Einführung Erweiterte Schulleitung

  • An unserem bayerischen Gymnasium ist geplant, nächstes Schuljahr die sog. Erweiterte Schulleitung einzuführen. Unser Chef meint zwar, dass die Schulen, die dies bereits haben, davon profitieren und glücklich damit sind. Aber ich nehme an, dass dies allenfalls die Schulleitungen so empfinden.
    Gibt es Erfahrungswerte von anderen Schulen, vorzugsweise aus Bayern, wie die Einführung im Personal gesehen wurde und ob es zu Spaltungen im Kollegium führte?

  • du hast dann halt eine zweite führungsbene, was freilich teilweise die kommunikation mit den betreffenden kollegn mit manchen anderen kollegen verändert. das kann gut sein, das kann mies sein. ich habe beides schon erlebt, je nach konstellation der betreffenden individuen und auch v.a. der kompetenz der eigentlichen schulleitung (!).


    wie immer, es hängt arg davon ab, was man draus macht. hätte man es prinzipiell weggelassen, wäre meiner meinung nach aber auch nichts wichtiges kaputt.

  • Erweiterte SL ist an den großen BKs in NRW typisch. Ich sitze selbst mit drin und empfinde es als gewinnbringend. Ich kenne aber auch nichts anderes.
    Meine Meinung: Am BK sind die Bereiche so sehr unterschiedlich, dass es unbedingt eine Zwischenebene geben sollte.

  • Im Bereich der Realschulen sind die Erfahrungen nach meiner Wahrnehmung überwiegend positiv. Es steht und fällt halt mit der Führungskompetenz und menschlichen Qualität der Personen, die diese Ämter bekleiden. Grundsätzlich schätzen es die KollegInnen sehr, einen festen Ansprechpartner in der Schulleitung zu haben, was Fragen der eigenen beruflichen Entwicklung betrifft; auch die jährlichen Mitarbeitergespräche kommen bei den Lehrkräften überwiegend gut an.

  • Im Bereich der Realschulen sind die Erfahrungen nach meiner Wahrnehmung überwiegend positiv. Es steht und fällt halt mit der Führungskompetenz und menschlichen Qualität der Personen, die diese Ämter bekleiden. Grundsätzlich schätzen es die KollegInnen sehr, einen festen Ansprechpartner in der Schulleitung zu haben, was Fragen der eigenen beruflichen Entwicklung betrifft; auch die jährlichen Mitarbeitergespräche kommen bei den Lehrkräften überwiegend gut an.

    Jetzt muss man aber dazu sagen, dass Scooby selbst Schulleiter ist und deshalb möglicherweise auch den Schulleitungsblick hat, von dem du oben sprichst.
    Allerdings scheint er, wenn seine Aussagen hier im Forum in den letzten Jahren ein Indiz sind, ein eher vernünftiger und umgänglicher Vertreter dieser Spezies zu sein ;)


    Meine Erfahrungen generell, wenn Kollegen plötzlich Führungsverantwortung bekommen, ist übrigens ähnlich. Viele haben echte Probleme mit der neuen Rollenidentität, was oftmals die Kommunikation nachhaltig stört. Das ist nun nicht typisch für das Phänomen "erweiterte Schulleitung", sondern kann auch vorkommen, wenn ein Kollege an seiner Schule Stellvertreter oder Schulleiter wird. Allerdings betrifft es halt gleich mehrere Kollegen auf einen Schlag, wenn die erw. SL eingeführt wird und kann dadurch die Dynamik im Kollegium schon stark verändern, wie Keckks schon angedeutet hat.

  • An meiner Schule (Gym; Bayern) ist es so geregelt, dass sowieso nur A15er (und Vertreter des PR) in die erw. Schulleitung eingeladen wurden. Ich glaube, sie bekommen dazu noch Anrechnungsstunden. Also nicht direkt mehr Geld, aber durch die Deputatskürzung eben indirekt.

  • Ich war vor ein paar Jahren auf einer Veranstaltung für Personalräte zu diesem Thema, meine Informationen sind also nicht die jüngsten. Zur Verfügung stehen für diese Aufgaben nur Lehrer und Lehrerinnen, die ohnehin auf einer A15-Beförderungsstelle sitzen (aber durchaus auch erst A14 sein können). Der genannte Grund: Wenn die erweiterte Schulleitung schrumpft und ein A15-Mitglied ausscheiden muss, hat der oder die immer noch eine Legitimation für die A15-Stelle. Es werden also keine neuen A15-Stellen geschaffen - allerdings kriegen die A15-Kandidaten in der erweiterten Schulleitung wohl bessere Beurteilungen als etwa die zweite Fachbetreuung Mathematik und werden so schneller befördert.


