Dreck und Müll in der Schule

  • Was mir auffällt: Die Schüler produzieren bei uns immer mehr Müll, der dann einfach liegengelassen wird:


    Pausenbrote, die auf den Boden fallen, werden nicht mehr aufgehoben und in den nächsten Mülleimer entsorgt, sondern liegengelassen. Kümmert sich ja nachmittags die Putzfrau drum.


    Klassenräume sehen aus wie ein Schlachtfeld, überall liegen Papier und Plastikverpackungen herum.


    Arbeitsblätter werden nicht mehr mitgenommen, sondern oft einfach auf dem Tisch liegengelassen. Der nächste schmeißt sie dann einfach auf den Boden ("Wieso, ist ja nicht meins!") Und nächste Stunde wird herumgeflennt: "Ich habe mein Blatt verloren." Oder es wird gleich gesagt: "Habe ich nie bekommen."


    Nach der großen Pause stürmen die Schüler ins Gebäude zurück, keiner tritt sich die Füße ab: Die Treppenhäuser sehen an einigen Tagen aus wie Sau.


    Wenn man Schüler nicht bei der Müllproduktion erwischt und explizit auffordert, ihren Kram ordnungsgemäß zu entsorgen, passiert nichts.


    Wie sieht das bei euch aus? Ist das ein allgemeiner Trend? SInd wir eine Messi-Schule? Oder bilde ich mir das alles nur ein, weil ich älter werde und es war schon immer so?


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

    Einmal editiert, zuletzt von Mikael ()

  • Wie sieht das bei euch aus? Ist das ein allgemeiner Trend? SInd wir eine Messi-Schule? Oder bilde ich mir das alles nur ein, weil ich älter werde und es war schon immer so?

    Beobachte ich sowohl bei meinen Kindern in der Schule als auch bei mir auch, generell auch im Verein oder sonstwo ist das leider inzwischen oft so, bekommen sie scheinbar nicht mehr ordentlich von zuhause mit.


    Pausenbrote, die auf den Boden fallen, werden nicht mehr aufgehoben und in den nächsten Mülleimer entsorgt, sondern liegengelassen. Kümmert sich ja nachmittags die Putzfrau drum.

    Da hatte ich auf der hier erwähnten Klassenfahrt eine schöne Begegnung. Die Freundin meiner Tochter krümelte den ganze Tisch voll, ich bat sie die Krümel wegzumachen, sie schmiss sie auf den Boden, daraufhin bat ich sie, dass sie den Besen holen sollte und das wegfegen. Es gab ein riesiges Drama, sie hat es schlussendlich nicht gemacht, sondern ihre Mitschüler und viel schlimmer, die Mutter rief mich nachmittags wutentbrannt an, ich hätte ihrer Tochter die Klassenfahrt versaut, weil ich das verlangt hätte. Immerhin gäbe es es dafür doch Personal (ähm welches gleich in der Jugendherberge mit genau drei Mitarbeitern für alles inklusive Küche?!?). Ja, der Garten beim Vater sieht genauso aus, denn die Mutter ist auch da der Meinung, es gäbe Personal dafür. Nunja, ich habe also ihrer Tochter einige Werte grade gerückt, wenn das ihre Klassenfahrt versaut hat, dann kann ich damit sehr gut leben!



    Arbeitsblätter werden nicht mehr mitgenommen, sondern oft einfach auf dem Tisch liegengelassen. Der nächste schmeißt sie dann einfach auf den Boden ("Wieso, ist ja nicht meins!") Und nächste Stunde wird herumgeflennt: "Ich habe mein Blatt verloren." Oder es wird gleich gesagt: "Habe ich nie bekommen."

    Da mache ich inzwischen ganz klare Ansagen, wem das Blatt fehlt, der schreibt es ab. In 1-3 klappt das sehr gut (vor allem, wenn das bevorzugt dann im Sportunterricht passiert), in 5/6 siehts dann schon etwas schwieriger aus, die machen es dann teilweise nicht mehr bzw. mir fällt es erst beim Hefter einsammeln auf oder sie haben es einfach vom Nachbarn kopiert. Es werden aber diverse Kinder die Konsequenzen bei der Rückgabe der Hefter spüren, denn damit ist dieser nicht mehr vollständig und die Note schlechter!


    Nach der großen Pause stürmen die Schüler ins Gebäude zurück, keiner tritt sich die Füße ab: Die Treppenhäuser sehen an einigen Tagen aus wie Sau.

