Klassenkonferenzen- einfach zum Heulen...

  • Hey ihr Lieben,


    heute waren bei uns mal wieder Klassenkonferenzen und die Masse an erschreckenden, entsetzlichen Dingen, die den Alltag mancher meiner SuS darstellen ist wirklich zum Heulen. Ich muss hier sicherlich nicht in die Details gehen, ihr wisst selbst im Regelfall besser als ich, was man da immer wieder so erfährt.
    An den meisten Tagen weiß und merke ich im schulischen Alltag, dass meine Feinfühligkeit in diesen Belangen mir die Arbeit unglaublich erleichtert, da ich gut darin bin Beziehungen zu meinen SuS aufzubauen und sie damit im Unterricht mitzunehmen oder eben auch im 4-Augen-Gespräch zu erreichen bei Verhaltensauffälligkeiten. Klassenkonferenzen lassen mich jedoch an mir selbst zweifeln, da ich mir meiner Grenzen nur allzu bewusst bin und werde. Ich kann vielleicht guten Unterricht machen, aber wenn die Kinder am Ende des Tages zuhause Pest und Cholera erwarten ist das bestenfalls ein Tropfen auf dem heißen Stein. Vielleicht, in Einzelfällen auch einmal langfristig ein Beitrag dazu, damit ein paar dieser Kinder einmal ein anderes Leben führen, andere Entscheidungen treffen werden können, aber denen gegenüber stehen die vielen, die keiner von uns mehr erreichen kann, obwohl sie womöglich erst in der Unterstufe sind.


    Wie ertragt ihr das? Was hilft euch, eure emotionalen Ressourcen wieder zu stärken? Wie schützt ihr euch ohne dabei jedoch emotional abzustumpfen? Was hilft euch, euch den "inneren Gärtner" zu bewahren und nicht nur den "Dompteur" zu bedienen im Alltag? :rose:



    (Bitte keine fiesen Bashing-Beiträge, danke. Ich weiß sehr gut um die besonderen Belastungen unseres Berufs, werde morgen früh schon wieder weniger emotional sein und wieder für meine SuS mit dem Gießkännchen kämpfen gehen, ganz gleich, wie viele ich damit am Ende auch tatsächlich erreichen kann und werde. Heute würde ich mich unglaublich freuen, ein paar hoffnungsvolle Beiträge von euch zu lesen.)

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Wie ertragt ihr das? Was hilft euch, eure emotionalen Ressourcen wieder zu stärken? Wie schützt ihr euch ohne dabei jedoch emotional abzustumpfen?

    Denk nicht an die Vielen, denen Du nicht helfen konntest. Denk an die Wenigen, die Du da rausholen konntest.


    Oder, wie es mein Oberarzt formulierte, als ich Zivi auf einer Kinder-Intensivstation war: "Die Knirpse werden hier aus ganz Deutschland zusammengekarrt. Die anderen Ärzte haben sie schon aufgegeben. Also denk dran, jeder, der hier trotzdem lebend raus kommt, ist Dein persönlicher Gewinn!"


    Und ja, das hat mir damals schon geholfen einfach weiterzumachen, auch wenn ich in den 3 Stunden zuvor zwei Knirpse zum Einsargen schieben mußte.


    Was die Schule angeht, hatte ich z.B. auch mal so einen Pest und Cholera Fall. Das Mädel hatte Angst nach Beendigung der Schule irgendwo in Anatolien zwangsverheiratet zu werden. Ihr habe ich damals eröffnet, daß sie eigentlich nur zwei Alternativen hat. Entweder kann sie sich in einem Frauenhaus ihr Leben lang verstecken oder sie kann, da sie einen deutschen Paß hatte, bei der Bundeswehr anheuern. ich würde die Marine empfehlen, weil die Wahrscheinlichkeit doch recht gering ist, daß sie da bei einem Auslandseinsatz ihr Leben verliert. Außerdem will ich mal sehen, wie ihre Großfamilie es schaffen will an der Wache am Kasernentor vorbeizukommen. Hinzu kommt zumindest noch ein Sold/Gehalt, so daß man nicht von Hartz 4 leben muß.


