? Offenlegung von Kriterien und Lehrplänen

  • Hallo,


    ich habe momentan ein größeres Problem mit Kollegen und der SL. Im Grunde geht es um zwei Fälle, die aber irgendwie auch zusammen gehören.


    Grundsätzlich: ich bin ein großer Freund von Offenlegung von Kriterien, d. h. in der ersten Stunde werden im Fremdsprachenunterricht die Bewertungsmatrixen für die sprachliche Leistung ausgeteilt und mündlich mit Beispielen erläutert. Zudem Kopien der möglichen Inhalte und Themenbeispiele aus dem Lehrplan, um mit den SuS zusammen eine Reihe planen zu können.


    Bei den angesprochenen Klassen handelt es sich um Azubis im Büromanagement/Industriekaufleute (meist Abiturienten) oder Gymnasium.


    Nun haben sich SuS beim Fachvorsitzenden Politik und später auch bei der SL über meine Bewertung beschwert. Sie sind der Meinung, ihre Leistungen seien erheblich besser. Ich habe sie darauf hingewiesen, dass vieles nur reproduktiv sei und eigene, weiterführende Ideen oder tiefgreifende, begründete Bewertungen kaum vorkämen. Dann wurde mir vorgehalten, ich wolle ihnen schaden, ihnen ihre Ausbildung ruinieren etc.


    Anmerkung: die Kollegin, die die Klasse zuvor unterrichtet hat, hat das (wie recht viele Kollegen in der Berufsschule meiner Meinung nach) recht locker gesehen: ein bisschen Unterrichtsgespräch zu aktuellen Themen, ein paar Gruppenreferate zu aktuellen Themen (konkrete Bewertungsmaßstäbe dazu konnten mir von den SuS nicht vorgelegt werden) als Klausurersatzleistung.. und alle SuS sind mit 1 bzw. 2 vorbenotet.


    Ich durfte dann zu einem Gespräch mit der SL und Abteilungsleitung, wo ich aufgefordert wurde, mit den SuS selbst Bewertungskriterien zu entwickeln ("Die SuS sind ja nun seit rd. 14-15 Jahren SuS, die haben da gute Kenntnisse, die Sie auch nutzen können.") sowie eine detaillierte Reihenplanung vorzulegen. Nach meinem Empfinden wurde nicht gefragt. Ich habe nun für das nächste Gespräch den Personalrat muteinbestellt.


    Frage: wo liegt der Fehler?


    2. Problem: ich hatte den SuS im Sinne der Transparenz die didaktischen Jahrespläne kopiert und ausgeteilt, sodass sie genau wissen, was wann unterrichtet werden muss und man selbst nicht in den Ruf kommt, nach Belieben zu unterrichten. Dafür wurde ich von der FK-Vorsitzenden scharf getadelt und in der nächsten Fachkonferenz wurde extra betont, dass die Jahrespläne nicht im Original an die SuS herauszugeben sind. Begründung: es stünden methodische Aspekte und Zeitaspekte (z.B. für Thema X etwa 10 Stunden) drin. Würde man sich nicht dran halten können, hätte man Probleme. Ich könne sie maximal dann ausgeben, wenn ich die methodischen und zeitlichen Aspekte herausnehmen würde und nur die Themenabfolge an die SuS geben würde.


    Seht ihr das auch so?


    Wo liegt mein Problem? Ich glaube irgendwie, ich verlange vielleicht zuviel. Auf der einen Seite will ich Transparenz, Anspruch etc., auf der anderen Seite sind die Probleme immer da wenn es um Noten etc. geht. Ich glaube auch, dass der Vergleichsmaßstab der SuS der ist, dass man an der Berufsschule recht einfach gute Noten bekommen kann, zumal wenn die Fächer nicht prüfungsrelevant sind. Was auch von diversen Kollegen offenbar gefördert wird.
    Ich, der nun eigentlich fast nur am Fachgymnasium unterrichtet hat, hat da vielleicht auch andere Ansprüche. Am Fachgymnasium treten diese Probleme auch eigentlich nicht auf.


    Danke und Gruß.

