Rund 40% Teilzeitarbeit unter Lehrern

  • Na ja, wenn ich müsste, würde ich natürlich Vollzeit arbeiten. Ich gehe bei allen Teilzeitlern davon aus, dass sie es sich leisten können. Also ist das keine Frage.
    Aber es wäre trotzdem extrem schlecht für meine Gesundheit und meine Work-Life-Balance und deshalb mache ich es auch nicht solange ich nicht unbedingt muss.


    Wenn man alleinerziehend ist, dann bekommt man aber ja auch Unterhalt und kann dann vielleicht trotzdem Teilzeit arbeiten.


    Und wenn man einen Partner hat, der wenig verdient, könnte der ja auch Teilezeit arbeiten und man selber Vollzeit => Problem gelöst. Nur meiner arbeitet halt nicht Teilzeit und 2x Vollzeit geht bei uns nicht.

  • So nebenbei geht bei uns leider nicht. Meine Kinder kommen um 14 Uhr nach Hause, d.h. so ab 13.15 Uhr fange ich an zu kochen. Wir essen dann bis 14.30 Uhr, danach räume ich die Küche auf.
    Die Kinder fangen schon mal mit den Hausaufgaben an.


    Da sie in der Grundschule nie Hausaufgaben gemacht haben und gar nicht richtig wissen, wie das geht und auch von Heftführung etc. keine Ahnung haben, müssen wir das jetzt in der 5. Klasse üben.
    Das ist bei Zwillingen ganz schön viel Arbeit, alles nachzugucken und zwischendurch verhindern, dass sie sich gegenseitig stören, mit anderen Dingen beschäftigen etc.
    Da kann ich nicht konzentriert am SChreibtisch arbeiten. Das geht erst danach.
    Aber dann ist es auch schon mindestens 15.30 Uhr. Danach geht das mit den Hobbies los, wo ich auch viele Fahrdienste übernehmen muss. Zum Musik üben antreiben muss ich auch noch. So ganz von alleine geht das bei uns leider nicht. Das kostet schon immer Zeit.

  • Da habe ich halt Glück. Unsere Kinder sind einfache Kinder. Natürlich haben sie sich auch geärgert und ich musste zwischendurch schlichten, aber sie haben von klein auf gelernt, dass sich nicht alles immer um sie dreht. Als sie ganz klein waren, haben wir Haus gebaut. Da waren sie auch mit auf der Baustelle und mussten lernen, sich allein zu beschäftigen und dass die Lieferung von meinetwegen Isolierwolle vor geht vor ihren Zickereien und dass wir nicht alles stehen und liegen lassen, weil einer von beiden Mimose spielen musste.
    Und so wars dann auch, als ich wieder in die Arbeit ging. Wenn ich arbeiten musste, durften sie gern bei mir im Arbeitszimmer sein und dort spielen (das mochten sie immer gern), aber eben leise. Arbeitszimmer heißt bei uns immer noch, dass es dort ruhig zugehen muss. Auch ihre Hausaufgaben machten sie gern bei mir am Schreibtisch (ich habe zum Glück - oder eigentlich gerade dewegen - einen sehr großen). Wenn sie zu streiten anfingen, hatten sie die Wahl: das Zimmer verlassen und weiterstreiten oder bleiben und sich einigen oder zusammenreißen. Ich war da sehr konsequent und das hat sich ausgezahlt.

  • Was ich nicht nachvollziehen kann ist, dass die Gewerkschaften (GEW und Philologenverband) beim dem Thema total pennen.
    Wie kann es sein, dass die nicht massiv Druck machen, dass z.B. die Pflichtstundenzahl generell abgesenkt wird? So knapp 20 Stunden wären bei Vollzeit angemessen aber nicht 26 oder gar mehr.
    Wie kann es sein, dass es im Lehrerberuf unteilbare Aufgaben gibt und dieses Problem für Teilzeitler so gut wie nicht berücksichtigt wird? Da müsste man doch Sonderzahlungen bekommen oder eben
    überproportional (!) Unterrichtsstunden erlassen, wenn es schon so ist, dass es Aufgaben gibt, die man nunmal nicht anteilig erfüllen kann. Ich finde das absolut unmöglich. Auch wenn ein freier Tag eingerichtet ist, alle naselang müssen Kollegen dann doch kommen für irgendwelche Konferenzen, Entwicklungstage usw. Für Vollzeitler fällt an dem Tag der Unterricht weg, die haben den Entwicklungstag statt Unterricht, bei Teilzeitlern ist es zusätzlich. Eine bodenlose Frechheit.
    Das ist der Grund, warum ich lieber mal schluderigen Unterricht leiste, mich aus dem Schulleben ausklinke oder vor Überlastung ausfalle anstatt das Deputat zu reduzieren:
    Mit Teilzeit schneidet man sich sowas von ins eigene Fleisch, man reduziert sein Gehalt um Potenzen mehr als die Arbeit, die man hat. Teilzeit ist eine grauenvoll schlechte Work / Life / Money balance im Lehrerberuf, viel schlimmer als bei anderen Berufen. Wenn meine Kollegin einen Tag frei hat im Umweltamt, dann hat die den Tag frei. Aus die Maus.
    Aber wenn das System so ist, dann ist es so gewollt. Dann muss man sehen, wie man in dem System das Beste für sich rausholen kann. Schön ist das nicht, aber verarschen lassen bzw. mein Geld verschenken möchte ich auch nicht.

