Problematische Fälle in der Lehrerinnen-Eltern-Interaktion

  • Liebe Forenmitglieder,


    Elternarbeit gehört zum beruflichen Alltag einer jeden Lehrperson. Die Kommunikation mit Eltern kann dabei eine besondere Herausforderung darstellen, denn leider verläuft nicht jedes LehrerInnen-Eltern-Gespräch so reibungslos, wie man es sich im Vorfeld erhofft. In der Kommunikation mit Eltern kann es durchaus zu unterschiedlichen Differenzen kommen, welche für die linguistische Gesprächsforschung ein fruchtbares, zugleich aber auch recht unerforschtes Interessengebiet sind.


    In meiner Abschlussarbeit möchte ich das Berichten über solche Gesprächssituationen untersuchen und linguistisch einordnen. Der Fokus der Arbeit liegt dabei spezifisch auf dem Gespräch zwischen Lehrerinnen und Vätern. Die Wiedergabe solcher Gesprächssituationen soll mittels der Konversationsanalyse genauer beleuchtet werden.


    Vor diesem Hintergrund suche ich Lehrerinnen, die sich dazu bereit erklären, in einem ca. 30-minütigen bis einstündigen narrativen Interview von ihren Erfahrungen mit „problematischen“ Vätern in Elternsprechstunden zu erzählen. Das erhobene Datenmaterial wird vertraulich behandelt und gemäß des Datenschutzgesetzes anonymisiert.


    Die Auswertung dieses Erfahrungspanoramas kann nicht nur Aufschluss darüber geben, welche linguistischen Verfahren bzw. Konstruktionen Lehrerinnen verwenden, um von ihren Interaktionen zu berichten, sondern auch darüber, welche Themen zu einem Konflikt führen können.



    Herzliche Grüße
    Melanie

  • :aufgepasst:



    Hallo an alle :)


    Ich würde mich wirklich sehr darüber freuen, wenn sich doch noch ein paar Lehrerinnen jeglicher Schulform
    bei mir melden würden, die bereits "schwierige" oder "problematische" Gespräche mit Vätern führen mussten.


    Das Interview würde in Form eines Telefongesprächs durchgeführt werden, wobei die Dauer des Gesprächs
    je nach Erfahrungsgehalt variieren kann.


    Liebe Grüße und einen schönen Abend :)


    Melanie

  • Ich hatte schon "schwierige" und "problematische" Elterngespräche, allerdings waren die schwierigsten zufälligerweise mit Müttern. Mir helfen dabei die Gesprächstechniken, die man so aus Beratungsseminaren kennt. Sowas sollte man m.E. in jegliche Studienordnung für Lehrämter aufnehmen und üben bis zum Effeff. Ich kann dir daher leider auch nicht weiterhelfen. LG

  • Ich würde gerne wissen, warum hier der Fokus auf Lehrerinnen und Vätern liegen soll. Ist das einfach etwas, was noch keine Studie explizit erforscht hat (bisher nur Lehrer und Eltern?) und deshalb Extrapunkte in der Abschlussarbeit bringt, gibt es eine Grundlage, warum diese Gesprächssituation besonders belastet sein soll?


    Grundsätzlich weiß ich von Kolleginnen aus der Migrationsarbeit (war dort rund 10 Jahre tätig vor dem Ref), dass diese mit manchen Vätern mit bestimmtem kulturellen Hintergrund immer wieder besonders schwierige Gespräche haben. Das liegt manchmal aber nicht immer an den Vätern, manchmal aber nicht immer am kulturellen Hintergrund der Väter oder dem der Kolleginnen oder dem beider Seiten- oft einfach an problematischem Gesprächsverhalten beider Seiten, was sich durch professionelle Gesprächstechniken reduzieren lassen würde.


    Persönlich habe ich ebenso wie Krabappel in der Vergangenheit die "problematischeren" Elterngespräche* eher mit Müttern, als mit Vätern gehabt, nicht zuletzt auch, weil deutlich mehr Mütter als Väter an derartigen Gesprächen teilnehmen.



    * "Problematischer" deshalb, weil manche Gespräche einen bewussteren Einsatz von Gesprächstechniken erfordern um erfolgreich und zielführend zum Abschluss gebracht werden zu können.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • @Krabappel @CDL
    Die Rückmeldung, dass "schwierige" Gespräche oftmals mit Müttern stattfanden, habe ich schon häufiger bekommen.
    Leider hat meine Professorin den Fokus auf die Lehrerinnen-Väter-Interaktion gelegt, da sie gerade im Bereich der
    Genderlinguistik tätig ist und deshalb dieses Gesprächsmaterial besonders interessant findet. Man könnte natürlich
    auch die Lehrer-Mütter-Interaktion untersuchen. Vermutlich hätte ich damit mehr Erfolg gehabt..