    Damals war es so, dass an fast allen Schulen die erweiterte Schulleitung gegen den Willen des Kollegiums eingeführt wurde. Im Nachhinein sah dann aber doch die Hälfte der Kollegien das als positive Entwicklung.


    Aber, wie gesagt, alt und nicht repräsentativ. (Ich selber wäre inzwischen sehr dafür, wenn das bei uns zur Diskussion stünde.)

    Seit 2004 unter dem gleichen Namen im Forum, weitgehend ohne ad hominem.

  • Was muss man denn für A15 eigentlich machen?

    Das unterscheidet sich von BL zu BL. Am Gymnasium, wo der Schulleiter in der Regel A16 bekommt, sind A15-Stellen mit Leitungs- und Koordinationsaufgaben verbunden. Koordination der Oberstufe; Koordination/Leitung von Fachbereichen etc.
    In Bayern, und meines Wissens nur da, gibt es auch schon A15 für Fachkoordinatoren/Fachsprecher/Fachbetreuer, die also nur für ein Fach verantwortlich sind. In der Regel. Außer das Fach wird nur mit wenigen Stunden an der Schule unterrichtet, dann reicht das noch nicht für eine A15.
    Weitere A15-Aufgaben sind hier Unterstufenbetreuer; Mittelstufenbetreuer; IT-Beauftragter und natürlich die stellvertretende Schulleitung und der sog. "Mitarbeiter im Direktorat".
    An meiner Schule gibt es aktuell ca. 12-15 Kollegen mit A15. Von anderen Bundesländern weiß ich, dass es oft nur fünf gibt.

  • Okay, danke. Hängt das auch von der Schulgröße ab? Grund- und Förderschullehrer machen sowas generell nebenher...

  • naja, an einer gs sind einfach die anforderungen und aufgaben ganz anders als am gy, zumal diese a15-stellen das grundgerüst bilden, mit denen in bayern die ziemlich straffe führung von oben nach unten durch am gymnasium (bis hin zu einzelnen inhalten und genau vorgegebenen prüfungsformen) gesichert bleibt ("durchregiert wird"). das ist viel kontrolle, auch manchmal viel druck, aber auch eine gewisse, damit einhergehende, qualitätssicherung und zumindest meistens vergleichbarkeit zwischen verschiedenen schulen.


    nirgendwo sonst gibt es meines wissens die fachbetreuung in dieser form, die respizienz in dieser form... wie ist das mit der osk anderswo?


    mit der schulgröße hat es auch was zu tun (gym hier ab 600 sus - dann aber eher von schließung bedroht - bis hin zu 1800, aber das ist selten).

  • Zum Teil. Wie gesagt, die A15 für die Fachbetreuer hängen davon ab, mit wie vielen Stunden das Fach an der Schule unterrichtet wird, damit also auch von der Jahrgangsbreite etc.
    Die Anzahl der Obertufenkoordinatoren und der Mitarbeiter im Direktorat hängt auch von der Schulgröße ab.
    Der Hauptunterschied scheint aber die Schulform zu sein - und die jeweilige Besoldungsstruktur. In Bayern gibt es am Gymnasium neben der Einstiegsbesoldung mit A13Z ja noch die Regelbeförderung auf A14. Das heißt, dass quasi jeder bayerischer Gymnasiallehrer mit mind. A14 in Pension geht. Und dann gibt es eben am Gymnasium diverse A15-Stellen, so dass ich in den über 15 Jahren, die ich jetzt im Schuldienst bin, noch keine einzige Pensionierung erlebt habe, in der der Pensionär unter A15 war. Irgendwann schafft es auch fast jeder dorthin. Letzteres mag aber auch an meinem Chef liegen, der auf solche Dinge bei der Stellenvergabe ein Auge hat.

  • Das hängt vor allem vom Kontingent und von der SL ab, ob jemand für solche Aufgaben befördert werden soll oder eben nicht :-(
    An der Nachbarschule wird der Fachsprecher Deutsch befördert, bei uns ist das der SL kaum der Rede wert.


    Am Gym gibt es in Hessen für die Fachbereichsleitung A14, an unserer BS macht das ein A13 für 0,5 Std Deputat.

