Boreout

  • Witzig ist auch die von WillG zitierte Begründung für das Sabbatjahr.

    Witzig finde ich auch, daß man nicht bei einer Vollzeitstelle zusätzlich Überstunden ansparen darf, um diese dann am Stück in einem Sabbatjahr abzufeiern. Überstunden darf man immer nur so abfrühstücken, wie es dem Stundenplaner und der Schulleitung gefällt. Wobei sie diese am liebsten gar nicht abgefeiert sondern ausbezahlt sehen wollen.


    Jedenfalls konnte weder die SL noch unser Personalrat verstehen, daß ich Überstunden nur unter der Prämisse mache, daß ich diese abfeiern kann und eben nicht ausbezahlt haben will. Und wenn abfeiern, dann am Stück mal ein ganzes Halbjahr weg. Bei uns würde sich das 2. Schulhalbjahr anbieten, weil dann die ganzen Prüfungsklassen der Berufsschule, die Lehre dauert ja 3,5 Jahre, weg sind. :teufel:

  • *tief durchatmen*


    Okay... dann verstehe ich das richtig, dass ihr euch jetzt darüber aufregt, dass Sabbatjahr nicht bedeutet, dass man ein Jahr lang bezahlten Urlaub bekommt?
    Ja, das ist schon richtig gemein von unserem Dienstherrn, dass er das nicht zulässt. Geradezu hinterhältig, dass er verlangt, dass ich für meine Besoldung arbeiten muss! Wie kommt er nur dazu???


    Natürlich muss ich mir das erarbeiten, dass ich ein Jahr lang nicht arbeiten gehe und trotzdem Geld bekomme. In welcher Welt lebt ihr denn eigentlich?
    Und dass es dazu ein Teilzeimodell gibt, dass es mir ermöglicht, Vorzüge wie bspw. die Beihilfe weiter zu nutzen (anders als bspw. bei einer Beurlaubung) und bei dem ich mich nicht um die Organisation der monatlichen Finanzierung kümmern muss, hat durchaus was für sich. Das läuft übrigens in der freien Wirtschaft, die ja hier immer gerne angeführt wird, auch nicht anders. Nur dass da nicht jeder so einfach ein Sabbatjahr beantragen kann.


    In manchen Bundesländern gibt es übrigens durchaus das Modell, dass man nicht weniger Geld für gleiche Arbeit bekommt, sondern dass man sich das Sabbatjahr anspart, indem man für das gleiche Geld mehr arbeitet. Aber, Herrgott nochmal, irgendwoher muss das Geld doch herkommen.


    Nicht alles, was der Dienstherr macht ist Ausbeutung der Lehrer.
    Und, ganz ehrlich, in den meisten Fällen finde ich die "Das weiß man doch vorher"-Sprüche albern, weil ein 19-Jähriger in der Regel nicht absehen kann, was A12-Besoldung oder Karrieremöglichkeiten oder Korrekturen bedeuten. Aber dass man als Lehrer halt nur in den Ferien um die Welt reisen kann, weiß man halt wirklich vorher. :autsch: :autsch: :autsch:

  • weiß man halt wirklich vorher.

    Ja klar weiß man das vorher. Ich wollte auch nur die Liste von Bolzbold um den Punkt ergänzen. Er, der er jetzt in der Verwaltung tätig ist, kann sich den Urlaub frei einteilen, wir können dies nur bedingt.


    Um mehr als diese Vor- und Nachteils-Vergleichs-Liste ging es mir nicht.


    Aber wenn Du schon die Beihilfe ansprichst: Die bringt mir persönlich nichts, ich bin in der GKV und das Hamburger Modell, daß man zwischen Beihilfe und Arbeitgeberanteil ein der GKV wählen kann, gibt es bei uns nicht.

  • Um mehr als diese Vor- und Nachteils-Vergleichs-Liste ging es mir nicht.

    Ja, das habe ich auch nicht gemeint. Das war eine absolut sinnvolle Ergänzung, wenn man so eine Gegenüberstellung macht, keine Frage.
    Mir ging es um die große Empörung, die ausgebrochen ist, als ich es gewagt habe, das Sabbatjahr zu erwähnen.
    EDIT: Aber, gut, vor dem Hintergrund war mein Verweis darauf, dass man das vorher weiß, wirklich nicht zielführend.

  • Du verzichtest ein Jahr auf Einkommen, was gibt es da nicht zu verstehen?

    Logisch, sonst würde man ja durchbezahlt werden. Ist mir aber noch nie aufgefallen, dass einem das Jahr dann rentenmäßig fehlt...


    Trotzdem ne coole Sache, die Möglichkeit hat nicht jeder.

  • Ihr seid zwar schon etwas weiter, aber dennoch: Bolzbold, Danke für deinen Erfahrungsbericht!