    Und ja... 4 Jahre später habe ich einen Brief aus Wilhelmshaven erhalten, der den weg über meine alte Schule zu mir gefunden hatte. Mein Tipp hatte sich wohl ausgezahlt, auch wenn ich dafür damals Ärger mit der Schulleitung bekommen hatte. Von wegen Bundeswehr und wie man jemandem empfehlen könne dort anzuheuern.


    Soviel zu den Wenigen, die ich erreichen konnte und dem "persönlichen Gewinn".

  • Darf ich als Mann sagen, dass ich manchmal auch nach Hause komme und gegen die Wand treten möchte? Oder heulen? Ich hab eine Frau, bei der ich mich - unter Wahrung der Amtsverschwiegenheit - "auskotzen" kann, das hilft schon etwas.
    Was mir ungemein hilft, ist Musik machen, Gitarre schnappen und improvisieren, die Gefühle da reinlegen ...


    Vielleicht bin ich abgestumpft (glaub nicht, siehe oben), aber ich hab mich (meist) damit abgefunden, dass ich nicht alle retten, nicht alles gerade biegen kann. Ich kann mich nur bemühen, das zu tun, was ich (objektiv??) glaube, von mir verlangen zu können (das beinhaltet, jeden Menschen - auch Kinder - eben wie Menschen zu behandeln ... das hilft ein wenig gegen den "Dompteur"). Es gibt aber auch einfach Dinge, die lege ich in die Verantwortung der Kinder und der Eltern, manche Schuhe versuche ich, mir nicht anzuziehen.
    Meine Schulform (oder auch das Einzugsgebiet) macht es mir evtl. auch leichter, die SuS, die zu hause von Pest und Cholera erwartet werden, sind eher selten.

  • sport ist meiner erfahrung nach auch sehr hilfreich. abreagieren, kopf frei, entspannen. und draußen, natur, himmel. bücher gehen auch. und liebe menschen. und tiere. bloß nicht stundenlang drüber grübeln, das hilft keinem weiter.

  • Danke für eure Antworten, eure Einfühlsamkeit, die Ehrlichkeit- allein schon damit zu wissen, dass hier noch ein paar Gärtner ihr Gießkännchen schwingen ist mir direkt deutlich leichter ums Herz.


    plattyplus: Tolles Beispiel für den einen Menschen, für den du einen Unterschied machen konntest und dieses Mädchen war den Aufwand wert!


    DeadPoet: Es zeigt, wie stark du bist, dass du dir kein Rollenstereotyp aufzwingst, sondern ehrlich du selbst bist. Sehr beeindruckend und ganz bestimmt etwas, wodurch du ebenfalls im Leben von Schülern einen Unterschied machst.


    keckks: Dankeschön für die virtuelle Umarmung, die emotional voll ankam. Bewegung hilft mir auch (meist mit tierischer Begleitung - 4- oder 2-beinig) oder einfach nur eine große Tasse Tee (zusammen mit der kleinen, extrastarken Tasse Kaffee) und auf dem Balkon gärtnern (ist sowas wie eine Berufskrankheit...) oder einfach nur den Himmel genießen, die Vögel beobachten, den Bach plätschern hören... - Wohin musste ich mich nochmal versetzen lassen, um "Achtsamkeit für Lehrer" belegen zu dürfen?

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • „Wie ertragt ihr das?“
    Vor einem Jahr hätte ich gesagt schwer bis gar nicht. Ein extremer Fall musste irgendwann die Schule verlassen. (Bei allem Verständnis geht es irgendwann eben auch um den Schutz der anderen.) An den denke ich immer noch oft.


    Bei den Großen (ab Klasse 8) denke ich mit allerdings oft genug „Verdamamtnochmal, deine besch...Famile ist doch keine Generalvollmacht dafür, sich dauernd daneben zu benehmen. Schule/Bildund ist deine Chance- und zwar deine einzige!“


    Ich bin da aber vermutlich wenig repräsentativ, ich bin selbst mit 16 zu Hause raus.