    Ich danke Ihnen dennoch für ihre Kommentare!

  • Die Problematik, nach der du hier suchst, ergibt sich wirklich höchst selten.
    Meine bisherigen Beobachtungen zu dem Thema:


    - wenn (einzelne) Väter zu Gesprächen kommen, sind diese fast immer alleinerziehende Väter, aber dadurch alles andere als "problematisch". Mag aber auch an mir als Lehrperson liegen.
    - Kontakte zu "Problemvätern" passieren einfach nicht in Sprechstunden, sondern, wenn überhaupt, in ganz anderem Kontext (und dann durchaus extrem).


    Wenn du gerade zu letzterem Fragen hast, schreib mir ruhig eine PN, aber ich bin nicht der Typ für "Telefoninterviews".

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

  • Ich kann als Mann da ja nur bedingt mitreden, aber ich habe bei uns an der Schule einige Male erlebt, dass Väter aus bestimmten Kulturkreisen, in denen die Rolle der Frau z.T. anders gesehen wird, im Gespräch mit mir ganz liebenswert und freundlich waren, während Gespräche mit einer Kollegin gar nicht gut liefen, weil es dem Mann schwer fiel, die Kollegin als "gleichwertig" bzw. in der Lehrerrolle in manchen Fragen halt sogar kompetenter zu akzeptieren ... sich von ihr "etwas sagen zu lassen".

  • ...dass Väter aus bestimmten Kulturkreisen, in denen die Rolle der Frau z.T. anders gesehen wird, im Gespräch mit mir ganz liebenswert und freundlich waren, während Gespräche mit einer Kollegin gar nicht gut liefen, weil es dem Mann schwer fiel, die Kollegin als "gleichwertig" bzw. in der Lehrerrolle in manchen Fragen halt sogar kompetenter zu akzeptieren ... sich von ihr "etwas sagen zu lassen".

    Echt, welche "Kulturkreise" waren das genau?


    Ich fühle mich der Kultur der Kurden beispielsweise näher, als der Kultur unserer deutschen Kinder, die Chips frühstücken und ihre Freunde vom Hauptbahnhof mit Hurensohn beschimpfen.


    Soll heißen, schwierige Väter suchen erst gar nicht das Gespräch, sondern Verhalten sich nach den Gesetzen der Straße (wie Miss Jones schrieb) und sind deutscher Herkunft. Väter aus "Kulturkreisen" sind höflich und wertschätzend und geben den Kindern eins auf den Deckel, wenn sie nicht spuren, so meine Erfahrung als Lehrerin.


    Aber das nur OT am Rande, die TE sucht ja Interviewpartnerinnen.

  • Echt, welche "Kulturkreise" waren das genau?
    Ich fühle mich der Kultur der Kurden beispielsweise näher, als der Kultur unserer deutschen Kinder, die Chips frühstücken und ihre Freunde vom Hauptbahnhof mit Hurensohn beschimpfen.


    Soll heißen, schwierige Väter suchen erst gar nicht das Gespräch, sondern Verhalten sich nach den Gesetzen der Straße (wie Miss Jones schrieb) und sind deutscher Herkunft. Väter aus "Kulturkreisen" sind höflich und wertschätzend und geben den Kindern eins auf den Deckel, wenn sie nicht spuren, so meine Erfahrung als Lehrerin.


    Aber das nur OT am Rande, die TE sucht ja Interviewpartnerinnen.

    Ich hoffe sehr, dass ich in Anbetracht meiner sonstigen Beiträge nicht in den Verdacht gerate, etwas gegen andere Kulturkreise zu haben ... in den von mit geschilderten Fällen waren das Väter aus der Türkei und dem Iran und natürlich ist diese Erfahrung nicht repräsentativ ("einige Male" ist nicht gleich "immer").

  • Hallo nochmal,


    ich war eben in der Sprechstunde meiner Professorin und sie meinte, dass ich aufgrund der
    von euch bestätigten Seltenheit solcher Fälle, also Probleme, die nur den Vater betreffen,
    nun auch die Mütter berücksichtigen könne. Das erleichtert natürlich einiges!



