Seminar und Mentor stimmen nicht überein

  • Im Gegensatz zu vielen Referendaren hier erlebe ich das Seminar als zu lasch. Alles ist immer schön. Vielleicht, weil dringend Lehrer gebraucht werden, oder weil wirklich Abstraktionsvermögen fehlt...? Oder bin ich zu pingelig? Ich erwarte Mindestleistungen der Unterrichtungskunst, das ist mir wirklich wichtig, den Kindern und unserem Beruf zuliebe.
    Vielleicht ist es aber auch so, dass ich es ein klitzekleines Bisschen persönlich nehme, wenn ich ignoriert werde? Denn es ärgert mich zugegebenermaßen, ein "nö, ich fands toll, das Seminar auch, das war alles anders, das ergibt schon Sinn, was ich mir da gedacht habe, ja aber..."


    Weiß gerade nicht, wie damit umgehen...

  • Bin relativ frisch raus aus dem Ref... Im ersten Halbjahr war es bei uns auch seitens der Seminare eher kuschelig. Ich habe die kritischen Anmerkungen meiner Mentorin daher als Orientierung sehr geschätzt. Was vom Seminar kam fand ich nämlich überhaupt nicht hilfreich, weil ich mir irgendwie sicher war, das noch nicht alles toll war. Da liegt wohl viel an der Haltung des Referendars. Für viele ist es ja von Anfang an ein "Ich mach's dem Seminar Recht, dann steh ich das durch". Wenn das Seminar dann zufrieden ist, gibt's ja keinen Grund sich Sorgen zu machen (und leider wenig Entwicklung...).


    Im Nachhinein fühle ich mich von meinen Mentoren ausgebildet, nicht vom Seminar.


    Insofern würde ich weiterhin kritisch bleiben und je nachdem wie weit der Referendar schon ist darauf hinweisen, dass die Ansprüche an den Unterricht im Verlauf des Referendariats durchaus steigen werden. Auch das war bei uns so und viele haben dann die Welt nicht mehr verstanden.

  • Ist auf jeden Fall schwierig.
    In einer Nachbesprechung hat sich mein "Mentor" mit meinem Fachleiter ein ziemliches Wortgefecht geliefert auf Grund unterschiedlicher Ansichten. Mir hat es nicht geschadet. Ich fühlte mich allerdings oft zwischen den Stühlen. Und mein Versuch es allen Recht zu machen ist zweimal schief gegangen (in zwei UBs). In dem Fach, wo ich weniger Unterstützung hatte, gab es das Problem nicht.


    Also ja, ich kann das durchaus bestätigen. Was man als Ref draus macht ist dann aber individuell.
    Ich bin am Ende meinen Weg gegangen und habe die Dinge angenommen, die mir gut und zu mir passend erschienen.


    Ich habe mich immer über Hilfe gefreut. Allerdings ist manche Hilfe auch nur gut gemeint und nicht gut gedacht.


    Aber ich sehe es auch kritisch, dass viele zu sehr auf das Seminar und die Ansprüche abzielen. Immerhin weiß man nicht wer als Fremdprüfer kommt und was der sehen will.

  • Ich weiß nicht, wie das bei Euch läuft, aber bei uns war's so, dass in den Lehrproben-Besprechungen tatsächlich alles immer "schön" war von Seiten des Allgemeinseminars. Durch dieses dämliche "Man muss alles nett verpacken", kam nämlich immer nur "man könnte das und das anders machen" oder "das war schon ganz gut....", anstatt, dass die einem mal konkret gesagt hätten, was Sache ist, und was man ändern soll.


    Die Abrechnung kam dann mit der Note, da hat sich dann rausgestellt, dass dieses ganze Geschwafel heuchlerich war. Ohne einen sehr resoluten Fachseminarleiter, der hinter mir stand, wäre das ein paar mal übel ausgegangen.


    Mein (Haupt)mentor - heute einer der wenigen echten Freunde im Kollegium - war auch eher ein harter Hund und Freund der klaren Worte. Der hat, wen ihm was nicht gepasst hat, sehr deutlich gesagt "mach das so, sonst ist's scheiße". Damit konnt' ich besser umgehen.


    Kurz vorm Examen musste dann aber auch er eingestehen, dass er keine Ahnung hat, wie er das Seminargeschwätz einschätzen soll. Mehr gelernt hab ich aber definitiv von ihm und meinem Fachseminarleiter als durch das Allgemeinseminargeschwätz.