  • Zu 2: Bei uns sind die Stoffverteilungspläne (didaktische Abschnittspläne haben wir zum Glück keine) tatsächlich "Verschlusssache'". Da kann ich die Argumentation der KollegInnen auch nachvollziehen, man macht sich einfach angreifbarer, wenn man jedes Detail rausgibt. Einfaches Beispiel: Da steht, Thema A wird mit Beamer unterrichtet, und Du kriegst keinen Beamerraum. Und zack, schon kann ein ach so benachteiligter, armer, missverstandener Schüler Dich deswegen beim Chef anschwärzen.


    Bindend ist letztendlich nach außen hin nur der Lehrplan (der für Berufsschulen nach meiner Erfahrung - wohl nicht ganz ohne Hintergedanken - sehr schwammig formuliert ist). Den können die sich bei Bedarf im Netz ansehen.


    Ich gebe den Jungs immer am Anfang einen groben thematischen Überblick und einen SEHR groben zeitlichen ("Beim Ende von Thema zwei ist es irgendwas zwischen Januar und März").


    Zu 1 habe ich wenig zu sagen, außer dass ich persönlich absolut nichts davon halte, die Kriterien zur Bewertung durch die Bewerteten festlegen zu lassen. Aber das ist halt nur 'ne persönliche Meinung.


    Gruß, DpB


    PS: Die "detaillierte Reihenplanung", die Du vorlegen sollst... IST das nicht der didaktische Jahres- bzw. Abschnittsplan, den Du gerade nicht herausgeben darfst?

  • Deine Absichten sind nobel, verursachen aber auch die genannten Probleme. Je mehr Transparenz man zeigt, desto leichter macht man sich angreifbar. Leider. Ich bin auch ein Freund davon, den Schülern so klare Richtlinien wie möglich zu präsentieren, damit sie eine Orientierung haben. Jedoch wurde nun schon mehrfach auf Fortbildungen und in Dienstbesprechungen dazu geraten, Bewertungen so grob wie möglich zu halten, damit es keinen Grund zur Beschwerde oder gar Klage gibt. Pädagogisch kann man später fast alles rechtfertigen. Das ist sehr frustrierend, für Schüler und für Lehrer, aber wohl der einzige Weg, solche Probleme zu vermeiden.
    Deshalb der Rat: Gib keine Reihenplanung, Arbeitspläne etc. mehr raus. Halte Bewertungen so ungenau und oberflächlich wie möglich (ich finde es persönlich schlimm, dass man so handeln soll).


    Ich kenn die Problematik selbst. Als Gymnasiallehrerin hab ich auch an ner Berufsschule unterrichtet. Mein Anspruch war deutlich höher als der meiner Kollegen und ich wurde von diesen mehrfach kritisiert wegen meiner Strenge. Dafür aber nahmen die Schüler meinen Unterricht ernst. Lass dich nicht verunsichern. Gerade Azubis denken, sie müssten überall super Noten bekommen, und wenn das mal nicht der Fall ist, werden sie patzig und schieben die Schuld auf die bösen Lehrer.

  • ...
    Seht ihr das auch so?


    Wo liegt mein Problem? ...

    Mal aus psychokollegenerfahrener Perspektive und ganz unabhängig davon, ob du Recht hast: Mobbing entsteht da am häufigsten, wo jemand a) neu rein kommt b) viel Leistung zeigt/Alles anders macht und c) sich zu sachlich zeigt, was als unkollegial interpretiert wird (z.B. finden, dass die anderen Noten verschenken, also du der bessere Lehrer bist).


    Ich würde daher in diesem Punkt nicht auf meinem Recht beharren. Also eher: oh Chef, Entschuldigung, ich wusste nicht, dass die Pläne so nicht rausdürfen, da hab ich mich vergaloppiert, war nur gut gemeint und ich gelobe Besserung
    Denn Achtung, du legst mit deinen Vorschlägen die Messlatte für die Kollegen höher! Das mag nicht jeder.


    Aber mit den Schülern Bewertungskriterien ausdiskutieren, soll das ein Witz sein? Stimmen wir dann auch über die Noten ab? Das würde ich zwar nicht sagen, aber da wäre ich klar, möglichst ohne "trotzig" zu wirken. Also das ist mein pädagogisches Ermessen und das handhabe ich so, wie ich es für richtig halte und mir meine Richtlinien vorgeben. Bitteschön, hier meine Reihenplanung nach Lehrplan und hier die AfB meines Bundeslandes und daran halte ich mich. Obs den Eltern nun gefällt oder nicht, da müssen wir jetzt durch. Schön wäre, wenn Sie mich als Schulleitung unterstützen, Sie sind die Autoritätsperson, aber verschenken tu ich die Noten sicher nicht.