    Insbesondere die frei gestaltbare Toilettenpause und der Gleitzeit-Arbeitsbeginn erscheinen wie ein Paradies auf Erden. Weniger Lärm aushalten zu müssen und einfach in Ruhe vor sich hin arbeiten zu können sind zwei weitere Punkte, die einem deinen derzeitigen Beruf schmackhaft machen könnten.


    Es ist spannend, zu lesen, dass dir die "verkürzten Ferien" und die längere tägliche "Pflicht-Arbeitszeit" (Anführungszeichen absichtlich gesetzt, ihr wisst hoffentlich, wie ich es meine) nichts ausmachen, da der Job in der Summe der Tätigkeiten nicht so belastend ist. Vielleicht berichtest du in ein paar Monaten mal wieder, ob du dich immer noch so wohl fühlst. Das würde mich echt interessieren.

  • Also ich finde die Perspektive eines Sabbatjahres, bzw. noch mehr die eines Sabbathalbjahres, toll.
    Das ist auch das Teilzeit Modell, was mir am meisten zusagt.


    Und viele Arbeitnehmer sind mehr als neidisch, dass es diese Möglichkeit gibt, daher kann ich echt nicht verstehen, wo da diese Antihaltung her kommt.

  • Man verzichtet schon auf ein Jahr Einkommen, allerdings verteilt auf mehrere Jahre. Man spart ja unbezahlte Überstunden an, weil man vollzeit arbeitet, aber nur teilzeit bezahlt wird.
    Was aber wichtiger ist: Man verzichtet auch auf ein Jahr Pensionspunkte bzw. -prozente.

    Tatsächlich hatte ich Mikael so verstanden, dass er meint, man habe während des Sabbatjahres gar keine Einkünfte, was natürlich so nicht korrekt wäre. Offensichtlich ging es ihm rein mathematisch betrachtet darum, wer letztlich für das Freistellungsjahr finanziell aufkommt. Das ist klar der einzelne Arbeitnehmer, es wäre aber auch eigenartig, wenn es anders wäre. Das Spezielle am Sabbatical ist eben, dass man sich ein längeres Zeitfenster für völlig andere Tätigkeiten als Schule schaffen kann.


    Die fehlenden Pensionspunkte würden mich allerdings auch schrecken.

    Als Dienstherr wäre ich hochzufrieden, wenn ein Teil meiner Lehrerschaft überhaupt nicht kapiert, dass sie das Sabbatjahr selbst bezahlen. Da kann man das umso besser als soziale Wohltat verkaufen...
    (...)

    Falls das u.a.an mich ging war die Belehrung von oben herab wirklich unnötig. Ich habe im Übrigen auch bei WillG nicht den geringsten Zweifel daran, dass ihm völlig klar ist, dass das Sabbatjahr keine bezahlte Freizeit ist sondern eine spezielle Form des kompakten Überstundenabbaus durch Freizeitausgleich.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Die fehlenden Pensionspunkte würden mich allerdings auch schrecken.

    Wobei das natürlich für jede Art der Teilzeitbeschäftigung gilt.


    Ich bin sehr jung in die feste Stelle eingestiegen, von daher sehe ich der Pension was das angeht, gelassen entgegen (Das ist jetzt kein Aufruf zur Diskussion darüber, wie sicher die Pensionen noch sind).

  • Stimmt natürlich state of Trance. Nachdem ich aber mit Ende 30 vor Kurzem erst den Beruf gewechselt habe und ins Ref eingestiegen bin, weiß, dass ich nach dem Ref gesundheitlich bedingt nur in Teilzeit weiterarbeiten werde, würde mir ein Jahr spürbar fehlen. Das würde ich persönlich mir zumindest sehr gut überlegen und meine weitere private Rentenvorsorge gründlich durchrechnen (und ggf.aufstocken), ehe ich so etwas später einmal machen würde.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Wie ist das eigentlich? Ich muss zugeben, dass ich mich nicht wirklich damit beschäftigt habe, weil ich es sowieso nicht ändern kann.
    Aber meines Wissens nach ist es derzeit doch so, dass man als Pension 80% des Gehalts der zurückliegenden 5 Jahre bekommt. Also wenn man Teilzeit von 30 bis 40 macht und danach Vollzeit arbeitet, dürfte sich die Teilzeit gar nicht auf die Pensionsansprüche auswirken, oder?

  • Wie ist das eigentlich? Ich muss zugeben, dass ich mich nicht wirklich damit beschäftigt habe, weil ich es sowieso nicht ändern kann.
    Aber meines Wissens nach ist es derzeit doch so, dass man als Pension 80% des Gehalts der zurückliegenden 5 Jahre bekommt. Also wenn man Teilzeit von 30 bis 40 macht und danach Vollzeit arbeitet, dürfte sich die Teilzeit gar nicht auf die Pensionsansprüche auswirken, oder?

