Anerkennung im Beruf

  • Dankbarkeit von der Institution Schule im eigentlichen Sinne zu erwarten, ist mit ein Freifahrtschein in den Burnout und in die Depression.

    +1
    Ergänzen möchte ich noch: Sich daran zu orientieren, was andere sind und haben (das gilt auch für Aufmerksamkeit und Wertschätzung, die andere bekommen), ist der schnellste Weg zum Unglücklichsein.

  • Solch einen Tag würde ich mir auch in Deutschland wünschen, um uns Kollegen einfach mal bewusst zu machen, dass unsere Leistung durchaus auch gesehen wird.

    So einen Tag wird es aber nie in Deutschland geben. Erstens ist der Lehrer in Deutschland wenig wert und das Ansehen in der Bevölkerung entsprechend niedrig. Zweitens wittert der Dienstherr hinter allem Korruption und verbietet die Annahme solcher Geschenke. Vermutlich müsste man in Deutschland das Buch und die Kekse abgeben.

  • Ich weiß ja nicht, wie das in deinem Bundesland ist, aber hier ist das klar geregelt: kleine Geschenke zu besonderen Anlässen sind okay. Wenn es einen teacher appreciation day geben würde, dann wäre das so ein Anlass. Kekse, ein Taschenbuch oder ein gemeinsamer Gutschein, zu dem jeder nur ein paar Euro gezahlt hat, wären okay.


    Wenn man aber schon von Anfang an eine durchweg negative Einstellung zum eigenen Beruf hat und alles schlecht reden will, dann interessieren einen Fakten natürlich nicht. Ich will deine "bubble" deswegen gar nicht erst in Gefahr bringen: Du hast völlig recht, alles, alles, alles ist ganz furchtbar schlimm, Gesellschaft, Eltern, Dienstherr und Schüler verwenden unfassbar viel Energie auf, um uns armen Lehrern das Leben schlecht zu machen.
    Gehts dir jetzt besser?

  • Nach mantraartigem Wiederholen kommt's aber dann doch an und findet Eingang im Kollegium. Nur weiß dann niemand mehr, von wem die Idee stammt.

    Ich habe mich mittlerweile daran gewöhnt, dass die meisten Menschen nicht gut zuhören und sich auch nicht gut erinnern können. So richtig krass fällt mir das auf, seit ich das Konventsprotokoll schreibe. Man darf das also nicht persönlich nehmen, sondern muss einfach damit leben, dass das der Normalzustand ist. Leider.


    Wenn ich wirklich wert drauf lege, dass *ich* Anerkennung für etwas bekomme oder finde, mir steht dieses und jenes zu, weil ... (z. B. bei der Stundenverteilung) werde ich mittlerweile auch laut. Laut im Sinne von, dann muss man der Schulleitung einfach mal konkret sagen, was einen gerade anscheisst. Ganz direkt und nicht durch die Blume. Ich hab auch keine Skrupel mehr davor Kollegen beim Namen zu nennen, die mich nerven. Man muss einfach mal ne Weile beobachten, wer häufig auf der "Bühne" steht und wird feststellen, dass das einfach "laute" Typen sind, die wissen, wie sich sich Gehör verschaffen können. Schadet nicht, sich von denen ne Scheibe abzuschneiden.


    Edit: Beim nochmaligen Lesen meines Beitrags finde ich, dass dieser arg negativ klingt. So ist es gar nicht bei uns an der Schule. Wir haben jetzt im Mai mal wieder ein grosses Fest fürs ganze Kollegium, der Kanton zahlt. Leuten, die irgendwas Besonderes tun, wird im Konvent auch explizit dafür gedankt. Ich hab ja aber auch öfter schon mal geschrieben, dass bei uns die Arbeitszeitverteilung anders ist und von uns sowieso ausserhalb des Unterrichts mehr Engagement erwartet wird. Das führt halt automatisch dazu, dass relativ viel in Richtung Schulentwicklung läuft und daraus ergeben sich dann auch immer wieder mal besondere Ereignisse, für die Leute sich besonders reinhängen. Manchmal habe ich da den Eindruck, dass fast ein bisschen Konkurrenz darum ausbricht, wer wie viel gelobt wird ...

