onanieren im Unterricht, Klasse 1

  • Ich habe wieder die inklusive Klasse. Zusätzlich zu den Regelschulkindern habe ich vier Kinder mit Förderbedarf Geistige Entwicklung.
    Eins der Kinder ist da sehr beeinträchtigt. Arabischer Hintergrund, kaum Deutschkenntnisse und starke geistige Behinderung mit ausgeprägten austistischen Zügen. Ihn überfordert so ein Schulalltag und ein Klassenraum mit Kindern kolossal. Das reagiert erab, indem er quasi in jeder freien Minute onaniert. Sobald man mal nicht hinguckt. Und auch, wenn man hinguckt. Das stört ihn nicht. Er zieht sich dafür glücklicherweise nicht aus. Aber reibt sich an jeder Tischecke oder Stuhllehne, die er finden kann. Und hört auch nicht auf, wenn man ihn anspricht oder streng guckt. Man muss ihn schon vom Tisch weg ziehen. Und dann schreit er unwillig.
    Meine Schüler sind Erstklässler. Die anderen Kinder verstehen noch nicht, was er da so macht. Und auch er ist damit noch nicht ganz so auffällig. Aber das ist ja nur eine Frage der Zeit, bis die anderen das mitbekommen.
    Seine Eltern wollen unbedingt Inklusion. Förderschule ist für sie keine Option. Und Elternwille ist ja das A und O.
    Wir denken jetzt an Kurzbeschulung, aber das ist ja auch keine Dauerlösung.
    Habt ihr Ideen?

    Das Leben ist unberechenbar. Iss das Dessert zuerst!

  • Ach, das habe ich vergessen. Ein junger Mann ist für ihn zuständig, alleine für ihn. Aber da das Kind auf Worte eher nicht reagiert und schreit, sobald er angefasst wird, ist der junge Mann eher mäßig erfolgreich.
    Mittlerweile schicken wir den Jungen mit seinem Helfer oft in einen anderen Raum. Da hat der Junge nicht so viele Reize, nicht so viel sozialen Stress und steht nicht unter so großem Druck. Seine Aufgaben, die die Förderlehrer vorbereitet haben, macht er auch da nicht. Und er onaniert auch da. Aber der Rest der Klasse kann wenigstens mal kurz in Ruhe arbeiten.

    Das Leben ist unberechenbar. Iss das Dessert zuerst!

  • Meiner Erfahrung nach wissen viele nicht so genau über unser Schulsystem Bescheid. Betrifft v.a. Leute, die hier nicht aufgewachsen sind. Sie hören, dass dieser oder jener Schulabschluss sein müsse, um was zu werden und da sie selbst es immer schwer hatten und hart gearbeitet haben, soll es ihr Kind mal besser haben.


    Ich würde, wenn irgend möglich, dafür sorgen, dass sich die Eltern eine Schule für Geistigbehinderte (oder wenigstens Fotos) ansehen und dann noch mal über den Förderort nachdenken. M.a.W.: wende deine Engelszungenüberredungskunst an, um die andere Schule schmackhaft zu machen und vermittle mit größtmöglicher Sicherheit und Überzeugung, dass es bei ihrem Sohn nach Paragraph XY das Beste sei, auf Schule yz zu gehen und auf welchem Wege er später rein theoretisch immer noch den Hauptschulabschluss machen kann.


    Solange nur ein Kreuz gesetzt werden muss unter "wollen Sie a) eine normale Schule für Ihr Kind mit braven Kindern, die Geige spielen und Ärztin werden oder b) eine mit lauter Behinderten, die sabbern und nie in der Gesellschaft ankommen" werden wohl alle Eltern a) wählen.


    Ansonsten: Schulleiter fragen, ist für dich unter diesen Bedingungen nicht zu leisten.

  • Die Eltern haben sich schon eine Förderschule angesehen. Der Junge hat da auch am Probeunterricht teilgenommen. Aber die Eltern haben die Förderschule abgelehnt. Sie möchten, dass ihr Sohn auf eine normale Schule geht. Ist auch irgendwie kulturell begründet. Solche Förderschulen gibt es im Heimatland nicht, also braucht ihr Sohn die auch hier nicht. Hat der Dolmetscher uns vermittelt.
    Engelszungentaktik habe ich schon versucht. Aber weil da ein Dolmetscher zwischengeschaltet werden muss, hat das leider nicht so funktioniert, wie es sonst klappt.
    Schulleitung sagt, Elternwille zählt, da kann man nichts machen.
    Kurzbeschulung ist im Moment das einzige, das uns einfällt, um dem Kind den Schultag etwas zu erleichtern.

    Das Leben ist unberechenbar. Iss das Dessert zuerst!

  • Du kannst es noch eine Weile mit den Engelszungen versuchen. Ansonsten sehe ich das wie du: Kurzbeschulung zur Entlastung aller Beteiligten.