    Kennen sie vermutlich einfach von zu Hause nicht, müssen sie eben auch lernen und ich bin ehrlich, wir erklären es immer wieder, aber scheinbar haben einige es bis zur Oberschule immer noch nicht verstanden.

  • Auch ich kann es vermehrt beobachten, dass die Klassen- / Fachräume teils total vermüllt sind. In den Klassen haben wir aber einen Ordnungsdienst eingeführt, der im Fachraum am Ende der Stunde bzw. im Klassenraum am Ende des Tages durchfegt. Klappt nicht immer. Aber teilweise weigern sich die Putzfrauen den Raum zu fegen, wenn dieser zu verdreckt ist. Dann macht es eben nicht "die Putzfrau" und die Schüler gucken am nächsten Tag doof (Lerneffekt hält jedoch meist nicht lange an).


    Wenn ein Schüler ein Arbeitsblatt verliert / auf dem Tisch liegen lässt und es in der nächsten Stunde nicht mehr da ist, teile ich für diesen Schüler das AB nicht noch mal aus, da ich immer passend kopiere. Dann muss sich der Schüler das AB sonstewie beschaffen. Macht er es nicht, hat er entweder einen Nachteil bei der mündlichen Mitarbeit, beim nächsten Test / der nächsten Klassenarbeit oder bei der Note für die Heftführung.


    Auch bei uns am Gym treten die Schüler ihre Füße nicht ab und schleppen den ganzen Dreck mit in die Treppenhäuser / Klassenzimmer.

  • Kann ich genau ebenfalls so bestätigen.
    Bei den Blättern mache ich es wie Susannea.

    Ich bin Grundschullehrer, ich muss nicht die Welt retten!!!

  • Da prallen einfach nur piefige Mittelschichtdenke der Lehrerschaft und moderner Pragmatismus der Schüler aufeinander. Der gesellschaftliche Wertekanon ist in beständigem Wandel.

    Vielleicht sollte ich morgens vor dem Spiegel zehmal laut sagen: "Ich liebe Müll und Dreck!"


    Gruß !

  • Ob das schlimmer geworden ist, kann ich nicht beurteilen. Ich sehe allerdings Unterschiede, ob Frau Schmitt oder Herr Schmidt vorher Unterricht hatten. Soll heißen: Diese Kämpfe sind halt Teil des Erziehungsauftrags.

  • Da mache ich inzwischen ganz klare Ansagen, wem das Blatt fehlt, der schreibt es ab. In 1-3 klappt das sehr gut (vor allem, wenn das bevorzugt dann im Sportunterricht passiert), in 5/6 siehts dann schon etwas schwieriger aus, die machen es dann teilweise nicht mehr bzw. mir fällt es erst beim Hefter einsammeln auf oder sie haben es einfach vom Nachbarn kopiert. Es werden aber diverse Kinder die Konsequenzen bei der Rückgabe der Hefter spüren, denn damit ist dieser nicht mehr vollständig und die Note schlechter!

    Das mache ich auch so. Das zieht sich von Klasse 5 bis 10. Bei einigen Arbeitsaufträgen, die auch benotet werden, dürfen die Schüler auch ihr Heft als Hilfe benutzen. Wer dann da nichts stehen hat, der hat halt Pech gehabt.


    Ansonsten haben wir an meiner Schule einen Ordnungsdienst der in den Pausen Müll aufsammelt. Das geht das ganze Schuljahr reihum durch die Klassen. Da ist jede Klasse mal dran.

    Freundlichkeit ist kostenlos, aber niemals umsonst.

  • Ich arbeite zurzeit in einem Land, wo es normal ist, eine Haushaltshilfe zu haben. Die sehen es zudem als ihre Aufgabe an, den Kindern der Familie, alles, aber auch alles, abzunehmen. Ich hatte letztes Schuljahr einen Schüler in der dritten Klasse, der aus Versehen die Hälfte seiner Wasserflasche auf dem Boden des Klassenzimmers verteilt hatte. Es klingelte dann und er wollte wie selbstverständlich in die Pause gehen. Ich bat ihn dann, doch bitte erstmal die Pfütze aufzuwischen. Er reagierte zunächst nicht, so dass ich dachte, er wollte nicht. Ich habe ihn dann nochmal aufgefordert, Papiertücher zu nehmen und es aufzuwischen. Er kam dann mit einem (!) Papiertuch zurück und legte es fein säuberlich auf die Lache und sah zu, wie sich das Papier vollsog. Dann wollte er wieder in die Pause gehen. Ich habe dann innerlich gelacht und habe ihm dann erklärt und gezeigt, wie man das macht. Er hat es offensichtlich nie vorher selber machen müssen. Naja, lange Rede, kurzer Sinn: meine Schüler lernen es tatsächlich nicht zu Hause. In meiner eigenen Klasse gibt es daher den Fegedienst und den Tischeabwischdienst. Müll wird grundsätzlich aufgehoben (auch wenn dann kommt „Das ist nicht meins“) und in die Pause geht die ganze Klasse erst, wenn es ordentlich ist.

