Teilzeitanträge abgelehnt wg. Lehrermangels

  • Beide Eltern Vollzeit und Kinder.... ich weiß nicht wie das geht.

    Kann ich Dir sagen: Mit gutem Zeitmanagement, "Mut zur Lücke" = konsequenter Beachtung des Pareto-Prinzips... und zumindest einem Großelternpaar, das man auch um sechs in der Frühe anrufen kann, wenn Not am Mann ist. Kinder, die beizeiten zur Selbstständigkeit erzogen werden und nicht in jeder freien Minute Bespaßung erwarten, schaden dabei auch nicht.


    Und, ganz wichtig: Was ich hier beschreibe, ist unsere ganz persönliche Situation. Bei uns hat das alles prima funktioniert, auf andere ist das nur bedingt übertragbar.

  • Und ab welchem Alter?
    Ich merke nämlich nach zwei Wochen Klausurphase und neuem Stundenplan schreiben, während die Großeltern im Urlaub sind, dass meine Tochter (1 1/2) keine 35-40 Stunden Kindergarten gut wegsteckt. Ihr Bruder (4) bekommt das allerdings hin. Aber mit Arbeitsweg (je 30 Minuten) komme ich ohne Großeltern und Arbeit am Wochenende, wo ich eigentlich Zeit für die Kinder haben will, nicht auf meine Wochenstunden, neben Haushalt und Kindern.


    Und ganz ehrlich? Ich würde lieber 3 Stunden mehr arbeiten und davon eine Putzfrau einstellen, wenn ich nur eine zuverlässige, gute finden würde, die es ok findet, dass man sie anmeldet.

    Only Robinson Crusoe had everything done by Friday.

  • Und ab welchem Alter?

    Die Große mit knapp einem Jahr, die Kleine mit einem halben Jahr.

    Ich merke nämlich nach zwei Wochen Klausurphase und neuem Stundenplan schreiben, während die Großeltern im Urlaub sind, dass meine Tochter (1 1/2) keine 35-40 Stunden Kindergarten gut wegsteckt. Ihr Bruder (4) bekommt das allerdings hin.

    Ja, es kommt natürlich ganz stark auf die Kinder an. Wir hatten da wirklich Glück. Nach meiner Erfahrung kann man diesen Punkt nur bedingt aktiv beeinflussen.

    Und ganz ehrlich? Ich würde lieber 3 Stunden mehr arbeiten und davon eine Putzfrau einstellen, wenn ich nur eine zuverlässige, gute finden würde, die es ok findet, dass man sie anmeldet.

    Ja, da hast Du wahr. Unsere Nachbarin (Lehrerin, TZ , aber eher der Typ "Ich tanz auf allen Hochzeiten" :) ) ist gerade ganz verzweifelt, weil ihre Perle gekündigt hat. Wir sind auch sehr froh über unsere Putzhilfe, die freitags für drei Stunden kommt und danach ist wenigstens der Wohnbereich, die Küche und eines der Bäder sauber. Auch wenn sie ein Trampel ist und uns schon einiges zerdeppert hat. Was ihr geliebter Essigreiniger mit unseren damals nagelneuen Marmorfensterbänken gemacht hat... Schwamm drüber. Kann man gelegentlich mal wieder polieren.
    Aber anmelden? Muhaha. Wir haben das mal probiert ("Melden Sie Ihre Haushaltshilfe an! Es ist ganz einfach! Und dann haben Sie Ruhe und ein gutes Gewissen!"). Ganz ehrlich? Ich war froh, als unsere Putzhilfe uns mitgeteilt hat, dass wir sie bitte wieder abmelden sollen, weil sie insgesamt zu viel verdient. Zuvor hatten wir sie einfach nur bei der Knappschaft angemeldet - was wir bekommen haben, war nicht nur ein gutes Gewissen, sondern auch eine intensive Brieffreundschaft mit der Versicherung. Es kam im Schnitt - ungelogen! - ein Mal pro Woche ein Schreiben, das uns aufforderte, wieder irgendwas zu bestätigen, anzugeben oder was weiß ich. Das war äußerst nervig. Nein, da ist es mir schon lieber, dass unsere Freundin uns aus Gefälligkeit die Wohnung putzt. Da ist es auch nicht so schlimm, dass hinterher immer das Bargeld fehlt, das auf dem Esstisch lag.