  • je schwächer die sus, umso weniger können sie die bewertungskriterien korrekt auf die eigenen produkte/antworten/arbeitsergebnisse aller art oder die anderer anwenden. was der unterschied zwischen afb II und afb III sein soll, erschließt sich den meisten meiner oberstufenschüler (gym) nicht wirklich. an der berufsschule hätte das wohl kaum einer kapiert. natürlich kommt dann raus "dass du sie nicht magst und sie deshalb schlechter bewertest", wenn du ihnen keine 1 gibst. insofern würde ich da nicht mit zuviel transparenz anfangen, das bringt nichts, wenn die transparent gemachte materie eh zu komplex ist, um von den adressaten verstanden zu werden.


    außerdem kann ich das bedürfnis nach einer 1 schon nachvollziehen, wenn ich einigermaßen frei ohne große fehler englisch sprechen kann, auch wenn meine inhalte jetzt nicht wirklich afb III-gemäß sind, während andere im kurs keinen geraden satz sagen können. das niveau war zumindest an den berufsschulen, an denen ich war, wirklich eher niedrig in den nicht prüfungsrelevanten fächern, auch in den klassen, in denen fast nur abiturienten saßen. mehr braucht man scheinbar nicht, um durch die ihk-prüfungen zu kommen, und der lehrplan ist sehr, sehr vage.
    ich war auch vom gym, habe mich dann aber einfach angepasst. die haben trotzdem viel gelernt.

  • Danke für die wertvollen Hinweise.


    Zur Bewertung und den Grundlagen: letztlich muss ich dann ja doch entscheiden, ob grade im AFB III die Antworten richtig sind ("überprüfen", "Stellung nehmen"... etc.). Natürlich muss man vorher erläutert haben, was eine gute Stellungnahme z.B. ausmacht.


    Die SuS fühlen sich dann aber nach wie vor kleinlich behandelt, wenn ich mich z.B. im Unterrichtsgespräch nicht mit der erstbesten Antwort zufrieden gebe und Impulse gebe: "Sie haben nun X und Y genannt. Bitte berücksichtigen Sie auch Z bei der Beurteilung."


    Ebenso im Fremdsprachenunterricht: da werden z.B. Geschäftsbriefe geschrieben. Dazu sind vorzugsweise spezielle Formulierungen und Formatierungen zu verwenden, die im normalen Sprachgebrauch nicht vorkommen. Natürlich mehrfach geübt. In der Klassenarbeit wird davon aber wenig benutzt, sondern teilweise mit dem Wörterbuch irgend etwas genommen, sodass sich der Brief dann sehr umgangssprachlich anhört. Hinzu kommt dann noch der eine oder andere Rechtschreib- und Grammatikfehler, evtl. mal was na der Form.. und schon ist man bei ner ausreichenden Leistung. Die SuS fühlen sich dann bevormundet, denn sie sind der Meinung, dass das ja alles gut verständlich wäre.


    Folge: sie beschweren sich, zumal sie im letzten Jahr bei Kollege X auch immer ne 2 hatten.


    @ Jahrespläne: ok, dann sehen die Kollegen das wohl richtig. Hatte mir gar nicht so große Gedanken gemacht, dass da jemand, der z.B. nur eine 4 am Ende bekommt und damit z.B. seinen erweiterten Abschluss nicht (in der Berufsfachschule) dann dagegen vorgehen könnte, weil die Methodik X nicht zum Einsatz kam und die Reihe Y nur 10 Stunden statt der vorgesehenen 15 Stunden unterrichtet wurde.

  • @ Jahrespläne: ok, dann sehen die Kollegen das wohl richtig. Hatte mir gar nicht so große Gedanken gemacht, dass da jemand, der z.B. nur eine 4 am Ende bekommt und damit z.B. seinen erweiterten Abschluss nicht (in der Berufsfachschule) dann dagegen vorgehen könnte, weil die Methodik X nicht zum Einsatz kam und die Reihe Y nur 10 Stunden statt der vorgesehenen 15 Stunden unterrichtet wurde.