    Was das „Ertragen“ im Moment leichter macht: genervt sein. In unserer 5. ist knapp die Hälfte der Kinder verhaltensauffällig. Ja, das hat bestimmt Gründe. Ich bin aber an dem Punkt, wo mir das egal ist.
    Ich bin keine Therapeutin. Und im Moment leide ich mit den Kindern in der Klasse, die eigentlich lernen wollen. Die geduldig darauf warten, dass endlich richtiger Unterricht stattfindet.

  • .... Ich kann vielleicht guten Unterricht machen, aber wenn die Kinder am Ende des Tages zuhause Pest und Cholera erwarten ist das bestenfalls ein Tropfen auf dem heißen Stein. ...

    das sehe ich anders. Du machst nicht "bloß" guten Unterricht, sondern du machst welchen, das ist dein Beruf, den du gut machst, nicht mehr aber auch nicht weniger.


    Schule ist für Pest-und-Cholera-Kinder der zuverlässigste Ort, den sie kennen. Hier wissen sie, was sie erwartet und was man von ihnen erwartet. Und hier können sie lernen, einen anderen Weg einzuschlagen als ihre Eltern. Dabei helfe ich ihnen. Ich biete die Hilfe an, die ich leisten kann und verweise an andere Stellen, wenn das was ich als Lehrer kann erschöpft ist.


    Wenn sie das nicht schaffen, dann ist es schade und natürlich hab ich dran zu knabbern. Aber es ist bei allem Psychochaos und aller Benachteiligung die sie erfahren haben ihre Entscheidung. Diese Entscheidungsfreiheit möchte ich ja auch für mich geltend machen. Insofern bin ich immer wieder da, wenn Bedarf ist und lasse gehen, wer nicht wiederkommt.

  • Wir sind weder Psychotherapeuten noch Sozialarbeiter, das muss man sich ganz objektiv immer mal wieder vor Augen führen. Sich zu viel in solche Sachen reinhängen bedeutet ganz einfach auch Kompetenzüberschreitung. Wir sind primär dafür ausgebildet zu unterrichten, als Klassenlehrer übernimmt man auch noch die Laufbahnberatung und im Grunde genommen war's das schon. Wenn man sich darüber hinaus engagieren möchte, sollte man zusehen, dass die entsprechenden Kontakte zu Fachleuten hergestellt werden, sprich schulpsychologischer Dienst, Jugendamt, Arzt.


    Geschichten wie die von plattyplus und seiner Schülerin sind natürlich toll, aber hier geht's ja auch um Hilfe zur Selbsthilfe. Sowas ist mir auch schon mal gelungen und ich würde lügen, würde ich behaupten dass ich darauf nicht stolz bin. Die Regel ist das aber nicht, da darf man nicht allzu viel erwarten.

  • Egal, wie sehr es an einem nagt - man muss professionelle Distanz aufbauen. Aus Selbstschutz, denn sonst kann man nicht dauerhaft in diesem Beruf arbeiten.

  • Warum denn nicht Dompteur?


    Mir ist schon relativ früh aufgefallen, dass Stille eine sehr heilsame Wirkung hat. Ich sehe mich ganz klar als Dompteur, als jemand, der klare Regeln vorgibt (und lebt) und dessen Aufgabe es eben gerade nicht ist, für alles und jeden und immer Verständnis zu zeigen, sondern zu zeigen, wie es "richtig" ist und wo es lang geht.


    Freundlich. Respektvoll. Miteinander.


    Wenn jemand beispielsweise zu spät kommt, dann erkläre ich ruhig und freundlich, dass das ein Verhalten ist, womit sich derjenige selber schadet - und auch den anderen wenig Respekt zeigt.
    Wenn derjenige 10 Mal zu spät kommt, erkläre ich das 10 Mal.
    Wenn es 100 Mal passiert, erkläre ich es 100 Mal.