  • Hatte neulich auch eine Schülerin (18 Jahre alt!) die einen Papierball geworfen und nicht im Mülleimer versenkt hat. Sie hatte machte keine Anstalten diesen einfach liegen zu lassen.
    Als ich sie darauf ansprach meinte sie nur "die anderen räumen auch nie auf". Da ist mir fast die Hutschnur geplatzt und es gab erst mal eine moralische Standpauke für alle :aufgepasst:

  • Bei uns machen die Putzfrauen nur sauber, wenn alle Stühle oben sind und mit dem Besen der grobe Dreck weg gemacht wurde. Das klappt nicht immer (vor allem wenn sie nicht im Klassenraum sind), aber dann müssen sie am nächsten Tag damit leben und irgendwann geht es dann auch.
    Ekelig finde ich nur das Schulgebäude mit teppichboden, der da mindestens 10 Jahre liegt.

    Only Robinson Crusoe had everything done by Friday.

  • DenTrend beobachte ich durchaus auch.
    Punktuell - längst nicht konsequent genug - versuche hier gegenzuwirken, indem ich Schüler freundlich darum bitte, mir kurz beim Aufräumen zu helfen. Also entweder, wenn das Klassenzimmer total verdreckt ist oder auch gerne mal in der Eingangshalle, wenn ich da im Laufe des Vormittags durchlaufe und irgendwelche Schüler auch gerade dort rumhängen.
    Wichtig ist mir dabei, dass ich gar nicht erst die Diskussion aufkommen lasse, wer was wohin geworfen hat, sondern eher das Verständnis vermittle, dass der Müll bzw. dass unser Schulgebäude uns alle angeht. Entsprechend packe ich dann auch mit an und stehe nicht oberlehrerhaft mit verschränkten Armen daneben und beobachte, wie die Schüler brav meine Anweisungen ausführen.
    Wie gesagt, leider nur punktuell und nicht konsequent genug.

  • Ja, ist in meiner Klasse auch so, besonders die Jungs werden daheim offenbar behandelt wie kleine Prinzen. Große Wasserlache mit einem Papiertuch aufwischen wollen hatten wir dieses Jahr auch. Ich stand staunend daneben.


    Ebenso wie:
    - auf den Boden spucken und dann heulen, weil man es wegputzen muss
    - nach dem Ausflug die dreckigen Schuhe auf die gegenüberliegende Sitzbank im Zug zu stellen und einfach in Kauf zu nehmen, dass sie dreckig wird (und nach der dritten Ermahnung dann stehen zu müssen und mich böse anzustarren, sich keiner Schuld bewusst)
    - Brösel / Papierschnipsel "aufräumen", indem man sie mit der flachen Hand auf den Boden kehrt
    - Pausenbrot, das einem nicht schmeckt, einfach in der Garderobe liegen lassen, oder wahlweise auf der Treppe im Treppenhaus


    Ja, fällt mir auch auf. So schlimm wie dieses Jahr habe ich es noch nie empfunden.

  • - Pausenbrot, das einem nicht schmeckt, einfach in der Garderobe liegen lassen, oder wahlweise auf der Treppe im Treppenhaus

    Neulich hat einer eine ganze, ungeschälte Orange im Mülleimer versenkt, da hab ich auch eine großmütterliche Rede gehalten. Alle aus den ärmsten Familien und dann nicht mal auf die Idee kommen, dass ein anderer das Obst gern gegessen hätte :(


    Aber ich erinnere auch einer Mitschülerin vor 30 Jahren, die ihre Banane wegschmiss und ich eine von zu Hause eingeimpfte Standpauke von den hungernden Kindern in Afrika hielt und sie nur dümmlich meinte, dass diese Kinder ihre Banane ja gern haben könnten. Eine andere Freundin, da waren wir älter, schmiss ihre Uhr mehrfach auf den Boden, weil sie nur eine neue bekäme, wenn die alte kaputt sei.