  • Es wurde letztes Jahr eine große Befragung der Lehrkräfte durchgeführt bzgl. der Arbeitszeit (wissenschaftlich, von der Uni im Auftrag der Lehrerverbände) ... ich warte noch auch die Ergebnisse. Sollte sich hier (erneut) zeigen, dass auch unter Einbeziehung der Ferien die 40 Stunden pro Woche überschritten werden, erwarte ich von den Lehrerverbänden etwas mehr, als sie bisher gezeigt haben.

  • Also Hamburg rechnet mit 46,5 Stunden Arbeitszeit pro Woche... Dann hat man sich zumindest in der Theorie die Ferien komplett frei gearbeitet. Das es viel sinnvoller wäre die wöchentliche Belastung zu reduzieren und dafür in den Ferien Mal ein paar Stunden zu arbeiten (was ja dennoch alle tun) interessiert keinen. Durch das Lehrerarbeitszeit Modell kam ich auf 34 Stunden Unterricht im Halbjahr. Die neu eingeführte Höchstgrenze von 29 Stunden hat meine Schulleitung nicht interessiert. Ich wurde gebeten mich dann krankschreiben zu lassen, wenn es gar nicht mehr geht :(

  • Naja in Hamburg arbeiten wir nach einem Arbeitszeitmodell. Grundlage sind 46,5 Stunden. Es ist ziemlich kompliziert. Bitte sonst mal googeln. Die Unterrichtsfächer sind in der Sek1 und Sek2 faktorisiert, in der Grundschule nicht.

  • Was ich nicht nachvollziehen kann ist, dass die Gewerkschaften (GEW und Philologenverband) beim dem Thema total pennen.
    Wie kann es sein, dass die nicht massiv Druck machen, dass z.B. die Pflichtstundenzahl generell abgesenkt wird? So knapp 20 Stunden wären bei Vollzeit angemessen aber nicht 26 oder gar mehr....


    Genau, @Firelilly, das ist ja das, wofür ich mich einsetze und ich verstehe auch nicht, warum in dieser Richtung nichts erreicht werden kann. In Sachsen z.B. wurde die Unterrichtsverpflichtung unlängst um 1 Stunde gesenkt. Es geht also. Man kann das mit dem notwendigen Druck erreichen! Die Wochenstundenzahl sollte meiner Meinung nach an allen Schularten in einem ersten Schritt um 2 Stunden gesenkt werden (perspektivisch jeweils um 4 Stunden). DAS wäre mal Entlastung.



    Na ja, ich bin mir auch nicht sicher, ob bzw. wie schnell ich wieder Vollzeit arbeiten werde. Eigentlich möchte ich nicht wieder 6 Korrekturen haben.


    Was meinst du mit 6 Korrekturen, @Anna Lisa? 6 Klassenarbeiten?


    Fakt ist, es gibt Ostdeutschland nicht mehr und daher finde ich es unnötig es noch so zu nennen. Aber das war nur offtopic und hat mich wahrscheinlich getriggert, weil ich mir schon oft Gedanken dazu gemacht habe.


    Wieso, @Anja82? Natürlich gibt es noch Ostdeutschland (wenn auch nicht als eigenständigen Staat, aber der hieß ja auch DDR). Ich finde es korrekt, in entsprechenden Zusammenhängen von Ostdeutschland zu reden (politisch, historisch, geografisch, mental), genauso wie von West- oder Nord- oder Süddeutschland. Das wird sich sicherlich mit der Zeit "auswachsen", aber noch ist es nicht so. Es gibt noch zu viele Unterschiede, selbst wenn die meisten nur historisch sind. Im Bewusstsein der Menschen sind sie noch da.


    Vor einiger Zeit las ich auf einer Nachrichtenseite, im Osten würden 40% extremistische Parteien wählen. Die schmissen Linkspartei und AfD einfach in einen Topf. Das mag für einen Westler nachvollziehbar sein. Für einen Ossi hingegen nicht. Da merkt man noch vorhandene Ost-West-Unterschiede. (In Thüringen stellt die Linkspartei übrigens derzeit den Ministerpräsidenten!)


