Gleich nach Berufseinstieg gezwungenermaßen versetzt

  • Hallo zusammen,


    dieser Text ist deutlich länger geworden, als beabsichtigt, da ich im Moment einfach nur noch frustriert bin und es jetzt aus mir herausgebrochen ist. Wer sich die ganze Hintergrundgeschichte sparen will, kann einfach nach unten scrollen. Da stehen dann die Kernfragen fett markiert.
    Mein Berufseinstieg gestaltete sich sehr schwierig. Ich bin Sek 2-Lehrer für die Fächer Deutsch und Englisch und habe zwar mein zweites Staatsexamen abgeschlossen, jedoch wirklich nicht mit guten Noten, was zumindest zum Ende hin massiver Überlastung verschuldet war. In Kombination mit meinem guten ersten Staatsexamen bin ich schließlich in der Ordnungsgruppe 27 gelandet. Sieben Monate lang versuchte ich vergeblich, eine Anstellung zu finden, sprach an Gesamt-, Real- und Grundschulen sowie an Berufskollegs vor, was häufig knapp, aber nie zu meinem Gunsten ausging.
    Im Dezember erhielt ich schließlich doch eine Festanstellung an einer Gesamtschule und unterschrieb für den Januar auch einen Vertretungsvertrag. Am 31.1., also einen Tag vor der geplanten Festanstellung am 1.2., erfuhr ich durch den Rektor, dass der Kommission ein Verfahrensfehler unterlaufen sei und meine Einstellung durch die Bezirksregierung abgelehnt worden sei. Unter den Bewerbern waren wohl auch drei Lehrkräfte für die Sekundarstufe I und die Bezirksregierung fürchtete, dass meine Einstellung theoretisch von juristischer Seite anfechtbar sei, falls einer sich entscheiden sollte, zu klagen.
    Ich bekam nun ein Ersatzangebot an einer Realschule, zu dem mir vom Sachbearbeiter mitgeteilt wurde, dass ich es annehmen muss, wenn ich nicht wieder arbeitslos werden will. Ich machte einen Kennenlerntermin mit der Schulleitung aus. Bei dem Kennenlernen wurde ich mehr oder weniger massiv davor gewarnt, die Stelle als Sek 2-Lehrkraft anzunehmen, da es sich um eine absolute Brennpunktschule handle. Ich könnte jetzt noch mehr ins Detail gehen, aber eigentlich reicht es, zu sagen, dass das Schulleben von der Rektorin und dem stellvertretenden Rektor in den düstersten Farben beschrieben wurde. Das klingt negativ, aber ich hatte den deutlichen Eindruck, dass sie es gut mit mir meinten, auch, weil die Rektorin sich selber bei der Bezirksregierung darum bemühen wollte, ein Ersatzangebot für mich herauszuschlagen, das auch zu meinem fachlichen Fähigkeiten passt. Das war offenbar erfolglos und da mir die Pistole auf die Brust gesetzt worden war und wegen der Annahmefrist wenig Bedenkzeit blieb, habe ich die Stelle nun angenommen und warte auf den offiziellen Arbeitsvertrag.


    Letztlich hätte ich das alles auch kürzer fassen können, aber es kam jetzt so aus mir heraus. Dass meine Nerven durch die Aufeinanderfolge von Referendariat, sieben Monaten Arbeitslosigkeit und diesem beschriebenen Vorgang ziemlich hinüber sind, ist vermutlich verständlich. Bei der Gesamtschule wäre es außerdem möglich gewesen, irgendwann auch in der Sek 2 zu unterrichten, die zurzeit noch nicht existiert, da die Schule sehr jung ist. In der Realschule ist das alles nicht mehr möglich.


    Meine Hoffnung beruht nun auf einer erneuten Versetzung.
    Meine Fragen wären also:
    Welche Optionen habe ich nun?
    Besteht überhaupt eine realistische Chance, in absehbarer Zeit von einer Sek 1- Stelle an eine Sek 2- Stelle versetzt zu werden und inwiefern verfolgt mich da weiterhin mein wenig erfolgreiches zweites Staatsexamen, welches mich in die Ordnungsgruppe 27 befördert hat? Wohne in NRW.
    Bleibt mir nur die Wahl eines laufbahngleichen Versetzungsverfahrens, das einer Tombola gleicht?
    Ist es irgendwann einfach zu spät, weil ich zu lange im Sek 1-Bereich tätig war?