    Nur zur Klarstellung: Ich bin mir NICHT sicher, ob sie rechtlich gesehen dagegen vorgehen können, da dieJahrespläne bzw. Stoffverteilungspläne ja - zumindest bei uns - wie geschrieben nur interne Dokumente sind. Sie können Dir aber auf jeden Fall das Leben schwer machen, indem Sie damit zu Deinem Vorgesetzten rennen, und das muss ja nicht sein.


    Gruß,
    DpB

  • ...
    Folge: sie beschweren sich, zumal sie im letzten Jahr bei Kollege X auch immer ne 2 hatten.

    Dann sag ihnen, dass es bei dir eben anders ist und fertig.


    Ich wäre trotzdem bedacht im Umgang mit der Schulleitung. Hört sich ungut an, wie sie Probleme klärt.

  • Ich nehme mal an, dass du mit "didaktische Jahrespläne" die schuleigenen Arbeitspläne meinst. Oder ist das in Niedersachsen noch etwas anderes.


    kl. gr. frosch

  • "Die SuS sind ja nun seit rd. 14-15 Jahren SuS, die haben da gute Kenntnisse, die Sie auch nutzen können.

    "Herr Maier sieht seit 20 Jahren als treuer Fan jedes Spiel des FC Bayern an, der hat da gute Kenntnisse. Lassen wir ihn doch mal die Mannschaft trainieren."
    :autsch:


  • Ich durfte dann zu einem Gespräch mit der SL und Abteilungsleitung, wo ich aufgefordert wurde, mit den SuS selbst Bewertungskriterien zu entwickeln ("Die SuS sind ja nun seit rd. 14-15 Jahren SuS, die haben da gute Kenntnisse, die Sie auch nutzen können.") sowie eine detaillierte Reihenplanung vorzulegen. Nach meinem Empfinden wurde nicht gefragt. Ich habe nun für das nächste Gespräch den Personalrat muteinbestellt.


    Frage: wo liegt der Fehler?

    Der Fehler liegt darin, dass es kein Bewertungskonzept gibt, das für alle bindend ist.


    An unserer Schule gibt es klare Richtlinien, wie Leistungen zu erbringen sind und wie sie bewertet werden, inklusive Notenschlüssel. Die Schüler bekommen das schriftlich. Diese Richtlinien werden dann im Unterricht für die einzelnen Fächer spezifiziert. Dazu gibt es dann gelegentlich Fragen, aber keine Diskussionen - weil das Konzept selbst fix ist.


    Trotzdem gibt es natürlich Unterschiede zwischen den Lehrern, und wenn man da den Unterricht von einem Kuschelnotenvergeber übernimmt, wird es schwierig. Und sehr zweifelhaft finde ich auch die Empfehlung von Schul- und Abteilungsleiter - statt dir den Rücken zu stärken sollen die Schüler Verantwortlichkeiten übernehmen (Leistungsbewertung), die ihnen nicht zustehen.


    Die Welt da draußen vergibt auch keine Kuschelnoten! Das sage ich mir und meinen Schülern, wenn sie über die Ansprüche stöhnen, die nun mal an sie gestellt werden.

  • Bei den angesprochenen Klassen handelt es sich um Azubis im Büromanagement/Industriekaufleute (meist Abiturienten) oder Gymnasium.

    Ich kenne mich zwar in der Berufsschule nicht aus, aber ist es nicht so, dass man sich vom Anspruch her daran orientieren sollte, was sie später in ihrem Berufsleben brauchen? Egal, von welchem Schultyp sie kommen? Nicht umsonst haben diese Abiturienten diesen Ausbildungsweg gewählt und nicht studiert.
    Mein Sohn hat als Abiturient die Berufsschule bei seiner 1. Ausbildung mit links gemacht. Allerdings gab es auch Mitschüler, die sich schwer taten je nach Vorbildung, aber auch interessanterweise Abiturienten. Doch das, was dort gemacht und gefordert wurde, hat für die Ausbildung gereicht.


    Ansonsten würde ich mich an schulinterne Gepflogenheiten halten. Wenn man länger an einer Schule ist, kann man dann eher mitsprechen.

  • Das Problem der Vergleichbarkeit


    In manchen Fächern schreiben alle Berufsschüler die gleiche Prüfungen. In manchen Berufen bzw. Klassen sind nur Abiturienten, in manchen nur Hauptschüler, in manchen eine Mischung.
    In den allermeisten Schulen kommen trotzdem ähnliche Durchschnitte und ähnliche Verteilungen von Noten raus.
    Ich weiß von einer Schule, in der die Schulleitung Fachlehrer aufgefordert hat, das abzustellen. So, dass die Berufe/Klassen mit mehr Hauptschülern schlechtere Noten in Deutsch und Gemeinschaftskunde bekommen als die mit mehr Abiturienten.