    Die Mutter der Dummen ist immer schwanger.

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  • Dass bei Lehrkräften, die zu einem guten Teil ungebundene Arbeitszeiten haben, zusätzliche Minuten, die nicht angewiesen sind, nicht gutgeschrieben werden, liegt in der Natur dieser Art von Beschäftigung und ist auch bei Angestellten in der vielgerühmten freien Wirtschaft nicht anders, wenn diese ungebundene Arbeitszeiten haben. Hintergrund ist dabei unter anderem, dass nicht durch den AG angewiesene Arbeitszeiten auch nicht abzurechnen sind. Sind diese angewiesen, werden sie selbstverständlich auch als Mehrarbeit erfasst.
    Anders herum gedacht: es gibt doch bereits eine klare Vorgehensweise hierzu. Der Dienstherr ordnet eine mittlere Arbeitszeit von 40h/Woche an und es darf von Lehrkräften erwartet werden, dass sie ihre Arbeit so organisieren, dass sie diese im Mittel gut treffen. Sollte sich abzeichnen, dass dies nicht möglich ist, muss darauf mit einer Überlastungsanzeige reagiert werden und mit dem Vorgesetzten besprochen werden, an welchen Stellen entsprechende Abstriche zu machen sind. Man darf von Lehrkräften durchaus erwarten, dass sie ihrer Eigenverantwortung hier auch nachkommen. Im Übrigen umfasst "Dienst nach Vorschrift" bei Lehrkräften weit mehr als nur Unterricht und Korrekturen.


    Ich persönlich plane meine Arbeitszeit inzwischen mit Hilfe einer App in der Woche vor, trage alle gesetzten Stunden, Besprechungen, Aufsichten etc. vor und blocke weitere Zeiten, sodass ich auf meine anvisierte Arbeitszeit komme. Damit schaffe ich auch gut Funktionstätigkeiten, Beratungen usw. im vorgesehenen Zeitrahmen und kann andererseits guten Gewissens irgendwann auch einfach mal alles liegen lassen.

    Wie heißt diese App?

  • Und ganz ehrlich? Ich würde lieber 3 Stunden mehr arbeiten und davon eine Putzfrau einstellen, wenn ich nur eine zuverlässige, gute finden würde, die es ok findet, dass man sie anmeldet.

    Die haben wir nun endlich wieder nach zwei Jahren Suche gefunden und ich habe wirklich mal 2,5h für mich in der Woche an einem meiner freien Tage, der 2. ist für Büro usw. in der Regel ( oder eben was zusätzliches Aufräumen o.ä. so Sachen, die sonst bis zu den nächsten Ferien liegen bleiben).
    Das entlastet enorm, bei uns sind aber auch die Großeltern mindestens zwei Tage die Woche fest eingeplant

  • Mir ist es momentan schlicht nicht möglich Vollzeit zu arbeiten.
    Ich brauche die Stundenreduzierung, um, wie jemand so schön schrieb, meinen Alltag zu überleben.
    Auch sehe ich, und bedauere es sehr, dass Teilzeit selten wirklich Teilzeit ist, eben aufgrund vieler (angeblich) unteilbarer Aufgaben.
    Wie jemand mit Kindern und einer Lehrervollzeitstelle genügend Freizeit haben kann, ohne das Gefühl, man vernachlässige wichtige Wirkungsbereiche oder erledige sie nur ausreichend, ist mir ein Rätsel.
    Hier nehme ich sehr gerne Tipps an. ;)