    Das Kind hat den Förderschwerpunkt GE bereits offiziell attestiert? Dann macht den Eltern klar, dass ihr Kind NIEMALS einen Schulabschluss bekommen wird, ganz egal, auf welche Schule es gehen wird. Das ist drastisch und hart, aber leider auch die Wahrheit. Ich weiß, dass viele Menschen unser Schulsystem nicht durchschauen. Auch viele Eltern von LE-Kindern glauben, dass ihr Kind den regulären Abschluss der Haupt- oder Realschule macht, wenn sie es nur schaffen, ihr Kind dort anzumelden. Da musste ich schon einige unangenehme Gespräche zu führen ...
    Eventuell braucht ihr einen anderen Inklusionshelfer als den jungen Mann? Wenn Worte ihn nicht erreichen, braucht er vielleicht eine Form der unterstützten Kommunikation, aber da kenne ich mich nicht aus. Piktogramme, Bilder etc. Alles Dinge, die in der FS geistige Entwicklung gang und gebe sind.


    Auch wenn ihr es nicht müsst, würde ich auch diesem Schüler ein Halbjahreszeugnis schreiben. Nennt es irgendwie anders, Lernbericht, Lerndokumentation und lasst sie den Eltern zukommen. Aber auch ab in die Akte damit, sodass ihr eure Beratungen, Förderversuche und Interventionen dokumentiert habt. Noch onaniert er "nur", eventuell wird er aber mit zunehmendem Druck und Frust auch aggressiv? Dann wird es mit der Dokumentation für alle einfacher, ihn in einem für ihn passenden Angebot unterzubringen.


    Aber wie du schon sagst, auch die Kurzbeschulung ist keine Dauerlösung.

    Schöne Grüße,
    dzeneriffa



    Am Ende wird alles gut! Wenn´s noch nicht gut ist, dann ist es noch nicht das Ende =)

  • @caliope, was möchtest du hören?


    - suche im Lehrplan der Geistigbehindertenschule nach Förderzielen des Kindes, die an seinen aktuellen Entwicklungsstand anknüpfen
    - lass dich bei dem Lehrer der entsprechenden Schulart beraten
    - beauftrage die Eltern, ein psychologisches Gutachten erstellen zu lassen, evtl. Ziel §35a
    - betraue den Schulbegleiter mit der Unterstützung des Jungen bei der Umsetzung der von dir festgelegten Aufgaben
    - sorgt für einen stark ritualisierten Tagesablauf mit Rückzugsmöglichkeiten
    - besucht Fortbildungen zur unterstützten Kommunikation
    - richtet einen Snoezelenraum ein...


    So etwa?


    Du kannst doch nur Schulleitung und Eltern konfrontieren oder die Suppe selbst auslöffeln. Mehr Möglichkeiten sehe ich jedenfalls nicht.

  • Hast du das mit dem onanieren bei den Eltern angesprochen? Wie reagieren sie? Ich hatte auch mal so eine Schülerin, aber nur in Mathe. Ich konnte es bei den Eltern nicht ansprechen. :rotwerd: 2. Klasse, Regelschule. Zum Glück war ich nicht KL.

  • Ich finde das Onanieren hier gar nicht das Problem, das wissen die Eltern doch auch selbst. Sondern dass das Kind mehrere schwere Behinderungen hat, schreit und gestresst ist, ohne dass ihm einer hilft oder ihm irgendwas Sinnvolles beibringt und gleichzeitig allen anderen den letzten Nerv raubt. Und ja, ich stelle fest und gebs zu, es gibt Fallkonstellationen, da halte ich von Inklusion nichts! Wenn ich sehe, was an Geistigbehindertenschulen gemacht wird... manmanman, was ein sinnloses Sparprogramm, da abegspult wird.

  • Dass sich Eltern gegen die Förderschule entschieden, zeugt von gesundem Menschenverstand. Aber bevor ich mit Bashing fortfahre der Hinweis: im letzten Absatz findest du die juristische wasserdichte Lösung deines Problems.


    Die sogenannte Lebenspraktische Ausbildung der Förderschulen ist letztlich nur eine Verwahrung, damit sich Eltern, Lehrer und Normschüler besser fühlen können. Der gesamte sonderpädagogische Bereich ist weder empirisch noch wissenschaftlich abgesichert und somit für Sonderpädagogen ein idealer Ort eine ruhige Kugel zu schieben und sich zur Kompensation ihrer eigen Überflüssigkeit in Allmachtsphantasien zu ergehen, denn der ASD, die Amtsärzte, das Jugendamt sind im Streitfall willfährige Gehilfen. Dennoch kann man sich in der Öffentlichkeit als Helfer darstellen und jeden Kritiker als potentiellen Kindswohlgefährder herabqualifizieren.


    Jeder von uns Kollegen muss sich klar sein, dass das Leben für diese Kinder dann beendet ist, denn einen Weg zurück gibt es laut statistischem Bundesamt nur für 1% aller Aussätzigen.