    EDIT: Und aus Mentorsicht: Bei meinem ersten eigenen Referendar war's dann auch nicht großartig anders. Ich hatte den Eindruck, das Seminar ist ein bisschen "weicher" geworden, weil es noch weniger Noten gibt als bei uns damals (eigentlich gar keine mehr außer dem Examen), und jetzt endgültig alles völlig beliebig geworden ist.
    Wirklich was für den Alltag gelernt hat er - und ja, das klingt jetzt arrogant - ziemlich alles bei uns an der Schule. Hat dann einen Top-Abschluss gemacht und ist m.E. ein guter Junglehrer geworden.

    Einmal editiert, zuletzt von DePaelzerBu ()

  • Kommt mir sehr bekannt vor (habe in RLP mein Ref gemacht).



    Im Gegensatz zu vielen Referendaren hier erlebe ich das Seminar als zu lasch. Alles ist immer schön. Vielleicht, weil dringend Lehrer gebraucht werden, oder weil wirklich Abstraktionsvermögen fehlt...? Oder bin ich zu pingelig? Ich erwarte Mindestleistungen der Unterrichtungskunst, das ist mir wirklich wichtig, den Kindern und unserem Beruf zuliebe.
    Vielleicht ist es aber auch so, dass ich es ein klitzekleines Bisschen persönlich nehme, wenn ich ignoriert werde? Denn es ärgert mich zugegebenermaßen, ein "nö, ich fands toll, das Seminar auch, das war alles anders, das ergibt schon Sinn, was ich mir da gedacht habe, ja aber..."


    Weiß gerade nicht, wie damit umgehen...

    Ich habe gerade auch so eine als "Quereinsteigerin" und hatte mit ihr auch schon Diskussionen über gewisse Leistungen, die ich zumindest erwarte. Sie hält auch Stunden in meiner Klasse und jedesmal muss ich ihre Themen erneut durchnehmen, weshalb ich in der Klasse viel Zeit verliere. Die Strukturen in der Klasse bringt sie auch durcheinander. Das schlimmste ist allerdings, dass sie völlig beratungsresistent ist, aber voll von sich überzeugt ist. Ihre Betreuer (in D. ähnlich einem allgemeinen Seminarleiter) sind auch wie Krabappel schreibt, zu lasch. Ich muss zwei Jahre durch (ein halbes ist schon vorbei *jubel*), erst dann können wir den Spuk beenden. Danach werde ich so schnell keine Mentorin mehr.

  • Ich kann nur aus meiner Sicht sprechen. Habe aktuell einen Mentor und einen Fachleiter pro Fach, also vier Personen die alle sehr kompetent sind aber unterschiedliche Vorstellungen von einem guten Unterricht haben.
    Man bekommt viel Input von allen Seiten und manchmal steht man einfach zwischen den Stühlen. Wenn man da nicht sensibel genug ist kann sich leicht jemand vor den Kopf gestoßen fühlen.
    Persönlich nehme ich von jedem etwas mit und versuche damit meinen Stil zu finden.


    Im ersten Halbjahr hatte ich intensiven Kontakt mit meinen Mentoren, was mir viel gebracht hat.
    Im zweiten und dritten Halbjahr stehen mir diese nur noch mit Rat und Tat zur Seite falls Bedarf da ist, weil es aus Ihrer Sicht sehr gut klappt.
    Da beschränkt sich das Verhältnis vermehrt aufs kollegiale Miteinander. Gerade im jetzigen Prüfungszeitraum hat die Vorstellung des Seminars vom guten Unterricht Vorrang. Das wissen meine Mentoren und unterstützen mich dahingehend perfekt!

  • Für Hamburg gilt: Am Ende ist es das Seminar, das über die Note entscheidet. Ich leiste mit meinem Gutachten einen Beitrag, den die Seminarleitung berücksichtigen kann oder nicht und auch gewichten kann, wie sie es möchte.

  • Für Hamburg gilt: Am Ende ist es das Seminar, das über die Note entscheidet. Ich leiste mit meinem Gutachten einen Beitrag, den die Seminarleitung berücksichtigen kann oder nicht und auch gewichten kann, wie sie es möchte.

    In NRW gibt es 2 Noten, eine von der Schule, die auf den Beurteilungsbeiträgen der Ausbildungslehrer basiert und eine vom Seminar, die von den Fachleitern kommt. Insgesamt macht das 50 % (je 25 %) der Endnote aus.