    Hier!
    Ich habe eine Zeit lang Teilzeit gemacht, weil ich schlicht keine Lust auf fünf Tage schule hatte und stattdessen lieber ein langes Wochenende haben wollte. Asche auf mein Haupt :pfeifen: Aktuell arbeite ich Vollzeit, vermisse das lange Wochenende aber kann nicht über zu viel Arbeit klagen. Ich mache grundsätzlich Fr+Sa+So nichts zuhause für die Schule. Unterricht bereite ich an den restlichen Tagen vor, aber in aller Regel nicht länger als 17 Uhr. Vor den ferien arbeite ich soweit vor, dass ich in den Ferien frei habe. Wie das funktioniert? Keine Ahnung. Ich mach halt so viel, dass der Unterricht vernünftig läuft und nehme außerunterrichtliche Aufgaben wahr, die mir möglichst nur wenig Mehraufwand bereiten. Ich setze auf maximale Effizienz, spare mir jeglichen schnickschnack der zwar "nice to have" ist, aber grundsätzlich auch nicht zwingend nötig ist. Im Kollegium oder von schülerseite gab es über meine Arbeitsweise bisher nie Klagen, im Gegenteil. Ich unterrichte allerdings auch "nur" Nebenfächer, habe nur eine Klassenleitung und habe keine Kinder, sonst würde es wahrscheinlich auch anders aussehe

  • Was ist das Pareto Prinzip?

    Das ist eine vereinfachende Faustregel, die besagt, dass man 80% der Ergebnisse in 20% der Zeit schafft und für die restlichen 20% der Ergebnisse 80% der Zeit aufwenden muss. Ich würde mich dabei weniger an den Zahlen festhalten, sondern mehr an der Grundidee: Man kann viele Dinge in unserem Job mit relativ wenig Zeiteinsatz bereits angemessen erledigen und es besteht die Gefahr, bei Feintuning erheblichen Zeitaufwand reinzustecken, der es am Ende kaum wert ist. Eng damit gekoppelt ist das "GEMO-Prinzip": man stellt sich bei wichtigen Projektschritten regelmäßig die Frage "Good enough? Move on!". Es reicht i.d.R. aus gute Lösungen statt perfekter Lösungen für Probleme zu finden.


    Den Appname sende ich dir per PN, möchte keine Werbung machen, da es da eine ganze Reihe von möglichen Anwendungen gibt.

  • Was ist das Pareto Prinzip?

    Es besagt, dass man in 20% der aufgewendeten Zeit die wichtigsten 80% der Arbeit erledigt. Für die restlichen 20% benötigt man dann 80% der Zeit. Das ist für gewöhnlich die Zeit, die man mit Formatieren, Laminieren und sonstigem Aufhübschieren verbringt.


    - Beim Korrigieren gilt das Pareto-Prinzip nur eingeschränkt. Leider.

  • Ich bin jedenfalls froh, dass die Zeit mit kleinen (kranken) Kindern vorbei ist und das verlangt auch in Teilzeit (ohne erreichbare Großeltern) eine Menge von einem ab. Als die Kinder älter wurden, bin ich wieder so gut wie auf Vollzeit gegangen. Denn die sind sehr selbstständig, haben auch mal gekocht, bevor ich nach Hause komme und helfen viel (Sohnemann macht fast allein den Garten).


    Von einer Vollzeitmutternachbarin wurden sie allerdings mal an der Bushaltestelle dumm angequatscht, weil sie im Grundschulalter allein die 7km Busfahrt in die "Stadt" zur Musikschule bewältigen mussten. Und zurück.

  • Für mehr Freizeit würde ich persönlich meinen Arbeitsaufwand trotzdem minimieren, angeschaffte Lehrwerke nutzen, korrekturfreundliche Klausuren stellen etc.
    Aber ohne Teilzeit. Ich bin aber auch keine Frau ;)

    ... und hast keine Korrekturfächer.


    Für tatsächlich umsetzbare Tipps (hier war nur angeschaffte Lehrwerke nutzen brauchbar - mache ich auch, kaufe mir oft Material, was mir Arbeit erleichtert (anstatt es selbst herzustellen)) sind wir, die mal eben nicht an der Stellschraube Korrekturaufwand drehen können, wirklich dankbar.


