Häufige Fehlzeiten

  • Habt ihr eine bewährte Methode aus der Praxis für einen vergleichbaren Fall?


    Schüler (Jg.9) fehlt in diesem Schuljahr häufig, an ca. 20-25% der Schultage ist er nicht da, oft mehrere Tage am Stück. Alle Fehlstunden sind entschuldigt, er wird regelmäßig und pünktlich von den Eltern abgemeldet. Ein Muster (immer montags, immer bei Klassenarbeiten etc.) liegt nicht vor. Elterngespräch hat stattgefunden, vor allem vor dem Hintergrund, den Eltern mitzuteilen, dass so häufige Erkrankungen nicht normal seien und auf ernsthafte gesundheitliche Probleme hindeuten könnten. Das wurde zur Kenntnis genommen, seitdem ist die Situation unverändert. Laut Aussage der Eltern liegt keine chronische oder ernsthafte Erkrankung vor.


    Einen Anhaltspunkt, dass geschwänzt wird, gibt es nicht.


    Mir ist natürlich klar, dass niemand im Detail über seinen Gesundheitszustand rechenschaftspflichtig ist, das ist auch richtig so. Mit gesundem Menschenverstand muss ich aber abstreiten, dass jemand über einen längeren Zeitraum an 1 bis 2 Tagen pro Woche erkältet ist oder sich allgemein nicht wohl fühlt, wenn gleichzeitig nach eigener Aussage nichts anliegt.


    Die Fehlzeiten haben sich über die letzten Jahre ziemlich regelmäßig gesteigert.


    In NRW gibt es in besonderen Fällen die Möglichkeit, Attestpflicht etc. einzuführen. Hat jemand einen Tipp, wie man das evtl. umgehen kann (das macht ja auch Misstrauen gegenüber den Eltern deutlich), gleichzeitig aber einen regelmäßigen Schulbesuch sicherstellen kann?


    Und klar ist: Wer krank ist, ist krank und soll zuhause bleiben!

  • Das einzige was hilft, ist Einsicht der Eltern und Therapie der Familie. Und doch, das ist schon schwänzen, wenn sehr häufig keine Erkrankung vorliegt, aber eine selbst geschriebene Entschuldigung.


    Attestpflicht wäre das Allererste, was du anstreben müsstest. Allerdings bringt das meiner Erfahrung nach auch nichts, weil entweder schicken die Eltern das Kind trotzdem nicht zum Arzt oder finden einen, der regelmäßig krank schreibt.


    Kommt der Schüler denn im Unterricht noch mit?

  • Ja, er ist im soliden Bereich.
    Vielleicht habe ich mich ungenau ausgedrückt. Die Elern sagen, er sei krank. Nur eben immer zeitweise (Magen-Darm, Erkältung usw.).


    Wir haben mit der Attestpflicht in der Oberstufe ebenfalls die Erfahrung gemacht, dass diejenigen, die wir als Schwänzer im Verdacht haben, darüber nur kalt lächeln.

  • Bei uns muss nach drei Tagen Fehlzeit (soweit ich mich erinnere) sowieso ein Attest gebracht werden, ebenso, wenn in der Oberstufe ein angesagter Leistungsnachweis versäumt wird.
    Wenn sich Fehlzeiten so häufen, wird eine Attestpflicht verhängt, der Schüler braucht dann wegen jedem Tag ein Attest. Hilft das nicht oder kommen keine Atteste, kann man den Amtsarzt einschalten bzw. von der Schule auch Ordnungsmaßnahmen verhängen. Fehlt ein Schüler mit Attestpflicht bei einer Schulaufgabe ohne Attest, bekommt der die Note 6 und eben keinen Nachtermin, egal in welcher Jahrgangsstufe.
    Natürlich kann man das als Misstrauen gegenüber den Eltern sehen - aber: Ist das in so einem Fall nicht gerechtfertigt? Es besteht eine Schulpflicht, der Schüler und Eltern evtl. nicht nachkommen.
    Und: wenn jemand so häufig fehlt und den Eltern keine Erkrankung bekannt ist ... ist es nicht auch Fürsorgepflicht der Schule, dass da mal ein Arzt nochmal drüber schaut? (wenn es dem Kind gar nicht schlecht geht ... siehe oben, dann decken die Eltern das Schwänzen).
    Ich finde, in so einem Fall hängt ein Attest die Hürde, kurz mal einen oder zwei Tage blau zu machen oder eine Leistungserhebung zu schwänzen, etwas höher. Man muss sich irgendwohin (zum Arzt) bewegen ... da kann man ja gleich auch in die Schule. Außerdem kostet es Geld, nicht viel, aber wenn man es häufig braucht ...