    Ich weiß, ich sollte erstmal schauen, wie die Schule tatsächlich ist. Ich frage trotzdem jetzt schon mal.


    Vielleicht hat ja jemand einen Tipp für mich.


    LG Nick

  • Klingt ja sehr verworren... zur Sache kann ich nicht viel beitragen.


    Was mich persönlich echt ärgert ist die Denkweise, dass im Brennpunkt Lehrer unterrichten, die fachlich nicht so viel drauf haben. Im Gegenzug sind dann Lehrer mit hoher fachlicher Kompetenz zu schade für den Brennpunkt... Und vor dem Hintergrund soll jetzt die Flucht angetreten werden? Ich würde sagen, man wächst mit seinen Aufgaben. Ich hab auch Mal für's Gymnasium studiert und bin absolut glücklich im Brennpunkt.

  • Lieber Nick, wenn ich es recht verstehe, hast du lang auf eine Stelle gewartet und bist jetzt an einer Realschule, wo du nicht hin wolltest. Versetzungen gehen meist mehrere Jahre, sind aber m.W. nicht unmöglich, ich vermute auch, dass dabei nicht relevant ist, ob du SekII unterrichtet hast oder nicht.


    Ich würde jetzt erst mal ganz ruhig bleiben und mich auf die Kids freuen, auch mit Realschülern kannst du Spaß haben, Breennpunkt heißt zwar schwierige Schüler aber nicht gleich doofe Schüler.


    Und Englisch und Deutsch gehören nicht zu den Fächern, die besonders schwer zu unterrichten sind, im Gegensatz zu Musik oder Reli in der 7. Stunde. Lass dich erst mal auf die Stelle ein, vielleicht kannst du zu Beginn Klasse 5 oder 6 als Klassenlehrer übernehmen oder die Abschlussklassen und nicht gleich in 7 und 8 zur Vertretung rein. Das hängt von deiner SL ab, stell dich mit der gut. Am besten wenig jammern und freundlich fragen, was möglich ist.

  • Wie ging es dir denn pädagogisch im Ref? Vielleicht liegen dir deine neuen SuS ja, man weiß nie vorher, wie das wird. Schau es dir doch erstmal an. Wenn es nicht klappt, kannst du ja immer noch an Plan B Sek II arbeiten.

  • Meine persönliche Meinung ist: Unterricht mit schwierigen Schülern kann herausfordernd und auslaugend sein und dich den letzten Nerv kosten, aber wer sich als Lehrer sich nicht wagt, dem zu stellen oder "sich-zu-schade-dafür-ist", ist einfach kein echter Lehrer und hat im Schuldienst nichts zu suchen.
    Schuldienst ist auch "Dienst am Schüler"!

  • Meine persönliche Meinung ist: Unterricht mit schwierigen Schülern kann herausfordernd und auslaugend sein und dich den letzten Nerv kosten, aber wer sich als Lehrer sich nicht wagt, dem zu stellen oder "sich-zu-schade-dafür-ist", ist einfach kein echter Lehrer und hat im Schuldienst nichts zu suchen.
    Schuldienst ist auch "Dienst am Schüler"!