    Ich habe ein Nebenfach. Für dieses kommen Eltern nicht in die Schule, für dieses muss ich sehr wenig Förderpläne schreiben, für dieses dauert die Korrektur niemals länger als einen Tag, für dieses ist mein Aufwand geringer und hätte ich nur dieses Fach, würde ich vermutlich auch über jene Lehrer müde lächeln, die sich darüber beschweren, dass der Tag zu wenig Stunden hat. Leider sind meine beiden anderen Fächer an meiner Schule personell unterbesetzt, so dass ich mein Nebenfach nur sehr selten unterrichten kann.

  • Ich glaube, 2x Vollzeit mit Kinden geht nur ohne Korrekturfächer. Mit 6 Korrekturen, davon 3x Oberstufe + zusätzlich Lernstand, ZP 10 und Abi ist das unmöglich. So war das bei mir zu meiner Vollzeit Zeit.

    Dazu kommt noch, dass mein Mann morgens um 6 das Haus verlässt und um 18 Uhr wiederkommt. Wenn mann einen Vollzeit arbeitenden Partner hat, der erst um 7.30 Uhr geht und um 16.30 Uhr wieder da ist, ist das ja noch mal was anderes.

  • Oder die Kids sind Tag und Nacht bei der Oma... Wenn es die finanzielle Situation nicht anders erlaubt (alleinerziehend o.ä.), dann muss man in den saueren Apfel beißen, aber gerade, wenn man nicht gerade am Hungertuch nagt, ist es völlig legitim, zu überlegen, ob man zugunsten der Kids nicht ein paar Stunden weniger arbeitet.

  • Dass bei Lehrkräften, die zu einem guten Teil ungebundene Arbeitszeiten haben, zusätzliche Minuten, die nicht angewiesen sind, nicht gutgeschrieben werden, liegt in der Natur dieser Art von Beschäftigung und ist auch bei Angestellten in der vielgerühmten freien Wirtschaft nicht anders, wenn diese ungebundene Arbeitszeiten haben.

    Doch, es ist anders, siehe dir die Verhältnisse in IG Metall-Betrieben oder in meisten anderen männlich-dominierten Arbeitsfeldern an.


    Es hat nichts mit der berühmten "Stechuhr" oder "Vetrauensarbeitszeit" zu tun, sondern einzig allein damit, wie die Struktur der Beschäftigten ist. ALLE weiblich dominierten Arbeitsfelder leiden unter denselben Problemen: Zu geringe Bezahlung im Vergleich zur geleisteten Arbeit und der Hang zur Selbstausbeutung. Und da über alle Schulformen hinweg sicherlich mindestens Zwei-Drittel der Beschäftigten in den Schulen Frauen sind, mit immer weiter steigender Tendenz, ist es in den Schulen mittlerweile genauso. Früher gab es noch den typischen "Grundschullehrer", der ist heutzutage ein Exot.


    Dies ist keine Kritik am weiblichen Geschlecht, sondern einfach eine Tatsachenfeststellung!


    Nur weil du für dich eine persönliche Lösung gefunden hast, ändert das nichts an den strukturellen Problemen. Für die Gesellschaft und insbesondere auch für die Wirtschaft sind die "sozialen" Berufe im wahrsten Sinne des Wortes nichts "wert", da ihnen keine "Wertschöpfung" im Sinne eines an einem Marktpreis(!) orientierten Wertschöpfungsbeitrages gegenübersteht. Es gibt keinen "Markt" für soziale Dienstleistungen. Da sind alles willkürlich staatlich festgelegte Leistungen und Preise. Insofern völlig inkompatibel mit unserer "Marktwirtschaft". Und was in unserer Wirtschaftsform keinen "Marktpreis" hat, ist erst einmal nichts "wert", sondern ein reiner KOSTENFAKTOR. Trotz aller Gegenteiligen Beteuerungen von Politik und Wirtschaft hat sich da in den letzten Jahrzehnten auch nichts dran geändert.


    Ergänzung: Wer es nicht glaubt: In der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung wird das Schulgebäude zwar als "Investition" verbucht, aber die Gehälter der dort unterrichtenden Lehrkräfte zählen als "(Staats-)Konsum", genauso wie z.B. Hartz4-Leistungen.


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

    Einmal editiert, zuletzt von Mikael ()

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