Papierkram - Schreibtisch statt tatsächlicher Förderung

  • Was ist denn ein "Heizungslehrer"? ?(

    Ganz einfach: An unserer Schule planen die Kolleginnen und Kollegen grundsätzlich alles allein und ohne Rücksprache mit den Sonderpädagogen. Ich werde in die Planungen bezüglich der Förderkinder nie mit einbezogen, sprich ich stehe ganz oft im Unterricht in Doppelbesetzung da und habe phasenweise einfach nichts zu tun, je nachdem wie die Stunde gerade so gestaltet ist.
    Unsere SuS sind sehr auffällig, deshalb findet viel Frontalarbeit statt, gerne kurze Erklärungen und dann Abschreiben aus Buch oder von der Tafel.


    Ich stehe dann meistens seitlich an der Heizung, um niemanden im Weg zu stehen beim Blick nach vorne. Daher der Name Heizungslehrer, den ich absolut zynisch benutze.


    Mit meiner ursprünglichen Arbeit hat das nichts mehr zu tun. Und nein, meine Schulleitung hat kein Problem damit. Wir sind eine Schule im Aufbau und Inklusion herrscht bei uns offensichtlich nur auf dem Papier. Von Qualität möchte ich gar nicht erst anfangen zu reden.

  • Das klingt wirklich ätzend Schildbuerger. Unglaublich, wie da Ressourcen und Kompetenzen über die du ja verfügst letztlich verschwendet werden, statt den Unterricht entsprechend auf mehr Schultern zu verteilen und die SuS besser fördern zu können. So viele Schulen haben keine Sonderschullehrer für die Arbeit zur Verfügung und müssen sie halt dennoch leisten. Deine Schule hat dich, will dich auch offenbar nicht freistellen für einen Schulwechel, nutzt das Potnetial über das sie verfügen aber offensichtlich nicht einmal annähernd. Das ist ekelhaft für dich und ganz schön traurig für die SuS die nicht die Förderung erhalten, die sie haben könnten. Ein ziemliches Armutszeugnis, dass deine SL sich damit ausstellt.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Ich stehe dann meistens seitlich an der Heizung

    Das deckt sich mit dem, was Sonderpädagogen und insbesondere auch Schulbegleitungen bei uns "leisten". Eine Hilfe ist das nicht, im Gegenteil, eher stören die Person noch.
    Leicht verdientes Geld, Hut ab.
    Ich würde von einem studierten Sonderpädagogen erwarten, dass die Person zu meinem Unterricht binnendifferenziertes Material erstellt. Selbstständig. Klar muss ich sagen worum es thematisch geht, aber dann.... bitte ran an den Speck, ich habe nicht noch Zeit mir Gedanken zu machen, wie ich den A13 bezahlten Sonderpädagogen einbauen kann. Das ist dann nämlich für mich Zusatzarbeit und keine Entlastung.

  • Das deckt sich mit dem, was Sonderpädagogen und insbesondere auch Schulbegleitungen bei uns "leisten". Eine Hilfe ist das nicht, im Gegenteil, eher stören die Person noch.Leicht verdientes Geld, Hut ab.
    Ich würde von einem studierten Sonderpädagogen erwarten, dass die Person zu meinem Unterricht binnendifferenziertes Material erstellt. Selbstständig. Klar muss ich sagen worum es thematisch geht, aber dann.... bitte ran an den Speck, ich habe nicht noch Zeit mir Gedanken zu machen, wie ich den A13 bezahlten Sonderpädagogen einbauen kann. Das ist dann nämlich für mich Zusatzarbeit und keine Entlastung.