    Mir ist schon an anderen Stellen und nicht bei meinen Beiträgen aufgefallen, dass es viele Lehrer gibt, die anderen Lehrern gegenüber auf Basis eines Beitrags herablassend werden und das nur, weil sie sich und ihre eigenen Interessen nicht gänzlich hinten anstellen.
    Die Gesamtschule, an der ich ursprünglich eingestellt wurde, hatte auch sehr viele schwierige Schüler (Standorttyp 4). Trotzdem wäre ich gerne dort geblieben, weil ich nach den ersten beiden Wochen merkte, dass der Unterricht immer besser lief.
    Die neue Schule scheint aber nochmal eine andere Hausnummer zu sein. Wenn mir die Schulleitung selber sagt, sie bräuchten einen halben Sozialarbeiter und die Polizei sei Dauergast, weil sich kriminelle Clanstrukturen gebildet hätten, dann bin ich einfach nicht dafür ausgebildet.
    Klar kann ich mich reinbeißen. Es bleibt mir ja auch nichts anderes übrig und die Schüler verdienen es auch, dass ich mir alle erdenkliche Mühe gebe. Mir geht es um die Perspektive auf längere Sicht. Soweit es mir erklärt wurde, bleibt der ganze Lehrauftrag hinter der erzieherischen Seite inzwischen völlig zurück und die Lehrer werden reihenweise krank. Ich wurde sogar gefragt, wie ich für meine eigene psychische Gesundheit Sorge trage. Vor dem Hintergrund einer nervlichen Erkrankung in der Vergangenheit nicht gerade ermutigend.
    Ich bin auch aus Leidenschaft für die Vermittlung meiner Fächer Lehrer geworden und habe bewusst auf Sek II studiert.
    Jetzt habe ich schon mehr geschrieben, als ich wollte, aber so etwas ärgert mich wirklich.



    Lieber Nick, wenn ich es recht verstehe, hast du lang auf eine Stelle gewartet und bist jetzt an einer Realschule, wo du nicht hin wolltest. Versetzungen gehen meist mehrere Jahre, sind aber m.W. nicht unmöglich, ich vermute auch, dass dabei nicht relevant ist, ob du SekII unterrichtet hast oder nicht.


    Ich würde jetzt erst mal ganz ruhig bleiben und mich auf die Kids freuen, auch mit Realschülern kannst du Spaß haben, Brennpunkt heißt zwar schwierige Schüler aber nicht gleich doofe Schüler.


    Und Englisch und Deutsch gehören nicht zu den Fächern, die besonders schwer zu unterrichten sind, im Gegensatz zu Musik oder Reli in der 7. Stunde. Lass dich erst mal auf die Stelle ein, vielleicht kannst du zu Beginn Klasse 5 oder 6 als Klassenlehrer übernehmen oder die Abschlussklassen und nicht gleich in 7 und 8 zur Vertretung rein. Das hängt von deiner SL ab, stell dich mit der gut. Am besten wenig jammern und freundlich fragen, was möglich ist.

    Danke für deine aufmunternde Antwort. Ich hoffe jetzt erstmal, dass die Schulleitung übertrieben hat und die SuS eher so drauf sind, wie an der Gesamtschule, an der ich zuletzt war. Dann ist's zwar zunächst schwierig, aber machbar, sobald die SuS Vertrauen gefasst haben und ich einen Draht gefunden habe. Ich glaube übrigens, in der 7. Stunde ist fast alles schwieriger zu unterrichten ;)
    Nö, gejammert habe ich nicht. Ich schaue mit der Schulleitung ohnehin zurzeit, was überhaupt geht. Bedarf für Deutsch und Englisch besteht ja erst ab 1.5.. Vermutlich läuft's auf DaZ hinaus.

    Kurze Antwort:
    ab zum Anwalt.

    War ich sogar. Der meinte "Menschlich daneben, aber rechtlich nicht anfechtbar". Hatte ich mir aber auch im Vorfeld schon gedacht.


    LG David

  • Der Teil mit deinen literarischen Ambitionen bzw. deinem Renommee steht jetzt gar nicht mehr im Beitrag, dennoch hat der bei mir die Überlegung ausgelöst, ob die SL nicht vielleicht am Ende weniger dich, als sich selbst, ihre Schule, die Kollegen, ihre Schüler schützen wollte.


    Lehrer die gar nicht an der Schule sein wollen (ganz gleich ob das an der Schulart, dem Brennpunkt oder den persönlichen, wie auch immer gelagerten Amitionen liegt) und die bereits vor Arbeitsantritt darüber nachdenken, wie sich sich am schnellsten erfolgreich wegbewerben können sind für keine Schule besonders attraktiv. Das sind dann halt erstmal bessere KVs die Versorgungslücken schließen, aber keine Leute von denen man erwartet, dass diese sich groß für Schulklima und Schulentwicklung einsetzen. Das bedeutet nicht, dass du das auch tatsächlich so handhaben wirst, aber stell dir vor die SL hat schon eine Handvoll Leute wie dich zugewiesen bekommen und immer wieder dieselbe Erfahrung gemacht. Da ist es am Ende doch leichter dafür zu sorgen, dass solche Leute gar nicht erst kommen, als immer nur auf KV-Basis im Kollegium zu schaffen.