    Das ist mein Job.
    Erklären.


    Irgendwann sage ich dann noch: "Wiederholung ist die Mutter der Didaktik." (Was keiner versteht, weswegen alle lachen, woraufhin ich dann erkläre, was Didaktik ist.)


    Ich versuche immer wieder, jeden Tag auf´s Neue, an der SELBSTverantwortung anzusetzen. Die erreicht man nicht mit Gebrüll und Verstäääääändnis, aber mit Geduld(!!!), Bewusstmachung(!!!!!!!) und Disziplin.


    Leider verstehen viele Kollegen Disziplin heute falsch, haben dann gleich einen brüllenden Choleriker vor Augen. Das ist selbstverständlich der falsche Weg. Aber auch ein Gärtner kümmert sich ja um seinen Garten, ruckelt und zupft und stutzt. Sich einfach nur drüber freuen, das was wächst, wenn man´s gießt ... das wäre mir zu wenig.

  • Wenn es 100 Mal passiert, erkläre ich es 100 Mal.

    Und dann ist auf einmal die Schulzeitpflicht erfüllt, der Schüler wird entlassen. Er hat gelernt, dass sein Verhalten keine Konsequenzen hat. Ich erkläre so etwas vielleicht drei mal, sollte mit einem normalen IQ danach auch verstanden sein. Die restlichen 97 Verspätungen würde ich höchstens mit einem Schulterzucken zur Kenntnis nehmen.

  • Die restlichen 97 Verspätungen würde ich höchstens mit einem Schulterzucken zur Kenntnis nehmen.

    So mache ich es auch. Danach werden nur noch die Mahnungen geschrieben, um die Schülerakte für die Teilkonferenz gefüllt zu haben. Ich habe halt eine Verpflichtung gegenüber allen Schülern und nicht nur gegenüber den Schülern, die sowieso nicht in der Schule sein wollen. Entsprechend ist es meine Pflicht neben diesem ganzen Beraten und Erklären auch mal normalen Unterricht zu machen.

  • Manche erreichst du, andere nicht. Die, die du erreichst, für die ist es gut. Und wenn es nur einer ist.


    Bei mir zu Hause war nicht Pest und nicht Cholera. Nur ein etwas rechts eingestellter Vater. Danke liebe Lehrer (Gymnasium), dass ihr mit mir (und anderen) über den Holocaust gesprochen und mir viele andere Dinge gezeigt habt, über die zu Hause anders gesprochen wurde. Danke, dass ich Worte hatte, um meinem Vater zu entgegnen und es geschafft habe, ihn ein bisschen zu beeinflussen. Auch, wenn ich stets das "schwarze" Schaf war (in dem Fall ist die Farbe schwarz eher unpassend).

  • Wir sind weder Psychotherapeuten noch Sozialarbeiter, das muss man sich ganz objektiv immer mal wieder vor Augen führen. Sich zu viel in solche Sachen reinhängen bedeutet ganz einfach auch Kompetenzüberschreitung. Wir sind primär dafür ausgebildet zu unterrichten, als Klassenlehrer übernimmt man auch noch die Laufbahnberatung und im Grunde genommen war's das schon. Wenn man sich darüber hinaus engagieren möchte, sollte man zusehen, dass die entsprechenden Kontakte zu Fachleuten hergestellt werden, sprich schulpsychologischer Dienst, Jugendamt, Arzt.


    Geschichten wie die von plattyplus und seiner Schülerin sind natürlich toll, aber hier geht's ja auch um Hilfe zur Selbsthilfe. Sowas ist mir auch schon mal gelungen und ich würde lügen, würde ich behaupten dass ich darauf nicht stolz bin. Die Regel ist das aber nicht, da darf man nicht allzu viel erwarten.