    Ich persönlich halte das nicht für sinnvoll weil
    1. jeder weiß, dass ein 2er in Deutsch bei einem Zeugnis von Gipsern was anderes ist als von Medienkaufmännern
    2. pädagogisch ist das nicht gerade motivierend, wenn auch die relativ (!) guten Hauptschüler zusammen mit allen anderen einen Fünfer bekommen
    3. Durch die Differenzierung zwischen Berufen, fällt die Differenzierung der Absolventen innerhalb eines Berufs flach. Was ist wohl wichtiger für Arbeitgeber?

  • Ich nehme mal an, dass du mit "didaktische Jahrespläne" die schuleigenen Arbeitspläne meinst. Oder ist das in Niedersachsen noch etwas anderes.


    kl. gr. frosch

    Ja, genau die. Würdet ihr die auch in Kopie nicht an die SuS herausgeben? Dafür habe ich ja den Rüffel von der Kollegin bekommen.


    Ich fühle mich so hin- und hergestoßen: an der BBS, bzw. Berufskolleg in anderen Bundesländern, gibt es ja nun verschiedene Abteilungen... Gymnasium, Berufsfachschule, Berufsschule etc.
    Es gibt Kollegen, die immer nur in einer Abteilung sind, obwohl sie allgemeinbindende Fächer haben. Andere, ich auch, werden z.B. in allen Abteilungen eingeplant. Beschwerden werden damit abgetan, dass man zwar wisse seitens der SL, dass da eine etwas größere Einarbeitung notwendig sei, aber sich das eben stundenplantechnisch nicht anders lösen lasse.


    Und da komme ich auf den Kern der Sache, der hier auch schon angesprochen worden ist: als ausgebildeter Gymnasiallehrer waren mir Berufsschulen erstmal komplett fremd. Nun bin ich da in 3 Abteilungen, und es sieht so aus, dass ich allein in der Abteilung "Berufsschule" schon Automobilkaufleute, medizinische Fachangestellte (Arzthelferinnen), Industriekaufleute, Speditionskaufleute, Kaufleute für Büromanagement ("Sekretärinnen").. da hatte... alle in unterschiedlichen Ausbildungsstadien und unterschiedlichem Niveau. Teilweise von einer schwangeren Kollegin übernommen.
    Ohne mich selbst bemitleiden zu wollen: findet ihr das normal? Da ist es doch nicht verwunderlich, wenn man vielleicht die Ausbildungsziele, das Niveau und die unterschiedlichen Bewertungsmaßstäbe (besonders wenn noch verschiedene Schulformen dazu kommen) nicht so genau kennt.
    Wenn dann da eine ganz genaue Klasse kommt, die alles immer genau in Prozenten vorgerechnet bekommen möchten, hat man den Salat und Ärger...

  • Wir haben die schuleigenen Arbeitspläne auf der Schulhomepage veröffentlicht, um Transparenz über den Unterrichtsgang herzustellen. Diese sind aber auch nicht so detailliert, dass genau vorgeschrieben ist, in welcher Stunde genau welche Aufgaben usw. zu bearbeiten sind. Einerseits ist das ohnehin unrealistisch, da durch Sonderveranstaltungen, Krankheiten u.ä. Stunden ausfallen und verschiedene Klassen auch unterschiedliche Realstundenzahlen in einem Fach erreichen, andererseits schränkt es auch die verschiedenen Ideen von Lehrkräften zum Unterrichtsgang ein, dessen Ausgestaltung immer noch in der pädagogischen Verantwortung der Einzellehrkraft liegt. Abgestimmt ist aber natürlich die Themenreihenfolge, Formen von Leistungsnachweisen, Ideen für Projektarbeiten, Ideen zur Differenzierung und Leistungsförderung und Bewertungsmaßstäbe. Wir haben bisher keine negativen Erfahrungen mit dieser Veröffentlichung gemacht und haben da nichts zu verstecken.