    Also ich war bei sowas schon immer sensibel, meine Verwandtschaft hat allerdings noch 1-2 Weltkriege erlebt.


    Ich zweifle daher den generellen Sittenverfall eher an. Das Klassenzimmer vollmüllen gibt's bei mir aber aus Prinzip nicht. ICH will nicht im Saustall hausen.


    Und ja, hat auch was mit meinem Disziplinverständnis zu tun, ich hasse sinnlose Diskussionen und unverschämtes Widersprechen.

  • wir gehen da recht rigoros vor. der nächstbeste schüler muss aufheben, was am boden liegt, diskussion sinnlos; wenn der urheber noch vorhanden ist, dann der/die, keine diskussion. wir vergeben sozialdienst bei weigerung (nachmittags dem hausmeister beim müllsammeln helfen, einladung über elternhaus schriftlich, eintrag in schülerakt). unsere reinigungskräfte reinigen nur, wenn der grobe müll weggeräumt wurde (besenrein) und die stühle hochgestellt sind. der ordnungsdienst rotiert in den klassen, sie kehren das zimmer und den gang davor aus bei jedem raumwechsel. das ziehen nicht alle kollegen wirklich durch, die meisten aber schon, und das reicht.


    jede klasse außer der oberstufe hat 2x im jahr pausendienst, d.h. sie sammeln während der pause müll auf und halten das schulgelände und die gänge sauber, zudem helfen sie dem mensateam beim spülmaschinen einräumen und tische, ggf. boden wischen. das klappt eigentlich sehr gut. säumige schüler werden vom sekretariat ausgerufen (die haben die namentliche einteilung für jeden schultag). das kommt aber ein mal im vierteljahr vor. wir bilden uns ein, dass das spontane müllrumliegenlassen etwas besser geworden ist. aber nur ein kleines bisschen.


    edit: was willg sagt, es hilft sehr, wenn man selbst was aufhebt und parallel einen schüler zum helfen auffordert. da weigert sich so gut wie nie jemand, man mault ("immer ich, ich war das doch gar nicht, soooooo unfair!!") und hebt aber brav auf.

  • Na immerhin haben dein Schüler und deine Freundin von damals ihr Obst weggeworfen, und das sogar IN den Mülleimer :victory:


    Ich hoffe, du hast Recht und wir empfinden den sogenannten "Sittenverfall" extremer, als er in Wahrheit ist!

  • Ich unterrichte ja nur Sek II, da geht es mit der Erziehungsarbeit, ist aber zum Teil auch noch nötig. Meine Schüler verlassen den Raum aber erst (und zwar geschlossen), wenn alles ordentlich ist. In der Regel machen sie es nun schon von selbst.


    Arbeitsblätter kopiere ich immer passend und notiere mir für jede Stunde wer fehlte (und somit noch ein Blatt bekommt). Ein zweites Blatt bekommt bei mir keiner.

  • Ich kenn von verschiedenen Schultypen auch noch zusätzlich das Obst-und Essenwerfen. Liebend gern oft gegen Scheiben und Wände.


    Hab immer versucht den Schülern dann einen Ordnungsdienst aufzubrummen aber nicht immer hat die SL mitgemacht.


    Oft kommt auch von Eltern dann « dafür gibt’s Putzen », « zu Hause ist er auch so unordentlich »(mach dem der Schüler zum wiederholten Mal im Raum die Wände mit dicker rotze angespuckt hat).

    • Nicht, wer zuerst die Waffen ergreift, ist Anstifter des Unheils, sondern wer dazu nötigt. -Machiavelli-
    • Zwei Mächte gehen durch die Welt, Geist und Degen, aber der Geist ist der mächtigere. -Napoleon-
    • In dir muss brennen, was du in anderen entzünden willst! -Augustinus-
  • Ich hab eine Klasse da sah es regelmäßig so übel aus, dass ich mich geweigert habe zu unterrichten. Dann mussten sie eben erst fegen... Das endete dann wiederum regelmäßig mit einem Haufen Müll, den sie mir vors Smartboard geschoben haben und über den ich steigen sollte...
    Naja nach einem halben Jahr läuft es mittlerweile meistens... Aber in einem überdimensionierten Mülleimer (=Klassenzimmer) arbeite ich nicht.

Werbung