  • naja, an einer gs sind einfach die anforderungen und aufgaben ganz anders als am gy, zumal diese a15-stellen das grundgerüst bilden, mit denen in bayern die ziemlich straffe führung von oben nach unten durch am gymnasium (bis hin zu einzelnen inhalten und genau vorgegebenen prüfungsformen) gesichert bleibt ("durchregiert wird"). das ist viel kontrolle, auch manchmal viel druck, aber auch eine gewisse, damit einhergehende, qualitätssicherung und zumindest meistens vergleichbarkeit zwischen verschiedenen schulen.


    nirgendwo sonst gibt es meines wissens die fachbetreuung in dieser form, die respizienz in dieser form... wie ist das mit der osk anderswo?


    mit der schulgröße hat es auch was zu tun (gym hier ab 600 sus - dann aber eher von schließung bedroht - bis hin zu 1800, aber das ist selten).

    Das stimmt nun so nicht ganz:


    Fachbetreuung (inkl. Respizienz, Beurteilungsbeiträgen, etc.), Systembetreuung etc. gibt es an den Realschulen genauso wie an den Gymnasien. Dennoch werden alle diese Aufgaben, für die es am GYM Funktionsstellen bis A15 gibt, an den Realschulen ohne Beförderungsmöglichkeit in A13 "nebenbei" mit erledigt.


    Aus diesem Grund war es für die Realschulen natürlich auch ein deutlich erstrebenswerteres Ziel, die mittlere Führungsebene zu erhalten; bedeutet sie doch zusätzliche Beförderungsmöglichkeiten (für die exakt gleiche Aufgabe dann aber A14 statt A15), die es bisher nicht gab.


    Nicht falsch verstehen: Ich neide niemandem seine A15-Stelle; manchmal habe ich aber den Eindruck, dass manchen Lehrkräften am Gymnasium der Blick über den Tellerrand auf die anderen Schularten ein bisschen fehlt. Es ist z.B. schon interessant, welche Anforderungen in den Grundschulen an das sog. "Schriftwesen" gestellt werden oder dass ein Leiter einer großen Mittelschule mit A14Z nur marginal mehr Geld erhält als ein Oberstudienrat etc.

  • Das müsste man halt mal vergleichen, ob dem so ist.

    "Anders" sind sie mit Sicherheit. Ob sie geringwertiger sind, das ist die eigentliche Frage. Und das wage ich doch sehr zu bezweifeln...


    Es sind übrigens auch, wenn ich das richtig verstehe, weniger die beruflichen Anforderungen, sondern vielmehr das längere und in Teilen auch schwierigere Studium, womit die Unterschiedlichkeit in der Besoldung begründet wird. Zumindest für den Vergleich Realschule/Gymnasium stimmt das auch: Ein nicht kleiner Anteil der Lehrkräfte an Realschulen hat irgendwann mal Lehramt für Gymnasium studiert und ist da über den ein oder anderen Stolperstein gestürzt ("vertieftes vs. nicht vertieftes Studium"). Grad in den Naturwissenschaften gibt es das nach meinem Eindruck öfter. Man müsste hier also ein vergleichbares Anforderungsniveau schaffen, ohne eine fachliche Vertiefung anzustreben, die für die Primarstufe und die Sek 1 nicht nötig ist. Die Vertiefung sollte m.E. eher im Bereich der Pädagogik und Psychologie stattfinden; da ist nach meiner Wahrnehmung noch deutlich Luft nach oben...

  • hey, ich hab nicht gesagt, dass es das an rs nicht gibt, sondern meines wissens nirgendwo, wo nicht bayern ist ;).


    und natürlich sind die anforderungen in der arbeit selbst an einer gs oder rs nicht geringer als am gym, sie sind aber definitiv ziemlich anders. mehr sag ich gar nicht, da gibt es ja erbitterte grabenkämpfe, von wegen angleichung der besoldung oder eben nicht.

  • Danke Scooby. Ich kenne aus dem Mathestudium sooo viele, die das dem Diplom äußerst ähnliche Studium nicht geschafft haben und dann "einfach mal" auf Realschule gewechselt haben, weil die Veranstaltungen da massivst einfacher sind. Von daher sehe ich mein Gehalt schon als legitimiert.


    Andererseits sehe ich auch das Argument "gleiches Geld für gleiche Arbeit", besonders wenn man die 28 Pflichtstunden in NRW sowie die größeren pädagogischen Auftrag (dezent formuliert) berücksichtigt.

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