    Ist dein Vorschlag denn realistisch? Die Sonderpädagogen an den Regelschulen werden doch häufig im Gießkannenprinzip über alle (Haupt-)Fächer und Jahrgänge verteilt. Da sieht man eine Gruppe einmal in der Woche. Dass man eine Gruppe über die gesamte Stundenanzahl eines Faches begleitet, dürfte wohl an weiterführenden Schule die Ausnahme sein. Für diese vielen Kurse differenziertes Material bereitzustellen wäre eine nicht zu leistende Arbeit, die zudem auch dauernde Absprachen benötigen würde, wie das Material ankommt. Dann darf man sich vermutlich auch noch anhören, dass einem das ausgewählte Material (wer bezahlt die Anschaffung eigentlich?) nicht gefällt. Außerdem ist ein Sonderpädagoge keine Eier legende Wollmilchsau, der in jedem Fach thematisch eingearbeitet ist - völlig utopisch!

  • Ist dein Vorschlag denn realistisch? Die Sonderpädagogen an den Regelschulen werden doch häufig im Gießkannenprinzip über alle (Haupt-)Fächer und Jahrgänge verteilt. Da sieht man eine Gruppe einmal in der Woche. Dass man eine Gruppe über die gesamte Stundenanzahl eines Faches begleitet, dürfte wohl an weiterführenden Schule die Ausnahme sein. Für diese vielen Kurse differenziertes Material bereitzustellen wäre eine nicht zu leistende Arbeit, die zudem auch dauernde Absprachen benötigen würde, wie das Material ankommt. Dann darf man sich vermutlich auch noch anhören, dass einem das ausgewählte Material (wer bezahlt die Anschaffung eigentlich?) nicht gefällt. Außerdem ist ein Sonderpädagoge keine Eier legende Wollmilchsau, der in jedem Fach thematisch eingearbeitet ist - völlig utopisch!

    Wenn das so läuft, würde ich mich als Sonderpädagoge ganz massiv in der Schule dafür einsetzen, dass ein Konzept erarbeitet wird, wie die Sonderpädagogen denn nun eingesetzt werden sollen. Dass es nichts bringt, wenn sie einfach in irgendwelchen Unterrichtsstunden anwesend sind, ist ja nun mal logisch. Dass sie nicht einfach Material herbeizaubern können, genauso. Stattdessen sollten sich Schulleitung und Sonderpädagogen, evtl. noch ein paar weitere Lehrkräfte, überlegen, welchen grundsätzlichen Förderbedarf die Schüler haben und wie man diese sinnvoll in Gruppen zusammen fassen kann. So könnte man z.B. für Schüler mit geistiger Beeinträchtigung einmal pro Woche lebenspraktischen Unterricht anbieten, der von dem Sonderpädagogen vorbereitet und durchgeführt wird. Lehrkräfte, die Schüler mit emotional-sozialem Förderbedarf unterrichten, nützt die Anwesenheit generell wahrscheinlich nicht allzuviel. Denen wäre mehr damit geholfen, themen- und fachunabhängig Beratung zu bekommen, wie man mit diesen Schülern im Unterricht umgehen sollte etc. und so weiter. Da ist dann aber ganz klar die Schulleitung in der Verantwortung. Von einzelnen Lehrkräften, die auf Inklusion eher nicht gut zu sprechen sind, kann man dies nicht erwarten.

  • Du hast so Recht. Man kann bei dir aber auch herauslesen, dass gegen die dortige Schulleitung nichts zu erreichen ist. Wenn du da den entsprechenden Typ sitzen hast, kannst du es halt vergessen. Um sich gegen so etwas einsetzen, muss man auch der richtige Schlag von Mensch sein. Das ist nicht jedem in die Wiege gelegt worden.
    Mir hat mal jemand von einem regionale Beratungs- und Förderzentrum erzählt, dass es gewisse Schulen in ihrem Bereich gibt, zu denen sie die Kollegen nur mit Bauchschmerzen hinschicken. Sie wissen, dass die Leute zum Teil wie Dreck behandelt werden und das auch an der jeweiligen SL liegt.


  • Ich würde von einem studierten Sonderpädagogen erwarten, dass die Person zu meinem Unterricht binnendifferenziertes Material erstellt. Selbstständig.

    Tja, so hat jeder andere Erwartungen. Und wenn der studierte Chemiker nicht bereit ist, in einem multiprofessionellen Team Absprachen zu treffen, ist er dann auch überbezahlt? Wer weiß.