  • In NRW gibt es in besonderen Fällen die Möglichkeit, Attestpflicht etc. einzuführen. Hat jemand einen Tipp, wie man das evtl. umgehen kann

    Warum willst Du das umgehen? Bei uns ist die Attestpflicht durchaus ein gängiges Mittel. Im Durchschnitt unterliegen ca. 1/4 aller Schüler der Attestpflicht.

  • Warum willst Du das umgehen? Bei uns ist die Attestpflicht durchaus ein gängiges Mittel. Im Durchschnitt unterliegen ca. 1/4 aller Schüler der Attestpflicht.

    Welche Konsequenzen hat unentschuldigtes Fehlen unter Attestpflicht, wenn keine Klassenarbeiten geschrieben werden?

  • Welche Konsequenzen hat unentschuldigtes Fehlen unter Attestpflicht, wenn keine Klassenarbeiten geschrieben werden?

    Bei schulpflichtigen Kindern:
    Das Jungend- und Ordnungsamt wird informiert, die holen den Schulschwänzer zuhause ab und verhängen ggf. Bußgelder. In letzter Instanz kommt auch noch das Gesundheitsamt samt Amtsarzt hinzu, um festzustellen was gesundheitlich wirklich Sache ist.
    Bei älteren Schülern: Überschreiten der maximal erlaubten Anzahl unentschuldigter Fehlstunden --> Ausschulung


    Außerdem muß jede unentschuldigt versäumte Stunde mit der Note 6 bewertet werden. Das ist keine Kann- sondern eine Muß-Bestimmung.

  • Die Elern sagen, er sei krank. Nur eben immer zeitweise (Magen-Darm, Erkältung usw.).

    sie müssen gar keine Erklärung abgeben. Trotzdem ist häufiges Fehlen ohne chronische Erkrankung eben nicht "normal".


    Wichtig ist bei Absentismus immer, den Schulbesuch als bald wieder aufzunehmen, daher ist Zwang schon ein probates Mittel. Ne Dauerlösung ist er m.E. nicht, solange sich die Eltern quer stellen, da Schwänzen meist mit allerlei Formen von Ängsten zu tun hat.

  • Attestpflicht ist so 'ne Sache. Die pfifigen Schwänzer, wissen, so sie mit wenig Aufwand igre Atteste herbekommen. Die kann man also nur damit ärgern, dass sie zum Arzt müssen. In gewisser Weise erzieht man sie sogar dazu, sich zu organisieren. Die Vollschlümpfe schaffen noch nicht mal das und purzeln 'raus.



    In NRW gibt es in besonderen Fällen die Möglichkeit, Attestpflicht etc. einzuführen. Hat jemand einen Tipp, wie man das evtl. umgehen kann

    Man verhängt keine.



    (das macht ja auch Misstrauen gegenüber den Eltern deutlich)

    Ja, könnte sogar angebracht sein.



    gleichzeitig aber einen regelmäßigen Schulbesuch sicherstellen kann?