    Einmal editiert, zuletzt von Wollsocken80 ()

  • Kopie ist die höchste Form der Anerkennung. Ich freue mich immer wieder wenn mir Kolleginnen und Kollegen berichten, dass sie eine meiner Unterrichtseinheiten ihn ihrem Unterricht (erfolgreich) durchgeführt haben. Oder wenn ich eine Klausuraufgabe oder einen Stundenentwurf, die/den ich ursprünglich mal selbst erstellt habe, in meinem Fach finde.


    Was die Frage betrifft, wie man andere Kolleginnen und Kollegen für sich begeistert. Da empfehle ich Katja Ischebecks "Erfolgreiche Konzepte".

  • Ich gehe ja bspw. auch nicht zu meinem Konrektor und lobe seine Vertretungspläne.

    Solltest du vielleicht einmal ausprobieren. Genau der hört nämlich in der Regel nichts oder nur Negatives.


    P. S.: Bin nur ein ggL (=ganz gewöhnlicher Lehrer).

  • Bei uns an der Schule nutzt der SL Konferenzen gerne um Kollegen für einen besonderen Einsatz zu danken oder schreibt kurze Rundmails mit aktuellen Infos, in denen er dann eben auch Kollege A für die Organisation des Konzerts und den Kollegen B und C für Projekt B dankt. Innerhalb des Kollegiums herrscht insgesamt eine eher wertschätzende Grundhaltung, was aber doch nicht unbedingt bedeutet, dass Kollegen immer gedankt würde. So räumt eine Kollegin fast jeden Morgen den Geschrirspüler aus, den sie nachmittags vor dem Heimgehen meist auch einräumt und anschaltet. Die vielen leeren Tassen die von Kollegen einfach nur achtlos vor der Spülmaschine abgestellt werden, statt diese direkt einzuräumen zeigen, dass sich nicht alle darüber Gedanken machen, wer das am Ende eigentlich immer versorgt. "Danke" sagen da nur wenige, mit ein- und ausräumen oder auch einfach nur den eigenen Kram versorgen noch weniger...


    Persönlich ziehe ich meine hauptsächliche Anerkennung zwar aus meiner Arbeit mit meinen Klassen und dem, was ich mit ihnen erreiche und mir erarbeite, bin aber zum Beispiel sehr dankbar dafür, dass wir im Rahmen des Refs mehrere Ausbildungsgespräche mit Schule und Seminar haben die im Grundsatz wertschätzend und anerkennend sind. Im Rahmen dieser Gespräche wird dann eben auch mein Engagement für meinen Kurs oder meine Schule angesprochen und hervorgehoben. Umgekehrt versuche ich im Alltag gerade auch den Kollegen zu danken, die eben die vielen gern übersehenen Kleinigkeiten machen, ohne die der Laden aber halt nicht laufen würde. Auch wenn es wichtig ist sein Selbstwertgefühl nicht davon abhängig zu machen: Von seinen Peers "gesehen" zu werden tut uns am Ende allen gut.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Danke noch mal für die unterschiedlichen Sichtweisen :top:
    Stimmt schon, man muss aufpassen, dass man sich nicht selbst unzufrieden macht, indem man sich von anderen abhängig macht. Auf der anderen Seite hat's natürlich auch der leichter, der bereits zufrieden in seinem Kollegium ist und die Anerkennung schon auf verschiedene Weise erhält.


    @MrsPace, das Buch besorg ich mir, ich bin gespannt...

    Bei uns in Sachsen ist es grad so, dass ja ab diesem Jahr Lehrer auch verbeamtet werden können. Das hat zur Folge, dass ältere Kollegen ziemlich dumm aus der Wäsche gucken.