    Hey, aber was soll’s, schließlich können bzw. wollen wir das nicht leisten und es ist nur ein gutbezahlter Job und die Kinder sind nicht unsere Eigenen:


    Es gibt einen einfachen Weg den Schüler los zu werden. Genaugenommen zählt der Elternwillen nicht, denn glücklicherweise können wir jeden ungeliebten Schüler mit Paragraph 20.4 SchulG NRW abservieren. Ich nehme an, dass der masturbierende Schüler ein AO-SF hat. Andernfalls kann man auch das leicht gegen den Elternwillen durchsetzen.
    Der Schüler ist weg, man sieht ihn und die Eltern nie wieder!


    Viel Erfolg


  • Der gesamte sonderpädagogische Bereich ist weder empirisch noch wissenschaftlich abgesichert und somit für Sonderpädagogen ein idealer Ort eine ruhige Kugel zu schieben und sich zur Kompensation ihrer eigen Überflüssigkeit in Allmachtsphantasien zu ergehen, denn der ASD, die Amtsärzte, das Jugendamt sind im Streitfall willfährige Gehilfen.

    Wie man weiß, gibt es keine zweite Chance für den ersten Eindruck. Gleich im ersten Post eine gesamte Gruppe von Kolleginnen und Kollegen und deren wichtige und unersetzliche Arbeit -ganz gleich ob sie an SBBZ, Förderschulen oder im Rahmen des inklusiven Unterrichts erfolgt- zu entwerten zeigt, was qualitativ von deinen Beiträgen an Reflexionsvermögen, Empathie und Fachkompetenz zu erwarten sein wird. Danke für diesen unmissverständlichen Hinweis.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • ...
    Der Schüler ist weg, man sieht ihn und die Eltern nie wieder!

    Wer ist "man"? Die Förderschulkollegen sehen das Kind und zwar im wahrsten Sinne kann es dort wieder gesehen werden.


    An welcher Schulart unterrichtest du denn? Hast du Klassen mit schwerbehinderten Kindern? Dann erzähle uns doch mal, wie das unter den handelsüblichen Bedingungen läuft, offenbar gibt's Patentrezepte, die wir noch nicht kennen.

  • Wir wollen doch ALLE nur helfen. Ich bin mir sicher, dass das Kind auf der Förderschule zur Ruhe kommt, da hat es alle Zeit der Welt. Es warten wichtige Mandalas und Sozialtraining


    Spaß beiseite, du hast Recht, meine Empathie, Fachkompetenz und Reflektionsvermögen setze ich zum Wohl all meiner Schüler ein - und eher selten für inkompetente und faule Kollegen. Aber eben manchmal doch, denn der juristische Hinweis funktioniert hervorragend in NRW.

  • Na klar, nichts außer Mandalas malen und Sozialtraining umfasst ja der Förderschulunterricht *Ironie*. Mal ehrlich: Bist du überhaupt Lehrer? Denn eine Ahnung hast du ganz offensichtlich nicht von der Arbeit an Förderschulen.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • ...Bist du überhaupt Lehrer? Denn eine Ahnung hast du ganz offensichtlich nicht von der Arbeit an Förderschulen.

    ...und von der Arbeit an Inklusionsschulen offenbar auch nicht.

  • Wer glaubt, dass man mit Mandalas zu inkludierende Kinder ruhigstellen/beschäftigen kann/will/muss/tut hat auch keine Ahnung.

  • Wer glaubt, dass man mit Mandalas zu inkludierende Kinder ruhigstellen/beschäftigen kann/will/muss/tut hat auch keine Ahnung.

    Seine/ihre Sorge ist ja, dass an Förderschulen nur gemalt würde und in der Inklusion ein Schulabschluss möglich wäre (nur das würde jemandem langfristig den normalen Weg in die Gesellschaft ermöglichen). Da würde ich doch gern wissen, wie hirnfidler das beim oben beschriebenen Schüler erreichen würde. Oder bei Kindern, die auch keine Mandalas ausmalen können.

  • Achso, nee, natürlich nicht. Wir hatten einen schwierigen Schüler, der überhaupt nichts gearbeitet und kapiert hat. Er kam 2 Jahre in die Förderschule in einer kleinen Klasse, hat nur noch einsen und zweien geschrieben und wechselt im September wieder in die Regelschule. Wir haben es bei 28 Kindern in der Klasse nicht geschafft mit ihm. Ich bin jederzeit für den Erhalt der Förderschulen, sehe die bewundernswerte Arbeit der Kollegen an der benachbarten G-Schule. Hut ab.

  • Es tut mir leid Euch enttäuschen zu müssen, aber ich habe wahrscheinlich die gleiche Bezügegruppe wie Ihr. Was die Qualifikation und in erster Linie die Kompetenz betrifft, tun sich ja doch schon nach wenigen Wortwechseln größere Unterschiede auf, allerdings liegt es natürlich im
    Auge des Betrachters, zu wessen Gunsten die Sache ausgeht.


    Allerdings muss ich tatsächlich präzisieren: was ich schrieb bezieht sich auf E/S und L und mildere Formen von G und SQ also das Gros der staatlich Geächteten. Möglicherweise machen die Kollegen bei „Sehen“ und bei „Sprache und Quatschen“ etc. ja gute Arbeit.

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