  • Wir haben die schuleigenen Arbeitspläne auf der Schulhomepage veröffentlicht, um Transparenz über den Unterrichtsgang herzustellen. Diese sind aber auch nicht so detailliert, dass genau vorgeschrieben ist, in welcher Stunde genau welche Aufgaben usw. zu bearbeiten sind. Einerseits ist das ohnehin unrealistisch, da durch Sonderveranstaltungen, Krankheiten u.ä. Stunden ausfallen und verschiedene Klassen auch unterschiedliche Realstundenzahlen in einem Fach erreichen, andererseits schränkt es auch die verschiedenen Ideen von Lehrkräften zum Unterrichtsgang ein, dessen Ausgestaltung immer noch in der pädagogischen Verantwortung der Einzellehrkraft liegt. Abgestimmt ist aber natürlich die Themenreihenfolge, Formen von Leistungsnachweisen, Ideen für Projektarbeiten, Ideen zur Differenzierung und Leistungsförderung und Bewertungsmaßstäbe. Wir haben bisher keine negativen Erfahrungen mit dieser Veröffentlichung gemacht und haben da nichts zu verstecken.

    Danke für die Info, so sehe ich das auch.
    Steht denn in euren Plänen auch, wie viele Stunden für einen Themenbereich vorgesehen sind?


    Als Beispiel: bei uns ist ein Themenbereich "The language of e-mailing". Dann werden die Ziele und mögliche Methoden dazu beschrieben und ein Zeitrichtwert, in wie vielen Unterrichtsstunden dieses Thema durchgearbeitet werden soll (z.B. 10 U-Stunden).
    Daran hat man sich gestoßen, dass sowohl die Methoden als auch der Zeitrichtwert an die SuS herausgegeben wurden. Wird das bei euch mit heraus gegeben bzw. veröffentlicht?


    Die Herausgabe der Themenabfolge, Leistungsbewertungskriterien für die Fremdsprache, Anzahl und Platzierung der Klausuren etc hingegen fand man in der Fachschaft in Ordnung.

  • Für die duale Ausbildung ist grundsätzlich vom Hauptschulniveau als Grundlage auszugehen, da ja sogar junge Menschen ohne Schulabschluss einen Ausbildungsvertrag abschließen können.
    Für mich hört sich deine Planung recht kompliziert an. Wozu gibst du die Reihenplanung raus? Selbstverständlich erfahren meine Schüler, um was es in der Reihe geht und wie lang sie dauern wird. Aber ich teile da nur die Eckpunkte mit, mache vielleicht eine Rückschau vor der KA (bisher haben wie xx behandelt).


    In GK erkläre ich die Operatoren und wende diese in Unterricht und KA auch an. Den Schülern muss klar sein, was ich meine, wenn ich "diskutiere" fordere.
    Wie sehen bei euch die Prüfungsaufgaben aus und wie viel Zeit haben die Schüler zur Verfügung?
    Bei uns hat man nur 60 Minuten, da kann man gar nicht viel schreiben, wenn 5-6 Aufgaben gelöst werden müssen. Dass die Aufgaben laut EPA aufgebaut sind und auch so gelöst werden müssen, steht außer Frage. Aber rein zeitlich haben die Schüler pro Aufgabe nur wenige Minuten Zeit, insofern ist die Tiefe mit der Oberstufe nicht vergleichbar. Hier sollen sie in BAWÜ hauptsächlich Methodenkompetenz zeigen, Argumente aus einem Text herausarbeiten, bewerten und eigene Argumente finden. In wenigen Minuten....


    Geh von den Prüfungen aus: Was wird verlangt, was ist machbar. Erledige einige Aufgaben selbst und achte auf die Zeit - und rechne ein, dass du mehr Wissen hast, dich besser ausdrückst und schneller schreiben kannst. Was dann übrigbleibt, ist der Maximalanspruch an deine Schüler.Und den erklärst und formulierst du für sie.

  • Steht denn in euren Plänen auch, wie viele Stunden für einen Themenbereich vorgesehen sind?
    Als Beispiel: bei uns ist ein Themenbereich "The language of e-mailing". Dann werden die Ziele und mögliche Methoden dazu beschrieben und ein Zeitrichtwert, in wie vielen Unterrichtsstunden dieses Thema durchgearbeitet werden soll (z.B. 10 U-Stunden).