    Dass Kinder mit Problemen in Regelklassen sitzen liegt nämlich nicht in der Verantwortung dessen, der an 3 Schulen arbeiten muss und an der Heizung lehnen soll, statt das zu machen, wofür er studiert hat und A13 bekommt. Zum Beispiel in seinem eigenen Klassenzimmer seine Ruhe haben...


    Scheuklappen ablegen und Trotzverhalten überwinden sollte für alle Akademiker machbar sein :wink2:

  • Was hat das Gehalt jetzt mit der Frage zu tun?

    Ich möchte damit zum Ausdruck bringen, dass ich es für rausgeschmissenes Geld halte, wenn jemand mit der Gehaltsklasse an der Heizung lehnt.
    Dass Schulbegleiter oftmals nicht wirklich Sinnvolles beitragen kann ich noch halbwegs ertragen, die bekommen für ihr "neben dem Schüler Zeit absitzen" (ja, ist bei manchen tatsächlich kaum mehr!) eben auch nicht viel Geld.
    Aber wenn jemand mit A13 an der Heizung lehnt fühle ich mich verarscht.

  • Das scheint aber der TE ja genauso zu gehen, die offenbar sehr gerne mehr machen würde, aber sich nicht einbringen kann (darf?), wie es ihr fachliches Vermögen zulassen würde. Teamwork braucht halt wenigstens zwei Parteien die willens sind zusammenzuarbeiten und nicht nur Einzelkämpfer die keinen Bock auf Inklusion haben. Vernünftige Zusammenarbeit mit Sonderpädagogen sieht nunmal auch nicht so aus, dass diese einfach mal binnendifferenziertes Material erstellen.
    Bei uns an der Schule ist die Sonderpäd. mit ihrem vollen Deputat in einer Klasse, kennt die Gruppe also gut genug (nicht nur ihre Förderschüler), kennt alle Fachlehrer und deren Unterrichtsstil und unterrichtet die Mehrheit der Fächer fachfremd, wenn sie mit Förderschülern phasenweise in den Differenzierungsraum gehen muss, weil der Regelunterricht diese fachlich überfordern würde. Eine Wahnsinnsleistung! Um zusätzlich auch noch im Klassenraum nicht nur als "Heizungslehrerin" zu agieren, sondern eine feste Fachkraft im Raum zu sein und Ansprechpartnerin für die gesamte Klasse bedarf es intensiver Absprachen mit KL und Fachlehrern, die weit über eine reine Themenabsprache hinausgehen. Gemeinsame Klassenführung im Team erfordert eben ein ebensolches Klassenführungsteam und damit einen Einsatz beider Seiten. Mit Gehaltsstufen hat das meines Erachtens nichts zu tun. Wenn ich aber den hohen Einsatz meiner Kolleginnen an der Schule sehe, scheint mir A13 ehrlich gesagt für beide Parteien (denn wir RS-Lehrkräfte erhalten ja auch A13) eher zu wenig oder zumindest ist die eine Ermäßigungsstunde die sie pro Woche für mehrere Stunden intensiver gemeinsamer Vorbereitung erhalten geradezu lächerlich wenig.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Nachdem ich jetzt so viel gelesen habe von Engagement, Schuld bei Schulleitung, Heizungslehrer etc. möchte ich euch mal vom sonderpädagogischen Einsatz in meiner Klasse im letzten Jahr berichten:
    Die paar Förderpädagogenstunden an meiner Schule waren auf zwei Kolleginnen verteilt.
    Die Kollegin für meine Klasse kam an zwei Tagen jeweils eine Stunde in die Parallelklasse, eine Stunde in meine Klasse, dann huschte sie wieder an ihre Förderschule, wo sie selbst unter anderem eine Klasse im Abschlussjahrgang leitete.
    Sie besuchte also meine Klasse, wenn...
    - an ihrer eigenen Schule keine besondere Gegebenheit war wie eine Fahrt, Praktikumsbesuche, Projekt, Krise, wasweissichnochalles
    - sie keine Beratung wahrnehmen sollte, einen runden Tisch, ein allesmöglicheandere
    - sie nicht vertreten musste, denn das war gemäß Vorgabe vorzuziehen
    - sie nicht krank war.