    S.o. Attestpflicht führt nicht unbedingt zu regelmäßigerem Schulbesuch. Womöglich kann man einem Schwänzer den Spaß verderben, aber er kommt nicht öfter. Ist es keien Schwänzer, muss man wohl an die Ursachen 'ran und da sehe ich keine Chance, so lange die Eltern nicht mitspielen.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

  • ... Die kann man also nur damit ärgern, dass sie zum Arzt müssen. In gewisser Weise erzieht man sie sogar dazu, sich zu organisieren. Die Vollschlümpfe schaffen noch nicht mal das und purzeln 'raus...

    Interessant, wie anders du klingst, wenn es um kranke Schüler geht, statt um kranke Lehrer. "Schwänzen" ist umgangssprachlich für das Fernbleiben von Schule. Das hat aber in der allerseltensten Fällen etwas mit Schlumpfsein zu tun. Gelegentlich betreiben Eltern auch homeschooling, was hierzulande ja verboten ist, halte man davon, was man wolle. Ansonsten: Google mal Schulabsentismus, Schulangst, Trennungsangst, Versagensangst... hier gehts "normalerweise" um psychische Probleme von Eltern und deren Kindern.

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  • Bei schulpflichtigen Kindern:Das Jungend- und Ordnungsamt wird informiert, die holen den Schulschwänzer zuhause ab und verhängen ggf. Bußgelder. In letzter Instanz kommt auch noch das Gesundheitsamt samt Amtsarzt hinzu, um festzustellen was gesundheitlich wirklich Sache ist.
    Bei älteren Schülern: Überschreiten der maximal erlaubten Anzahl unentschuldigter Fehlstunden --> Ausschulung


    Außerdem muß jede unentschuldigt versäumte Stunde mit der Note 6 bewertet werden. Das ist keine Kann- sondern eine Muß-Bestimmung.

    Passiert das in der Praxis auch (meistens), oder ist das so ein "eigentlich müsste man", dass dann aber in der Praxis eher flachfällt (aus diversen Gründen)?

  • Attestpflicht scheint mir auch der erste Schritt. Wenn die Fehlzeiten anhalten, kann man mit der Familie über einen Besuch beim Amtsarzt reden.
    Ich habe in solchen Fällen auch schon über die Möglichkeiten des Hausunterrichts gesprochen.


    Erfolg war, dass das Kind plötzlich seltener krank wurde.

  • @Morse
    Also bei uns wird immer mal wieder ausgeschult. (Ist am BK ab 18 aber auch sehr einfach.)
    Und 6er für unentschuldigte Fehlstunden sind auch normal. Ich würde nie auf die Idee kommen dafür keine 6 zu geben.


    Alles andere habe ich persönlich noch nicht mitbekommen.

    Only Robinson Crusoe had everything done by Friday.

  • @Morse
    Also bei uns wird immer mal wieder ausgeschult. (Ist am BK ab 18 aber auch sehr einfach.)

    In meinem Umfeld würde keine SL auf die Idee kommen einen Schüler auszuschulen ("wenn die Betriebe schicken, müssen wir die irgendwie beschulen, da können wir nichts machen") - und schon gleich gar nicht wegen Fehlzeiten (tut ja niemandem weh).

  • Doch, tut weh. Ein "Dauerblaumacher" kann eine katastrophale Sogwirkung auf den Rest der Klasse haben, wenn es keine Konsequenzen gibt.


    Seit wir da mal ganz bös reingefallen sind, Schulen wir über-25-jährige (früher geht bei uns nicht) auch nach der ersten Ansage aus, wenn sie unentschuldigt Fehltage haben und keine Besserung Eintritt.

  • ("wenn die Betriebe schicken, müssen wir die irgendwie beschulen, da können wir nichts machen")

    Im der dualen Ausbildung kann man in der Tat wenig machen. Da haben die Schüler den Vertrag mit dem Betrieb. Wenn den die Fehlzeiten nicht interessieren, ist das so.


    Die Entlassung von der Schule betrifft meist Volljährige in Vollzeitbildungsgängen.

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