• Hallo,


    ich bin auf der Suche nach ein paar Anregungen. Welche Vor- und Nachteile gibt es/ seht ihr von


    a) Frontalunterricht
    b) offenem Unterricht
    c) Projektmethode
    d) Handlungsorientiertem Unterricht?


    Darüber hinaus bin ich auch dankbar für Literaturtipps zu diesen Unterrichtsformen im Allgemeinen (Was ist das? Wodurch gekennzeichnet?...)


    Vielen Dank bereits!


    Liebe Grüße,
    StadtHundKind

  • Alle Formen habe ihre Daseinsberechtigung und ihre Vor- und Nachteile. Hängt aber jeweils ab vom Stoff, von der Lerngruppe, von Dir.


    Kann also nicht pauschal beantwortet werden.

  • Fragend-entwickelnder Unterricht (Frontalunterricht): Sehr anspruchsvolles Format als Lehrer, da man ständig gefordert ist; bedarf einer gut bis sehr gut entwickelten Gesprächstechnik (liegt nicht jedem); sehr starke Steuerung durch die Lehrperson, dadurch auch stärkere Möglichkeit der Kontrolle/Steuerung des Geschehens bei Störungen/Unruhe und intensive Form der Beziehungsarbeit, da man als Lehrer konstant mit den SuS arbeitet, diese fordert, Arbeitsleistung einfordert, Rückmeldung gibt, etc.; leistungsschwache SuS profitieren am stärksten von besonders stark gesteuerten Lernformen wie dieser.
    Größter Nachteil: Sprechanteil der SuS sinkt unter Umständen stark ab --> Abwendung von reinen Ping-Pong-Gesprächen beispielsweise durch Meldeketten möglich


    Offene Unterrichtsformen: erlauben es insbesondere leistungsstarke SuS besonders intensiv in ihrem Lernprozess zu begleiten und zu unterstützen; viel Raum für kindliche Neugier und Interesse, was intrinisische Motivation unterstützen oder auch generieren kann.
    Größter Nachteil: Wenngleich es auch für leistungsschwächer SuS wichtig ist Lernprozesse selbstorganisieren zu lernen, profitieren diese am wenigstens von offenen Unterrichtsformen; in Klassen die sehr starkes Engagement in der Beziehungsarbeit benötigen können zu große Anteile offenen Unterrichts kontraproduktiv sein. + Besonders vorbereitungsintensiv im Hinblick auf Materialien.


    Handlungsorientierter Unterricht: Zentraler Bestandteil vieler Fächer in denen simulatives, anwendungsorientiertes Lernen im Sinne der Kompetenzorientierung im Mittelpunkt steht. Erlaubt es meiner Erfahrung nach beispielsweise in Wirtschaft auch leistungsschwächeren SuS komplexe theoretische Zusammenhänge aus ihrem konkreten Handeln abzuleiten und zu verstehen. Sehr motivierend für viele SuS (die meisten meiner Klassen fragen gezielt nach solchen Ansätzen, da diese ihnen große Freude bereiten und sie nicht immer das Gefühl haben gerade etwas zu lernen, was gerade deshalb viel leichter möglich ist). Alle SuS sind involviert und müssen aktiv mitdenken und mitarbeiten. Selbst die größten Faulbärchen und "Denkverweigerer" lernen hierbei etwas. Dank der Anwendung/des eigenen Handelns ist das Wissen deutlich tiefer verankert als bei anderen Erarbeitungsformen und auch in Klassenarbeiten besser abrufbar mit einer gewissen Chance, dass SuS tatsächlich an der einen oder anderen Stelle etwas lebenslang lernen, da sich sich in realen, analogen Situationen daran erinnern.
    Größter Nachteil: Vorbereitungsaufwand um motivierende, aktuelle, fachspezifische, angemessene Szenarien zu kreieren (da sind Schulbücher zumindest in manchen meiner Fächer nur begrenzt hilfreich).



    Literatur: Da gibt es viel für die Fächer und manches Allgemeine. Worauf sollen Literaturhinweise sich denn beziehen (Schulart/Fächer und Umsetzungsmöglichkeiten im jeweiligen Fach/fachübergreifende Mehtoden/...)? Hab für jedes meiner Fächer diverse Bücher im Schrank oder auch Fachzeitschriften, die dir je nachdem, was genau du wissen willst aber nicht weiterhelfen werden, da sie ggf.zu fachspezifisch sind.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

    2 Mal editiert, zuletzt von CDL ()

    • Offizieller Beitrag

    Brauchst Du jemanden, der Dir Deine Hausaufgaben oder Dein Referat fertig macht?