    Im ersten Halbjahr habe ich kurz im Klassenbuch vermerkt, wann sie kommen konnte, das war nicht einmal ein Drittel der angedachten Stunden.


    Im zweiten Halbjahr änderte sich zwischendurch auch noch ihr Stundenplan und ehrlich gesagt hatte ich dann nicht mal mehr den Überblick, wann sie eigentlich da sein sollte, so unregelmäßig war das. Manchmal war sie halt da, dann habe ich sie kurz gebrieft, was gerade ansteht, sie hat sich um das größte Sorgenkind gekümmert, mit ihm die Sachen abgearbeitet, die ich zusammengestellt hatte und ich hatte eine leicht entspanntere Stunde. Hin und wieder halt mal.
    Manchmal habe ich sie um Rat gefragt, bezüglich Lehrplan, Material und Ideen, aber hilfreich war das nie, ehrlich gesagt waren ihre Ratschläge sogar unsinnig, aber sie kannte die Kinder ja auch kaum.


    Der Kollegin mache ich übrigens überhaupt keinen Vorwurf. Mir mache ich auch keinen Vorwurf. Ich bin nur sehr ernüchtert und habe gelernt, wenig zu erwarten. Dieses Jahr ist es übrigens etwas anders organisiert und läuft etwas besser, sowohl organisatorisch als auch, weil ich meine Erwartungen und meine Ziele angepasst habe.

  • Was hat das Gehalt jetzt mit der Frage zu tun?

    (denn wir RS-Lehrkräfte erhalten ja auch A13)

    In NRW aber nicht. Da bekommen RS - Lehrkräfte A12 und die an die an der Heizung lehnenden (und whatsappenden - leider bei uns auch vorgekommen) Förderschullehrer A13.
    Das hat bei uns im Kollegium durchaus für Unmut gesorgt.
    Daher kann ich @Firelilly schon verstehen.


    Nun haben wir aber eine Förderschullehrerin, die Vollzeit bei uns ist. Daraufhin wurde das Förderkonzept umgestellt. Diese Kollegin hat nun einen eigenen Klassenraum und die Förderschüler, die zieldifferent (also hauptsächlich LE und GE) unterrichtet werden, sind in den Hauptfachstunden (also bei uns in Mathe, Deutsch und Englisch) aus der Klasse herausgezogen und werden dann bei ihr im Raum von ihr unterrichtet. So haben wir anderen Lehrer zieldifferente Kinder nur noch in den Nebenfächern dabeisitzen. In Mathe habe ich nur noch zielgleiche Förderkinder sitzen.
    Das System hat uns die Arbeit sehr erleichtert.

    Freundlichkeit ist kostenlos, aber niemals umsonst.

  • Aber ist es denn nicht möglich, eine Lösung in all dem Durcheinander zu finden? Ich finde es schade, dass derlei Konflikte offenbar zahlreich deutschlandweit täglich vorkommen und nur darin enden, dass aufeinander rumgehackt wird bzw. alle unzufrieden sind. Ich musste solche Stunden ableisten und war regelmäßig da und habe wirklich alles Erdenkliche vorgeschlagen
    - ich nehme das Kind raus
    - ich übernehme den schwierigen Elternkontakt
    - ich halte Stunden und der KL kann sich hinten reinsetzen
    - ich bringe sinnvolle Literatur mit
    - ich bastele irgendeinen Schnickschnack
    - wir unterrichten gemeinsam
    - ich hocke mich selbst neben das Kind
    - ich vollbringe Wunder, was auch immer der geneigte Kollege wünscht!
    Aber nö, alles doof, menno.


    Ich kann nix für die Bedingungen und wer sich zu schlecht bezahlt findet, kann gern noch Sonderpädagogik draufsetzen. Ich verstehe all den Frust, aber lasst ihn bitte nicht an den Falschen aus.

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