    Ja, ich weiß, was du meinst. Da muss ich mich sicher an der einen oder anderen Stelle noch besser selbst schützen und auf gesunde Weise abgrenzen lernen (was ja nicht gleichbedeutend mit Geichgültigkeit wäre), als bislang. Und vielleicht eben in solchen Momenten ((Klassenkonferenzen, schwierige Elterngespräche,...) an die beiden Mädels denken, die ich bei meiner früheren Arbeitsstelle 10 Jahre lang begleitet habe, damit sie als erste ihrer Familie erfolgreich ein Abitur schaffen. Beide studieren heute höchst erfolgreich und gehen ihren Weg. Die eine studiert Lehramt, weil sie meinte, sie wolle anderen Kindern die weniger Glück hatten als sie das geben, was ich ihr war. Da waren so viele Kinder in 10 Jahren denen ich nicht helfen konnte, aber für diese beiden hat es eine Rolle gespielt, dass ich einfach nur meine Arbeit gemacht habe- nicht mehr, nicht weniger.

    Eigentlich gar nicht mehr, aber seit ich hier im Forum angemeldet bin, helfen mir meine sarkastischen Kommentare manchmal über die Last des Alltags hinweg.

    Fühl dich gedrückt.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Das mag sich jetzt vielleicht etwas kalt anhören, aber ich muss ehrlich sagen, dass ich das gar nicht an mich ran lasse. In meiner 11 gibt es derzeit auch ein Mädchen, das echt gerade die Hölle durchlebt... Ich habe lange mit ihr gesprochen, habe für sie Kontakt zu professioneller Hilfe hergestellt, und bin verständnisvoll und nachsichtig was ihre schulischen Belange angeht. Aber mehr kann ich halt nicht machen. Und ich denke auch nicht groß drüber nach. Wenn ich jedes Problem, das es in der Schule gibt zu meinem Problem machen würde... Da könnte man mich wohl einliefern lassen.


    Was mir beim "Abschalten" hilft: Ich gehe direkt nach der Schule mit den Hunden eine große Runde Gassi. Da komme ich auf andere Gedanken. Bis ich zuhause bin, muss ich dann schon langsam mit Haushalt anfangen bevor Männe nach Hause kommt. Was auch hilft, ist selbst einfach viel "um die Ohren" zu haben. Was positiv gemeint ist. Abwechslungsreiche Freizeitgestaltung, erfülltes Privatleben, ein sinnvolles Hobby, etc.

  • Vielleicht ist schon "helfen wollen" der falsche Weg? Also ja, wir sind für die Schüler da, wenn sie Hilfe brauchen, bringen ihnen Physik oder Deutsch bei und natürlich treten wir für ihre Rechte ein, das gehört zu unserem Beruf und zum Selbstverständnis der meisten. Und mit der Zeit gewinnen wir sie auch mehr oder weniger lieb, sonst wäre es ja nicht auszuhalten ;)
    Aber "helfen zu wollen" im Sinne von "wenn das Kind/sein Verhalten/sein Lebensweg nicht dem Gesetz folgt oder nicht meinem Ideal entspricht, dann bin ich unglücklich", das ist doch eigentlich das Gegenteil von helfen.


    Anders: stell dir einen beliebigen Menschen vor, der unglücklich ist, weil er dir nicht helfen konnte. Wolltest du das?

  • Ich weiß was du meinst Krabappel: Wer am Ende eine gewisse professionelle Distanz komplett verliert und womöglich einfach nur mitleidet, hilft niemandem- weder sich selbst, geschweige denn dem Gegenüber, das man vor lauter eigener emotionaler Betroffenheit ja gar nicht mehr richtig wahrnehmen kann.
    Direkt nach den Klassenkonferenzen habe ich tatsächlich ein wenig zu sehr mitgelitten und musste mir bewusst machen, dass ich da an meiner professionellen Rolle in der Schule noch arbeiten muss, ohne dabei mein Mitgefühl und Engagement zu verlieren. Beziehungsarbeit ist meine Stärke, da gehört das emotionale Mitschwingen (nicht das Mitleiden) dazu. Inzwischen bin ich da wieder ganz gut eingetaktet und für den Rest erlaube ich mir selbst zu sagen, dass ich noch weiter dazulernen darf.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

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