Lehrer macht "schlechten" Unterricht. Beschwerden

  • Wie soll sich ein Lehrer verhalten, über den sich Schüler und Eltern beschweren, da dieser anscheinend "schlechten" Unterricht macht? Der Lehrer bemüht sich um "guten" Unterricht, was aber nicht ausreicht um zu beschwichtigen. Er wird weiterhin mit Kollegen verglichen und der Unterricht als im Vergleich nicht adäquat bemängelt, was sich in der Schüler/Elternschaft herumspricht. Der Lehrer ist Quereinsteiger und hat deshalb den didaktischen Methodenkanon nicht gelernt/verinnerlicht. Liegt es möglicherweise daran? Kann ein solcher Lehrer in seinem Job glücklich werden oder sollte er die Notbremse ziehen? Gibt es spezielle Fortbildungen für didaktisch adäquates Unterrichten?

  • Woran machen die Schüler/Eltern den „schlechten“ Unterricht fest? Sind die Noten schlechter geworden? Verstehen die Schüler die Inhalte nicht? Werden weniger „besondere“ Aktivitäten wie Exkursionen, Projekte, Teilnahme an Wettbewerben etc. im Vergleich zu Parallelklassen oder vorherigem Unterricht gemacht? usw. usf. Was genau stört sie?
    P.S. Nennung des Faches wäre gut, um die gezieltere yHinweise geben zu können.

  • Der Lehrer indoktriniert weniger sondern entwickelt besonders in der Oberstufe das Thema oft in einer Diskussion, was manchen zu wenig konkret erscheint. Es gibt selten Tafelbilder zum Abschreiben und Auswendiglernen, sondern eher Aufgaben zum Nachdenken und eigenständigem Arbeiten. Der Lehrer versteht sich eher als Moderator als dass er alleinunterhält. Auch die Sek1-SuS haben wenig konkrete Tafelanschriebe in den Heften, sondern eigenständig erarbeitete Aufgaben. Eltern fragen den Lehrer, wie die SuS mit ihrem Heft lernen sollen. Der Lehrer entgegnet, dass die SuS nicht ihr Heft auswendig lernen, sondern im Unterricht mitarbeiten sollen.

  • Woran machen die Schüler/Eltern den „schlechten“ Unterricht fest? Sind die Noten schlechter geworden? Verstehen die Schüler die Inhalte nicht? Werden weniger „besondere“ Aktivitäten wie Exkursionen, Projekte, Teilnahme an Wettbewerben etc. im Vergleich zu Parallelklassen oder vorherigem Unterricht gemacht? usw. usf. Was genau stört sie?
    P.S. Nennung des Faches wäre gut, um die gezieltere yHinweise geben zu können.

    Weder noch. Es ist eher der subjektive Eindruck und möglicherweise auch Tratsch. Hier unterrichtet jemand einfach anders, als man es gewohnt ist und das ist schonmal verdächtig.

  • daran klingt nichts "schlecht", eher im Gegenteil.
    Die Frage ist einerseits nach wie vor - um welches Fach oder welche Fächer geht es, und - da du Oberstufe schreibst - gehe ich mal vom Gymnasium aus?
    Klingt ansonsten, als hätten die SuS bisher "nur" Frontalunterricht gehabt, und können mit der Unterrichtsart nicht umgehen, was sehr schade ist - denn idR haben sie von so einem Unterricht mehr.

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

  • daran klingt nichts "schlecht", eher im Gegenteil.
    Die Frage ist einerseits nach wie vor - um welches Fach oder welche Fächer geht es, und - da du Oberstufe schreibst - gehe ich mal vom Gymnasium aus?
    Klingt ansonsten, als hätten die SuS bisher "nur" Frontalunterricht gehabt, und können mit der Unterrichtsart nicht umgehen, was sehr schade ist - denn idR haben sie von so einem Unterricht mehr.