    Das ist ja herrlich naiv.


    Der Höchstsatz ist zumindest in NRW bei ca. 71% (weiß die genaue Zahle gerade nicht) und diese Prozente sammeln sich über 40 Dienstjahre an. Das heißt pro Dienstjahr baut man ca. 1,7 Prozentpunkte auf. Für jedes Jahr Teilzeit baut man entsprechend prozentual weniger, d.h. ein Jahr Teilzeit 50% baut dann auch nur 0,85 Punkte auf.

  • Warum so abwertend?
    Ich arbeite so viel wie es mir aus familiären Gründen möglich ist, ganz egal wie sich die Pensionen berechnen.
    Man munkelte bei uns, es würden nur die letzten fünf Jahre zählen, deshalb hatte ich gefragt. Aber warum rechtfertige ich mich eigentlich.


    Danke trotzdem für deine Antwort. Wäre ja auch zu schön gewesen ;-).

  • Ich arbeite so viel wie es mir aus familiären Gründen möglich ist, mehr ginge nicht, ganz egal wie sich die Pensionen berechnen.

    Du könntest natürlich versuchen, die Versorgungslücke, die durch Teilzeit entsteht, durch private Altersvorsorge zu füllen.

  • Mein Mann und ich sorgen beide privat vor (u.a. Riester Rente, Lebensversicherung und Fonds-sparen) und haben zudem auch Wohneigentum. Ich arbeite 80%. Vielleicht kam mein obiges Posting wirklich zu naiv rüber ;) es ist nun nicht so, dass wir uns überhaupt keine Gedanken um die Zukunft gemacht haben.

  • Aus dem Kontext kam das Posting wirklich naiv rüber, aber solange du nicht als Single ohne andere Ersparnisse auf eine möglichst hohe Pension angewiesen bist, ist dein Standpunkt so viel zu arbeiten, wie es familiär möglich ist, ein äußerst vernünftiger.
    War wirklich nicht böse oder abwertend gemeint.


    Nachtrag: Die Geschichte mit den 5 Jahren ist ja nicht ganz falsch, die bezieht sich aber nicht auf den Prozentsatz, sondern darauf, welche Besoldungsstufe man zugrunde legt. Wenn man sich also mit 63 noch befördern lässt, bringt das für die Pension nicht mehr allzu viel.

  • Die Geschichte mit den 5 Jahren ist ja nicht ganz falsch, die bezieht sich aber nicht auf den Prozentsatz, sondern darauf, welche Besoldungsstufe man zugrunde legt. Wenn man sich also mit 63 noch befördern lässt, bringt das für die Pension nicht mehr allzu viel.

    Man erarbeitet sich eben über das ganzen Beamtenleben lang Pensionspunkte, pro Jahr in Vollzeit sind das in NRW 1,7 Prozentpunkte. Arbeitet man 50% Teilzeit, bekomme man pro Dienstjahr nur 0,85 Prozentpunkte.
    Maximal kann man so 71% zusammenbekommen.


    Jetzt stellt sich natürlich die Frage "71% von was?" ... nun, 71% vom durchschnittlichen Vollzeit-Gehalt der letzten 5 Jahre vor der Pensionierung.


    Und ja,. damit stehen wir wesentlich besser als die Rentner, weil der Eckrentner 44% des durchschnittlichen Vollzeit-Gehalts erreichen kann. Allerdings zählt bei ihm nicht das Vollzeit-Gehalt der letzen 5 Jahre vor der Verrentung sondern das durchschnittliche Vollzeitgehalt des kompletten Berufslebens. Da man üblicherweise in den letzten Jahren vor der Pensionierung mehr verdient als beim Berufseinstieg, ist der Abstand nicht 27% groß sondern noch eine ganze Ecke größer.


    Und bevor jetzt ein Angestellter mehr Geld haben will: In den 1950er Jahren haben die Beamten aufgrund der Pensionsansprüche zweimal auf gehörige Gehaltsanteile verzichtet, die damals für einen Pensionsfond angespart werden sollten. Diesen Fond hat es aber nie gegeben sondern die Politik hat das Geld für Wahlgeschenke verbraten.
    --> https://www.myheimat.de/bobing…en-an-ihnen-d1279941.html

  • Oder, mal anders formuliert: Für eine optimale Pension muss man zunächst möglichst lange Vollzeit arbeiten. Damit man das schafft, engagiert man sich möglichst sonst für gar nichts. Erst 7 Jahre vor der Pensionierung engagiert man sich sprungartig, damit man 5 Jahre vor der Pensionierung noch befördert wird. Natürlich muss man diese 5 Jahre noch Vollzeit weiterarbeiten!

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