Mobbing in der Klasse

  • Liebe Foristen,


    ich bin Klassenlehrer in einer 5 und es ist auch meine erste Klasse. Bei einem Kind bahnen sich schon erste Anzeichen von Mobbing an, die jetzt schnell unterbunden werden müssen.


    Konkret:


    Welche Strategien habt ihr dafür entwickelt? Ich habe natürlich Vorstellungen, wie ich eingreifen kann, aber bin auch an Erfahrungen von erfahreneren Kollegen interessiert. Ich bin mit sowas grad das erste Mal konfrontiert.


    Schöne Grüße

  • Hallo symmetra,


    das kommt auf die Situation an. Wer macht was? Von "einer lacht, weil jemand stottert" bis zu "übelste Beschimpfungen per Whatsapp, gemeinsames Lästern und anspucken" gibt's alles Mögliche an unsozialen Verhaltensweisen. Dazu kommt die Konstellation der Gruppe: wer hat was zu sagen? Und der soziale Background- ist das Verhalten der Beteiligten generell Dauerthema und wie ist die Familie drauf? ...


    Von Einzelgespräch oder Klassengespräch über Wiedergutmachung bis Schulausschluss oder Anzeige kann alles möglich sein. Ein gut geführter Klassenrat hilft zudem präventiv.

  • Jede Schule ist gut beraten, ein konkretes, handlungsfähiges Anti-Mobbing Konzept zu besitzen, z.B. der "No-Blame-Approach".
    Gibt es bei Euch konkrete Ansprechpartner, z.B. Beratungslehrer etc.?

    Gruß
    #TheRealBolzbold

    Ceterum censeo factionem AfD non esse eligendam.

  • farsta *oder* no blame-approach. nicht mischen, je nach fallkonstellation auswählen (und nach rückedeckung durch die schlleitung). hol dir erfahrene unterstützung, z.b. sozpäd, schulpsychologin, erfahrene kollegen, was ihr eben so vor ort an ressourcen habt. konzeptlose intervention ist oft schlimmer als keine intervention für das gemobbte kind.

  • ...konzeptlose intervention ist oft schlimmer als keine intervention für das gemobbte kind.

    Das Schlimmste ist gar keine Intervention. Ob die Konzepte gut sind, weiß ich nicht, wir nutzen keine. Hängt vielleicht aber auch von der Schuhgröße und der Intensität des Kontakts von Lehrern und Schülern ab.

  • Ich kenne einige Fälle, bei denen die versuchte Intervention die Situation für das Opfer massiv verschlimmert hat. Man sollte wirklich wissen, was man tut, und nicht in Aktionismus verfallen. Gruppendynamik is a Bitch.

  • Das ist nämlich auch meine Angst.


    Genügt es aber nicht prinzipiell gewisse Fettnäpfchen (über die man sich im Netz belesen kann) zu informieren und trotzdem auch ohne Konzept zu intervenieren? Ich würde mich gerne fortbilden dazu, aber das geht nicht mal so eben und ich brauche jetzt Lösungen.

  • Also ich kenne mich mit dem o.g. Konzept nicht aus, allerdings finde ich die Lösung "mache lieber gar nichts, als das Falsche" auch nicht richtig. Erste Hilfe verweigert man nicht.


    Rede zumindest mit dem betroffenen Kind, damit es weiß, dass du das Ganze im Blick hast. Schweigen und Wegsehen ist immer das Schlimmste.



    Und das hier:
    http://www.verlagruhr.de/der-klassenrat.html
    Aber konsequent an die Methoden halten, damit keine beliebige Meckerrunde daraus wird. Du brauchst die Draufsicht, um den Kids das richtige Vorgehen und die nötige Kommunikation beizubringen!

  • Das sehe ich auch so wie du. Danke für deine Empfehlung zum Buch!


    Ich bin sowohl mit dem Kind als auch den Eltern im Gespräch. Das Kollegium ist im Umgang mit Sanktionen von mir informiert (das Kind stört häufig und die Klasse ist genervt). Ich habe auch schon bestärkende Gespräche geführt und habe ein Auge darauf, dass er seine Pausen nicht alleine verbringt (das ist auch Gottseidank nicht der Fall).


    Wir haben in der Klasse zwei Jungengruppen: eine friedliche und eine ,,problematische''. Die problematische Gruppe fällt im Allgemeinen durch schlechtes Verhalten und ein geringes Ungerechtigkeitsbewusstsein im Hinblick auf's eigene Handeln auf, insofern reiht sich die jetzige Situation nur in eine Folge von Vorfällen ein.


    Folgendes: Haltet ihr es für zielführend, mit den Tätern zu sprechen und auch gleichzeitig die Eltern dazu zu Tisch zu bitten? Konkret möchte ich den Jungen verdeutlichen, dass ein solches Handeln nicht geduldet wird und aus welchen Gründen ihr Verhalten so untragbar ist. Ich weiß aber nicht, ob sie dadurch nicht noch mehr auf ihr Opfer losgehen. Ich habe zu dem Anführer dieser problematischen Clique ein gutes Verhältnis, könnte das Risiko also wert sein.


    Ätzend, dass mich das Thema so unsicher macht. Ich will aber auch nicht wegblicken, mich beschäftigt das sehr stark.