    Meine Päd-LB im Seminar meinte mal, dass an Hauptschulen und Brennpunktschulen die pädagogisch besten Lehrer arbeiten, nach denen sich viele SL die Finger schlecken. Da nicht mithalten zu können ist insofern keine Schande. Nur fachlich anspruchsvollen Unterricht können wir doch im Regelfall dank einschlägigen Fachstudiums alle machen. Den Rest (Arbeit in Brennpunktschulen, exzellente Prüfungsvorbereitung auf den jeweiligen Bildungsabschluss, integrierende Stadtteilarbeit, Inklusion, Arbeit mit Förderschülern,...) übernehmen dann eben die Könner und Experten. So kurz nach dem Ref kann da noch keiner von uns dazu gehören.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • fachlich anspruchsvollen unterricht in sek ii können ganz viele ganz und gar nicht, auch nach erfolgreich abgeschlossenem fachstudium im lehramt nicht. so schwer ist das erste staatsexamen leider nirgendwo, um da irgendeine großartige fachliche qualifikation draus ableiten zu können. und selbst wenn die da ist - schülernah und aktivierend zu reduzieren ist nochmal was anderes, kann auch nicht jeder (die fachlich guten aber eher, da tiefe durchdringung des gegenstands hilft, ihn zielgruppengerecht aufzurebereiten).


    wir kennen sie doch alle, die "ich hab mein studium in der schule nie wieder gebraucht"-kollegen, die munter weiter in sekII eingesetzt werden. kann man nicht ernst nehmen, fachlich schon gar nicht.


    spezialisierung im lehramt ist was gutes. der eine kann sekII super, der nächste ist sehr gut in beziehungsarbeit auch in aussichtslosen fällen in großer masse (brennpunkt), der nächste bringt wirklich so gut wie jedem mit freude das lesen und schreiben bei. und ganz wenige können vielleicht auch das alles gut, aber das sind ausnahmen, nicht die regel.


    trotzdem kann man ja mal was neues probieren, zumal der threadersteller ja eh keine große wahl zu haben scheint. wie lief es pädagogisch für dich im ref? kannst du sowas? beziehungsarbeit? classroom management? etc. das hat mit deinen autorenaktivitäten ja erstmal nichts zu tun. aber das hat sekII-unterricht auch nur sehr, sehr bedingt.

  • Ja, ich habe den Teil rund um meine literarische Tätigkeit herausgenommen, weil das einige, wie ich auch hier merkte, oft in den falschen Hals bekommen.
    Ich habe der Schulleiterin gar nichts von einer Versetzung gesagt. Ich war erstmal froh, überhaupt weiterhin eine feste Stelle zu haben. Ich habe sogar Gutes über die Schule gehört, wenngleich über mehrere Ecken. Das Thema Versetzung hat sie selber ins Spiel gebracht und nach allen Schilderungen konnte ich dann auch verstehen warum. Der Gedanke, dass sie übertrieben hat, kam mir auch schon, zumal sie erzählte, dass alle Sek 2- Lehrkräfte ziemlich schnell wieder weg gewesen seien. Andererseits stände sie dann ja reichlich dumm da.
    Klar werden da einige pädagogisch absolut top sein und ich hoffe, dass sie auch hilfsbereit gegenüber schulfremden Lehrern sind.



    trotzdem kann man ja mal was neues probieren, zumal der threadersteller ja eh keine große wahl zu haben scheint. wie lief es pädagogisch für dich im ref? kannst du sowas? beziehungsarbeit? classroom management? etc. das hat mit deinen autorenaktivitäten ja erstmal nichts zu tun. aber das hat sekII-unterricht auch nur sehr, sehr bedingt.