    Ich denke, das Problem ist nicht, dass die SuS nur Frontalunterricht gewohnt sind, sondern ein abwechslungsreiches Methodenspektrum, welches der betreffende Lehrer aber nie in dem Umfang gelernt hat, wie es in aktuellen Referendariaten gelehrt wird. Zudem ist wohl die Sicherungsphase zu wenig konkret. Fächer Erdkunde/Chemie

  • Nachdenken und eigenständig Arbeiten ist natürlich wichtig, insbesondere, wenn die Schüler dies bislang nicht gewohnt sind. Allerdings sind gerade in der Sek 1 auch Tafelanschriebe, Hefteinträge etc. wichtig. Wie sollen die Schüler sich auf eine Klassenarbeit ansonsten vorbereiten? Und in keinem Fach geht es nur ums Diskutieren, sondern Fachwissen und somit Fakten bilden hierfür überhaupt erst die Grundlage.
    Nachtrag: Deine Antwort hat sich gerade mit meiner überschnitten. Passt aber trotzdem zumindest teilweise.

  • Das Thema hatten wir doch schon mal ...


    Schülerkritik am Unterricht



    Ich denke, das Problem ist nicht, dass die SuS nur Frontalunterricht gewohnt sind, sondern ein abwechslungsreiches Methodenspektrum, welches der betreffende Lehrer aber nie in dem Umfang gelernt hat, wie es in aktuellen Referendariaten gelehrt wird.

    Ich hab Dir im anderen Thread schon mal empfohlen bei erfahrenen Kollegen zu hospitieren. Mach das doch einfach. Es wird nicht besser, wenn Du Dir weiter einredest Du kannst nix dafür, weil Du dieses und jenes nicht gelernt hast. Geh und lern es *jetzt*.

  • Nachdenken und eigenständig Arbeiten ist natürlich wichtig, insbesondere, wenn die Schüler dies bislang nicht gewohnt sind. Allerdings sind gerade in der Sek 1 auch Tafelanschriebe, Hefteinträge etc. wichtig. Wie sollen die Schüler sich auf eine Klassenarbeit ansonsten vorbereiten? Und in keinem Fach geht es nur ums Diskutieren, sondern Fachwissen und somit Fakten bilden hierfür überhaupt erst die Grundlage.
    Nachtrag: Deine Antwort hat sich gerade mit meiner überschnitten. Passt aber trotzdem zumindest teilweise.

    Die Fakten stehen aber schon im Lehrbuch. Und natürlich werden diese gelehrt, nur nicht unbedingt ständig an der Tafel gesichert. Eine Diskussion ohne Hintergrundwissen würde der betreffende Lehrer auch als Zeitverschwendung erachten.

  • Hilbert Meyer „Unterrichtsmethoden“: Da kannst du viele Methoden nachlesen. Und dann musst du sie halt ausprobieren, wie die anderen Referendare ja auch. Viel mehr als theoretisches Wissen haben die dazu ja auch nicht. Und für die Sicherung musst du dir vorab genau überlegen, wie diese aussehen soll (Tafelanschriebe, Hefteinträge, Lernplakate etc. s.o.).

  • Das wäre sicher die vernünftigste Lösung. Danke!

  • Hilbert Meyer „Unterrichtsmethoden“: Da kannst du viele Methoden nachlesen. Und dann musst du sie halt ausprobieren, wie die anderen Referendare ja auch. Viel mehr als theoretisches Wissen haben die dazu ja auch nicht. Und für die Sicherung musst du dir vorab genau überlegen, wie diese aussehen soll (Tafelanschriebe, Hefteinträge, Lernplakate etc. s.o.).

    Das Buch wurde mir auch schon empfohlen, Danke!
    Eine von SuS selbstständig im Heft erarbeitete Aufgabe ist nicht als "Sicherung" zu verstehen?

  • Und dann bitte auch bei solchen Äußerungen vorsichtig sein:
    "Der Lehrer indoktriniert weniger sondern entwickelt besonders in der Oberstufe das Thema oft in einer Diskussion, was manchen zu wenig konkret erscheint."


    Zwischen "indoktriniert weniger" und Methodenvielfalt besteht kein Zusammenhang.


    Davon abgesehen ist es durchaus so, dass Schüler etwas, das sie selbst auch einmal aufgeschrieben haben, besser behalten als etwas, das nur im Buch steht. Eine meiner Aufgaben als Lehrer besteht mMn manchmal (!) schon darin, den (je nach Fach und Buch mehr oder weniger ausschweifenden, schwammigen) Buchtext in einen Tafelanschrieb zu packen (strukturieren, kürzen etc), so dass man damit leichter lernen kann, als mit dem Buch.
    Darüber hinaus kann man auch Argumente/Struktur einer Diskussion an der Tafel sichern.