  • Ich kann nur von mir reden, ich würde die Gespräche führen. Allerdings nicht mit allen Eltern gleichzeitig und wenn du unsicher bist auch nicht allein. Es sollte nicht passieren, dass die Eltern in die Schiene kommen "der Junge ist doof und stört, mein Kind soll sich ruhig wehren".


    Hast du jemand im Kollegium oder SchulsozialarbeiterIn, der helfen kann? Ggf. Schulleitung?

  • Kannst du noch ein wenig mehr "konkretisieren"?


    Was tut denn die "problematische Gruppe" konkret, und wodurch "nervt" das eine Kind, wenn du schon schreibst, es stört regelmäßig, die anderen Kinder sind genervt?
    Du schreibst etwas von "geringem Unrechtsbewusstsein". Wie schaut das denn aus Sicht dieser "problematischen" Schüler aus? Wenn das eine Kind "nervt", empfinden sie vielleicht, du unterbindest das nicht ausreichend und sie müssten dir "helfen". In einem solchen Fall ist das "fehlende" Unrechtsbewusstsein einfach erklärt.
    Da du aber von "Mobbing" schreibst - das wäre etwas anderes


    Also - was passiert? Wenn es "nur" ein regelmäßiges "Boah, der X macht schon wieder so n Käse, schickt den doch noch mal in den Kindergarten" ist, ist das zwar nicht "nett", aber durchaus verständlich, und du solltest es mMn sogar aufgreifen, a la "Das war jetzt nicht freundlich - aber - X - warum hat der Y das jetzt wohl gesagt? Das sagt er ja nicht zum ersten Mal...


    Sind natürlich solange du nichts konkreteres schreibst nur Mutmaßungen.

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

    3 Mal editiert, zuletzt von Miss Jones ()


  • Ich habe schon allerhand tolle Projekte gegen Hänsleien unter Schülern erlebt. Polizisten kamen in die Schule und besprachen das Thema; die Kinder gingen anderswohin, malten Bilder, drehten Filmchen, hatten viel Spaß beim "improvisierten Mobben". Ich sehe nicht, dass das allzu viel bringt, also ändert. Sind wir Erwachsene denn Vorbilder? Wie viele Erwachsene mobben andere Erwachsene? Wie oft hört (oder erlebt) man das auch aus Lehrerkollegien? D.h. Mobber sollen dann also anderen Mobbern beibringen, nicht zu mobben?


    Zitat: "Wie verbreitet ist Mobbing unter Lehrkräften? Die Dunkelziffer ist offenbar hoch – nur wenige Betroffene machen ihre Geschichte öffentlich. Der „Schwarzwälder Bote“ berichtet aktuell vom Fall einer Lehrerin, für den die Schule „zur Hölle“ geworden sei. Die Frau erhebe nicht nur gegen eine Kollegin, sondern auch gegen die Schulleitung schwere Vorwürfe. Sie ist dem Bericht zufolge bereits seit einem Jahr krankgeschrieben. "


    https://www.news4teachers.de/2…bbing-unter-lehrkraeften/


    Das Einzige, was meinem Eindruck akut hilft, sind klare Sanktionen. Die Einsicht kommt später, wenn überhaupt, vielleicht erst, wenn man selbst einmal schikaniert und drangsaliert wurde.

    Es gibt für alles ein Publikum und für jede Meinung das passende Argument.

  • Sind natürlich solange du nichts konkreteres schreibst nur Mutmaßungen.

    vor allem das. Die Begrifflichkeiten werden schnell durcheinandergeworfen. Und Mobbing am Arbeitsplatz ist wieder was anderes.

  • Eben. Und zwischendurch werden noch n paar Sack Reis umgeworfen.

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

  • Eben. Und zwischendurch werden noch n paar Sack Reis umgeworfen.


    Ach, super, das ist ja eine Steilvorlage für mich, denn dich, Miss J., wollte ich ja schon immer fragen, wie du gegen Mobbing vorgehst als eine, die den "harten Ton" gegen andere liebt und dir missliebige Forenteilnehmer mit ständigen Reis-in-China- und Spamdackel- und sonstigem Mobbing selber stalkst. ;-)


    Das habe ich dich ja hier schon gefragt: NichtEgal - wie man mit Hasskommentaren umgehen kann

    Es gibt für alles ein Publikum und für jede Meinung das passende Argument.

  • vor allem das. Die Begrifflichkeiten werden schnell durcheinandergeworfen. Und Mobbing am Arbeitsplatz ist wieder was anderes.


    Nein, finde ich nicht. Mobbing am Arbeitsplatz ist nur insofern etwas anderes, als dass es eben am Arbeitsplatz passiert, also den Unterschied Mobbing am Arbeitsplatz, Mobbing in der Nachbarschaft, Mobbing in der Familie, Mobbing unter Schülern, Mobbing im Sportverein etc. zu machen, finde ich unwesentlich. Hänseleien sind Hänseleien oder sollen jetzt die einen Hänseleien besser sein als die anderen? Warum?


    Vor allem, Lehrer, die im Kollegium andere schikanieren und drangsalieren, gehen dann in ihre Klassen und sollen dann etwas gegen Mobbing unter Schülern tun? Hä? Wie glaubwürdig ist das denn?

    Es gibt für alles ein Publikum und für jede Meinung das passende Argument.

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