    Als angehender Lehrer oder echter Lehrer weiß man entweder etwas über dieses Thema oder weiß zumindest, wo es steht.

    Gruß
    #TheRealBolzbold

    Ceterum censeo factionem AfD non esse eligendam.

  • Nachdem ich gerade nichts besseres zu tun habe, mache ich mal deine Hausaufgaben beantworte ich mal deine Fragen… oh wart mal, jetzt ist mir doch noch was besseres eingefallen…


  • Hallo StadtHundKind,


    mit diesen Plaketten (Begriffen) wirst du in der Praxis nicht weit kommen. Beispielsweise ist "Frontalunterricht" ein (Kampf)Begriff aus der Didaktik-Theorie und entstammt endlosen professoralen Streitereien über guten Unterricht. Die Begriffe sind weder untereinander konsequent abzugrenzen, noch bezeichnen sie klar umrissene Phänomene. Du wirst in bald jedem Lehrbuch abweichende oder gar sich widersprechende Definitionen vorfinden.


    Meines Erachtens sollte die Frage immer lauten, wie sehr die Lernenden beim Lernprozess unterstützt und angeleitet werden (müssen). Je geringer die Fähigkeit zur Selbstorganisation und zum eigenständigen Arbeiten ausgeprägt ist, desto instruktiver muss der Unterricht konzipiert sein. Dieser hat dann zum Ziel, durch klare und kleinschrittige Vorgaben zum vermehrt eigenständigen Arbeiten hinzuführen. Je eigenständiger das Lernen gestaltet werden kann, desto "offener" wird der Unterricht ausfallen (können) und desto mehr "Projekte" können von den Lernenden selbständig durchgeführt werden. Das ist für mich also keine Frage der Methode, sondern eine der bereits vorauszusetzenden Selbständigkeit der Lernenden.


    Und das mit der Handlungsorientierung führt völlig in eine Sackgasse, da jeder Unterricht, der kognitiv wenig(er) anspruchsvoll gestaltet ist, zwangsläufig einen höheren Anteil an Bewegung (d.h. motorischer "Handlung") und einfachen kognitiven "Handlungen" (das Ausmalen, Zuordnen, Verbinden, Nachzeichnen etc.) aufweist. Entsprechend hohl ist der Begriff der "Handlungsorientierung" und ich habe bislang noch keine theoretische Erörterung gefunden, die schlüssig darzulegen vermag, was diese Begrifflichkeit nun eigentlich genau meint bzw. didaktisch in der Praxis an Neuem zu bieten hätte.


    Im ungünstigsten Fall gleicht gewollt handlungsorientierter Unterricht plumpem Aktivismus: Es werden im Fach Geschichte z.B. Kronen von Königen gebastelt etc. und damit Methoden aus der Grundschule in die Sekundarstufe verlegt, wo sie dann mit der Plakette "handlungsorientiert" gerechtfertigt werden.


    der Buntflieger

  • Vielen lieben Dank für alle hilfreichen Antworten, ganz besonders an CDL und Buntflieger!


    Literatur suche ich tatsächlich sehr allgemeine, da ich nicht grundständig Lehramt studiert habe sondern aktuell berufsbegleitend einen Förderschwerpunkt studiere. Daher fehlen mir (didaktische) Grundlagen. Ich habe jetzt über Umwege Zugang zur Unibibliothek meiner Stadt bekommen und mir da Bücher ausleihen können.


    Bei vielen anderen Antworten frage ich mich, wieso ihr euch die Mühe macht zu antworten, wenn ihr nichts zum Thema beitragen möchtet? Davon abgesehen frage ich im Ausgangspost "Welche Vor- und Nachteile SEHT IHR...". Solch persönliche Meinungen finde ich wohl nicht in der Literatur.

  • ...Bei vielen anderen Antworten frage ich mich, wieso ihr euch die Mühe macht zu antworten, wenn ihr nichts zum Thema beitragen möchtet? ...