    Das Thema Beziehungsarbeit wird im Referendariat leider sträflich vernachlässigt. Rein von meiner Person her denke ich schon, dass ich dazu fähig bin. Ich habe eine ruhige und gelassene Art und interessierte mich für die SuS immer auch auf menschlicher Ebene. Klar hat das alles seine Grenzen, z.B. wenn Schüler offen in der neunten Klasse sagen, dass sie gerne ihr Leben lang Hartz 4 beziehen wollen und deshalb nichts mehr für die Schule tun würden. An dem Punkt der Schullaufbahn kann man nicht mehr viel machen. Konnten auch meine Kollegen nicht. Irgendetwas wissenschaftlich Fundiertes zur Beziehungsarbeit weiß ich aber nicht. Ich fuhr da bislang mit meiner normalen Art ziemlich gut. Classroom-Management war am Anfang eine große Baustelle. Inzwischen weiß ich, wie's geht, werde mich aber hin und wieder in der Hinsicht nochmal disziplinieren müssen.

  • fachlich anspruchsvollen unterricht in sek ii können ganz viele ganz und gar nicht, auch nach erfolgreich abgeschlossenem fachstudium im lehramt nicht. so schwer ist das erste staatsexamen leider nirgendwo, um da irgendeine großartige fachliche qualifikation draus ableiten zu können. und selbst wenn die da ist - schülernah und aktivierend zu reduzieren ist nochmal was anderes, kann auch nicht jeder (die fachlich guten aber eher, da tiefe durchdringung des gegenstands hilft, ihn zielgruppengerecht aufzurebereiten).

    Also ich sprach ja nur von fachlich anspruchsvollem Unterricht, nicht etwa auch noch von gutem (lerneffizienten, aktivierenden, schülernahen) und fachlich anspruchsvollen Unterricht. Aber ich finde es gut, dass du die Messlatte direkt höher legst. :top:

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Klar werden da einige pädagogisch absolut top sein und ich hoffe, dass sie auch hilfsbereit gegenüber schulfremden Lehrern sind.

    Spar dir den Teil mit deiner Autorenkarriere vielleicht beim Einstand und präsentier´ dich eher so offen und interessiert wie du in Beitrag 11 wirkst, dann stehen deine Chancen sicherlich ganz gut.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Spar dir den Teil mit deiner Autorenkarriere vielleicht beim Einstand und präsentier´ dich eher so offen und interessiert wie du in Beitrag 11 wirkst, dann stehen deine Chancen sicherlich ganz gut.


    Ach, die Rektorin hat das selber herausgefunden. Man findet vieles, wenn man meinen Klarnamen bei Google eingibt.

  • Wenn du das Angebot an der Realschule angenommen hast, dann sitzt du jetzt auf einer S1-Stelle.
    Wenn du von dort aus zurück an Gym/Ges/Beruf willst, dann mußt du einen Laufbahnwechsel machen.
    Dazu brauchst du eine Stelle, die für Versetzung und Laufbahnwechsel geöffnet ist.


    Ob es solche Stellen gibt, hängt unter anderem vom Lehrerangebot an.
    Die Alternative für so eine Stelle wäre, dass dich ein Schulleiter kennt, dich unbedingt haben will und bei seiner Bezirksregierung durchsetzt, dass eine seiner auszuschreibenden Stellen entsprechend geöffnet wird.


    Eine Versetzung an eine Gesamtschule ginge auch ohne Laufbahnwechsel. Dann wirst du aber auch weiterhin nur mit A12 besoldet. Das Problem bei dieser Art Wechsel ist, dass da in der Bezirksregierung ein anderer Derzernent zuständig ist. Je nach Bezirksregierung sind die mal mehr oder weniger freudig dabei das Personal zwischen den Dezernaten hin und her zu wechseln. ;)


    Die Gesamtschule, an der ich ursprünglich eingestellt wurde, hatte auch sehr viele schwierige Schüler (Standorttyp 4).

    Das ist keine schwierige Klientel, wenn ich meine relativ unproblematische Klientel (Standorttyp 5) mit einigen anderen mir bekannten Schulen vergleiche. Eigentlich müßte die Standorttyp-Skala wohl eher bis 10 gehen statt bis 5. ;)

  • ... ob die SL nicht vielleicht am Ende weniger dich, als sich selbst, ihre Schule, die Kollegen, ihre Schüler schützen wollte
    ...

    ehrlich gesagt war das auch ein Gedanke von mir. Deswegen würde ich auch versuchen, möglichst unaufgeregt zu gucken, dass ich an dieser Schule in Ruhe meine Arbeit machen, sprich: in möglichst wenig Klassen möglichst viele Stunden haben kann. DaZ und dergleichen dürfte erstmal eine Notlösung sein, um zu sehen, wie der neue Kollege denn so klarkommt.