  • Sek I oder Oberstufe ist ein großer Unterschied. Die Kleinen brauchen sicher noch Hefteinträge. Hier am örtlichen Gymnasium gibt es bei vielen Lehrern in der Oberstufe keine Tafelanschriebe mehr. Die SuS schreiben selbst mit. Oder nicht.

  • Das Buch wurde mir auch schon empfohlen, Danke!Eine von SuS selbstständig im Heft erarbeitete Aufgabe ist nicht als "Sicherung" zu verstehen?

    Hilbert Meyer ist so gut als Quelle für den realen Unterricht, wie ein Bänker der sich um deine Altersvorsorge sorgt und dir dafür seine Produkte empfiehlt. :victory:


    @TS
    Ich würde mir nun mal die Frage stellen, ob deine Schüler nicht lieber von einer Fachperson unterrichtet werden wollen als ständig irgendwelche Arbeitsblätter ausgeteilt zu bekommen

  • Ich unterrichte auch Chemie und ehrlich ... methodisch bin ich eher langweilig unterwegs. Ich finde, Chemie ist kein Fach, das sich besonders für Gruppenarbeiten und sowas eignet. Es gibt viel zu viel abstraktes Zeug, das die SuS gar nicht wirklich selbständig erarbeiten können, man muss auch bei Lernaufgaben bzw. Leitprogramm-Arbeit immer sehr stark durch die Auswahl der Aufgaben und Fragen führen. Ich glaube aber, dass mein Unterricht sehr "bedarfsgerecht" ist. Die SuS brauchen verlässliche Informationsquellen um sich auf ihre Prüfungen vorzubereiten und die Prüfungsaufgaben dürfen auch nicht allzu weit von dem weg sein, was im Unterricht gemacht wurde. Mit zu viel Transfer kannst Du sie sehr schnell komplett abschiessen und das ist absolut nicht sinnvoll. Es fällt ihnen schon schwer genug, ihnen bekannte Konzepte anhand neuer Beispiele zu rekonstruieren.


    Kurzum, ich glaube nicht, dass mangelnde Methodenkompetenz Dein Problem ist. Chemie ist ein aufbauendes Fach und Du musst Deine Unterrichtsreihen sehr vorausschauend planen. Überlege Dir bei jedem theoretischen Aspekt, den Du neu einführst, ob Du ihn 1. wirklich gebrauchen kannst und 2. falls ja, wann genau Du ihn wieder gebrauchen kannst und wofür. Beispiel: Ich führe beim Atombau das Orbitalmodell nur im Schwerpunktfach ein, im Grundlagenfach bleibe ich bei Bohr. Ich kenne Kollegen, die das Orbitalmodell auch im Grundlagenfach bringen, dann aber niemals damit arbeiten. Ich brauche das im Schwerpunktfach später für konjugierte Doppelbindungssysteme (die erkläre ich mit der MO-Theorie) und dementsprechend organische Farbstoffe bzw. Halbleiter. Das sind Themen, für die ich im Grundlagenfach eh keine Zeit habe, wozu soll ich denen dann das Orbitalmodell reinprügeln. Spiralcurriculum ist das Zauberwort, nicht Methoden-Trallafitti.

  • Und dann bitte auch bei solchen Äußerungen vorsichtig sein:
    "Der Lehrer indoktriniert weniger sondern entwickelt besonders in der Oberstufe das Thema oft in einer Diskussion, was manchen zu wenig konkret erscheint."


    Zwischen "indoktriniert weniger" und Methodenvielfalt besteht kein Zusammenhang.


    Davon abgesehen ist es durchaus so, dass Schüler etwas, das sie selbst auch einmal aufgeschrieben haben, besser behalten als etwas, das nur im Buch steht. Eine meiner Aufgaben als Lehrer besteht mMn manchmal (!) schon darin, den (je nach Fach und Buch mehr oder weniger ausschweifenden, schwammigen) Buchtext zu in einen Tafelanschrieb zu packen (strukturieren, kürzen etc), dass man damit leichter lernen kann, als mit dem Buch.
    Darüber hinaus kann man auch Argumente/Struktur einer Diskussion an der Tafel sichern.

    Damit wollte ich nur zum Ausdruck bringen, dass der Unterricht genau das Gegenteil von Indoktrinieren ist, mit Methodenvielfalt war kein Zusammenhang beabsichtigt.