    Das liegt daran, dass sich hier oft die komischsten Gestalten anmelden und die seltsamsten Sachen fragen. Es ist daher immer hilfreich, sich zunächst kurz vorzustellen und zu erläutern, warum man genau das gerade jetzt wissen will. In deinem Fall wirkt die Anfrage für fertige Kollegen wunderesam, sie ist etwa so, als ob du fragen würdest "was haltet ihr von Mercedes, Porsche und Fiat, welches Auto ist das Beste?" sie ist sehr allgemein und legt nahe, dass du dich noch null selbst damit auseinandergesetzt hast. Es fehlt im Grunde die eigentlich Frage.


    So und nun willkommen hier, erzähle gern mehr von deinem Quereinstieg :top:

  • Das Problem ist, dass das ein sehr weites Feld ist. Wollte man darauf sinnvoll antworten, müsste man sehr weit ausholen und sehr viel schreiben. Dazu hat hier glaube ich einfach keiner die Zeit. Ich fand CDL da schon sehr fleißig. Aber auch da denke ich beim Lesen sofort: ja, da hat er/sie völlig recht aber.... und dann fallen mir sofort diverse andere Aspekte und Sichtweisen ein. Unterricht ist einfach eine sehr komplexe Angelegenheit und man muss immer differenziert gucken. Es gibt z.B. nicht den offenen unterricht, sonderen diverse Ausformungen und Abstufungen von Öffnung und je nachdem hat das dann seine Vor- und Nachteile, was wiederum stark abhängig vom Umfeld ist usw. usw.
    Vielleicht bekämst du mehr Antworten, wenn du gezielter fragen würdest, z.B. Vor-Und Nachteile bzgl. eines bestimmten Aspektes. Wofür genau benötigst du die Antworten? Um für dich selber mehr
    Klarheit / Überblick zu bekommen? Oder weil du im Rahmen deines Studiums bestimmte Entscheidungen begründen können musst? Oder weil du in deiner Praxis konkret überlegst was für dich das beste ist?

    "Die Wahrheit ist ein Zitronenbaiser!" Freitag O'Leary

  • ...Entsprechend hohl ist der Begriff der "Handlungsorientierung" und ich habe bislang noch keine theoretische Erörterung gefunden, die schlüssig darzulegen vermag, was diese Begrifflichkeit nun eigentlich genau meint bzw. didaktisch in der Praxis an Neuem zu bieten hätte.
    Im ungünstigsten Fall gleicht gewollt handlungsorientierter Unterricht plumpem Aktivismus...

    Naja, nur weil Leute nicht wissen, was gemeint ist und ihrem Tun einen falschen Namen verpassen, heißt das nicht, dass die eigentliche Idee hinter dem Namen falsch ist.


    Ich zitiere mal Wikipedia, das ja inzwischen ganz brauchbare Definitionen liefert und zudem fix zu zitieren geht:
    Handlungsorientierter Unterricht geht in der Regel von einer konkreten Situation zur Übung aus (Erster Schritt), um daraus (Zweiter Schritt) eine allgemeine Gesetzmäßigkeit abzuleiten oder ein allgemeines Prinzip zu erklären (induktives Vorgehen). Das Gegenkonzept ist das Instruktionslernen. Es erklärt zuerst das Prinzip, die Gesetzmäßigkeit oder den Zusammenhang, um dann Einzelfälle in Form von Übungen oder Beispielen zu behandeln (deduktives Vorgehen).
    Das Konzept ist im Wesentlichen der konstruktivistischen Didaktik zuzuordnen. Diese postuliert, dass Menschen die äußere Realität nur mit Hilfe ihrer Sinnesorgane wahrnehmen können und dass jeder Mensch seine Realitätsvorstellung aus den Wahrnehmungen im Laufe seines Lebens konstruiert. Dadurch ergibt sich zunächst, dass die Vorstellungen interindividuell verschieden sein können. Für die (handlungsorientierte) Didaktik besonders relevant ist die Schlussfolgerung, dass es kein sinnvolles Ziel sein kann, eine bestimmte Vorstellung von der „Realität“ in einem anderen Menschen zu verankern, wie es mittlerweile überholte Formen der Instruktion versuchen. Stattdessen muss der Lernende bei der Konstruktion seiner Vorstellung unterstützt werden, indem man ihm Möglichkeiten zur Prüfung der eigenen Vorstellungen an der Realität eröffnet.


    Das ist schon ein bisschen mehr als Kronenbasteln.