    Vielleicht sollten wir dann mal differenzieren: Für MANCHE Lehrer ist es möglich, mit Kindern Vollzeit zu arbeiten - aber längst nicht für alle! Offensichtlich sind doch die Arbeitsbedingungen SEHR unterschiedlich.


    Sicher sind nicht nur die Arbeitsbedingungen sehr unterschiedlich, @Anna Lisa, (eigentlich heißt es doch immer, die Arbeitsbedingungen seien für alle gleich und deshalb sollten auch alle gleich verdienen), es sind eher die individuellen Bedingungen und Bedürfnisse sehr unterschiedlich. Die einen meinen, sie können auf Geld verzichten, weil der Partner ausreichend dazuverdient oder weil ihnen die (psychische) Gesundheit wichtiger ist. Die anderen wollen einfach gar nicht auf Geld verzichten oder können es nicht oder fühlen sich gar nicht so belastet.


    Die Gründen, in Teilzeit zu gehen oder nicht, sind sicher sehr unterschiedlich. Mehrfach berichteten einige hier, bei ihnen seien Teilzeitanträge abgelehnt worden. Das waren westliche Bundesländer, aber da ist die Teilzeitquote deutlich höher als im Osten. In Ostdeutschland ist die Teilzeitquote (siehe Eröffnungsbeitrag) geringer. Allerdings waren sie jahrelang zu Teilzeit verpflichtet, um Stellenabbau zu vermeiden. Als sich das Blatt wendete, griffen anscheinend viele gerne zu, die zuvor wegen Teilzeit eher noch einem Zweitjob nachgingen (VHS u.Ä.).

    Es gibt für alles ein Publikum und für jede Meinung das passende Argument.

    6 Mal editiert, zuletzt von Das Pangolin ()

  • @Kippelfritze: Das Zitat mit den Korrekturen ist nicht von mir.


    Du weißt genau, dass man mit Ostdeutschland nicht die geografische Lage meint. Man meint mit Westdeutschland ja auch nicht den geographischen Westen Deutschlands. ;)

  • @Kippelfritze: Das Zitat mit den Korrekturen ist nicht von mir.


    Du weißt genau, dass man mit Ostdeutschland nicht die geografische Lage meint. Man meint mit Westdeutschland ja auch nicht den geographischen Westen Deutschlands.


    Ups, tut mir leid. Hab's geändert.


    (Ich nannte aber auch nicht nur geographische Aspekte, bzg. derer ich den Gebrauch nach wie vor korrekt finde.)

    Es gibt für alles ein Publikum und für jede Meinung das passende Argument.

    4 Mal editiert, zuletzt von Das Pangolin ()

  • 6 Korrekturen bedeutet 6 Kurse / Klassen, die Klausuren schreiben. Also ca. 160 - 180 Klausuren pro Quartal!!!

    ich frag mich wie jemand auf eine andere Interpretation kommt, ansonsten wäre es ja kein Grund für eine hohe Arbeitsbelastung.

    Only Robinson Crusoe had everything done by Friday.

  • ich frag mich wie jemand auf eine andere Interpretation kommt, ansonsten wäre es ja kein Grund für eine hohe Arbeitsbelastung.

    Sind da nicht 6 Hefte von 6 Kindern gemeint? Oder: 6 Korrekturzeichen pro Quartal?


    ...ach wie war das neulich? Chili schrieb doch sowas, dass ihre Eltern meinten, in einer Stunde wäre ein Klassensatz Oberstufenklausuren korrigiert oder so ähnlich :sterne:


    (Bin ich froh, dass ich stattdessen Gutachten schreiben darf, das ist wenigstens abwechslungsreich...)

    Einmal editiert, zuletzt von Krabappel ()

  • ...ach wie war das neulich? Chili schrieb doch sowas, dass ihre Eltern meinten, in einer Stunde wäre ein Klassensatz Oberstufenklausuren korrigiert oder so ähnlich :sterne:

    Und diese Stunde verbringt die Lehrkraft natürlich nicht am Schreibtisch sondern ganz chillig in einem Café bei einem Glas Latte macchiato...


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

    • Offizieller Beitrag

    @Kippelfritze Ich war genauso verblüfft von deiner Reaktion wie andere hier und habe mehrere Male geschaut, ob du es wirklich bist oder hier ein neuer User schreibt, der sich deinen Avatar geklaut hat. Hat Sachsen-Anhalt da ein so spezielles Süppchen gekocht, dass es an Gesamtschulen keine Korrekturkurse gibt?

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