    Nein, aus oben genannten Gründen ergibt die Angabe einer Stundenanzahl nur bedingt Sinn. Enthalten ist implizit nur eine Grobjahresplanung im Sinne von "Thema 1 bis ca. zu den Herbstferien", die eigentliche Sequenzplanung unter Berücksichtigung der tatsächlich vorhandenen Stunden liegt in der Verantwortung der jeweiligen Lehrkraft. Die Idee dabei ist, dass nicht zum Schuljahresende wegen Unterrichtsausfällen ganze Themenblöcke gekürzt werden, sondern dass gleichmäßig über das Schuljahr gesteuert werden kann, ob in den einzelnen Sequenzen mehr oder weniger Zeit für Übungen etc. zur Verfügung steht. Damit entsteht die Problematik nicht, dass Jahrgänge teils ganze Themen nicht mehr im Unterricht geschafft haben.


  • Und da komme ich auf den Kern der Sache, der hier auch schon angesprochen worden ist: als ausgebildeter Gymnasiallehrer waren mir Berufsschulen erstmal komplett fremd. Nun bin ich da in 3 Abteilungen, und es sieht so aus, dass ich allein in der Abteilung "Berufsschule" schon Automobilkaufleute, medizinische Fachangestellte (Arzthelferinnen), Industriekaufleute, Speditionskaufleute, Kaufleute für Büromanagement ("Sekretärinnen").. da hatte... alle in unterschiedlichen Ausbildungsstadien und unterschiedlichem Niveau. Teilweise von einer schwangeren Kollegin übernommen.
    Ohne mich selbst bemitleiden zu wollen: findet ihr das normal? Da ist es doch nicht verwunderlich, wenn man vielleicht die Ausbildungsziele, das Niveau und die unterschiedlichen Bewertungsmaßstäbe (besonders wenn noch verschiedene Schulformen dazu kommen) nicht so genau kennt.

    ja, ich finde das normal, wenn man ein allgemeinbildendes fach unterrichtet. du wirst halt eingesetzt, wo not am mann/der frau ist. die inhalte sind ja nun eher nicht komplex und grundsätzlich auf mittelschulniveau (hauptschulnievau) zu bearbeiten, zumindest war das hier so, da die formalen voraussetzungen für die ausbildung mittelschulabschluss war, auch wenn de facto in manchen berufen fast alle sus abitur hatten. es wiederholt sich permanent. insofern muss man dann halt mal die stellenanzeige, auf die sich die sus probehalber bewerben sollen, austauschen, statt friseur steht dann da halt industriekauffrau, aber die reihe zur erarbeitung des ganzen summs bleibt mehr oder weniger dieselbe. das ist verglichen mit dem gymnasium vom vorbereitungsaufwand her ziemlich bequem, fand ich. es ein bisschen nach oben zu differenzieren macht ja i.a. wenig arbeit, gerade, wenn du vom gym kommst. und wenn das fach dann auch noch bei der ihk nicht prüfungsrelevant ist - was soll der stress? mach guten unterricht, die sus lernen was, gegessen.

  • Für die duale Ausbildung ist grundsätzlich vom Hauptschulniveau als Grundlage auszugehen, da ja sogar junge Menschen ohne Schulabschluss einen Ausbildungsvertrag abschließen können.
    [...]
    Geh von den Prüfungen aus: Was wird verlangt, was ist machbar. Erledige einige Aufgaben selbst und achte auf die Zeit - und rechne ein, dass du mehr Wissen hast, dich besser ausdrückst und schneller schreiben kannst. Was dann übrigbleibt, ist der Maximalanspruch an deine Schüler.Und den erklärst und formulierst du für sie.

    Kann man das wirklich so sagen? Ich habe teilweise Klassen im dualen System, wo der Abiturientenanteil nahezu 100% ist. In anderen Klassen ist das deutlich durchmischter. Da "grundsätzlich vom Hauptschulniveau" auszugehen finde ich persönlich etwas zu kurz gegriffen.


    Im DQR werden duale Berufsausbildungen auf Stufe 3 (2-jährige Ausbildung) und Stufe 4 (3-jährige Ausbildung) eingeordnet. Daraus ergibt sich ja eigentlich der erwartete "Maximalanspruch" Anspruch. Dem Punkt "Geh von den Prüfungen aus" sehe ich ähnlich. Ich lasse z. B, zwischendurch immer mal wieder alte Prüfungsaufgaben bearbeiten, orientiere mich aber sonst am Bildungsplan und dem dort geforderten Niveau.

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