  • Hallo Krabappel,


    die von dir zitierten Aussagen kenne ich, sie entsprechen dem, was ich mit eben jenen "theoretischen Erörterungen" meinte, die keinen konkreten Praxisbezug herstellen und sich auf abstrakte Theorien/Schulen beziehen in einer Art Argumentationsspirale. Ich habe schon mehr als nur Artikel zur Thematik gelesen. In einem bekannten Werk von Herbert Gudjons wird eingeräumt, dass keine einhellige Begriffsbestimmung existiert. Die dort beschriebenen Beispiele zeichnen meines Erachtens ein Bild des nicht wünschenswerten lehrerzentrierten Unterrichts ("Lehrgang/Lehrgänge") und des überlegenen offenen Projektunterrichts. Dabei wird eingeräumt, dass das eine ohne das andere nicht sinnvoll umsetzbar ist, was aber nicht in die Überlegung mündet, dass es womöglich gar keine grundlegenden Unterschiede in der Sache gibt, sondern das eine (lehrerzentrierter Unterricht) bleibt das notwendige Übel.


    Was auch immer die Theorie fern der Empirie behaupten mag: In der Praxis (und somit aus empirischer Perspektive) verschwimmen für mich die behaupteten Differenzen und das primär Konstrukthafte jener Konzepte wird evident.


    Hilbert Meyer stellt das Handlungsprodukt in den Vordergrund, welches den gelungenen handlungsorientierten Unterricht anleitet und Zweck wie Ziel (meine Worte) desselbigen zugleich ist. Das ist für mich einfach ein anspruchsvolleres Projekt, das wiederum nur möglich wird, wenn die Lernenden über eine ausreichende Befähigung zum selbständigen Arbeiten inklusive entsprechender Grundkenntnisse verfügen. Klare Beispiele fehlen auch hier und theoretisch bleibt das Konzept ebenfalls im Nebulösen.


    Beim Praktiker kommt in der Regel folgende (Kern)botschaft an: Handlungsorientierter Unterricht stellt die Zukunft des schulischen Lernens dar, ist per se effektiv und bedeutet, dass die Schüler aktiv sind, Lernprodukte herstellen (die idealerweise verkaufsfähig sein sollten) und - ganz wie erwachsene Menschen in ihren erlernten Berufen - quasi eigenmotiviert und in letzter Konsequenz autodidaktisch die Lerninhalte maximaleffizient erschließen (können sollten). Da die Schule solche Ansprüche freilich nicht umsetzen kann (und es ist fraglich, ob das überhaupt ihre Aufgabe ist, denn es wird eine Autonomie von Schülerseite eingefordert, die ja erst noch schulisch auszubilden wäre), bleibt es bei mehr oder weniger glücklich umgesetztem "Handeln" im Sinne von Aktivitäten diverser Art und Weise. Das jedoch ist nun wirklich nichts, was es nicht schon vorher gegeben hätte. Mit dem Unterschied, dass es ideologisch nicht in dieser Form aufgeladen war und nicht zum Selbstzweck erhoben wurde, sondern Folge eines schülerorientierten Unterrichts war.


    der Buntflieger

  • @StadtHundKind
    einige haben schon gute Inputs geliefert. Ansonstern gibt es wie gesagt haufenweise Literatur. Ich halte auch die Stufe auf der unterrichtet wird zentral. Da kann sich die Didaktik unterscheiden auch darin wo die Schwerpunkte im Unterricht liegen (eher lehrer- oder schülerzentriert).
    Wenn du selbst unterrichtest, probiere aus.....was dir liegt, was mit genau dieser Klasse möglich ist usw.


    Und das mit der Handlungsorientierung führt völlig in eine Sackgasse, da jeder Unterricht, der kognitiv wenig(er) anspruchsvoll gestaltet ist, zwangsläufig einen höheren Anteil an Bewegung (d.h. motorischer "Handlung") und einfachen kognitiven "Handlungen" (das Ausmalen, Zuordnen, Verbinden, Nachzeichnen etc.) aufweist. Entsprechend hohl ist der Begriff der "Handlungsorientierung" und ich habe bislang noch keine theoretische Erörterung gefunden, die schlüssig darzulegen vermag, was diese Begrifflichkeit nun eigentlich genau meint bzw. didaktisch in der Praxis an Neuem zu bieten hätte.