    Daher kann ich das ja mit dem zwischen den Fronten nachvollziehen.
    Hatte aber grundsätzlich auch gute Fachleiter, die durchaus klar gesagt haben was Sache ist.

  • Also ich fand mein Seminar alles andere als lasch. Nicht gemeckert ist genug gelobt, war daa Motto. Und man hat IMMER ein Haar in der Suppe gefunden, egal wie klein es war. Damit kann man aber umgehen. Womit ich absolut nicht umgehen konnte war die Tatsache, dass NIEMALS Alternativen aufgezeigt wurden. Es fand NIE eine Beratung statt, selbst nach mehrmaliger Nachfrage meinerseits. Es lief dann so ab, dass zB gesagt wurde "der Einstieg war nicht gut". Auf meine Nachfrage, was genau denn daran nicht gut war, kam als Antwort immer nur "so jedenfalls nicht". Und wenn ich dann gefragt habe, was ich verbessern kann, dann kam nur "machen Sie es jedenfalls nicht so". Tolle Wurst. Mit den Mentoren konnte ich dann hinterher gemeinsam rätseln, was genau das Problem war. Und beim nächsten mal wurde dann halt was anderes probiert. Es war immer ein Würfelspiel, ob der Fachleiter es für gut oder schlecht befunden hat. Aber Anregungen, was man alternativ hätte machen können, gab es grundsätzlich nicht. Ich habe für mich dann die Erklärung angenommen, dass der FL selbst keine besseren Vorschläge und Ideen hatte. :essen: Mit dem 2. Staatsexamen hats dann trotz allem geklappt. Trotz des Seminars. Und - o wunder - die Fremdprüfer fanden Sachen ganz toll, die mein FL zerrissen hat fanden Sachen schlecht, die der FL stets gelobt hat.
    Ein guter Mentor ist meiner Meinung nach wesentlich wichtiger für die Ausbildung als das Seminar. Das Seminar ist meiner Meinung nach häufig mit dem Kopf irgendwo in den Wolken unterwegs.

  • Danke erstmal für eure Erfahrungen. Ich habe nicht das Gefühl, dass das Seminar irgendwas verlangt, was ich torpedieren. würde. Ich sehe grundlegende Mängel in der Planung, die Kinder wissen oft nicht, was man von ihnen will. Das Seminar hat eine ausgefeilte Liste mit Unterkategorien der Bewertung, was das ganze transparent machen soll, aber m.E. eher dazu führt, dass der Referendar nicht weiß, auf was es ankommt. (Sowas, wie "Schüleraktivierung" 3 von 5 Punkten. Ja, die Schüler haben was gemacht, aber sie wussten leider nicht wirklich was).

  • Danke erstmal für eure Erfahrungen. Ich habe nicht das Gefühl, dass das Seminar irgendwas verlangt, was ich torpedieren. würde. Ich sehe grundlegende Mängel in der Planung, die Kinder wissen oft nicht, was man von ihnen will. Das Seminar hat eine ausgefeilte Liste mit Unterkategorien der Bewertung, was das ganze transparent machen soll, aber m.E. eher dazu führt, dass der Referendar nicht weiß, auf was es ankommt. (Sowas, wie "Schüleraktivierung" 3 von 5 Punkten. Ja, die Schüler haben was gemacht, aber sie wussten leider nicht wirklich was).

    volle Zustimmung! Genau das war im ref bei mir und meinen Mitreferendaren das große Problem: Und wurde ein ellenlanger Kriterienkatalog vorgelegt und jedes Kriterium wurde gefühlt gleichermaßen schwer gewichtet. Das führte dazu, dass man sich ein Bein ausreißen musste mit Klassenraum putzen (--> angemehme lernumgebung), arbeitsblätter neu schreiben (-->Ressourcen aka kopien sparen), auf den richtigen Gesichtsausdruck achten (-> nicht zu freundlich aber auch nicht zu streng), einen fetzigen einstieg finden (der nicht nur Schüler aktiviert, sondern auch ganz viel mit dem angestrebten Beruf der SuS zutun haben muss und auf jeden Fall immer die gesamte Reihe trägt und beinhaltet).... und und und.... Ich habe nach UBs immer in Abwesenheit der Prüfer die sus nach einem ehrlichen Urteil über den Lerneffekt gefragt und die Urteile waren meist vernichtend, egal ob die Prüfer laut gejubelt haben über den riesigen Lerneffekt, der im UB angeblich zustandegekommen sei. An der BBS ist das besonders spannend, weil die sus die UB Situation viel realistischer einschätzen können als jüngere sus. Dann kommen von den SuS so Sätze wie "So Frau Hannelotti, wir gucken am Anfang auch extra ganz interessiert, damit Ihre Prüfer denken, dass der Einstieg unser Interesse am Thema geweckt hat" oder "So jetzt melde ich mich mal um unseren aktuellen Standpunkt auf den Ablaufplan zu nennen, damit die Transparenz uns ganz toll motiviert ;) " ...
    Oder: "Frau Hannelotti, wir machen aber nach der Prüfung wieder richtig Unterricht, oder?"
    Die sus sind von den 100000 Erwartungen, nach denen der Unterricht gestaltet werden muss, so überflutet, dass sie selbst nicht mehr wissen wo ihnen der Kopf steht.