    Wobei ich auch mal sagen muss, dass jetzt, wo es soweit ist, der Vorteil nicht mehr so riesig zu sein scheint. Mit Ende 30 haben die meisten Leute irgendwas, womit sie von der PKV nicht mehr genommen werden und mit GKV hast du finanziell nicht mehr die großen Vorteile. Wenn man doch in einer PKV ist, muss man jeden Arztbesuch zweimal abrechnen, teilweise begründen, warum dies und jenes notwendig war, ggf. wird was abgelehnt und man bleibt privat auf Kosten sitzen. Und es ist erstmal ein ziemlicher Bürokratieweg, sowohl die Verbeamtung als auch das Krankenkassengedöns. Bis jetzt ist auch noch kein Sold eingegangen, wie doll die Besoldung am Ende ist, wird sich noch zeigen.
    Und bei uns im Kollegium haben sich einige nicht verbeamten lassen, weil sie sich z.B. nicht dauerhaft als Lehrer sehen oder aus vielen anderen Gründen.


    Ja, es ist ärgerlich, v.a. jetzt in dieser Übergangszeit. Ich sage dir das aber trotzdem, damit du dich hoffentlich nicht allzusehr ärgerst. Es ist auch nicht alles Gold was glänzt.
    Und wenn du es schaffst, diesen Bonus als Bonus zu sehen und nicht jeden Monat neu über das mögliche Minus zu sinnieren gehts dir vielleicht besser. Dies sage ich als eine, die beide Arbeitsverhältnisse kennt :) ...und schade, dass du in so einem unguten Kollegium bist, kannst du nicht woandershin gehen? :troest:

  • Und wenn du es schaffst, diesen Bonus als Bonus zu sehen und nicht jeden Monat neu über das mögliche Minus zu sinnieren gehts dir vielleicht besser. Dies sage ich als eine, die beide Arbeitsverhältnisse kennt :) ...und schade, dass du in so einem unguten Kollegium bist, kannst du nicht woandershin gehen? :troest:

    Danke für die tröstenden Worte.


    Auch wenn es hier nicht so rüber kommt, was der Zweidimensionalität eines Forum geschuldet ist, bin ich ein sehr fröhlicher Mensch.
    Ich denke nicht daran, dass Kollegium zu wechseln. Das habe ich schon gemacht. Es ist hier in der Umgebung überall das selbe.


    Leute, die mich neu kennen lernen, sind immer wider erstaunt, wenn sie dann erfahren, dass ich Lehrerin bin bzw als solche arbeite. Offenbar haftet dann doch das Jammern diesem Berufsstand an, was so gar nicht zu meinem Wesen passt.


    Das ist auch der Grund, warum ich mich so unwohl fühle und mich so langsam ausschleiche aus dem Beruf. Bei uns ist das Lehrerzimmer manchmal eine Folterkammer.


    Verkürzte Stunden ab dem nächsten Schuljahr und dann mal sehen. Vielleicht hilft die gewonnene Freizeit wieder für die Arbeit.


    Ungerechtigkeiten gibt es überall auf der Welt. Sie sind ja auch der Motor für Entwicklungen.

  • Lob motiviert, sollten ja gerade Pädagogen wissen. Vielleicht sollten wir öfter mal zu unseren Kollegen ein paar anerkennende Worte sagen, dann kommt vielleicht auch mehr zurück.
    :) Und keiner muss sich schämen, weil er mal ein bisschen Anerkennung möchte.

  • Das Buch ist echt klasse, danke nochmal @MrsPace, mir war nicht klar, dass andere Leute genau dieselben Probleme haben und dass es konkrete Vorgehensweisen gibt :top:

  • Das Buch ist echt klasse, danke nochmal @MrsPace, mir war nicht klar, dass andere Leute genau dieselben Probleme haben und dass es konkrete Vorgehensweisen gibt :top:

    Gerne. :) Freut mich, dass dir das Buch gefällt. En detail habe ich es auch noch nicht gelesen, aber beim Querlesen bin ich durch. Falls ich die Stelle bekommen sollte, lese ich es komplett durch. :)

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