    Also nicht gleich entmutigen lassen und vor allem nicht anmerken lassen, dass man keinen Bock auf die Schule hat, selbst wenn die SL so offensiv mit den Problemen umzugehen scheint. Ist zwar doof, man will sich ja nicht verstellen, aber ich sehe bei der Arbeit und hier im Forum immer wieder Fälle von Kollegen, die sich selbst unbewusst mit in ungünstige Konstellationen hineinmanövrieren. Gerade wenn man einen weniger umsichtigen und ängstlichen Schulleiter hat, ist es hilfreich, selbst souverän zu sein (oder zumindest erstmal so zu tun).


    Viel Erfolg auf jeden Fall, wenn du schon nach 2 Wochen an einer schwierigen Gesamtschule klarkamst, wird's schon klappen. Und Lehrer neigen dazu, gerade ihre Schule für die Schwierigste zu halten und das auch zu propagieren, um die eigene Arbeit aufzuwerten. Am Ende wird immer alles gut :top:

  • Vielleicht wollte die Schulleitung sogar vermeiden, dass jemand aus der Sek2 ihrer Schule zugewiesen wird über die Liste? So, wie sie über die Schule beim Auswahlgespräch gesprochen hat, klingt es für mich fast so. Das Listenverfahren greift ja, wenn eine Stelle leergelaufen oder kurzfristig frei geworden ist. Hättest du die Stelle nicht angenommen, hätte sie in der nächsten Einstellungsphase ausschreiben dürfen und evt. jemanden bekommen, der dort arbeiten WILL.
    Gerade im Brennpunkt ist es besonders wichtig für Schulleiter, Kollegium und nicht zuletzt die Schüler, dass sich die Lehrer der Herausforderung bewusst sind und im Idealfall gerne dort arbeiten.
    Wenn jemand (über die Liste) aus der Sek2 kommt, sind die Befürchtungen natürlich immer groß, dass die Person es a) entweder im Brennpunkt nicht packt oder aushält oder b) den Job nur halbherzig angeht (was dadurch als Konsequenz zu Punkt a) führen könnte...).


    Ich kann dich aber verstehen, dass du den Job angenommen hast und gern eine feste Stelle hast. Glückwunsch erstmal dazu :)


    Desweiteren solltest du dir vor Augen halten, dass du immerhin an eine Realschule kommst!!! Es ist eine Realschule im Brennpunkt. Keine Hauptschule im Brennpunkt. Schüler, die nicht ausreichend "funktionieren" werden von der Realschule runtergekickt. Die landen an der HS. Jetzt stell dir mal vor, du würdest zur Hauptschule im Brennpunkt kommen, die nur aus DEN Schülern besteht, die von keiner RS im Brennpunkt genommen oder von diesen runter geschmissen wurden ;) Also DANN würde ich mir an deiner Stelle vielleicht wirklich Sorgen machen...Aber hey, du bist an einer Realschule. Das ist aus meiner Perspektive die Elite :D Ich bin an einer Hauptschule im Brennpunkt (allerdings freiwillig).


    Also immer locker durch die Hose atmen, sei aufgeschlossen dem Neuen gegenüber und gib dem Ganzen mal ein paar Monate Zeit.
    Ich wünsche dir ganz viel Erfolg und nette Schüler. Die gibt es nämlich wirklich jede Menge im Brennpunkt.

    Ich tippe am Handy.

    4 Mal editiert, zuletzt von MilaB ()

  • Was mich persönlich echt ärgert ist die Denkweise, dass im Brennpunkt Lehrer unterrichten, die fachlich nicht so viel drauf haben. Im Gegenzug sind dann Lehrer mit hoher fachlicher Kompetenz zu schade für den Brennpunkt...

    Ich würde es mal so formulieren: Im Brennpunkt arbeiten Lehrer, die es im System "Referendariat" nicht soweit gebracht haben. Ob sie fachlich besser sind ist eine andere Sache. Oder gibt es irgendwo wirklich objektive und für alle gleiche Bedingungen wie in einer Zentral-Abitur-Klausur im Fach Mathematik?


