"Heilpädagogisches" Basteln

  • Hallo,


    hat jemand von euch ergotherapeutische/heilpädagogische Kenntnisse oder Erfahrungen? Ich suche für Kinder, die etwa auf dem motorischen Stand von 3-4-Jährigen sind, Bastelideen, bei denen kreative und schöne Ergebnisse rauskommen.


    Im Netz finde ich viele Vorlagen zum Ausschneiden, Falten etc., bei dem man exakt arbeiten muss und am Ende ist die Hälfte frustriert, weil es nicht wie die Vorlage aussieht oder man nimmt ihnen Arbeit ab, damit es fertig oder erkennbar wird, das kann nicht der Sinn sein.


    Kneten vielleicht, aber was genau? Collagen, die man frei Hand gestalten kann? Irgendwas mit Reißen oder Knüllen? Am liebsten würde ich ihnen eine Kiste mit getrockneten Bohnen hinstellen zum drin Wühlen und Hineinklettern. So in etwa kann man sich die Bedürfnisse der Kinder vorstellen, aber dem Lehrplan soll's ja auch noch entsprechen. :)

  • Bei "Knüddeln" musste ich an so etwas denken: http://maknowo.blogspot.com/20…-wird-geknuddelt.html?m=1


    Das haben meine Kinder mit 3 im Kindergarten gemacht. Allerdings nicht frei sondern auf Vorlagen aus Malbüchern. Jedes "Fach" bekam wie beim Maleneine eigene Farbe. Sah toll aus!


    Ansonsten Frage ich morgen im Kiga mal nach, die haben immer Super-Ideen.

  • Hallo Krabappel


    voweg eueren Lehrplan kenne ich nicht.


    was mir spontan einfällt (wenn nicht unbedingt ein konkretes Ergebnis am Ende stehen muss) sind vor allem Experimentie wie:
    - möglichst viele verschiedene Blaus mischen (oder eine andere Farbe), danach Namen für die unterschiedlichen Nuancen finden
    - verschiedene Malwerkzeug ausprobieren: Pinsel, Schwämme, Zahnbürste, ...
    - Wolkenbilder betrachten, Bilder erkennen
    - ein Farbmemory herstellen
    - eine blau Collage herstellen auch mit Bilder aus Zeitschriften
    - Murmelbilder herstellen: Blatt in eine Schachte, 2-3 Murmel, die in Farbe getaucht wurden, darüber rollen lassen
    - Salatschleuderbilder herstellen
    - Pompom Hühner herstellen
    - rhythmisches zeichnen
    - Osterkörbchen herstellen wie hier: https://www.talu.de/osterkoerbchen-basteln/ (einfaches Osterkörbchen)
    - Kordeln drehen, Freunschaftsbändchen knüpfen
    - filzen (nass oder trocken)
    - flechten/weben (entweder mit Wolle oder Papier)
    - Duftkissen nähen
    - Tonschalen herstellen......müsste auch aus Salzteig gehen
    - Fingerabdruckbilder
    - man kann tolle Fensterbilder herstellen, wenn man auf normales Papier mal und das Papier dann mit Öl bepinselt, dann wird es leicht transparent.

  • Wie wäre es mit Filzen? Man kann ganz einfache Kugeln oder Schlangen filzen, aus denen man dann hinterher nette kleine Dinge wie Ketten, Schlüsselanhänger, Mobiles u.v.m. gestalten kann.

  • Warum müssen denn "schöne Ergebnisse rauskommen"? Gerade wenn man es heilpädagogisch oder entwicklungsförderlich akzentuieren will, sollte doch die Prozessorientierung - das konkrete Tun - im Vordergrund stehen und nicht die Produktorientierung. Und Kinder im Vorschulalter sind nach meiner Erfahrung auch selten enttäuscht, wenn sie kein perfektes Endprodukt haben oder ihnen etwas nicht ganz akkurat gelingt, auch für sie steht meistens das Tun im Vordergrund.

  • @Nordseekrabbe, Filzen hab ich selbst noch nie gemacht, das müsste ich mal testen... Scheint aber nicht so kompliziert zu sein?



    ...Und Kinder im Vorschulalter sind nach meiner Erfahrung auch selten enttäuscht, wenn sie kein perfektes Endprodukt haben oder ihnen etwas nicht ganz akkurat gelingt, auch für sie steht meistens das Tun im Vordergrund.

    Njein, es sind keine Kinder im Vorschulalter, es geht um verhaltensauffällige und entwicklungsverzögerte Kinder.


    Mi "schön" meinte ich "ästhetisch", also dass es nicht im Müll landet, sondern mit heim genommen werden will.


    Ich kann mir auch vorstellen, ihnen Knete hinzulegen und sie machen zu lassen. Allerdings bin ich nicht allein in der Gruppe und solcherlei Tun würde mir als Mangel an Freude, Vorbereitungswillen und Förderplanung ausgelegt werden ;)


    Hättest du konkrete Ideen für prozessorientiertes Vergnügen?

  • @Krabappel ich dachte zuerst auch immer filzen ist nicht so einfach, dann habe ich es im Studium ausprobiert. Es war einfach als gedacht :)...ich hab irgendwo auch nch einen Modulnachweis dazu mit Beschreibung was wichtig ist, solltest du Interesse haben, kann ich dir das schicken.