  • ...Dann kommen von den SuS so Sätze wie "So Frau Hannelotti, wir gucken am Anfang auch extra ganz interessiert, damit Ihre Prüfer denken, dass der Einstieg unser Interesse am Thema geweckt hat" oder "So jetzt melde ich mich mal um unseren aktuellen Standpunkt auf den Ablaufplan zu nennen, damit die Transparenz uns ganz toll motiviert ;) " ...

    :lach: wie süß, Lehrer-Schülerbeziehung läuft auf jeden Fall :top:

  • In NRW gibt es 2 Noten, eine von der Schule, die auf den Beurteilungsbeiträgen der Ausbildungslehrer basiert und eine vom Seminar, die von den Fachleitern kommt. Insgesamt macht das 50 % (je 25 %) der Endnote aus.

    Ich habe mein Ref. in NRW gemacht und da wurde die Schul-Note allein durch die Schulleitung festgelegt. Und auch diese kann die Beurteilungsbeiträge der Ausbildungslehrer mit einfließen lassen, muss es aber nicht. Meine damalige Schulleiterin hat z.B. die 7 oder 8 sehr guten Beurteilungsbeiträge meiner Ausbildungslehrer links liegen gelassen und mich alleine auf Grundlage ihrer zwei Unterrichtsbesuche benotet. Die Seminarleitung hat mir damals anhand der Prüfungsordnung gezeigt, dass sie das so machen kann - auch wenn das zugegebenermaßen sehr schlechter Stil ist. Man kann nichts dagegen tun.


    In Hamburg ist das wieder ganz anders. Auch hier sollen natürlich die Beiträge der Mentoren beachtet werden, aber nirgendwo steht, dass sie einfließen müssen. Eine Note vergeben wir Mentoren ja auch gar nicht. Die Schulleitungen schließen sich den Mentoren i.d.R. an und schreiben selbst selten mehr als ein zwei bestätigende Sätze.

  • Ich habe mein Ref. in NRW gemacht und da wurde die Schul-Note allein durch die Schulleitung festgelegt. Und auch diese kann die Beurteilungsbeiträge der Ausbildungslehrer mit einfließen lassen, muss es aber nicht. Meine damalige Schulleiterin hat z.B. die 7 oder 8 sehr guten Beurteilungsbeiträge meiner Ausbildungslehrer links liegen gelassen und mich alleine auf Grundlage ihrer zwei Unterrichtsbesuche benotet. Die Seminarleitung hat mir damals anhand der Prüfungsordnung gezeigt, dass sie das so machen kann - auch wenn das zugegebenermaßen sehr schlechter Stil ist. Man kann nichts dagegen tun.
    In Hamburg ist das wieder ganz anders. Auch hier sollen natürlich die Beiträge der Mentoren beachtet werden, aber nirgendwo steht, dass sie einfließen müssen. Eine Note vergeben wir Mentoren ja auch gar nicht. Die Schulleitungen schließen sich den Mentoren i.d.R. an und schreiben selbst selten mehr als ein zwei bestätigende Sätze.


    Naja dass sie darauf basieren müssen habe ich auch nicht geschrieben. Aber ja du hast es genauer gefasst.
    Mein Schulleiter hat sich nur auf die Beiträge bezogen, obwohl er selbst wirklich gute UBs gesehen hat. Der eine Beitrag bei mir war nämlich nicht sonderlich gut. Scheinbar hatte die Ausbildungslehrerin ein Problem mit mir.

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