    Ausmalen, blosses Zurodnen, Vebinden sind noch keine Handlungen nach handlungsorientiertem Ansatz. Nur weil man etwas tut, ist es noch nicht handlungsorientiert. Allerdings ist mir da selbst theoretisch nicht immer klar, wo die Grenze ist. Wann ist es noch handlungsorientiert?


    In meinem Unterricht gibt es viel Bewegung, viele handlungsorientierte Elemente frei nach Maria Montessori "Hilf mir es selbst zu tun". Das liegt aber wohl auch der Stufe und auch daran, dass ich sehr viele fremdsprachige Kinder habe. Lesen un Schreiben können sie noch nicht, dahe Lernen sich Lieder einfacher, wenn man sie mit Bewegungn und Gestiken unterstreicht. Oder anderes Beispiel: Klar kann ich theoretisch beschreiben, wie man eine Schere nutzt, bringt den Kindern nur nix.

  • @Buntflieger, du reitest m.E. auf dem "irgendwas machen" rum, es geht aber nicht darum, am Ende was gebastelt zu haben. Sondern es ist ein grundlegender Unterschied, ob ich sage: Kinder, 9:3=3, legt das mal mit Bauklötzchen, so ist das. Jetzt ihr: 12:3=? Oder ob Kinder durch eigenes Tun anhand einer konkreten Fragestellung durch Ausprobieren "be-greifen", dass Division aufteilen bedeutet, in manchen Fällen die einzig logische Vorgehensweise darstellt, und auch bei anderen, vielleicht größeren Zahlen in bestimmten Kontexten verteilt und nicht z.B. weggenommen wird. In diesem Beispiel finden Kinder heraus, was eigentlich Division ist und wo man sie brauchen kann und nicht, dass es Division gibt und nach welchem Schema man die Lösung findet, so dass sie in 3 Wochen fragen "was muss ichn hier rechnen, geteilt oder minus?"...


    Ich glaube, der wesentliche Unterschied liegt im Verstehen, im Gegensatz zum Auswendiglernen. Was nicht bedeutet, dass man im schulischen Alltag ständig Projekte durchführen kann.


    Ich sehe das wie durch eine Lupe bei den Lernbehinderten: Ich kann noch so viel instruieren, wenn sie nicht verstehen kann ich mich auf den Kopf stellen. (Was aber nicht heißt, dass sie alles verstehen können, wenn ich's nur handlungsorientiert genug präsentiere...)


    Für Erwachsene gilt, denke ich, Ähnliches. Deswegen kann ich Trompetespielen nicht ohne Trompete lernen und Unterrichten nicht ohne Referendariat. Theorie ist nur so lange hilfreich, wie du etwas Konkretes "im Kopf" hast, wo du sie einordnen kannst, m.a.W. "Lernen".

  • In Wirtschaft kann Handlungsorientierung beispielsweise bedeuten eine Schülerfirma zu gründen und zu betreiben ("Unternehmer"), beim Thema Preisbildung ("Konsument") Preisverhandlungen im Rahmen eines Rollenspiels durchzuführen um damit zugrundeliegende Prozesse zu beschreiben und zu verstehen und den idealen Markt vom realen Markt abzugrenzen oder auch eine Verhandlung zwischen Arbeitgebern und Gewerkschaften/Betriebsrat zu Arbeitsbedingungen und Löhnen durchführen zu lassen ("Arbeitnehmer"). In jedem Fall ist es in der Sek.I natürlich nicht damit getan "Kronen zu basteln" und es geht auch nicht nur um "einfache kognitive Handlungen", sondern um alters-, schulart-, fach-, lernziel- und lerngruppenangemessenen Unterricht.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Das liegt daran, dass sich hier oft die komischsten Gestalten anmelden und die seltsamsten Sachen fragen. Es ist daher immer hilfreich, sich zunächst kurz vorzustellen und zu erläutern, warum man genau das gerade jetzt wissen will. In deinem Fall wirkt die Anfrage für fertige Kollegen wunderesam, sie ist etwa so, als ob du fragen würdest "was haltet ihr von Mercedes, Porsche und Fiat, welches Auto ist das Beste?" sie ist sehr allgemein und legt nahe, dass du dich noch null selbst damit auseinandergesetzt hast. Es fehlt im Grunde die eigentlich Frage.
    So und nun willkommen hier, erzähle gern mehr von deinem Quereinstieg :top:

    Danke :)
    Ich bin seit zwei Jahren dabei, vor dem Wechsel in den Schuldienst habe ich Psychologie studiert und in verschiedenen Bereichen gearbeitet (u.a. Rechentherapie). Ich bin an einer Schule für Erziehungshilfe, also vorwiegend Primarstufe. Unterrichtet habe ich bisher was gerade nötig war, vorwiegend Mathe, Sachunterricht und Werken. Aktuell bin ich in Elternzeit (was auch die Literaturrecherche vor Ort deutlich erschwert, da der Studienort nicht mein Wohnort ist) und versuche, das Studium trotzdem nebenbei zu beenden damit ich nach Ende der Elternzeit wieder voll an der Schule einsetzbar bin.

    Das Problem ist, dass das ein sehr weites Feld ist. Wollte man darauf sinnvoll antworten, müsste man sehr weit ausholen und sehr viel schreiben. Dazu hat hier glaube ich einfach keiner die Zeit. Ich fand CDL da schon sehr fleißig. Aber auch da denke ich beim Lesen sofort: ja, da hat er/sie völlig recht aber.... und dann fallen mir sofort diverse andere Aspekte und Sichtweisen ein. Unterricht ist einfach eine sehr komplexe Angelegenheit und man muss immer differenziert gucken. Es gibt z.B. nicht den offenen unterricht, sonderen diverse Ausformungen und Abstufungen von Öffnung und je nachdem hat das dann seine Vor- und Nachteile, was wiederum stark abhängig vom Umfeld ist usw. usw.
    Vielleicht bekämst du mehr Antworten, wenn du gezielter fragen würdest, z.B. Vor-Und Nachteile bzgl. eines bestimmten Aspektes. Wofür genau benötigst du die Antworten? Um für dich selber mehr
    Klarheit / Überblick zu bekommen? Oder weil du im Rahmen deines Studiums bestimmte Entscheidungen begründen können musst? Oder weil du in deiner Praxis konkret überlegst was für dich das beste ist?

    Es geht tatsächlich eher um theoretische Begründungen im Rahmen des Studiums. Auch wenn ich natürlich trotzdem erhoffe, auch etwas für die Praxis mitnehmen zu können :victory:
    Konkret brachte mich auf die Frage hier ein Fall eines verhaltensauffälligen Drittklässlers (vorwiegend ADHS), für den verschiedene Unterrichtskonzepte diskutiert werden sollen.



    Ich habe heute in der Bibliothek das "Handbuch Unterricht" (Arnold, Sandfuchs, Wiechmann), "Grundwissen Didaktik" (Kron) und "Didaktische Modelle" (Jank, Meyer) mitgenommen und hoffe, dass die etwas Licht ins Dunkel bringen.



    Danke auf jeden Fall schon Mal und schön, dass sogar noch eine Diskussion entstanden ist (die ich hiermit natürlich nicht abwürgen will :D )

  • Den besten "freien Unterricht" sah ich an einer Schule für Erziehungshilfe. Die Kollegin hatte viel Zeit in Freiarbeitsmaterial investiert und die Schüler (weiß der Geier wie) zu selbständigem Arbeiten angeleitet. Im Gegensatz zu alöen anderen Klassen war dort zu vertreten der Traum ;)

  • Ich stelle auch gerade wieder viel an meinem Unterricht um. Es ist klar, dass die "ideale" Unterrichtsmethode von der eigenen Persönlichkeit, vom Fach, von der Klasse und von äußeren Faktoren (wie die Lage der Stunde im Stundenplan) abhängt.


    Ich stelle aktuell fest, dass der Raum eine wichtige Rolle spielt. Ich bin mit einer Klasse in einem so kleinen Raum, dass ich dort deutlich häufiger Gruppenarbeiten (die dann verteilt auf andere Arbeitsbereiche stattfinden) durchführe, als ich das evtl. in einem "besseren" Raum tun würde.


    Ich hatte schon andere Gruppen, wo ich merkte, dass ich mit Frontalunterricht am meisten erreiche.


    Man muss nicht jeden Trend mitmachen, aber ein Repertoire an Methoden, das man solide beherrscht, ist m.E. essentiell.


    Nebenbei bemerkt, wirklich "offener" Unterricht ist das natürlich noch nicht.

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