  • Äste sammeln mit Gipsbinden umwickeln + nach dem Trocken die entstehenden Gebilde bunt anmalen (klappt auch bei Grobmotorikern ziemlich gut und die Ergebnisse sehen immer spannend aus). Wenn man die Äste vorher zum Rechteck oder Dreieck zusammenbindet hat man am Ende Bilderrahmen für die die Kinder noch Bilder anfertigen können. Alternativ kann man auch selbst gemachte Kordeln dranhängen in verschiedenen Längen mit Haken wird es zum Schlüsselkasten, alternativ könnte man auch Bücher einhängen in die Bänder und hätte in kultiges kleines Bücherregal selbst gebaut. (Habe so ein selbst gebautes Gebilde seit 8 Jahren in der Wohnung hängen, das kann also sehr belastbar sein.)


    Hasendrahtgebilde sind als Basis für Gipsbinden auch klasse, aber evtl. ist da die Verletzungsgefahr bei deinen SuS zu groß.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Danke euch schon mal und tippt gerne noch mehr Ideen, wem was einfällt :handschlag:


    @CDL, sowas Abstraktes ist gut! Woher nimmst du derartige Ideen, gibt's vielleicht ne Internetseite, Blog oder so?

  • Leider entsteht sowas nur in meinem Hirn. Ich bin sehr gerne kreativ aktiv, habe aber z.B. keinerlei zeichnerisches Talent und bin ehrlich gesagt auch eine ziemliche Grobmotorikerin. Ich habe deshalb bereits zu Schulzeiten die hohe Kunst der "abstrakten Farbmischerei" perfektioniert. Da ich gerne mit Materialien wie Ton, Gips, Holz oder Speckstein arbeite kommen angewendet dann eben solche Ideen heraus.


    Speckstein könnte evtl.auch spannend sein. Da gibt es vorgesägte Formen für komplette Anfänger, bei denen man dem Herzchen nur noch mit Schleifpapier die Kanten abrunden muss etc. Vielleicht wäre das ja etwas für deine SuS. Mutigeren könntest du als 2.Stuck einen kelinen rohen Stein zur Verfügug stellen, damit sie daraus einen Handschmeichler schaffen (Beispiele mitbringen, damit die SuS sich vorstellen können, wie so ein Handschmeichler aussehen kann und Eigenschaften besprechen. Der fertige Handschmeichler darf dann ja je nach individuellem Geschmack Ecken und Kanten haben oder ganz abgerundete Kanten - das ist völlig ergebnisoffen und die Bearbeitung von Speckstein ist haptisch eine wirklich tolle Erfahrung.)

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Ich weiß nicht, wo Krabappel tätig ist, aber in NDS ist das Arbeiten mit Speckstein an Schulen verboten (meinem Wissen nach wegen gesundheitsgefährdender Stäube).
    Also eventuell noch mal in den Richtlinien nachschauen.

  • Stimmt, Zirkuskind, ich erinnere mich auch an sowas. Aber es darf trotzdem gerne gebrainstormt werden.
    Ich möchte lernen, selbst mehr mit Materialien zu experimentieren, von den Schablonenbasteleien und Vorlagen weg. Ich hatte mal eine Praktikantin, die das fantastisch beherrscht hat, z.B. verschiedene Papiersorten kombiniert, schnippschnipp und am Ende kamen Frühblüher raus... kann das schlecht beschreiben ;)

  • - Klecksen und mit Farbe spritzen wie Jackson Pollok
    - Tusche verpusten mit Strohhalm (kann einen Baum auf einen vorher mit Tusche bemalten Nachthimmel-Hintergrund sein)

  • „Schnipselbilder“: Umriss (zum Beispiel „Fisch“) auf farbiges Papier zeichnen, Schnipsel aus Papierresten reißen (unterschiedliche Papiersorten und Farben), aufkleben, mit Zusatzelementen (Wasserpflanzen, Luftblasen, Quallen usw.) ergänzen

  • Oft kann man mit einfachen Techniken auf Stoff sehr schöne Dinge machen :
    - z.B. Weiße Socken ,T-Shirts mit Batikfarben gestalten. Wenn man nur am wenige Farben nimmt , sieht das Ergebnis sehr schön aus. ( man kann auch mit Papier-Batik sehr schöne Karten gestalten, aber für motorisch ungeübte Hände ist das Material zu “zart”
    - Kartoffel- Druck auf Jute- Beutel
    - Seidentücher färben
    - Fingerfarbe auf Füße streichen und über großes Papier laufen lassen (z.B. Tapete aufrollen, im Sommer gut draußen )
    - gefaltetes Papier einseitig mit Farbklecksen versehen und zusammenklappen - das Ergebnis mit Fühlern versehen = sehr schöne Schmetterlinge
    - statt Knete kann man sich salzteig nehmen, den man anschließend trocken und ggf. bemalen kann


    Viel Spaß!!!!

  • Guck mal grundsätzlich unter dem Suchbegriff "Zufallstechniken", einige Beispiele dazu gab's hier auch schon (Murmelbilder, Tusche verpusten etc.). Das ist meiner Erfahrung nach immer sehr dankbar.
    Ansonsten möchte ich dir noch meine absolute Lieblingsseite in Sachen Kunstunterricht ans Herz legen:


    https://www.kunstgalerie-derrotehahn.de/


    Kunstunterricht wie er sein sollte und für mich immer hochgradig inspirierend (guck da z.B. mal unter "Schau genau-Suchspiel" oder "Assoziationsübungen")

    "Die Wahrheit ist ein Zitronenbaiser!" Freitag O'Leary

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