Offenheit nicht mehr so da.

    Generell mag das schon sein.
    Allerdings habe ich festgestellt, dass in meiner Zeit als mobile Reserve, als ich einmal mehrere Monate Klassenlehrer in der 5. und 6. Klasse Mittelschule vertreten habe, man mit fast derselben Art von Unterrichtsgestaltung arbeiten konnte wie ich im 4. Schuljahr arbeitete. Nur musste man eher von den Anforderungen her einfacher arbeiten. Man konnte nicht mehr die ganze Aufgabenbreite, die auch ein höheres Niveau beinhaltete, einsetzen.
    Im 5. Schuljahr - das war eine Vertretung von 8 Monaten - habe ich fast eins zu eins noch Grundschulmethoden (also eher, wie ich im 4. Schuljahr arbeite) eingesetzt, wie z.B. einen Morgenkreis am Montagmorgen, was die Schüler gerne gemacht gemacht haben und diese damit gut klar kamen. Das mag sich ab der heftigen Pubertät ändern. Allerdings merkt man auch im 4. Schuljahr schon die Entwicklung, dass die Peergroup immer wichtiger wird.
    Übrigens: Die körperliche Nähe der Lehrkraft suchen hauptsächlich Erst- und Zweitklässler. Bei Drittklässlern kommt das nur in ganz wenigen Ausnahmefällen vor (kommt auch darauf an, wie man als Lehrkraft reagiert - es ist eher so, dass das die Studenten und Referendare noch eher zulassen) und tritt dann gar nicht mehr auf. Im 4. Schuljahr kommt es eigentlich nicht mehr vor.

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    (Wenn in der Grundschule die Schüler etwas nicht verstehen, melden sie sich oder kommen zum Lehrer und fragen oder nutzen ein Hilfessystem... so erlebe ich es zumindest)

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    Allerdings habe ich festgestellt, dass in meiner Zeit als mobile Reserve, als ich einmal mehrere Monate Klassenlehrer in der 5. und 6. Klasse Mittelschule vertreten habe, man mit fast derselben Art von Unterrichtsgestaltung arbeiten konnte wie ich im 4. Schuljahr arbeitete.

    Das widerspricht sich doch nicht? In Klasse 5 und 6 stehen sie noch auf Handpuppen und Morgenkreise, in Klasse 7 geht das tendenziell nicht mehr. Und Klassenleiterprinzip in der Regel auch nicht mehr üblich.


    Zudem gibt es doch auch sozial Auffällige in der Grundschule zur Genüge. Kinder die heulen oder ihr Blatt zerreißen, wenn sie etwas (vermeintlich) nicht können.

  • Zudem gibt es doch auch sozial Auffällige in der Grundschule zur Genüge. Kinder die heulen oder ihr Blatt zerreißen, wenn sie etwas (vermeintlich) nicht können.

    Das hat aber nichts mit dem zu tun, dass Schüler in der Sekundarstufe fast kaum mehr produktive Einzelarbeit machen. Einzelfälle gibt es natürlich immer wieder. Es geht aber allgemein um die durchschnittlichen Schüler. Im Eingangsbeitrag gehe ich von dem durchschnittlichen Schüler aus.


    Es ist in der Grundschule ja nicht so, dass alle Schüler von vorneherein durchgängige Einzelarbeit machen. Aber das lernen sie im Lauf der Grundschule. In diesem Bezug kann man doch viel erreichen. Auch die Schwächeren sind nicht gleich frustriert, sondern wissen die Hilfsangebote zu nutzen. Grundschüler können einem Löcher in den Bauch fragen. Sie kommen oder melden sich und sagen: "Das verstehe ich nicht." Dann bekommen sie halt nochmals eine extra Erklärung bzw. gebe ich unterschiedliche Hilfestellungen. Die, die im Unterricht frustriert sind, weil sie etwas nicht verstehen und ihrem Unmut Luft verschaffen oder frustriert weinen, sind die großen Ausnahmen und kenne ich so gut wie nicht. Vielleicht hatte ich auch immer Glück mit den Schülern diesbezüglich oder vielleicht stellt sich die Situation in Brennpunktschulen anders dar. Ich bin an einer durchschnittlichen Schule, die sich in einer Stadt mittlerer Größe befindet mit ca. 20 Prozent Migrationshintergrund, allerdings wohnen da einige Zugezogene. Alteingesessene Einheimische schätze ich auf etwas mehr als die Hälfte.


    Mich wundert es halt, dass eine produktive Einzelarbeit plötzlich in der Sekundarstufe so gut wie nicht mehr möglich ist, wie im Eingangsbeitrag ersichtlich.

  • Mich wundert es halt, dass eine produktive Einzelarbeit plötzlich in der Sekundarstufe so gut wie nicht mehr möglich ist, wie im Eingangsbeitrag ersichtlich.

    das sollte mich auch wundern. Meine Erfahrungen sind andere.


    Übrigens sind nach meiner Erfahrung am Ende der SekI viele Schüler ganz froh, wenn sie EA machen können. Irgendwann wollen sie nicht immer die PA oder die GA, sondern wollen in Ruhe vor sich hinarbeiten.

  • Glaub ich eigentlich nicht. Natürlich ist Verweigerungsverhalten in mancher Schulart zigmal häufiger, aber die Gründe sind denke ich andere, als ein reines Desinteresse. Wenns nur Desinteresse wäre, gäbe es keinen Grund, sich zu verweigern, das Verweigern ist ja nun kein normales Verhalten.

    Ich habe nicht geschrieben, dass Desinteresse die Ursache für Verweigerungen ist. Natürlich gibt es viele Gründe für dieses Verhalten. Je nach Schulstandort bzw. Einzugsgebiet findest du an meiner Schuart jedoch gehäuft Schüler mit Verweigerungstendenzen. Beim Klassenlehrer funktioniert es bei diesen Kindern meist besser, bei Fachlehrern häufig eher weniger. Das ist wohl auch ein Grund dafür, warum an unseren Mittelschulen bis zum Schluss das Klassleiterprinzip zum Tragen kommt.


    Darüber hinaus ist Einzelarbeit eine wichtige und auch gängige Unterrichtsmethode in der Sek1 und funktioniert gerade in problematischen Klassen besser als PA und GA.

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