    Das Einstellungssystem beruht nun einmal auf Ordnungsgruppen, also auf Noten. Entsprechend können sich die Absolventen mit besseren Noten eher die Schulen aussuchen und die mit schlechteren Noten müssen das nehmen, was übrig bleibt.


    So, wer von den sehr guten Absolventen geht jetzt freiwillig an eine Brennpunktschule? ;)
    Diese Lehrer sind sich selber zu schade für den Brennpunkt.

  • Hier, also ich habe mein Ref mit 1.7 gemacht. Meine Freundin mit 1.3. Wir waren schon im Studium eine Clique aus Leuten, für die feststand, dass sie an Hauptschulen gehen wollen. Wir haben dann alle das Referendariat an Hauptschulen gemacht und sind nun alle in NRW an Hauptschulen verbeamtet. Zwei von uns mit einer 1.0 in der UPP!
    Das nur mal vorweg, denn allgemein kann man nicht sagen, dass die Lehrer an Brennpunktschulgen es im System Ref nicht weit gebracht haben.


    Die Situation an Hauptschulen sieht so aus, dass es natürlich schwieriger ist, gutes Personal zu finden.
    Desweiteren ist der prozentuale Anteil an Seiteneinsteigern höher als woanders. Auch Lehrer mit Lehrererfahrung im Ausland sind zahlenmäßig an Hauptschulen weit höher vertreten als an anderen Schulformen.
    Und dann gibt es noch einen Anteil an Lehrern, die übers Listenverfahren zugeordnet werden und/ oder aus der Sek2 kommen.


    Übrigens muss man am Brennpunkt aber nicht alles nehmen, was übrig bleibt. Man kann Bewerber auch ablehnen, wenn sie für den Schulstandort nicht geeignet sind. Dann muss man nur damit rechnen, dass das Listenverfahren anschließend greift...


    Das Arbeiten an einer Brennpunktschule bietet vieles, das woanders nicht möglich ist. Wir begleiten unsere Klasse als Klassenlehrer in möglichst vielen Fächern über 6 Jahre zum Abschluss. Wir arbeiten wirklich sehr eng am Schüler, haben Freiheiten, die der Lehrplan woanders nicht hergibt. Wir lachen sehr viel, können uns entspannt verhalten und kleiden. Wenn die Sonne scheint und alle fleißig waren, gehen wir raus auf den Bolzplatz in der Siedlung oder in den Park zum Picknicken.
    Es ist hart an einer Schule im Brennpunkt und ich habe schon oft zu Hause geweint, weil ich so getroffen vom Schicksal meiner Schüler war/ bin oder weil es einfach mal drunter und drüber ging und ich mich anschließend unfähig fühlte... Aber die Arbeit hat einen so hohen Wert und gibt einem enorm was zurück, wenn man es schafft, das Positive zu sehen.
    Es ist sicher nicht für jeden etwas (sonst würden sich ja mehr Lehrer bewerben), aber die Lehrer im Kollegium, die sich für die Schulform entschieden haben, die haben es bewusst gemacht und sind mit Herz und Verstand dabei. Oft sind das Lehrer mit einem guten zweiten Staatsexamen.
    Die Hauptschulen leben von der Vielfalt im Kollegium und die Kollegen, die dort gelandet sind, weil sie woanders scheiterten, werden irgendwie aufgefangen von den anderen. Im Auffangen sind Brennpunktlehrer ja schließlich Profis ;)

    Ich tippe am Handy.

    7 Mal editiert, zuletzt von MilaB ()

  • Ich würde es mal so formulieren: Im Brennpunkt arbeiten Lehrer, die es im System "Referendariat" nicht soweit gebracht haben.

    Das ist eine verdammt steile These, bei der du viele Punkte wie Wohnortnähe, Karrierechancen, Fachkombinationen usw. schlicht und einfach außer Acht lässt. Zusätzlich steckt noch die Fehleinschätzung drin, dass Arbeit an Brennpunktschulen per se schlechter/minderwertiger/anstrengender sei. Von einer Lehrkraft erwarte ich eigentlich mehr als oberflächliches Stammtischdenken.

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