    Hier nun also nochmal ein kurzer Aufruf:


    Für meine Studie suche ich nun also weibliche Lehrpersonen, die in einem ca. 15- bis 30-minütigen
    narrativen Interview (Telefongespräch) von ihren problematischen Erfahrungen mit Eltern berichten möchten.

  • Sorry, @DeadPoet, so wars nicht gemeint. Ich dachte nur an die verschiedenen sozialen Schichten, mit denen man so zu tun hat und die kommen mir manches Mal viel trennender vor, als das Herkunftsland...

  • Ich würde gerne wissen, warum hier der Fokus auf Lehrerinnen und Vätern liegen soll.

    Weil, wenn auf bestimmte Kulturkreise abgestellt wird, das politisch nicht korrekt ist und man deshalb...

    Ich hoffe sehr, dass ich in Anbetracht meiner sonstigen Beiträge nicht in den Verdacht gerate, etwas gegen andere Kulturkreise zu haben ...

    ... das lieber geschlechterdiskriminierend formuliert. :P

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :_o_P


    8_o_)Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

  • ... In der Kommunikation mit Eltern kann es durchaus zu unterschiedlichen Differenzen kommen, welche für die linguistische Gesprächsforschung ein fruchtbares, zugleich aber auch recht unerforschtes Interessengebiet sind.


    In meiner Abschlussarbeit möchte ich das Berichten über solche Gesprächssituationen untersuchen und linguistisch einordnen.

    Liebe Melanie, bevor der Thread jetzt wieder abdriftet... vielleicht könntest du noch ergänzen, warum das linguistische Einordnen der Berichte über solche Gesprächssituationen für uns und unsere Elterngespräche in Zukunft fruchtbar wäre?

  • Liebe Krabappel,


    mithilfe der narrativen Interviews könnte ich untersuchen, wie Lehrerinnen sich selbst und andere auf
    sprachlicher Ebene positionieren. Bis jetzt kann ich darüber aber noch keine Aussagen treffen, da das
    entsprechende Datenmaterial noch nicht sehr aussagekräftig ist (wird es bei einer qualitativen Studie
    wohl auch nie *lach*).
    Die konkreten Forschungsfragen dazu lauten jedoch:
    Wie und worüber erzählen Lehrerinnen über problematische Fälle in der Eltern-LehrerIn-Interaktion?
    Ich hoffe, dass ich somit bestimmte sprachliche Phänomene aufzeigen und rekonstruieren kann.


    Bei einer qualitativen Studie geht es natürlich auch darum, auf Grundlagedes erhobenen Datenmaterials
    verschiedene Kategorien zu bilden, in die die "problematischen" Fälle eingeordnet werden können.
    Auch hier kann ich über das Spektrum leider noch nicht viel sagen.


    Die Bedenken, die Ihr alle geäußert habt, hatte ich auch. Warum Lehrerinnen und Väter? Warum schon wieder
    Gender? Und ich will jetzt auch nicht nur über Väter mit Migrationshintergrund schreiben müssen.. die haben
    ja sonst auch schon oft genug mit Vorurteilen zu kämpfen.


    Du hast es eigentlich ganz schön getroffen, liebe Krabappel, indem du meintest, dass schwierige Väter
    erst gar nicht zu Gespräch erscheinen. Man kann eben nie ALLES in so einer Studie abdecken. Sie wird nie
    repräsentativ sein.


    Dennoch hege ich die Hoffnung, dass meine kleine Studie dazu betragen kann, dass Eltern-LehrerIn-Gesprächen
    in Zukunft mehr Beachtung geschenkt wird.



    Liebe Grüße und danke für die vielen Beiträge!

  • Danke für die Präzisierungen und schön, dass deine Professorin da nicht völlig festgefahren war in ihrem "Gender-Schuh", sondern offen für einen praxisnäheren Perspektivwechsel. Wobei die neue Formulierung nahezulegen scheint, dass speziell Elterngespräche von Lehrerinnen mit Eltern besonders problematisch sind. Persönlich wäre es mir da immer wichtig vergleichend die Perspektive Lehrer-Eltern zu betrachten, um zumindest diese besondere Betrachtung von Frauen inhaltlich (und nicht nur durch den Bereich Genderlinguistik) zu rechtfertigen, rein wissenschaftlich würde ich annehmen, dass man diese isolierte Betrachtung fachlich rechtfertigen müsste.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

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