    Ich sehe die Vorteile der Tafelsicherung ein. Es gibt aber auch erhebliche Nachteile. So dauert das Abschreiben ewig und ständig wird man gefragt, wie dieses und jene Wort heißt.

  • Schnellkurs Unterrichtsgestaltung:
    1. Festlegen, was die Schüler nach der Einheit können sollen (siehe Lehrplan)
    2. Festlegen, was die Schüler nach jeder Stunde können sollen.
    3. Überlegen, wie man das am besten näher bringt.
    4. Ergebnisse im Heft festhalten bzw. sagen, wo im Buch zu finden.
    5. Leistungskontrolle dessen, was du im Unterricht vermittelt hast.


    Stundenlange Vorträge sind langweilig und ineffektiv, weil a) niemand stundenlang zuhören kann und b) nur Gehörtes nicht hängen bleibt.


    Da jeder zum Lernen Wiederholung braucht und Schüler nunmal Noten bekommen, müssen sie die Möglichkeit bekommen, das Gelernte festzuhalten und zu Hause zu wiederholen.


    Als Tip: Besuche selbst mal einen Kurs zu einem Thema von dem du keinem blassen Schimmer hast. Einführung Arabisch, Programmieren oder Klöppeln und stelle fest, was du nach 45 min. verstanden hast und am nächsten Tag noch weißt.


    Natürlich kann man Unterrichten lernen. Häng dich nicht an den Methoden auf, die sind nicht das Problem. Beschäftige dich mit Lernpsychologie und Grundlagen der Didaktik.

  • Ich unterrichte auch Chemie und ehrlich ... methodisch bin ich eher langweilig unterwegs. Ich finde, Chemie ist kein Fach, das sich besonders für Gruppenarbeiten und sowas eignet. Es gibt viel zu viel abstraktes Zeug, das die SuS gar nicht wirklich selbständig erarbeiten können, man muss auch bei Lernaufgaben bzw. Leitprogramm-Arbeit immer sehr stark durch die Auswahl der Aufgaben und Fragen führen. Ich glaube aber, dass mein Unterricht sehr "bedarfsgerecht" ist. Die SuS brauchen verlässliche Informationsquellen um sich auf ihre Prüfungen vorzubereiten und die Prüfungsaufgaben dürfen auch nicht allzu weit von dem weg sein, was im Unterricht gemacht wurde. Mit zu viel Transfer kannst Du sie sehr schnell komplett abschiessen und das ist absolut nicht sinnvoll. Es fällt ihnen schon schwer genug, ihnen bekannte Konzepte anhand neuer Beispiele zu rekonstruieren.


    Kurzum, ich glaube nicht, dass mangelnde Methodenkompetenz Dein Problem ist. Chemie ist ein aufbauendes Fach und Du musst Deine Unterrichtsreihen sehr vorausschauend planen. Überlege Dir bei jedem theoretischen Aspekt, den Du neu einführst, ob Du ihn 1. wirklich gebrauchen kannst und 2. falls ja, wann genau Du ihn wieder gebrauchen kannst und wofür. Beispiel: Ich führe beim Atombau das Orbitalmodell nur im Schwerpunktfach ein, im Grundlagenfach bleibe ich bei Bohr. Ich kenne Kollegen, die das Orbitalmodell auch im Grundlagenfach bringen, dann aber niemals damit arbeiten. Ich brauche das im Schwerpunktfach später für konjugierte Doppelbindungssysteme (die erkläre ich mit der MO-Theorie) und dementsprechend organische Farbstoffe bzw. Halbleiter. Das sind Themen, für die ich im Grundlagenfach eh keine Zeit habe, wozu soll ich denen dann das Orbitalmodell reinprügeln. Spiralcurriculum ist das Zauberwort, nicht Methoden-Trallafitti.

    In Chemie bin ich auch sehr konkret. Es werden die Grundlagen gelernt und danach oder vorher mit einem Versuch veranschaulicht. Hier gibts dann auch immer einen Tafelanschrieb mit Versuchsaufbau, Durchführung, Beobachtung, Hypothese, Ergebnis. Die Atommodelle zeige ich alle bereits in der 7.Klasse, aber nur um zu demonstrieren, was es so alles gibt. Tiefer ins Orbitalmodell eintauchen und damit arbeiten, macht dann keinen Sinn.

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